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„Es ist wirklich Zeit zu gehen. Ich bin so müde, kann mich kaum noch auf den Beinen halten“, sagte er und ging wieder hinaus, ohne mich noch einmal anzusehen. Seine Schritte entfernten sich nach nebenan zum Bad hin.
„Aber, Konrad!“, hörte ich da Mama rufen. „Ihr seid doch jetzt verheiratet. Warum ziehst du dich nicht in Katrinas Zimmer um?“
Kichern begleitete ihre Worte. Die Hochzeitsgesellschaft schien auf einmal aufgewacht zu sein und die Diele vor meinem Zimmer zu füllen.
Erschrocken drückte ich mein bereits ausgezogenes Kleid gegen meine nackten Schultern. Von sanfter Gewalt wurde Konrad in mein Zimmer zurückgeschoben, so dass er torkelte.
„Verzeihung, höhere Gewalt“, stammelte er etwas hilflos und zeigte auf die Tür.
Zorn überkam mich in dieser seltsamen Situation mit den feixenden Verwandten draußen vor der Tür. In der kurzen Verlobungszeit hatte man uns kaum einmal Zeit zu einem Händedruck gelassen, doch jetzt konnte man uns offenbar nicht schnell genug zusammensperren.
„Das fängt ja gut an, der wollte jetzt schon vor seiner Frau kneifen“, dröhnte Onkel Antons tiefer Bass. Verhaltenes Gelächter begleitete seine Worte. Da fehlte wohl nicht einer der Gäste vor der Tür.
5. Kapitel
Alle Aufregung um die Hochzeit war vorüber. Unsere gemeinsame Zukunft begann. Glücklich, aber müde, saß ich dicht an Konrad gelehnt in der Straßenbahn, die uns zu sorglosen Ferientagen in Konrads kleinen Schrebergarten brachte.
Nur wenige noch verschlafen dreinblickende Fahrgäste fuhren so früh mit uns. Wahrscheinlich waren sie auf dem Weg zur Arbeit. Keiner achtete auf uns oder auf den Brautstrauß, der mit seinen an den weißen Seidenbändern hängenden Myrtenkränzen verräterisch aus meiner Tasche lugte. Langsam erwachte die Stadt unter strahlendem Sonnenschein. Die gewohnten Geräusche täglicher Geschäftigkeit nahmen zu. Hinaus fuhren wir aus der Stadt, fort von den engen Straßen mit den hohen Häusern, hin zu den Feldern, dem kleinen Wald und den Schrebergärten, die gerade noch zu den Westsektoren gehörten.
In den Taschen zu unseren Füßen befanden sich hauptsächlich Lebensmittel für den kurzen Urlaub. Mama hatte alles Mögliche eingepackt. „Wer weiß, wie du mit den Rationen auf Lebensmittelkarten zurechtkommst“, hatte sie gemeint.
Ich musste lachen, als ich darüber nachdachte, und stieß Konrad an. „Wir haben aber ein seltsames Gepäck für eine Hochzeitsreise“, sagte ich.
Er gähnte heftig und nickte.
„Ob wir später einmal eine Reise nach Venedig machen können? Vielleicht, wenn wir die silbernen Trauringe in goldene umgetauscht haben?“, spann ich meinen Gedanken weiter.
Doch Konrad hörte mir nicht zu. Der Kopf war ihm herabgesunken und er schlief, wohl benebelt von seinem noch immer anhaltenden Rausch.
An der Endhaltestelle weckte ich ihn. Schlaftrunken sah er sich um. Nur langsam begriff er, wo er sich befand. Wir waren die letzten Fahrgäste. Schmunzelnd sah uns der Straßenbahnschaffner nach. Mir war es peinlich, dass Konrad fast aus dem Waggon stolperte. Leicht schwankend ging er neben mir her. Die schweren Taschen schienen ihn mal nach links und mal nach rechts zu ziehen.
„Oh, hoppla! Schubst du mich etwa?“ Dabei machte er einen missglückten Versuch, verschmitzt zu grinsen.
Die Schrebergartensiedlung wirkte noch verschlafen. Hier und da öffnete gerade einer seine Laubentür, reckte sich in der Morgenluft und sah uns neugierig entgegen. Was mochte er denken beim Anblick des schwankenden Konrad und mir, mit dem versteckten Rosenstrauß in der Tasche. Sicher wussten sie alle, dass wir geheiratet hatten und jetzt auf dem Weg zur Laube, zu unserer Hochzeitsnacht waren. Ich war froh darüber, dass sich wenigstens bei unseren unmittelbaren Nachbarn noch nichts rührte. So konnten wir von ihnen ungesehen in die Laube gelangen, obgleich die Gartentür in der Stille des Morgens besonders laut quietschte.
„Treten Sie ein, gnädige Frau, in meinen paradiesischen Garten.“ Launig verneigte sich Konrad vor dem Gartentor vor mir, was ihn fast umgeworfen hätte.
„Paradies? Wo ist das? Ich sehe nur eine farblose Laube umgeben von einem Tabakwald“, stellte ich vergnügt richtig.
Doch er hörte nicht mehr hin, sondern schwankte bereits gähnend den Weg zur Laube, schloss die Tür auf und wollte darin verschwinden.
„Halt! Willst du mich nicht über die Schwelle tragen, wie es sich für einen jungen Ehemann gehört?“, rief ich und war mit wenigen Schritten bei ihm.
„Wenn es denn sein muss“, seufzte er, drehte sich um, ergriff mich und hob mich über die Schwelle. Die Tür schlug zu. Wir waren allein. Ein seltsames Flackern war in seinen Augen. Mir wurde heiß. Alle Hemmungen bröckelten. Ich drängte mich an ihn, schlang meine Arme fest um seinen Hals. Mich störte nicht sein alkoholgeschwängerter Atem. Unbeholfen, doch erwartungsvoll küsste ich ihn voller Liebe und Leidenschaft. Da machte er eine schwankende Bewegung, beinahe wären wir beide hingefallen. Spontan ließ er mich aus seinen Armen gleiten. Unsicher lächelte er. Jetzt erkannte ich erst richtig, wie müde und betrunken er war.
Er versuchte an mir vorbei zu sehen. „Verzeih, ich bin hundemüde“, erklärte er. „Himmel, was werde ich schlafen!“ Damit wandte er sich ab und torkelte in das kleine Schlafzimmer hinter der Küche.
War es eine Flucht? Aber wovor? Jetzt konnte er haben, worum er mich auf der Lichtung an der Havel gebeten hatte. Da stand ich erregt und bereit, mich ihm hinzugeben. Ungläubig und zögernd folgte ich ihm. Gleich würde er wieder nach mir greifen, mich mit all seiner Leidenschaft überschütten, dann könnte ich alle durch Erziehung und Moral aufgebauten Hemmungen fallen lassen, mich verlieren, in meiner Liebe zu ihm. So hoffte ich noch.
Ich zog den Vorhang zur Seite. Im spärlichen Licht, das durch das kleine Fenster drang, sah ich, dass Konrad die Betten in der Mitte des winzigen Schlafraumes zusammen geschoben hatte. Er hatte sich bereits an einer Seite in den nun schmalen Gang zwischen Wand und Bett gedrängt. Ungläubig verfolgte ich, wie er seine Schuhe von den Füßen stieß und sich auszuziehen begann, als wäre ich nicht da.
Hilflos und enttäuscht schaute ich zu ihm und klemmte verzweifelt die Tasche an mich, in der sich das für diese Hochzeitsnacht extra besonders ausgesuchte Nachthemd befand. Was sollte ich nur tun?
Konrad sah auf. Schon im Pyjama torkelte er auf mich zu und zog mich ins Zimmer. „Komm, Kleines, dort ist dein Bett. Der Tag war lang. Lass uns schlafen gehen.“
Dann wollte er sich wieder abwenden, erkannte aber wohl die aufsteigenden Tränen in meinen Augen und nahm mich kurz in seine Arme. „Morgen, Kleines, morgen“, versuchte er mich zu trösten. „Weißt du ... der Alkohol ... na ja, ich bin noch zu betrunken, da ... du weißt doch ... du hast doch noch nie“, stotterte er lallend. Dann löste er sich hastig von mir, als wäre er seiner selbst nicht mehr sicher, wankte zum Bett und ließ sich hineinfallen. Es war, als wäre ich für ihn nicht mehr vorhanden.
Längst verrieten seine ruhigen Atemzüge, dass er schlief, da stand ich noch immer zögernd vor meinem Bett. In diesem Augenblick sehnte ich mich nach meinem anheimelnden Jungmädchenzimmer. Was hatte ich mir für Gedanken gemacht, wie es sein würde, wenn ich mich vor seinen Augen zum ersten Mal ausziehen müsste. Ich hatte befürchtet, vor Verlegenheit zu versinken. Und nun? Sorglos konnte ich eine Hülle nach der anderen