Afrikanische Märchen auf 668 Seiten. T. von Held

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Afrikanische Märchen auf 668 Seiten - T. von Held

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Notuneu weinte laut und rief:

       »Siehst du, nun wird unser Vater uns töten! Sieh'

       nur, wie er davonfliegt.«

       Die Kinder, die gekommen waren, den Vogel zu

       sehen, liefen flugs fort und ließen sich nicht mehr

       blicken.

       Der Vogel sang mit schallender Stimme im Fliegen:

       »Ngeneu und Notuneu haben mich herausgelassen!

       « Und dieselben Worte sang er noch, als er dicht

       bei dem Vater der Kinder vorbeikam. Die Mutter

       hörte es und sprach:

       »Das ist dein Vogel; er sagt Ngeneu und Notuneu

       haben ihn herausgelassen.«

       Der Mann aber entgegnete:

       »Wie kannst du nur so reden! Unsere Kinder würden

       nie wagen, so gegen meinen Befehl zu handeln.«

       Darauf gingen sie heim. Dort angelangt, ging die

       Frau sofort zu dem Melkeimer, schaute hinein und

       fand richtig keinen Vogel darin. Der Mann rief sofort

       nach den beiden Kindern, und fragte sie nach dem

       Verbleib des Tieres. Notuneu sprach:

       »Ngeneu hat den Vogel fliegen lassen.«

       Da brachte der Vater einen Strick und schwor, er

       wolle die ungeratenen Kinder töten. Diese brachen in

       Weinen und Klagen aus, und auch ihre Mutter rang

       verzweifelt die Hände.

       »Willst du, Vater des Ngeneu und der Notuneu,

       wirklich um des Vogels willen deine Kinder töten?«

       rief sie.

       Der Mann aber war nicht zu erweichen, sondern

       drohte:

       »Wenn du so weiter redest, werde ich dich mit

       ihnen töten!«

       Da schwieg sie still und sah, wie ihr Mann den

       Strick um den Hals seiner Kinder legte und sie an

       dem Aste eines Baumes aufhängte, der weit über

       einen tiefen Fluß hinüberragte. Der Strick zerriß jedoch,

       die Kinder fielen in das Wasser und versanken

       in der Tiefe, wo sie in Flußgötter verwandelt wurden

       und dadurch die Gabe erhielten, den Fluß anschwellen

       zu lassen.

       Einst wurde das Land von einem benachbarten

       feindlichen Stamme überfallen. Die Weiber und Kin-

       der des Landes waren in großen Schrecken und suchten

       durch den Fluß zu entkommen. Als sie aber den

       Fuß ins Wasser gesetzt hatten, schwoll es plötzlich

       hoch an, und sie konnten nicht weiter laufen. Da riefen

       sie:

       »Ngeneu und Notuneu, laßt uns über das Wasser,

       damit wir unseren Feinden entrinnen!«

       Das Wasser schwand, und sie stiegen in den Fluß

       hinein. Als aber, während sie halbwegs hindurch

       waren, auch der Vater, welcher seine Kinder hatte

       töten wollen, in den Fluß gekommen war, füllten sie

       denselben wieder mit Wasser an. Da riefen ihm die

       anderen Männer laut zu:

       »Geh' du hinaus zur Strafe dafür, daß du deine

       Kinder morden wolltest.«

       Er ging heraus, und alsbald trocknete der Fluß wieder

       aus. Die anderen Männer aber gingen sodann

       durch den Fluß hindurch, während jener Mann allein

       zurückblieb. Als der Feind ganz nahe war, erhob auch

       er seine Stimme, indem er sprach:

       »Ngeneu und Notuneu, macht mir doch auf!«

       Die aber sagten:

       »Wie? Dir sollten wir aufmachen, nachdem du uns

       aufgehenkt hast!«

       Da brach er in lautes Geschrei aus, und der Feind

       kam und erschlug ihn. So endete der Mann, welcher

       der Milch wegen seine Kinder zu ermorden gesucht

       hatte. Diese aber kamen aus dem Flusse heraus, um

       ihre Mutter aufzusuchen. Nachdem sie dieselbe gefunden,

       blieben sie bei ihr, behielten aber immer die

       Gabe, in die Flußtiefe zu gehen und das Wasser anund

       abschwellen zu lassen.

       Die Geschichte von den zwei Frauen.

       Eine Kaffernerzählung.

       Es war einmal ein Mann, der zwei Weiber hatte. Die

       eine Frau hatte keine Kinder, und ihr Mann liebte sie

       darum weniger als die andere, welche ihm eine Tochter,

       die sehr schwarz war, geschenkt hatte, außerdem

       noch verschiedene andere Kinder; aber die waren Krähen.

       Numbakatali, so hieß die Frau, welche keine

       Kinder hatte, war meist traurig und niedergeschlagen;

       gar oft ging sie allein auf das Feld und weinte von

       Herzensgrund. Einstmals war sie in ihrem Garten und

       bestellte unter Tränen das Land, als zwei weiße Tauben

       sich nahe bei ihr niederließen.

       Die eine sprach zur anderen:

       »Frage doch diese Frau, warum sie weint?«

      

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