Afrikanische Märchen auf 668 Seiten. T. von Held
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geheimnisvollen Dingen besser Bescheid,« und
schnellen Schrittes lief er heim.
»Du Dummkopf!« schalt sein Weib, nachdem es
zugehört hatte: »Warum hast du nicht getan, was der
Zauberer dir befohlen hat? Komm' jetzt gleich mit mir
und zeige mir, was du gesehen hast. Mich beunruhigt
ein Traum, den ich in der vergangenen Nacht gehabt
habe, und das Bündel, von dem du da gesprochen
hast, kann für uns beide von großer Bedeutung sein.«
So zogen sie miteinander zur Töpferei. Gerade als
sie dort ankamen und die Frau eben nahe hinzutrat,
um zu sehen, was auf der Erde in Felle gewickelt lag,
fing das Kind an zu schreien und sich zu bewegen:
»Du meine Güte, das ist ja ein Säugling,« rief das
Weib, »und es sieht genau so aus, wie das Kind, welches
ich heute Nacht im Traume sah! Heb' es auf,
Muyana, gib es mir und verletze es ja nicht!«
Muyana war wie von Sinnen, tat aber, wie sein
Weib ihm geheißen hatte, und gab ihr das Kind, ohne
ein Wort zu sagen. Entzückt betrachtete die Frau das
gesunde, wohlgebildete Kind, wiegte es in ihren
Armen und rief aus:
»Muyana, was sind wir doch für glückliche Leute!
Seit Jahren sehne ich mich nach einem Kinde, und
endlich haben gute Geister meinen Wunsch erfüllt
und uns das schönste aller Kinder gegeben. Unser
Glück ist gemacht!«
»Aber wessen Kind mag das sein?« fragte Muyana
argwöhnisch.
Kapitel 3
»Wie kann ich das sagen? Laß uns dankbar sein,
daß wir es gefunden haben; fürwahr, der Zauberdoktor
ist ein guter und weiser Mann; er wird wohl auch
das Geheimnis dieses kleinen Wesens kennen; uns
aber geht das nichts an, laß uns lieber gar nicht daran
denken. Nicht wahr, fortan ist das Kind unser; wir
wollen dafür sorgen und es wie unser eigenes halten!«
»Wie du willst!«
So hatte denn das Kind der schönen Wanyana seine
Pflegeeltern gefunden, und in ganz Unyoro gab es
keine Mutter, die stolzer auf ihr Kind gewesen wäre,
als Muyanas Weib auf diesen Findling. Der Knabe
wurde mit Ziegen- und Kuhmilch ernährt und gedieh
prächtig. Als Muyana zu dem Zauberdoktor ging, um
diesen zu fragen, wie er das Kind nennen solle, antwortete
der ihm:
»Nenne es Kimyera – den Mächtigen.«
Als Kimyera etwa ein Jahr alt war, ging Wanyana
eines Tages zu einem Töpfer, um für ihr Haus Töpfe
zu kaufen. Sie setzte sich auf die Erde am Eingange in
der Werkstatt und wählte aus, was ihr gefiel. Da
plötzlich hörte sie ein Kind schreien.
»Hat dein Weib kürzlich ein Kind gehabt?« fragte
Wanyana, »ich hörte bisher nichts davon.«
»Nein, Weib unseres Häuptlings,« entgegnete Muyana,
»wir haben das Kind vor Jahresfrist in meiner
Werkstatt gefunden.« Wanyanas Herz schlug höher,
als Muyana nun fortfuhr, die ganze sonderbare Begebenheit
zu erzählen, und im stillen überlegte sie, wie
sie es wohl anfangen könnte, sich der Verschwiegenheit
des Mannes zu vergewissern, wenn sie ihm gestände,
daß sie des Kindes Mutter sei.
»Anfänglich hatte ich gegen mein Weib den Verdacht,
« schloß Muyana, »daß das Kind ihr Eigentum
sei, und daß ich der Betrogene wäre. Aber ich habe
keinen Grund für den schändlichen Argwohn, wennschon
er hin und wieder noch sich in mir regt, denn
mein Weib ist in ganz Unyoro die beste und klügste
Frau.«
Wanyana überlegte einen Augenblick, dann sprach
sie:
»Guter Mann, ich bin nicht so unwissend über des
Kindes Herkunft, wie es dir scheinen mochte; denn
ich weiß, wem es gehört, und wer es hierher brachte!«
»Du?«
»Ja! und wenn du versprechen möchtest bei dem
großen Geist, der uns alle gemacht hat, daß du das
Geheimnis bewahren willst, so werde ich dir die Mutter
des Kindes nennen!«
»Solange das Kind nicht das Kind meines Weibes
ist, verspreche ich Stillschweigen über die Sache. Wer
sonst des Kindes Mutter ist, kann mir gleichgültig
sein. Ich habe es gefunden, und mein ist es als Finderlohn.
Nun nenne mir den Namen der Mutter!«
»Wanyana!«
»Du die Mutter?«