Afrikanische Märchen auf 668 Seiten. T. von Held
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einst gebrüstet und für allmächtig gehalten hatte.
Der Löwe und die Schildkröte.
Eine Naosage.
Vier außerordentlich große Elfenbeinzähne, so groß,
daß jeder Zahn von zwei Männern getragen werden
mußte, lagen bereit als Wettlaufpreis, und man sagte:
»Wohlan, laufet um die Wette, alle Tiere! Wer zuletzt
ermüdet, bekommt das Elfenbein.«
Da kamen viele Tiere und liefen um die Wette,
wurden aber müde und gaben den Wettlauf auf, so
daß nur noch der Löwe übrig blieb. Dieser freute sich
und sprach:
»Mir gehört der Preis!«
Da erhob sich die Schildkröte und sprach:
»Noch nicht! Wir wollen noch miteinander wettlaufen,
damit ich jenes Elfenbein bekomme.«
Der Löwe weigerte sich, lachte und sprach:
»Wie? Wirst du wettlaufen können?«
Die Schildkröte entgegnete:
»Du wirst es schon sehen; lauf nur zu!«
Die Schildkröte kletterte unbemerkt auf des Löwen
Rücken, und so liefen sie denn, – liefen, liefen und
liefen, bis der Löwe müde wurde und ausruhen
mußte.
Da rief die Schildkröte:
»Ruht nicht aus; sonst bekomme ich die Elfenbeinzähne.
«
Weiter und weiter lief wiederum der Löwe, bis er
ganz und gar ermattet wieder zu den Elfenbeinzähnen
kam. Da machte er Halt, drehte sich um und fragte:
»Schildkröte, wo bist du?«
Die Schildkröte antwortete hinter ihm:
»Ach, ich bin schon lange hier.«
Da sah sich der Löwe besiegt und ließ ihr den
Preis.
Klugheit des Hasen.
Naosage.
Es war einmal ein Mann der hatte eine sehr schöne
Tochter, zu der sprach er:
»Koche zehn Körbe voll Essen! Wer es aufißt, soll
dich heiraten.«
Sie kochte das Essen.
Da kamen sehr viele Leute, die das Mädchen gern
heiraten wollten; aber sobald sie einen Korb voll von
dem Essen genossen hatten, waren sie satt und mußten
das Unternehmen aufgeben.
Da machte sich der Hase auf den Weg, nahm seine
Axt, seine Hacke, einen Schlauch und ein Buschmesser,
ein Tuch, Hirse und ein Körbchen. Unterwegs traf
er das Ichneumon, welches sagte:
»Zerteile dein Tuch; morgen wird es dir vergolten.«
Da zerriß der Hase das Tuch und gab dem Ichneumon
davon.
Als er weiter ging, traf er einen Vogel; der sagte:
»Gib mir Schnecken zu essen; morgen wird es dir
vergolten.«
Der Hase suchte und gab dem Vogel Schnecken.
Weiter auf seinem Wege begegneten dem Hasen
Termiten, die riefen:
»Schlag uns diese Bambusrohre um; morgen wird
es dir vergolten.«
Der Hase nahm sein Buschmesser und fällte die
Bambusrohre.
Bald darauf begegnete ihm ein Perlhuhn, das bat:
»Gib mir von deiner Hirse; morgen wird es dir vergolten.
«
Der Hase gab ihm alle Hirse, die er hatte. Ein
Löwe begegnete dem Hasen, der sprach zu ihm:
»Gib mir eine Antilope; morgen wird es dir vergolten.
«
Da stellte der Hase eine Falle auf, fing eine Antilope
und gab sie dem Löwen.
Dann traf er den Elefanten. Dieser sagte:
»Haue mir einen Affenbrotbaum um; was morgen
geschehen wird, wirst du dann sehen.«
Der Hase tat, wie ihm der Elefant geboten hatte.
Nun kam er in das Dorf, in welchem jenes schöne
Mädchen wohnte.
Das Mädchen kochte dem Hasen zehn Körbe voll
Essen, stellte sie ihm hin und sprach:
»Jetzt iß!«
Der Hase entgegnete:
»Stelle das Essen ins Haus; denn am Tage kann ich
nicht essen.«
Da stellte sie es ins Haus.
Die Sonne ging unter. Der Hase trat nun ins Haus
und begann zu essen. Da hörte er klopfen und rief:
»Herein,« und es kam jener Vogel, dem er Schnecken
gesucht hatte. Der aß einen Korb voll.
Dann klopfte es wieder, und der Hase rief:
»Herein!«
Da kamen die Termiten, die aßen zwei Körbe voll.
Wieder klopfte es; es kam der Löwe, der aß drei