Anele - Der Winter ist kalt in Afrika. Marian Liebknecht

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der Tür läutete, hatte sich Philipp gerade einen großen, duftenden Cappuccino herunter gelassen. Seinen Kaffeeautomaten hatte er irgendwann in Italien gekauft und hütete ihn wie seinen Augapfel, da er sich einbildete, hier bei uns kein vergleichbar gutes Aroma bekommen zu können. Er schlurfte im Pyjama und mit der Kaffeetasse in der Hand zur Tür, öffnete und gab Julia einen Kuss auf die Wange.

      „Hallo, was machst du denn hier? Willst du Kaffee?“, fragte er sie.

      „Ja, bitte, aber viel Zeit hab‘ ich nicht. Ich bin zu Mittag mit Walter verabredet, wir treffen uns am Rathausplatz und gehen dann in irgend einen neuen Sushi-Laden, der bei der Uni eröffnet hat. Ich wollte nur mal wieder sehen, wie es dir geht.“

      Nachdem Julia sich Mantel und Schuhe ausgezogen hatte, ging sie zum Kaffeeautomaten und ließ sich ebenfalls einen Cappuccino runter. Sie trug ein sehr hübsches blau-gelb gemustertes Kleid, das für die Jahreszeit etwas zu leicht wirkte, an ihr aber sehr gut aussah. Ihr Gespür für das richtige Outfit hatte sie von ihrer Mutter geerbt, die ebenfalls immer sehr modebewusst angezogen war, ohne viel Geld dafür auszugeben. Von Philipp konnte es nicht sein, der, wenn auch nicht ungepflegt aussehend, doch auf Äußerlichkeiten keinen besonderen Wert legte.

      „Was machst du eigentlich um diese Zeit noch im Bett, das sieht dir doch gar nicht ähnlich“, fragte Julia.

      „Ich wollte eben einmal länger schlafen, ist ja schließlich Sonntag“, erwiderte Philipp, der in Wahrheit auch deshalb das Aufstehen immer wieder hinausgezögert hatte, da er nicht wusste, wie er das Gespräch mit Babsi führen sollte.

      „Aha, ganz neue Gewohnheiten. Und, wie geht’s dir so, was macht Babsi?“ Julia kannte Babsi von ein paar Anlässen, bei denen sie beide anwesend gewesen waren.

      „Danke, es geht so“, antwortete Philipp.

      „Wahnsinn, sind wir heute gesprächig.“ Julia kannte ihren Vater viel zu gut, um nicht schon längst erkannt zu haben, dass irgend etwas los war.

      „Wo hast du eigentlich den Zucker hingegeben. Er war doch immer da im Regal.“ Sie deutete auf ein Fach neben dem Kühlschrank.

      „Ist er nicht mehr dort? Dann muss er auf dem Tisch stehen. Wie geht’s dir beim Studium? Hast du die Prüfung schon gemacht, von der du mir letztes Mal solche Horror-Storys erzählt hast? Es war irgendwas wie ‚Literatur im Mittelalter’“, fragte Philipp.

      „Es war ‚Alt- und mittelhochdeutsche Literatur’ und ich hab’ sie schon vor vier Monaten gemacht. Wir sehen uns offenbar zu selten. Und sagst du mir jetzt bitte, was mit dir los ist. Stimmt irgend etwas zwischen Babsi und dir nicht?“ Julia, die inzwischen den Zucker gefunden hatte, schaufelte zwei Löffel voll in Ihren Kaffee.

      „Na, wenn du’s unbedingt wissen willst. So wie es aussieht, werde ich in der Firma die Arbeit, die ich bisher gemacht habe, nicht weitermachen. Was ich in Zukunft mache oder ob sie mich vielleicht ganz los werden wollen, steht noch in den Sternen. Und was Babsi angeht, der ist das alles scheißegal und ich weiß wirklich nicht, ob wir überhaupt noch irgend etwas gemeinsam haben. Es wäre leicht möglich, dass wir uns trennen. Wahrscheinlich sollte ich mit ihr darüber reden, wenn wir uns irgendwann einmal wieder sehen. Aber sonst ist alles in Ordnung.“ Wenn Philipp mit seiner Tochter redete, konnte er sich zwischendurch seinen angeborenen Sarkasmus nicht ganz verkneifen.

      „Das ist alles? Aus der Wohnung fliegst du nicht und in den Knast kommst du in absehbarer Zeit auch nicht? Na, wenn’s weiter nichts ist“, sagte Julia, die in dieser Hinsicht aus dem gleichen Holz geschnitzt war.

      „Ach ja, etwas habe ich vergessen, ich werde nach Afrika auswandern.“ Dadurch, dass er die Idee, die er seit gestern mit sich trug, aussprach, wenn auch auf diese nur halb und halb ernst gemeinte Art, wurde ihm erst bewusst, dass für ihn das Ganze eine reale Möglichkeit darstellte.

      „Gute Idee, wollte ich auch schon lange. Afrika, Sahara, Bürgerkrieg, jede Menge Aids, klingt verlockend. Aber jetzt einmal im ernst, ist an dem Ganzen was dran, oder willst du mich heute nur verarschen?“ fragte Julia.

      „Im Grunde stimmt’s. Die Idee mit Afrika habe ich erst seit gestern und sie ist noch recht vage.“ Philipp erzählte Julia von der Veranstaltung, die er gestern besucht und was für einen Eindruck sie auf ihn gemacht hatte. Als er fertig war, sah er sofort, dass Julia ihn voll und ganz verstanden hatte.

      „Und ist es dir wirklich ernst damit?“ fragte sie schließlich. „Glaubst du, es hält an, oder es ist nur so eine Idee, von der du zwar schnell begeistert bist, aber nach ein oder zwei Wochen sieht alles wieder ganz anders aus?“

      „Ich bin sicher, dass es keine vorübergehende Idee ist. Außerdem wird sich in der Bank nichts ändern. Ich kann höchstens Wetten darüber abschließen, wie lange es dauert, bis sie mir geradeheraus sagen, dass sie mich los sein wollen. Nein, vorübergehend ist diese Situation sicher nicht. Aber was hältst du davon?“ Philipp sah Julia erwartungsvoll an.

      „Ich weiß nicht, eigentlich hätte ich gedacht, ich kenne dich so gut, um zu wissen, dass du dich auf so etwas nie einlassen würdest. Aber jetzt, als du davon gesprochen hast, warst du so überzeugt, dass diese Idee das Richtige für dich wäre, dass ich dir da nichts raten möchte. Du solltest jedenfalls nichts überstürzen und in dich hineinhören. Wenn ich dich richtig verstanden habe, musst du ohnehin erst das ganze Drumherum klären. Mach das einmal, aber wenn du Bedenken bekommst, dann lass dir die Möglichkeit offen, dich anders zu entscheiden. Wenn ich es mir richtig überlege, wär‘s gar nicht so schlecht, jemanden in Afrika zu haben. Wir könnten dich ja dann besuchen kommen und dort billig Abenteuerurlaub machen.“ Plötzlich stutzte Julia, weil sie etwas vergessen zu haben schien und sagte dann: „Aber was ist mit Babsi? Willst du dich so mir nichts dir nichts von ihr trennen, was war eigentlich zwischen euch los?“

      „Letztes Mal, als wir uns gesehen haben, habe ich ihr von meinen Problemen in der Bank erzählt und sie hatte dafür überhaupt kein Verständnis, mehr noch, ich habe das Gefühl gehabt, wir haben nichts mehr gemeinsam. Und ich habe bemerkt, dass es ihr genauso gegangen ist. Außerdem kann’s kein Zufall sein, dass sie seither nicht mehr angerufen hat. Aber wenigstens die Sache mit Babsi werde ich heute klären. Über eines bin ich mir sicher, mitmachen würde sie dabei nie, aber das kann ich wahrscheinlich auch nicht verlangen.“

      „Und was ist, wenn du mit ihr Schluss machst und dann klappt das Ganze mit Afrika gar nicht? Dann bist du doch irgendwie der Lackierte, oder?“, fragte Julia.

      „Du wirst lachen, das hab‘ ich mir auch schon gedacht, aber vielleicht gehört das zu so einer Idee. Man muss Brücken abbrechen, ohne sicher zu sein, welche neuen Wege sich am Ende eröffnen. Außerdem, in meiner Beziehung zu Babsi ist so oder so der Wurm drin, egal ob aus meinen Afrika-Ideen was wird oder nicht“, sagte Philipp und war wieder einmal überrascht, was für ähnliche Gedanken er und seine Tochter hatten.

      „Aber wir reden dauernd von mir. Erzähl ein bisschen von dir! Was macht Walter?“, fragte er unvermittelt.

      „Ist dir die Konversation nicht mehr angenehm oder warum schwenkst du ab? Aber, danke, es geht recht gut. Walter geht’s auch sehr gut. Ach ja, das wird dich vielleicht interessieren. Er hat mir einen Heiratsantrag gemacht.“

      „Wie bitte?“ Philipp traute seinen Ohren nicht. Er benötigte ein paar Augenblicke, bis er etwas sagen konnte. „Im Ernst? Das glaube ich nicht. Was soll das für einen Sinn haben, ihr kennt euch doch noch nicht so lange. Und, was hast du ihm gesagt?“

      „Ah, das ist wirklich herzerwärmend, wie sehr du dich über diese Mitteilung freust. Mein Glück liegt dir ja anscheinend sehr am Herzen. Und – nur zu deiner Information

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