Afrikanische Märchen auf 668 Seiten. T. von Held
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Als sie das vernommen, schwiegen beide, aßen
und tranken, bis sie satt waren. Da sagte Cakyane:
»O Kinder meines Kindes, richtet mir doch das
Reh schön zu, welches ihr mitgebracht habt!«
Während sie dasselbe zubereiteten, ging Cakyane
hinaus, warf, als er eine Strecke entfernt war, den
Rock auf die Erde und rief:
»Hurra, hurra, ihr habt ja eure Großmutter gegessen!
«
Da sprangen beide auf und ihm nach; aber auch
Cakyane rannte, so gut er konnte, davon, und verwandelte
sich schließlich am Ufer des nächsten Flusses
in einen Holzklotz. Die Söhne kamen dorthin und
warfen den Klotz über den großen Fluß, indem sie
sagten:
»O großer Geist, du kennst Cakyane und weißt,
wo er sich aufhält! Erschlage ihn dort, wo du ihn
siehst, mit diesem Klotze«. Drüben verwandelte sich
Cakyane wieder und rief lachend den Söhnen zu:
»Ei, ihr Herren, ihr habt mich ja prächtig über den
Fluß gesetzt!«
Sprach's und ging seines Weges weiter; – jene
aber blieben ärgerlich auf der anderen Seite des Flusses
zurück.
Cakyane traf im Weitergehen einen Greis, welcher
Brot aß. Er nahm es ihm ab und lief davon. Der Alte
lief ihm nach und rief:
»Lege mein Brot nieder, Cakyane!«
Der aber hörte nicht, sondern lief weiter, bis er an
einen hohlen Baum kam, in welchen er schnell hineinkroch.
Gleich darauf kam der Alte auch an und
steckte seine Hand in das Loch, den Bösewicht herauszuziehen.
Als er ihn so gefaßt hatte, rief Cakyane:
»O Tor, du hast ja die Wurzel des Baumes gefaßt.
«
Da ließ der Alte ihn los und faßte die Wurzel des
Baumes; Cakyane aber rief:
»Laß mich los, du bringst mich ums Leben!«
Der Alte, hoch erfreut, bemühte sich jetzt, den vermeintlichen
Cakyane herauszuziehen. Dieser jedoch
aß währenddem das Brot, sprang sodann heraus und
lief davon.
Fußnoten
1 Im Zulukaffrischen führt das Wiesel den Namen u
Cakide; u Cakyane ist die Verkleinerungsform hiervon
und bedeutet demnach soviel als »Wieselchen«;
bo Cololo ist ein bloßer Ehrentitel; ein weiterer Ehrentitel
desselben lautet »u Mahlab indoda iseme«
und bezeichnet einen, »welcher den noch stehenden
Mann niedersticht«. Das Tierchen hat diesen Beinamen
wegen seiner Gewandtheit und Klugheit, und es
spielt im kaffrischen Märchen- und Fabelkranze ungefähr
die gleiche Rolle wie Reineke Fuchs im deutschen.
Der Wolkenschmaus.
Eine Erzählung der Hottentotten.
Einstmals, so erzählt man sich, waren die Hyäne und
der Schakal beisammen, als eine große weiße Wolke
am Himmel aufzog. Da stieg der Schakal hinauf zu
ihr und aß davon, als ob es Fett wäre. Als er gesättigt
war, rief er der Hyäne zu:
»Meine Schwester Rechtauf, wenn ich dir von dem
Schmause etwas lassen soll, so mußt du mich jetzt
hübsch auffangen.«
Die Hyäne fing den Schakal auf, folgte seinem Beispiel,
stieg hinauf zu der weißen Wolke und aß von
ihr. Als sie satt war, sprach sie:
»Mein Bruder fange mich auf.«
»Gewiß! komm' nur, ich werde dich schon fangen,«
erwiderte der Schakal. Dabei hielt er die Hände auf,
und die Hyäne ließ sich von der Wolke hinab, indem
sie auf den Schakal zusprang. Als sie ganz nahe ge-
kommen war, rief der Schakal, indem er wie vor
Schmerz auf die Seite sprang:
»Verzeih', verzeih' mir! ein Dorn hat mich gestochen,
o weh, o weh!«
Da stürzte die Hyäne zur Erde und verletzte sich
den Fuß.
»Seit jenem Tage,« so sagt man, »ist der linke Hinterfuß
der Hyäne kürzer als der rechte.«
Warum der Schakal einen langen, schwarzen
Streifen auf dem Rücken hat.
Hottentottenfabel.
Vor langen, langen Jahren kam die Sonne niemals auf
die Erde. Das war gerade zu der Zeit, da die Menschen
alle im Umzuge waren und keiner Lust und Zeit
hatte, sich um etwas anderes als seine eigenen Angelegenheiten
zu kümmern. Wohl sahen die Menschen
die Sonne am Wege sitzen, aber sie eilten achtlos an
ihr vorüber. Der Schakal, der hinter dem Menschen