Blutgefährtin 1. Thomas M Hoffmann

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Blutgefährtin 1 - Thomas M Hoffmann

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Menschen von früher, Trish. Sie sind jung, dynamisch, haben immer ein Lächeln auf den Lippen, sind freundlich und hilfsbereit. Aber wenn du das Gefühl hast, du könntest ihnen bedingungslos vertrauen, dann sollten alle Alarmglocken klingeln. Dann ist etwas faul. Die Frage ist also, was ist faul an diesem Monsieur Polignac?»

      Großvater hat ja manchmal eine so optimistische Art.

      «Wenn ich es herausfinde, dann sage ich es dir, Großvater», meine ich, schenke mir noch etwas Wein ein und proste Großvater zu.

      Ich stehe vor einem Mann, der mir vage bekannt vorkommt, kenne ich ihn? Aber irgendwie ist das egal, dieser Mann sieht einfach nur toll aus. Er sieht mich an, in seinem Blick liegt etwas, ich bin mir nicht sicher, was es ist. Er hat eine Präsenz, die mir den Atem verschlägt. Ich sehe volle Lippen und als ich sie mit meinen eigenen Lippen berühre, sind sie genauso weich, wie ich mir das vorgestellt habe. Der Kuss wird immer inniger und heißer. Feuer fließt durch meinen Körper. Ich liege in den Armen des Mannes, er hat nichts an, aber eine weiße, ebenmäßige Haut, die mich berührt und sich wunderbar anfühlt. Er umfängt mich, streichelt mich. Plötzlich wird mir klar, dass ich nackt bin. Die Hände des Mannes streicheln meinen Rücken entlang. Etwas durchströmt mich, das mich verkrampfen lässt. Mein Atem stockt als sich die Hände auf meine Brüste legen, voll Verlangen biege ich meinen Rücken durch.

      In diesem Augenblick wache ich auf. Verwirrt schaue ich mich nach dem Mann um, aber das Bild von Monsieur Polignac verschwindet schnell. Mein Bett ist so zerwühlt, als hätte ich die Bewegungen in meinem Traum sehr real durchgeführt. Seufzend sinke ich zurück und versuche, das Bild festzuhalten. Aber vergeblich, ich bin wach geworden, bevor es richtig interessant werden konnte. Davon will ich Chloé und Inès aber lieber nichts erzählen, schließlich sind das meine Träume und da kann ich machen, was ich will.

      Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass der Tag schon angebrochen ist. Es ist Wochenende und zudem auch noch der Tag vor dem Frühlingsfest. Das Frühlingsfest ist eigentlich noch schöner als das Weinfest ein paar Monate später, denn auf dem Weinfest sind wir als Produzenten gezwungen, einen Stand aufzubauen und unseren Wein anzubieten. Das ist für die anderen eine angenehme Abwechslung, aber für uns ist es eigentlich hauptsächlich Arbeit.

      Natürlich ist das Frühlingsfest auch nicht ganz ohne Bezug zu unserem Weingut, es ist praktisch Pflicht, sich dort sehen zu lassen und sich mit den anderen Leuten aus der Gegend auszutauschen, seien es nun Bauern oder Weinhändler oder eben Winzer. Aber dieser offizielle Teil geht nur bis etwa zehn Uhr abends und danach ist Spiel und Tanz angesagt, was natürlich nichts für die Honoratioren ist. Dann treffen sich die jungen Leute und ich liebe diesen Teil.

      Vor drei Jahren habe ich einen Tanzkurs besucht, wo ich meine Begeisterung entdeckt habe, mich zu Musik zu bewegen. Wenn da bloß nicht die Jungs wären. Mein Tanzpartner auf dem Abschlussball war so schrecklich ungeschickt, dass ich ihm danach die kalte Schulter gezeigt habe. Seitdem bin ich auf der Suche nach jemanden, der sich halbwegs gut bewegen kann, ich bin aber noch nicht fündig geworden. Nun, vielleicht ergibt sich ja dieses Jahr etwas, aber viel Hoffnung habe ich nicht. Die guten Tänzer, die ich kenne, sind mittlerweile in festen Händen.

      Doch am Vormittag steht erst einmal Morelle auf dem Programm. Ich komme so selten dazu auszureiten, dass ich mich richtig auf die paar Gelegenheiten freue. Deshalb stehe ich schnell auf und gehe ins Bad, um danach zu schauen, ob Catherine das Frühstück schon fertig hat. Ich bin recht früh dran, also helfe ich ihr einfach, alles zurecht zu machen und den Tisch zu decken, bevor Großvater herunterkommt. Nach dem Frühstück plaudere ich noch ein wenig mit ihm, räume dann mein Zimmer auf und mache mich anschließend auf den Weg zu unseren Nachbarn.

      Zuerst mache ich die Box von Morelle sauber, miste aus und striegle sie. Morelle ist ein sehr ruhiges Tier mit viel Geduld, aber man merkt ihr an, dass sie die Zuwendung von mir sichtlich genießt. Wie es nicht anders sein kann, ist sie auch eine Naschkatze. Sie weiß genau, dass ich immer eine Leckerei für sie dabei habe und auch diesmal enttäusche ich sie nicht. Während ich mich um sie kümmere kommt die Nachbarin in den Stall und wir geraten ins Plaudern. Sie betreibt nicht nur die Pferdezucht und bietet Stellplätze für Pferde an, sondern ist auch noch als Pferdepädagogin ausgebildet und betreut ein paar behinderte Kinder, die durch den Umgang mit den Tieren in ihrer Entwicklung unterstützt werden sollen. Auf diese Weise ist sie ununterbrochen beschäftigt, was aber ganz gut zu ihrem rastlosen Naturell passt.

      Weil eine Unterhaltung mit unserer Nachbarin immer sehr spannend ist, ist es etwas später als ich geplant hatte, bis ich dazu komme, Morelle zu satteln und ein wenig auszureiten. Es gab mal eine Zeit, in der ich überlegt hatte, ob ich Reiten als Sport betreiben soll, aber das habe ich schnell aufgegeben. Dressur ist mir zu langweilig und für Rennen oder Springreiten ist mir Morelle zu schade. Um ein Pferd für so etwas auszubilden, fehlt mir das Temperament und meine Statur ist auch nicht geeignet.

      Also ist reiten nur zu einem geliebten Hobby geworden.

      Als ich endlich im Sattel sitze, lasse ich Morelle zuerst ein wenig den Weg entlangtraben, der sich am Fuße der Weinberge zwischen den Lavendelfeldern und durch einige Waldstücke hindurchschlängelt. Auf den offenen Abschnitten atme ich den Duft der Felder tief ein. Das Wetter lässt bereits die Hitze des kommenden Sommers erahnen, aber noch ist es angenehm warm, ideal für einen Ausritt und auch ideal für unser Frühlingsfest am Abend.

      Ich verfalle in eine meditative Stimmung und achte fast gar nicht mehr auf den Weg. Ich bin mit Morelle schon oft hier entlang geritten, vermutlich kennt sie die Strecke fast von allein. Daher lasse ich meine Gedanken schweifen, der Druck der Schule aus der letzten Woche fällt von mir ab, fast kommt es mir so vor, als würde ich durch die Landschaft schweben. In wenigen Wochen beginnen die Prüfungen und vorher muss ich noch meinen neunzehnten Geburtstag organisieren, also werde ich vermutlich schön viel Stress haben. Aber im Moment ist mir das egal.

      Immer wieder kehren meine Gedanken zu diesem Monsieur Polignac zurück, der mich so stark beeindruckt. Ob ich mir wohl Hoffnungen machen soll? Aber was denke ich mir da nur? Ich habe gestern nicht nach seinem Alter gefragt, aber er ist bestimmt schon weit über zwanzig und wird an einem Teenager, wie ich es bin, keinerlei Interesse haben. Aber schön wäre es schon. Er ist ein richtiger Mann, das merke ich genau. Nicht so schüchtern und ungeschickt, wie so viele Jungs in meinem Alter. Er strahlt Selbstbewusstsein und Begeisterung aus und vermutlich hat er auf dem Gebiet der Liebe auch schon jede Menge Erfahrungen. Also ist er genau das, wovon ich immer geträumt habe.

      Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als der Weg in den Wald hineinführt. Hier muss ich Morelle zügeln, denn wenn ich so verträumt durch die Gegend trabe, kann das schnell mit einer kräftigen Beule enden. Dazu braucht nur ein Ast etwas zu tief über den sandigen Weg ragen, der für die Reiter vorgesehen ist. Nicht auszudenken, was dann Chloé und Inès heute Abend sagen würden.

      Der Weg schlängelt sich zwischen den dichten Bäumen hindurch, verengt sich so stark, dass ich mit den Schultern fast die Zweige berühre, bevor er sich auf eine kleine Lichtung öffnet. Ich bin gerade dabei, auf diese Lichtung zu reiten, als von rechts eine Gestalt aus dem Dickicht springt und mir den Weg versperrt. Morelle ist genauso erschrocken, wie ich, und scheut vor der Gestalt zurück. Sie geht hoch, ich muss mich entschlossen nach vorne werfen, um nicht abgeworfen zu werden. Rasch nehme ich die Zügel ganz straff und zwinge Morelle in einen engen Kreis, wodurch ich verhindere, dass sie in Panik davonstürmt.

      Ich muss ein paar Sekunden mit meinem Pferd kämpfen, bevor ich die Kontrolle wiedergewinne. Erst dann komme ich dazu, die Gestalt anzuschauen, die sich mitten auf dem Weg breitbeinig hingestellt hat. Wut quillt in mir hoch, als ich die gedrungene Gestalt von Mathéo Dubois erkenne.

      «Monsieur Dubois. Sind sie lebensmüde? Wenn Morelle durchgegangen wäre, hätte ich sie glatt über den Haufen geritten.»

      Mathéo

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