Götzenbild. Dietrich Novak
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»Das ist ein gutes Stichwort«, sagte Lars. »Wir dürfen um eine Liste der Telefonate bitten, die Frau Feist geführt hat.«
»Aber das geht nicht, meine Herren. Das sind Firmeninterna. Diese Informationen unterliegen dem Datenschutz.«
»Der uns gegenüber aufgehoben ist, aber netter Versuch«, sagte Hinnerk. »Falls Sie eine richterliche Anordnung brauchen, können wir uns gleich darum kümmern. Oder die Frau Staatsanwältin stattet Ihnen einen Besuch ab und verschafft sich die Infos gleich hier vor Ort.«
»Halt, halt, Sie fahren hier gleich Geschütze auf … ich darf nur darum bitten, dass die Daten bei Ihnen unter Verschluss bleiben …«
»Ja, dachten Sie, wir veröffentlichen sie im Internet? Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, dass Sie zumindest einen Teil davon auf diese Weise erhalten haben.«
»Also, ich muss doch sehr bitten … wir sind ein seriöses Unternehmen …«
»Geschenkt«, sagte Hinnerk. »Bitte veranlassen Sie umgehend entsprechende Maßnahmen.«
»Ja, aber das kann schon eine Weile dauern …«
»Wir warten so lange …«
Der Teamchef griff zum Hörer und drückte eine Taste. »Chrissy, ich brauche eine Liste der Telefonate, die Nina Feist zuletzt geführt hat.« Er hielt einen Moment die Sprechmuschel zu. »Für welchen Zeitraum, bitte?«
»Nun, sagen wir vorerst für die letzten zehn Arbeitstage von Nina Feist.«
Sven Möller gab entsprechende Anweisung und legte auf.
»Was können Sie uns sonst noch über Frau Feist sagen?«, fragte Lars übergangslos.
»Sie war eine, die auf der Kippe stand, weil sie nur halbherzig dabei war. Man merkte ihr an, dass sie nicht für die Sache brannte. Von denen gibt es immer wieder mal welche, die nur gut verdienen wollen, aber die entsprechende Leistung scheuen.«
»Vielleicht war es einfach nur nicht ihr Ding, Leuten etwas aufzuschwatzen, das sie eigentlich nicht brauchen«, sagte Hinnerk.
»Was haben Sie eigentlich für eine Vorstellung von unserer Arbeit?«
»Ich denke, da nicht so falsch zu liegen. Auch ich erhalte privat mitunter Anrufe, die mehr als lästig sind.«
»Aber bestimmt nicht von uns. Wir haben einen festen Kundenstamm …«
»Der ständig erweitert werden soll … danke, ersparen Sie mir weitere Floskeln. Gibt es auf dem Gelände einen firmeneigenen Parkplatz?«
»Nicht direkt. Unsere Mitarbeiter nutzen den auf dem Nachbargrundstück, von der Rollbergstraße aus zu erreichen, wenn sie nicht auf der Straße parken wollen.«
»Haben Sie einmal nachgeschaut, ob womöglich der Pkw von Frau Feist dort noch steht?«
»Natürlich nicht, da hätte ich viel zu tun. Außerdem ging ich davon aus, dass sie längst über alle Berge ist.«
»Verstehe. Gibt es Mitarbeiter, mit denen sich Nina Feist besonders gut verstanden hat, vor allem männliche?«
»Mir fällt nur eine weibliche ein, Mia Kolberg. Auch eine von denen …«
»…die auf der Kippe stehen, ich weiß«, brachte Hinnerk den Satz zu Ende. »Dann würden wir die Dame gerne sprechen. Oder hat sie heute Spätdienst?«
»Nein, sie ist an ihrem Platz. Sie können sich im Aufenthaltsraum mit ihr unterhalten. Die Zeit müsste sie allerdings nacharbeiten.«
»Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder? Unter Umständen erhalten wir von ihr sachdienliche Hinweise«, ereiferte sich Lars.
»Ja … aber … also gut, ich rufe sie.«
Wenig später saßen Hinnerk und Lars einer etwas unscheinbaren Endzwanzigerin gegenüber, die zugegeben eine angenehme Stimme hatte. Als Mia von Ninas Tod erfuhr, wurde sie schneeweiß im Gesicht.
»Wie schrecklich, ich habe ihr immer gesagt, sie soll nicht auf dem dunklen Parkplatz ihren Wagen abstellen, wenn sie Spätschicht hatte.«
»Wie kommen Sie darauf, dass ihr dort etwas zugestoßen sein könnte? Haben Sie vielleicht noch tagelang den Pkw dort stehen sehn?«
»Nein, ich selbst habe keinen Wagen. Vorne ist ja gleich die U-Bahn und …«
»Und auf dem Parkplatz einmal nachzusehen, sind Sie nicht auf die Idee gekommen?«
»Nein, als Nina nicht mehr zur Arbeit kam, ging ich davon aus, sie habe etwas Besseres gefunden. Ein Traumjob ist das nicht gerade … und der ständige Druck …«
»Hatte Frau Feist Kontakt mit einem der männlichen Kollegen?«
»Eher nicht. Sie hat einmal mir gegenüber geäußert, dass sie keinen von denen ausstehen könne, weil wohl keiner ehrlich sei.«
»Hat sich trotzdem einer um sie bemüht, auch wenn er nicht erhört wurde?«
»Nein, davon hat sie nie etwas gesagt, und mir ist auch nichts aufgefallen.«
»Aber von dem Anrufer, der sie immer wieder belästigte, hatten Sie Kenntnis?«
»Ach Gott, diese Typen gibt es immer wieder, die ein Callcenter mit einer dieser Nummer verwechseln … ich meine, wo Frauen … na ja, und der hat auch etwas von angenehmer Stimme gefaselt … so was darf man gar nicht ernst nehmen.«
»Aber Frau Feist hat doch richtig Ärger deswegen bekommen …«
»Ja, sie war nicht entschlossen genug und ist immer wieder darauf eingegangen. Erst als ihr die Abmahnung drohte, hat sie das Gespräch immer gleich unterbrochen.«
»Das heißt, der Mann hat bis zum Schluss nicht aufgegeben?«
»Ja, das war ein besonders Hartnäckiger.«
»Ist Ihnen sonst etwas aufgefallen? Besonders am letzten Tag, den Nina Feist anwesend war?«
»Nein, wir sind uns gar nicht begegnet. Ich hatte Frühdienst und sie Spätschicht. Dazwischen gibt es noch eine Mittelschicht.«
»Danke erst mal, falls Ihnen noch etwas einfällt, hier ist meine Karte«, sagte Hinnerk.
Plötzlich stand Sven Möller im Raum. »Wenn Sie dann fertig sind, gehen Sie bitte wieder an Ihren Platz«, sagte er zu Mia. »Und Sie meine Herren, trinken Sie doch derweil einen Kaffee. Die Liste kommt gleich. Einen schönen Tag noch.«
»Du mich auch«, sagte Lars, als Möller draußen war. Damit sprach er nur Hinnerks Gedanken aus.
Nachdem sie die Liste erhalten und zuvor jeweils drei Tassen Kaffee getrunken hatten, gingen beide zu dem bewussten