DIE NOVIZEN. Michael Stuhr

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besser, ein festes Verhältnis zu haben, statt ständig mit irgendwelchen Nutten herumzumachen. - Ist doch so, oder? - Sie kennen das ja."

      "Nein! Kenne ich nicht!" Gunther war nicht bereit, die Unterhaltung weiter in diesen Bahnen laufen zu lassen. Er beugte sich vor und starrte angriffslustig über den Tisch. Julia war ganz seiner Meinung - Der Alte war ganz offensichtlich ein schmieriger Drecksack, und wenn es so weiterging, dann konnten sie das Haus vergessen.

      "Wollen Sie das Haus jetzt vermieten, oder nicht?", fragte Gunther mühsam beherrscht. Bei der nächsten blöden Bemerkung würde ihm nämlich der Kragen platzen, und dann würde Sander sie wohl mit der Schrotflinte vom Hof jagen, so, wie die Leute in dem Jaguar.

      "Gut!" lenkte Sander bedächtig nickend zu Gunthers Überraschung ein. "Lassen Sie uns von dem Haus reden. - Gefällt es Ihnen?"

       KAPITEL 3 – 1958 - IRMI

      Irmi war gewitzter als es zunächst den Anschein gehabt hatte. Fast wäre sie doch noch entkommen.

      Als der Mann die Ausfahrt Melling erreichte und den 220er in die scharfe Kurve lenkte, war er sehr vorsichtig. Bis jetzt war alles gut gelaufen, aber nun durfte das Mädchen keinesfalls aufwachen. Der Mann kümmerte sich nicht darum, dass der Fahrer eines großen Barockengel-BMW hinter ihm ungeduldig mit der Lichthupe spielte. Sachte bog er auf die Hauptstraße ein und schaute zu Irmi hinüber, die, immer noch betäubt, in dem Winkel zwischen Türholm und Sitzpolster lehnte. Über eine Stunde lang hatte sie sich nicht gerührt und ein Speichelfaden lief aus ihrem Mundwinkel.

      Das machte dem Mann Sorgen. Er hätte zufrieden sein können, aber obwohl alles perfekt ablief, war er unruhig. Was, wenn die Dosis zu hoch gewesen war, wenn sie nicht wieder aufwachte? Schließlich war es das erste Mal, das er so etwas machte.

      "Geh aber vorsichtig damit um!", hatte sein Bekannter, der Drogist, ihm ans Herz gelegt, als er ihm das Fläschchen mit dem weißen Pulver gegeben hatte. "Das ist reiner Wirkstoff!" Dann hatte er ihm gezeigt, wie das Zeug zu dosieren war. - Aber wie sollte man vorsichtig sein, wenn man nicht wusste, ob so ein Mädchen eine, drei oder fünf Pralinen nahm? - Das hatte er dem Drogisten natürlich nicht sagen können. Dem hatte er vorgelogen, dass er die normalen Schlafmittel nicht gut vertrug, dass sie bei ihm Brechreiz auslösten, und er deshalb etwas Besonderes brauche. - Etwas, das nicht durchschmeckte! Zwei der Pralinen hatte das Mädchen genommen. - Konnte das zu viel gewesen sein? - Atmete sie überhaupt noch?

      Das letzte Dorf auf der Strecke. Danach kam nur noch Wald. Das Mädchen hatte bei einer Bodenwelle im Schlaf gestöhnt. Es lebte. - Gut!

      Mittlerweile war es dunkel geworden. Der Mann brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass jemand Irmi in seinem Wagen bemerkte, und sich fragte, mit wem er da durch die Gegend fuhr.

      Jetzt wurde es kritisch. Sehr langsam bog der Mercedes von der Asphaltstraße ab, aber trotzdem schwankte der Wagen, als er die Pflastersteine unter die Räder bekam. Irmis Kopf sackte nach vorne. Der Mann beschleunigte ein wenig. Das Geräusch der Reifen schwoll auf dem Kopfsteinpflaster an. Der Mann wurde nervös. Nur noch zwei Kilometer.

      Irmi schlug träge die Augen auf. "Hab ich geschlafen?", murmelte sie verwundert. "Wo sind wir denn hier? - Sind wir bald da?"

      "Fünf Minuten noch." Dem Mann war es bei Irmis Worten schlagartig heiß geworden und seine Stimme klang gepresst. "Gleich sind wir in - Hannover." Gerade noch rechtzeitig war es ihm eingefallen, wo Irmi eigentlich hingewollt hatte.

      "Dann muss ich ja gleich raus." Irmis Stimme war schwach, behaglich kuschelte sie sich wieder in das Kissen und schloss die Augen.

      Der Mann atmete verhalten tief ein. Sein Herz raste und seine Handflächen waren feucht. Ein Kilometer noch, dann würden sie auf dem Grundstück sein - nur eine Minute! Langsam und mit äußerster Vorsicht lenkte er den Wagen an den Dellen und Schlaglöchern in der alten Straße vorbei. Draußen herrschte jetzt undurchdringliche Finsternis. Weit vor dem Wagen wechselten im Scheinwerferlicht ein paar Rehe von einem Waldstück in das andere. Irmi konnte sie nicht sehen, sie war wohl wieder eingeschlafen.

      Als das Tor in Sicht war, bremste der Mann vorsichtig ab, bog ein und hielt an. Lautlos zog er die Handbremse an, dann brachte er den Schalter der Innenbeleuchtung in die 'Aus'-Stellung. - Kein Risiko eingehen! Nicht, dass das kleine Luder im letzten Moment doch noch aufwachte. Nach einem kurzen, prüfenden Blick auf das Mädchen öffnete er leise die Tür und stieg aus.

      Geblendet vom Licht der eigenen Scheinwerfer kam der Mann zu seinem Wagen zurück. Die Fahrertür hatte er einen Spalt weit aufgelassen, um Irmi nicht durch das Geräusch des Schließens zu wecken. Jetzt stand das Tor zu seinem Grundstück weit auf. In wenigen Augenblicken würde er mit seiner Beute in Sicherheit sein.

      Der Mann stieg ein und schloss die Tür. Jetzt kam es auf ein bisschen Krach nicht mehr an. Triumphierend sah er zur Seite, aber da durchfuhr es ihn wie ein Blitzschlag: Der Beifahrersitz war leer, die Tür offen ...

      Ohne zu überlegen legte der Mann den Rückwärtsgang ein und gab Vollgas. Die Beifahrertür schlug so heftig auf, dass die Scharniere knackten und fiel dann federnd ins Schloss. Der Mann achtete nicht darauf und schlug die Lenkung voll ein. Rasend schnell strich der Lichtkegel der Scheinwerfer die Böschung entlang. - Sie durfte nicht entkommen! Er hatte sie entführt und betäubt. Sie kannte ihn und sie kannte seinen Wagen - und jetzt kannte sie sogar die Einfahrt. Wenn die kleine Schlampe es schaffte, sich bis zu irgendeinem Haus durchzuschlagen, dann war er geliefert.

      Der Mann kniff die Augen zusammen. Da - abseits der Straße waren zwei helle Flecken zu erkennen, die sich rasend schnell auf und ab bewegten. Das verdammte Biest war gerissen; es lief nicht auf der Straße, es rannte auf der Böschung entlang, und nur der Zaun hatte verhindert, dass sie schon im Wald verschwunden war.

      Wenn sie jetzt die Straßenseite wechselte, war er geliefert, das wusste der Mann. Dort gab es keinen Zaun und er hatte keine Taschenlampe im Wagen. Innerhalb von Sekunden würde der Wald sie verschlucken und bei dieser Dunkelheit würde er sie niemals finden.

      "Geliefert!" das Wort beherrschte sein ganzes Denken. "Wenn sie entkommt, bin ich geliefert!" Mit aufkreischenden Reifen beschleunigte der 220er und war nach wenigen Sekunden in Höhe der Fliehenden. "Bleib stehen!", schrie der Mann aus dem Fenster. "Bleib doch stehen! Was hast du denn?"

      "Hauen Sie ab!" Irmi hielt kurz an. "Sie haben mir was gegeben, damit ich einschlafe!" schrie sie außer Atem von der Böschung herab. "In den Pralinen war was drin!" Sofort rannte sie weiter.

      Schlaues Mädchen! Der Mann war immer noch sehr aufgeregt, aber jetzt konnte er wieder klar denken. Ein Grinsen überzog sein Gesicht. - Es sah ganz so aus, als würde sie ganz von selbst in die Falle rennen.

      Der Mann hielt den Wagen knapp hinter der Flüchtenden, so, dass er sie im Licht der Scheinwerfer sehen konnte. Gleich musste sie an die Stelle kommen, wo der Zaun einige Meter von der Straße zurückwich, und dann im rechten Winkel wieder vorsprang - An genau dieser Stelle würde er sie festnageln.

      Jetzt war es so weit. Irmi hielt sich in der Nähe des Zauns und verschwand zwischen den Büschen. Der Mann stoppte mitten auf der Straße, riss die Handbremse an und sprang aus dem Wagen.

      Irmi sah den Zaun nicht und prallte in vollem Lauf dagegen. Die Schuhe, die sie in der Hand getragen hatten, flogen davon und der Anprall an das nachgiebige Geflecht schleuderte sie zu Boden. Rasch wollte sie sich aufrichten, aber da war der Mann schon über ihr und umklammerte mit der Rechten ihren Arm.

      "Hilfe! Ah - Sie tun mir weh!", schrie das Mädchen aus

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