Blutgefährtin 1. Thomas M Hoffmann
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«Sie wissen doch sicher, dass der Markt mit Wein ziemlich gesättigt ist. Inzwischen tummeln sich ja auch die Amerikaner, Südafrikaner und Australier mit großen Mengen in Europa, was die Margen auch gerade der französischen Produktion ziemlich unter Druck gesetzt hat. Wie wollen sie diese Garantie erfüllen?»
«Indem ich die Kundenbasis vergrößere und Direktmarketing mache. Statt über die normalen Vertriebswege mit bis zu fünf Zwischenhändlern, möchte ich über das Internet gehen. Dadurch kann man dann auch Kunden außerhalb Europas erreichen.»
Wieder zieht Großvater die Augenbrauen hoch und blickt zu mir. Er ist diesem Medium gegenüber recht skeptisch eingestellt, obwohl er sich aus seiner Bankerzeit ganz gut damit auskennt. Ich bin da eigentlich aufgeschlossen, aber diese Idee des Monsieur Polignac halte ich für etwas zu wenig durchdacht.
«Die Leute bevorzugen aber die klassischen Vertriebswege», schalte ich mich ein, «normalerweise möchte man eine Flasche Wein in der Hand halten, seine Farbe und das Etikett kontrollieren, bevor man sich für einen Kauf entscheidet.»
«Durchaus richtig, Mademoiselle Strong. Aber ich denke, dass das geändert werden kann, wenn man über ein Internetportal besondere Vorteile anbietet. Meine Ideen reichen von dem kostenlosen Versand von Probefläschchen über eine großzügige Rückgabe-Regelung ungeöffneter Flaschen, bis hin zu einem Bewertungsforum, in dem Weine beurteilt werden können. Der entscheidende Punkt ist es, sich einen guten Ruf zu erarbeiten.»
Er erzählt in einer Art und Weise von seiner Idee, dass ich merke, dass er vollkommen überzeugt davon ist, dass es klappen wird. Seine grünen Augen leuchten regelrecht und er unterstreicht seine Ausführungen mit knappen Handbewegungen. Dabei strahlt er einen Optimismus aus, der mich beeindruckt. Na ja, noch mehr beeindruckt. Mir läuft schon wieder ein Schauder über den Rücken, weil Monsieur Polignac so charmant lächelt. Ich brauche einen Moment, um mich von diesen grünen Augen loszureißen.
«Und in welcher Zeit hoffen sie, diesen guten Ruf zu erreichen?»
«Nun, ein paar Jahre wird es schon dauern. Aber ich möchte die Risiken nicht auf meine Lieferanten abwälzen. Sie erhalten garantierte Abnahmen zu garantiertem Preis, ich kümmere mich um den Rest.»
Mit der Schulter zuckend schaue ich zu Großvater. Unter solchen Bedingungen kann es uns sogar egal sein, wenn er all den Wein selbst trinkt, solange ihm das Geld nicht ausgeht. Großvater übernimmt die Unterhaltung wieder und fragt nach Details der Geschäftsidee. Das gibt mir Gelegenheit, die Art und Weise zu bewundern, wie Monsieur Polignac die Unterhaltung führt. Sein Gesichtsausdruck ist freundlich, seine Mimik lebhaft. Ich muss schon wieder ein Seufzen unterdrücken.
Irgendwie kenne ich mich selber nicht mehr. Klar habe ich mal für den einen oder anderen Popstar geschwärmt, aber eigentlich dachte ich, ich wäre aus dem Alter raus. Das hier ist ein realer Mann, jemand, mit dem man persönlich reden kann. Vielleicht ist er ja gar nicht so nett, wie er aussieht.
Ich versuche, mir Monsieur Polignac als reißendes Tier vorzustellen, das Furcht verbreitet, Frauen zum Kreischen bringt und in der Presse mit riesigen Lettern als Gefahr dargestellt wird. Beinahe muss ich kichern. Hastig unterdrücke ich diesen Drang. So etwas geht ja gar nicht, Trish die knallharte Geschäftsfrau kichert wie eine Zwölfjährige. Aber sich Monsieur Polignac als Tier vorzustellen, ist gar nicht so schwer. Wenn ich ihn mir so ansehe, dann kommt mir ein Bild in den Sinn, eine sanfte Katze. Ein schnurrender Kater, der sich an einen schmiegt, einem die Beine streichelt, der ein seidiges Fell hat und den man streicheln und an seinen Körper pressen … Trish!!
Verdammt, Monsieur Polignac schaut mich so durchdringend an. Ich hoffe sehnlichst, er kann keine Gedanken lesen.
Großvaters Fragen scheint er jedenfalls alle beantwortet zu haben, auch wenn ich das nicht mitbekommen habe, weil ich irgendwie, na ja, irgendwie mit etwas anderem beschäftigt war. Ich darf mich wirklich nicht so ablenken lassen. Monsieur Polignac schaut wieder auf Großvater und zieht ein Papier aus seiner Tasche, das verdächtig nach einem Vertrag aussieht.
«Ich habe hier einen Vertrag vorbereitet, den ich gerne ab Herbst in Kraft treten lassen würde, wenn die neue Produktion auf den Markt kommt. Ich würde mich freuen, wenn wir miteinander ins Geschäft kommen würden.»
Großvater wirft einen kurzen Blick darauf und schiebt mir das Papier zu. Sein Französisch ist ja ganz ok, aber für die Feinheiten eines Vertrages reicht das nicht unbedingt aus. Daher habe ich solche Dinge übernommen, aber wir sind klug genug, bei wichtigen Verträgen sowieso unseren Hausjuristen mit einzubeziehen.
Während Großvater erklärt, dass ein Großteil unserer Produktion des kommenden Jahres bereits vertraglich gebunden ist, schaue ich kurz über die Paragraphen. Sieht mehr oder weniger so aus, wie andere Verträge dieser Art. Es gibt nur einen besonderen Absatz mit den Abnahmegarantien, den ich versuche, etwas besser zu verstehen. Ich kann keine nachteiligen Formulierungen entdecken. Aber nur weil ich den Kerl heiß finde, heißt das noch lange nicht, dass ich einen Vertrag von ihm unterzeichnen möchte. Schließlich bin ich eine knallharte Geschäftsfrau und so. Also schiebe ich den Vertrag zurück zu Großvater
«Sieht in Ordnung aus, aber wir müssen das natürlich prüfen lassen.»
Monsieur Polignac lächelt mir wieder zu.
«Selbstverständlich, ich lasse ihnen gerne alle Zeit, die sie brauchen. Bitte sagen sie mir Bescheid, wenn sie an einem Geschäft interessiert sind.»
Das ist wohl das Zeichen, dass der Besuch beendet ist. Großvater steht auf und bedankt sich bei Monsieur Polignac. Die beiden tauschen noch ein paar Höflichkeiten aus, danach begleite ich diesen beeindruckenden Mann zur Tür. Ich habe mich etwas gefangen, immerhin schaffe ich den Weg, ohne in Ohnmacht zu fallen. Ein gewaltiger Fortschritt, wie ich finde. Bevor er geht, nimmt er nochmals meine Hand und küsst sie geradezu sanft. Plötzlich ist mir schwindelig, die Option mit der Ohnmacht liegt wieder im Bereich des Möglichen.
«Es war wirklich eine Freude, sie getroffen zu haben, Mademoiselle Strong. Ich freue mich sehr auf ein Wiedersehen.»
Mann oh Mann, dieser elektrische Schlag, der durch meinen Körper geht, bringt bestimmt meine Haare zum Leuchten. Schon wieder nach Luft ringend, starre ich starre in seine grünen Augen und weiß nicht, was ich sagen soll. Mein Blick gleitet zu seinen Lippen, der unbändige Drang, sie zu küssen, überfällt mich. Ich habe mich schon beinahe in Bewegung gesetzt, als ich mich gerade noch abfangen kann. Schnell schlage ich meine Augen nieder, hoffentlich hat er nichts gemerkt.
«Vielleicht wollen sie ja zum Frühlingsfest morgen kommen. Das ist hier im Dorf eine große Tradition.»
Krächze ich? Oh, Gott, bestimmt habe ich gekrächzt. Da begegnet man mal einem richtigen Mann und was macht die dumme Trish? Sie krächzt.
«Wenn sie dort sein werden, wird nichts in der Welt mich davon abhalten können, zu kommen», sagt Monsieur Polignac, wendet sich um und geht geschmeidig zu seinem Auto.
Ich nehme mir ein paar Minuten, um mich zu sammeln und diesem Mann hinterher zu schauen. Na, das kann ja heiter werden. Wenn ich mich auf dem Fest auch so zum Affen mache, sobald ich unseren Monsieur dort sehe, werde ich die nächsten Jahrzehnte von Chloé und Inès verspottet werden. Mein Gott, was ist bloß los mit mir? Aber eines ist ganz sicher, ich will diesen Mann wiedersehen. Ich möchte herausbekommen, warum er mich so dermaßen aus der Fassung bringt.
Langsam gehe ich zurück ins Wohnzimmer, wo Großvater nachdenklich an seinem Wein nippt. Die Präsenz von Monsieur Polignac