Tauziehen am Myrtenkranz. Wilma Burk

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Tauziehen am Myrtenkranz - Wilma Burk

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erklärte er mir verschmitzt.

      Ich war nicht sicher, ob er das ernst meinte. Papa hatte Mama nie im Haushalt geholfen, er war verantwortlich für kleine Reparaturen, die er leisten konnte, und Mama für Waschen, Putzen und Kochen. Arbeitsteilung nannte er das. Allerdings war Mama auch nie berufstätig gewesen. „Papas Geld reicht, und die Kinder brauchen die Mutter.“ So war ihre Meinung.

      Doch wie würde es nun bei uns sein? Erwartete Konrad etwa, dass ich im Beruf Geld verdiene und daneben zugleich alle Hausarbeit ausführe? Wir sind doch nicht von gestern! Gab es nicht bereits Frauen, die von ihren Männern erwarteten, dass sie im Haushalt mithelfen? Auch wenn diejenigen noch als „Pantoffelhelden“ verspottet und belächelt wurden, es schienen mehr und mehr zu werden.

      Doch diese aufmüpfigen Gedanken währten nicht lange. Noch überwog der Wunsch, alles für ihn zu tun, was ihn glücklich machte, und selbst von ihm geliebt zu werden.

      So tat ich mein Bestes. Konrad schien zu erwarten, dass ich alles konnte. Oder tat er nur so? Dabei fühlte ich mich unsicher und unbeholfen bei der ungewohnten Arbeit. Zu selten hatte Mama von mir verlangt, ihr zu helfen, um jetzt alles zu können. Wie von Mama vorhergesehen machte mir der gusseiserne Herd besonders zu schaffen. Er war wirklich mumienhaft alt. Er vermittelte mir den Eindruck, als könne er jeden Moment zusammenfallen. Die Ofentür hing nur noch an einer Angel. Ich musste sehr aufpassen, um sie richtig zu schließen. Wie sollte ich in ihm Feuer entfachen? Ich hatte damit keine Erfahrung. Zu gern blies er mir zuerst eine dunkle Wolke Qualm ins Gesicht, ehe er sich bei langsam züngelnden Flammen erwärmte.

      Wenn ich dann endlich einen Topf zum Kochen auf ihn setzte, so kochte es entweder über oder gar nicht. Konrad zeigte mir, wie man die eisernen Ringe mit dem Feuerhaken in das Feuerloch schob, um damit die Hitze für den Topf zu regulieren. Es sah so leicht bei ihm aus. Doch ich brach mir fast die Finger dabei ab und verbrannte sie mir.

      „Verfluchte Scheiße!“, entfuhr es mir wütend.

      Konrad, der gerade eine Kanne voll Wasser vom Garten in die Küche brachte, sah mich erstaunt an. Ich schämte mich, als hätte mich Mama beim Fluchen erwischt. Sie konnte es nicht ausstehen. „Wo hast du nur dieses zornige Temperament her?“, fragte sie dann. Ob Konrad nie fluchte? Wir wussten wirklich sehr wenig voneinander.

      Konrad überging es, was er auch dachte. Schnell stellte er die Kanne ab, kam zu mir, nahm meine Hand, pustete über die verbrannte Stelle und spöttelte: „Ooooch, hast du dir wehgetan?“

      Spott, war das Letzte, was ich jetzt bei meinen misslingenden Versuchen vertragen konnte, auch wenn er noch so liebevoll gemeint war. Scheinbar scherzhaft warf ich ihn aus der Küche. Bei weiteren Versuchen mit diesem widerwilligen Gesellen von Herd wollte ich keinen Zeugen haben.

      Doch was wollte, was konnte ich eigentlich kochen? Bratkartoffeln, Spiegeleier jeden Tag? Damit würde wohl Konrad nicht zufrieden sein.

      Wie oft hatte mich Mama vor der Hochzeit mahnend aufgefordert: „Willst du mir nicht wenigstens mal beim Kochen zusehen?“

      „Warum? Wenn es sein muss, werde ich das schon hinbekommen“, antwortete ich stets sorglos. Das bisschen Kochen konnte doch nicht so schwer sein. Davon war ich überzeugt gewesen.

      Nun aber stand ich ratlos hier an diesem alten Herd vor Pfannen und Kochtöpfen, deren Böden vom Feuer verrußt waren. Wie empört war ich zuerst gewesen, als ich ein einfaches Kochbuch auspackte, das Mama mir heimlich in die Tasche geschmuggelt hatte. Jetzt jedoch griff ich häufig danach und suchte darin nach Antwort auf all meine Fragen: Wie viel ist eine Prise Salz? Wie rührt man Mehl an, dass es nicht klumpt? Konrad mochte ich nicht fragen. Er wollte mir wohl auch nicht helfen. Er steckte nur neugierig seinen Kopf zur Küchentür herein, um mir bei meinem hilflosen Treiben zuzusehen. Ja, er amüsierte sich sogar darüber, besonders wenn der Ruß der Töpfe durch meine Ungeschicklichkeit bei mir Spuren an Kleidung, Händen und Gesicht hinterließ. Brachte ich aber endlich zögernd das Essen auf den Tisch, dann lobte er es so sehr, dass ich mir veralbert vorkam. Denn vielleicht war es viel zu versalzen, zu hart, zu roh oder voller Klütern, die da nicht hineingehörten.

      Tapfer aß er alles. Gelangte dabei jedoch vom Nachbarn her verlockender Essenduft zu uns herüber, so saß ich bedrückt vor meinem Teller. Konrad lachte dann - das Lachen des Überlegenen. Er nahm mich in die Arme und sagte tröstend: „Lass nur, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Das schaffst du schon!“

      Konrad schien wirklich alles zu können. Ob ihm nie etwas misslang?

      *

      Der Sommer verabschiedete sich noch einmal mit einem drückend heißen Tag. Die Sonne brannte vom wolkenlosen Himmel herab. Seit Tagen war kein Tropfen Regen mehr gefallen. Wir stöhnten, wenn wir abends die schweren Gießkannen vom Brunnen durch den Garten schleppten, um die Pflanzen und Sträucher zu tränken.

      Kein Windzug bewegte die Blätter. Schwül und stickig war die Luft nach einer Nacht, die keine Erfrischung gebracht hatte. Selbst für eine Umarmung war es zu heiß. Wir hatten nicht Lust, irgendetwas zu unternehmen oder zu tun. Träge lagen wir im Schatten eines Baumes in den Liegestühlen und sahen den sich auftürmenden weißen Wolken im Westen zu.

      „Das gibt bald ein Wetter“, sagte Konrad darauf hindeutend.

      Zweifelnd folgte ich seinem Blick. Weiße Wolken sahen nicht nach einem Gewitter aus. Ich hoffte, dass Konrad sich irrte, denn ich fürchtete mich davor.

      Auch als die Mittagszeit herankam, war noch keine schwarze Wolke zu sehen. Für mich wurde es Zeit, trotz der Hitze, in die Küche zu gehen und Feuer in dem alten Herdgesellen zu machen, um uns wenigstens ein Mittagessen zu erwärmen. Ich hoffte, dass vom Morgen her noch Glut erhalten war. Aber ich hatte Pech. Kein Fünkchen war mehr zu finden. Die drückende Luft hatte alles verlöschen lassen.

      „So ein Mist!“, schimpfte ich leise vor mich hin. Doch so, dass es Konrad nicht hören konnte. Dann räumte ich die Asche aus, die bei der Hitze staubte, so dass ich kaum atmen konnte. Holz und Papier türmte ich, wie Konrad es mir gezeigt hatte, zu einer Pyramide und hielt ein brennendes Streichholz daran. Die Flamme griff nach dem Papier und züngelte daran empor. Stinkender, beißender Rauch quoll mir aus dem Herd ins Gesicht, ehe das spärliche Feuer erlosch. Wieder und wieder geschah es so. Bis der kleine Raum grau vernebelt war und ich hustete und hustete!

      Das trieb Konrad aus seinem Liegestuhl hoch und zu mir in die Küche. „Was ist denn hier los!“, rief er und riss erst einmal das kleine Fenster auf. „Was machst du bloß? Komm, lass das, Kleines!“ Er schob mich zur Seite. „Ich mach das schon!“ Er war wieder ganz der überlegene Konrad.

      Ja, ihm würde es gelingen, dachte ich niedergeschlagen, weil ich wieder etwas nicht geschafft hatte.

      Er kniete sich vor dem widerwilligen eisernen Gesellen nieder, nahm das von mir sorgfältig aufgebaute Holz und Papier aus dem Herd heraus und tat es genau so wieder hinein. „Siehst du, so musst du das machen!“, belehrte er mich.

      Ich kam mir wieder einmal sehr dumm vor.

      Schwungvoll setzte er ein Zündholz in Brand und hielt das zögernd und zuckend brennende Hölzchen an das Papier des Stapels im Herd. „Na bitte!“, bemerkte er, als ebenso wie bei mir die Flamme am Papier zu züngeln begann. Gleich neigte er sich vor und blies hinein. Immer neu holte er tief Luft und pustete die Wangen wölbend in die Flamme, um sie am Brennen zu halten.

      „Siehst du, jetzt brennt es“, triumphierte er dazwischen atemlos.

      Und es brannte und qualmte. Je mehr er blies, je höher die Flammen stiegen, umso

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