Afrikanische Märchen auf 668 Seiten. T. von Held
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Häuptlinge Ugandas, welcher der ›Stamm des Elefanten‹
genannt wird. Er ist der jüngste Sohn des verstorbenen
Königs von Uganda. Nach seines Vaters Tode
erhielt er nicht weit von Unyoro ein weites, fruchtbares
Landgebiet mit vielem und schönem Vieh. Als er
in unser Land kam, um hier Ochsen und Kühe einzutauschen,
sah ich ihn, und wir liebten einander. Aus
Furcht vor Unis Zorn floh Kalimera und ließ mich zu-
rück. Als das Kind nun geboren war, brachte ich es
hierher, vertraute mich dem weisen Zauberdoktor an
und hoffte von seiner Klugheit das Beste. Das übrige
weißt du!«
»O Weib unseres Häuptlings! Nie habe ich meine
Frau inniger geliebt als gerade jetzt, da jeder Schatten
des Argwohns gegen sie aus meiner Seele gebannt ist.
Du aber sei ohne Sorge. Mein Weib liebt dieses Kind,
als wäre es ihr eigen Fleisch und Blut, und ich werde
darüber wachen! Wenn königliches Blut den Menschen
zum König machen kann, so ist Kimyeras
Zukunft gesichert, und er wird uns dereinst reichlich
vergelten, was wir an ihm tun. Jetzt komm' zu meinem
Weibe und erzähle noch einmal deine Geschichte;
sie wird sie treu bewahren.«
Wanyana erzählte nun, während sie ihr Kind kosend
im Arme hielt, noch einmal die kurze Geschichte
ihrer Liebe und ließ sich versprechen, daß die braven
Töpfersleute mit Liebe und Sorgfalt sich auch fernerhin
Kimyeras annehmen wollten.
Von nun an verband innige Freundschaft das Weib
Unis mit Muyana und seiner Frau, und fortwährend
fand Wanyana einen Vorwand, um das Pflegekind
dieser Leute zu besuchen.
Muyanas Reichtum wuchs fortan beständig; denn
Wanyana beschenkte ihn unablässig mit schönem
Vieh. Als Kimyera herangewachsen war, besaß sein
Vater große Herden und schöne Weideplätze, und
ihm wurde die Sorge für das Vieh anvertraut; zur
Hilfe wurden ihm starke und kühne Jünglinge zur
Seite gestellt. Mit diesen nun vergnügte sich Kimyera
in mancherlei männlichen Spielen, lernte ringen, den
Speer werfen und Pfeil und Bogen geschickt handhaben.
Seine Geschwindigkeit war größer als die der
Antilope; kein Tier des Feldes konnte ihm entkommen,
wenn er es jagte. Sein Mut und seine Kühnheit,
die er oftmals in Ausübung seines Amtes bewies,
wurden sprichwörtlich im ganzen Lande. Warnte ihn
der Ruf eines der Hirten, daß ein wildes Tier in der
Nähe sei, so begab er sich sofort in die Gefahr, indem
er mit Pfeil und Bogen oder mit seinem Wurfgeschoß
dem Feinde entgegeneilte, und mehr als einmal rettete
er seines Vaters Vieh vor dem Feinde.
Sein Übermut verleitete ihn gar oft, ganze Herden
durch blühende Kornfelder hindurchzutreiben, und
allen Vorstellungen wegen solchen Unfuges begegnete
er lachend mit den Worten:
»Das Vieh gehört Wanyana, dem Lieblingsweibe
Unis. Das Volk gehört ihr ebenfalls und auch die Felder.
Warum also soll Wanyanas Vieh nicht ihr Korn
fressen?«
Aus Furcht vor dem Mut und der Stärke des Jünglings
ließen die Leute ihn gewähren. Mit der Zeit aber
kühlten Unis Gefühle für sein schönes Weib, welches
anfing zu altern, ab, und da nun Wanyanas Freiheit
auch mehr beschränkt wurde, so konnte sie nicht mehr
so oft wie ehedem zu ihrem Sohne gehen. Muyana
fühlte Mitleid mit der armen Mutter; deshalb sandte
er Kimyera oftmals zu den Weibern des Häuptlings,
um Töpfe zu verkaufen, und befahl ihm, stets zu
Wanyana zu gehen. Jedesmal, wenn der Knabe von
diesen Botengängen heimkehrte, war er reich beschenkt
worden mit Leopardenfellen, Krokodilszähnen,
Tierklauen, Muscheln und farbigen Hölzern, die
er mit Stolz seinen Pflegeeltern zeigte. Oft auch
brachte er Geschenke von Wanyana für Muyana und
sein Weib mit. Seiner Mutter Gaben häuften sich bei
ihm so an, daß er bald in der Lage war, sich durch sie
zwei große, schöne Hunde zu erhandeln. Das eine dieser
Tiere war kohlschwarz, deshalb nannte er es
Msigissa, d.h. Dunkelheit, das andere weiß, wie die
Blüte der Baumwollstaude; Kimyera nannte es deshalb
Sema Gimbi, d.h. Weißholz. Mit seinen beiden
Hunden nun zog Kimyera oftmals weit fort von seiner
Heimat und überließ die Sorge für die Herden seinen
Untergebenen. Seine Begier, Land und Leute kennen