Afrikanische Märchen auf 668 Seiten. T. von Held
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konnte:
»Als ich im Kriege war, trafen mich die Pfeile der
Feinde hier und hier und hier und da und dort,« und
wohin er mit dem Finger wies, da kratzte er sich
schnell. Auch der Hase konnte es schließlich nicht
mehr über sich gewinnen, seine Augen auf dem
Boden ruhen zu lassen, und so begann er eine Erzählung:
»Als ich im Kriege war,« sagte er, »verfolgten
mich eines Tages die Feinde. Vor Entsetzen sprang
ich bald hierhin, bald dorthin, bald nach rechts, bald
nach links.« Mit Blitzesschnelle folgten dabei seine
Augen, die solange starr vor sich hingeblickt hatten,
den Bewegungen seiner Glieder.
Vom Vogel, der Milch gab.
Kaffernsage, dem Jesuitenpater Torrend nacherzählt.
Es sagte einmal ein Mann zu seinem Weibe:
»Gehe zu hacken aufs Feld!«
Sie ging, hackte und kehrte dann nach Hause zurück.
Darauf kam ein Vogel zu dem Platze, der umgehackt
war, und sang:
»Schieß empor, Gras, auf diesem Felde!
Schieß empor, Gras, von diesem Vogel!«
Und das Gras kam hervor; es war, als wäre kein
Fleckchen auf dem Felde umgehackt worden.
Der Mann kam hin, sah das Gras und fragte darauf
sein Weib:
»Wo hast du gehackt?«
Das Weib wies auf den Flecken Land, auf dem es
gearbeitet hatte und sprach:
»Hier habe ich gehackt.«
Der Mann entgegnete:
»Du lügst, du hast nicht umgehackt!« Und er
schlug sie mit dem Hackenstiele, daß sie weinte. Sodann
rief er:
»Komm', wir wollen hacken!«
Sie hackten und hackten und gingen endlich nach
Hause.
Wieder kam der Vogel und sang:
»Schieß empor, Gras, auf diesem Felde!
Schieß empor, Gras, von diesem Vogel!«
Und ach! – es war, als wäre kein Fleckchen Land
umgegraben worden.
Des anderen Morgens kamen der Mann und die
Frau und sahen nichts vom umgehackten Platze. Da
sagte das Weib:
»Wo ist nun die Arbeit, die wir gestern verrichtet
haben?«
Der Mann versetzte:
»O, ich weiß, wie das zugeht, Frau; begrabe mich
jetzt im Boden und laß nur allein meine Hand herausragen.
«
Das Weib tat es und ging heim. Der Vogel kam
und pickte hier und dort herum, bis er auf die Hand
des Mannes trat, der ihn nun festhielt.
Der Vogel sprach:
»Laß mich los; ich bin ein Vogel, der Milch gibt!«
Der Mann antwortete:
»So gib jetzt Milch, mein lieber Vogel, damit ich
mich davon überzeugen kann!«
Und wirklich gab der Vogel ihm saure Milch auf
die Hand.
Da nahm der Mann den Vogel mit sich heim und
gebot seinem Weibe, einen Milcheimer auszuwaschen
und den Vogel hineinzusetzen. Nachdem die Frau
getan hatte, was ihr Mann ihr befohlen, füllte der
Vogel den Eimer mit Milch. Darüber waren der Mann
und die Frau hocherfreut; denn sie waren sehr hungrig
und hatten nun vollauf zu essen. Nachdem sie gesättigt
waren, gingen sie aufs Feld, um zu arbeiten, und
ließen ihre beiden Kinder daheim. Das ältere der Kinder
hieß Ngeneu, das jüngere Notuneu.
Ngeneu sagte:
»Wir wollen zu anderen Kindern gehen und ihnen
von dem Vogel erzählen!«
Notuneu erwiderte:
»Unser Vater sagte, er würde uns töten, wenn wir
von dem Vogel zu anderen Kindern redeten.«
Darauf wurde Ngeneu zornig und rief:
»Schweig, du Lügnerin!«
Notuneu fürchtete ihren Bruder und gab deshalb
schließlich seinem Drängen nach. Als Ngeneu nun
den anderen Kindern von dem Vogel erzählt hatte,
sprachen diese:
»Wir wollen zu dem Vogel gehen!«
Als sie hingekommen waren, nahmen sie ihn aus
dem Melkeimer, und Nguneu schrie laut:
»Seht diesen Vogel an, der uns gehört!«
Da sagte der Vogel:
»Wenn ich euch gehöre, so bringe mich in den
Kraal hinein.«
Der Knabe nahm ihn also mit in den Kraal. Da verlangte
der Vogel, auf den Zaun gesetzt zu werden. Als
er aber dorthin gebracht war,