Afrikanische Märchen auf 668 Seiten. T. von Held

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Afrikanische Märchen auf 668 Seiten - T. von Held

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folgen, wohin du gehst!«

       »Muyana, du bist ein treuer Freund! So laß uns

       denn forteilen, noch ehe der Morgen dämmert. In Willemera

       will ich dir zehnfach vergelten, was du hier

       verläßt. Der Findling ist nun ein starker Mann geworden,

       und endlich hat er den Weg gefunden, der ihn zu

       seinem Vater und zu seinem Stamme führt.«

       Wie Wanyana es gesagt hatte, so geschah es. Noch

       ehe die ersten Strahlen der Sonne am folgenden Tage

       die Erde beschienen, war sie mit Kimyera, Muyana

       und seinem Weibe wie dem Sklaven Sebarija auf dem

       Wege nach Uganda.

       Eines Tages ging Kimyera mit Muyana auf die

       Büffeljagd und nahm auch Sebarija mit, so daß die

       beiden Frauen allein zurückblieben. Der Büffel, den

       er jagte, war ein ungewöhnlich wildes und schnelles

       Tier; deshalb entfernte Kimyera sich weiter, als es

       seine Absicht gewesen war, und bald fing der Gedanke

       an seine Mutter und Muyanas Weib an ihn zu ängstigen;

       deshalb schickte er Sebarija zurück zu ihnen.

       Endlich war der Büffel erlegt. Als aber Kimyera mit

       Muyana an den Platz kamen, von welchem sie am

       Morgen ausgezogen waren, fanden sie keine Spuren

       der Weiber oder Sebarijas vor. Tag und Nacht such-

       ten sie; doch alles war vergeblich; endlich gaben sie

       ihre Bemühungen als erfolglos auf und zogen weiter.

       Als Kimyera einige Tage darauf wieder auf der Jagd

       war und sein Wild erlegt hatte, traf er an einem Felsen

       ein Weib, das trug auf dem Kopfe einen Krug mit

       Wasser. Kimyera rief ihr zu und bat um einen Labtrunk.

       Lächelnd gab das Mädchen dem schönen Jüngling

       zu trinken und erzählte ihm bald von dem Lande

       Ganda, dessen Tochter sie war, auch von der Königin

       Naku, in deren Diensten sie stand, und deren Gastfreundschaft

       weit und breit berühmt war.

       »Wird sie auch mich mit Freundlichkeit empfangen?

       « fragte Kimyera. »Ich komme aus Unyoro und

       möchte mich im Lande Ganda niederlassen.«

       »Naku wird dich auch aufnehmen; sie ist gütig

       gegen alle Fremden; das ist des Landes Sitte. Was

       aber, Fremdling, ist es, was du in deinem Gurt

       trägst?«

       »Eine Flöte!« entgegnete Kimyera. »Auf ihr ahme

       ich die Stimmen der Vögel nach, welche mir die lieblichsten

       scheinen.«

       Und bei diesen Worten fing er an, dem Mädchen

       seine Weisen vorzuspielen.

       Freudig überrascht von dem Wohllaute seiner

       Kunst schlug die Zuhörerin in die Hände und rief:

       »Naku wird dich mit Freuden aufnehmen, o Fremdling.

       Folge mir, und komme zu ihr, denn dein Glück

       ist gemacht.«

       »Erst muß ich meinen Gefährten aufsuchen,« entgegnete

       Kimyera, »danach komme ich mit ihm zu deiner

       Königin.«

       Freudig grüßend schritt er von dannen, indessen

       das Mädchen in das Dorf lief und dort ihre seltsame

       Begegnung mit dem schönen Jüngling verkündete.

       Kimyera suchte seinen väterlichen Freund Muyana

       auf, fand ihn bald und unterrichtete ihn von allem,

       was vorgefallen war.

       Nachdem die Wanderer sich gewaschen hatten,

       machten sie sich auf den Weg, um die Königin Naku

       und Sebuwana, ihren Gatten, zu begrüßen. Naku war

       auf das Angenehmste überrascht, als sie Kimyera sah,

       und empfing ihn überaus freundlich, zumal seine gewinnende

       Art und die Schönheit seines Körpers ihr

       Herz höher schlagen ließ. Indem sie sich ihrem Gatten

       zuwandte, sprach sie:

       »Laß uns diese unsere neuen Gastfreunde freundlich

       empfangen, denn mir will es scheinen, daß sie

       einem erlesenen und edlen Stamme angehören; wie

       käme sonst ein Jüngling zu einer so hohen Gestalt

       und solch edlem Wuchs wie dieser? Er soll eins unserer

       schönsten Häuser bewohnen, Bananenwein, Milch

       und Früchte werden ihm täglich in Fülle gereicht werden,

       nichts soll ihm mangeln, damit er erkennt, wie

       gern und freudig wir ihn bei uns aufnehmen.«

       Was Naku angeordnet hatte, geschah, und Sebuwana

       selber sah danach, daß alles auf das Sorgsamste

       bereitet wurde.

       »Ist dies dein Instrument, mit welchem du so lieblich

       zu spielen verstehst?« fragte Naku den Fremden,

       indem sie auf die Flöte wies, welche er im Gürtel

       stecken hatte.

       »Jawohl, Königin Naku,« entgegnete Kimyera,

       »und wenn es dir zum Vergnügen gereicht, so laß

       mich dir meine Kunst zeigen.«

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