.

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу - страница 12

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
 -

Скачать книгу

      Es waren schöne Wochen, die jetzt folgten, voller Vorbereitungen zur Hochzeit und aufregender Erwartung. Aber mich störte, dass man Konrad und mir kaum Zeit zum Alleinsein ließ. Auch dass die politischen Spannungen um Berlin wieder zunahmen, ängstigte mich. Dabei wollte ich von alledem am liebsten nichts hören. Ich wollte nur mit Konrad zusammen sein und mich zurückziehen in meine Traumwelt, in der ich mir unsere gemeinsame Zukunft ausmalte. Doch das Zeitgeschehen holte mich ein.

      Immer wieder hatte es Spannungen und Unstimmigkeiten zwischen den Westmächten und der Sowjetunion um Berlin gegeben, weil es innerhalb der Ostzone lag. Im März hatten die Sowjets schließlich den Kontrollrat verlassen, in dem sie mit den drei Westmächten zusammen waren. Damit war die gemeinsame Verwaltung der Stadt durch die vier Siegermächte gestört.

      Wieder und wieder kam es zu Behinderungen auf den vereinbarten Zufahrtswegen von den Westzonen Deutschlands durch die Ostzone zu den Westsektoren Berlins. Die Sowjets wurden nicht müde, stets neue Gründe dafür zu finden. Es gab erneut politische Debatten und Protestnoten wurden ausgetauscht. Wie oft seit Kriegsende befürchteten wir eigentlich bereits, dass ein neuer Krieg zwischen Ost und West ausbrechen könnte? Jedes Mal befiel mich dann beklemmende Angst.

      Man sprach längst von der Salamitaktik der Russen, womit sie Stück für Stück versuchten, die Westmächte aus Berlin zu verdrängen. Auch in der Frage der Währung konnte keine Einigung erzielt werden. So kam es noch vor meiner Hochzeit zu zwei getrennten Währungsreformen in Ost und West von Deutschland und Berlin, hier die D-Mark und dort die Ostmark. Das bedeutete ein weiteres Stück Teilung von Berlin. Zwei Währungen gab es nun in einer Stadt.

      Noch war nach all dem Geschehen die Ruhe nicht wieder eingekehrt, da flog eines Tages im Büro die Tür auf und jemand rief aufgeregt in den Raum: „Alle Wege, Straßen, Bahnen und Flüsse von den Westsektoren Berlins zu den Westzonen Deutschlands sind von den Sowjets versperrt! Nur nach Ostberlin können wir noch.“ Schon verschwand er so schnell, wie er gekommen war.

      Schlagartig hörte das gleichmäßige Geräusch der Schreibmaschinen auf. Ungläubig sahen wir uns an.

      „Was nun?“, fragte Brigitte.

      Ja, was nun? Was wird aus meiner Hochzeit?

      Mama erwartete mich bereits, als ich abends nach Hause kam. „Nun dreh nicht durch“, ermahnte sie mich. „Ich weiß zwar nicht, wie das alles jetzt gehen soll, aber heiraten wirst du. Basta!“ Dann nahm sie ihre Einkaufstaschen und rannte los, um zu sehen, was es in den Geschäften noch zu kaufen gab.

      Auf dem Heimweg war mir aufgefallen, dass sich wie früher lange Schlangen vor vielen Geschäften gebildet hatten. Auch Mama hatte einige Male im Laufe des Tages angestanden, wenn es noch ein paar Kartoffeln, Mehl oder sonst was zu ergattern gab. „Wer weiß, wann es wieder etwas gibt?“, meinte sie.

      Das war der Beginn der Blockade Westberlins durch die Sowjetunion. Bald donnerten die dickbauchigen Flugzeuge der Westalliierten in kurzen Abständen über unser Haus hinweg. Sie übernahmen mit dieser Luftbrücke die Versorgung der Stadt. Die bestehenden Transitwege zwischen den Westsektoren Berlins und den Westzonen Deutschlands konnten gesperrt werden, aber die bestehenden, unter den vier Siegermächten nach dem Krieg vereinbarten Luftkorridore zwischen den Westsektoren Westberlins und den Westzonen Deutschlands nicht. Auf einer Anhöhe am Tempelhofer Flugplatz sammelte sich ständig eine Schar staunender Menschen an, die ungläubig zusahen, was da alles aus den Maschinen ausgeladen wurde. Mit jedem voll geladenen Flugzeug wuchs ihre Zuversicht. Man gewöhnte sich daran, dass es nun Trockenkartoffeln und Milchpulver gab.

      Außerdem war der Weg in den Osten der Stadt und die Umgebung noch nicht versperrt, nur die Wege nach dem Westen hatten sie abgeschnitten. Allerdings waren die Lebensmittel auch dort rationiert und kaum etwas zu erwerben. Doch Brötchen in den Bäckereien gab es jetzt frei zu kaufen. Wollten sie damit die Westberliner anlocken? Plötzlich war dazu genug Mehl in Ost-Berlin da, das möglicherweise auf dem Land der Ostzone fehlte.

      Je näher der Tag der Hochzeit kam, desto aufgeregter ging es bei uns zu. Es war gut, dass die wichtigsten Dinge längst besorgt waren. Trotzdem wurde Mama immer nervöser und klagte: „Jetzt auch noch die Probleme mit dem Geld und der Blockade, wo ich sowieso nicht weiß, wie ich alles schaffen soll.“ Sie saß über ihren langen Listen, rechnete, nähte an meinem Hochzeitskleid oder sauste mit dem Putzlappen durch die Wohnung.

      „Mädel, du machst mich noch verrückt!“ fuhr sie Traudel an, die ihr dauernd mit der Bitte in den Ohren lag, an der Hochzeitstafel neben Konrad sitzen zu dürfen.

      Eines Tages erwischte ich Traudel dabei, wie sie versuchte, sich meinen teuer erstandenen Brautschleier aufzustecken. Eitel drehte sie sich dabei vor dem Spiegel, so dass ich befürchtete, das zarte Gewebe könnte unter ihren ungeschickten Fingern zerreißen.

      Bruno zog sich am liebsten mit einem Buch in einen stillen Winkel zurück. „Das riecht jetzt hier so entsetzlich nach Myrtenkranz“, schnüffelte er verächtlich.

      Mama und Papa hörte ich oft über das politische Geschehen miteinander reden. An mir rauschte das jetzt vorbei. Ich half Mama beim Nähen meines Hochzeitskleides und stichelte alle meine Träume von einer schönen und unbeschwerten Zukunft mit Konrad hinein.

      Der Sommer hatte bereits seine höchste Zeit hinter sich, die Zugvögel begannen sich zu sammeln und die ersten Blätter an den Bäumen verfärbten sich, als ich Kranz und Schleier aufstecken konnte.

      4. Kapitel

      Vor dem Reichstag demonstrierten die Menschen gegen die Blockade. Es kam zu Tumulten. Der Oberbürgermeister Ernst Reuter sprach seine Worte an die Welt: „Seht her, auf diese Stadt!“ und ohne Pause donnerten die Flugzeuge der Luftbrücke über unser Haus hinweg.

      Doch mich interessierte das alles wenig, an diesem wunderschönen Tag Anfang September. Ich stand vor dem Spiegel in meinem Jungmädchenzimmer, schlüpfte in mein langes Kleid aus weißer Seide und ließ mir Myrtenkranz und Schleier aufstecken. Draußen schien die Sonne, als hätten wir sie bestellt. Ich war voller Erwartung. Es war der Tag meiner Hochzeit.

      Mama hatte die letzten Tage kaum noch geschlafen. Jede Stunde, die der Strom jetzt nicht abgeschaltet war - aus Versorgungsgründen der Stadt während der Blockade - hatte sie ausgenutzt, um vorzukochen und zu backen, was für die Festtafel nötig war.

      „Beruhige dich, wir schaffen das!“, hatte sie mich jedes Mal beschwichtigt, wenn ich durchdrehen wollte und befürchtete, dass alles nur schiefgehen könne.

      Und Mama schaffte es. Alles verlief wie geplant, als würde es nicht das ganze politische Geschehen geben. Ausreichend Wachskerzen für die Stromsperren lagen auch bereit. Natürlich wurden sie von Onkel Anton besorgt. Papa hatte seinen alten Smoking ausgemottet, der ihm sogar noch passte. Bruno dagegen fühlte sich in seinem Einsegnungsanzug sichtlich unwohl. „Wenn nur schon alles vorbei wäre“, stöhnte er. Doch Traudel in ihrem kurzen rosa Kleidchen, mit einem Kranz aus weißen Blüten im Haar, sah süß aus. Die Feier konnte beginnen.

      Nachdem wir am Morgen mit Trauzeugen zum Rathaus gegangen waren, in dem unschönen Anbau „Standesamt“, und in einer profanen Zeremonie vor dem Gesetz zu Mann und Frau erklärt wurden, konnte nun die kirchliche Trauung folgen. Fertig angezogen und geschmückt wartete ich auf Konrad, erregt und voller Spannung.

      Und dann stand er vor mir. In seiner Hand hielt er einen Strauß von zwanzig Teerosen. Zwei weiße Seidenbänder hingen davon herab, an deren Enden kleine Myrtenkränze baumelten. Gut sah er aus und feierlich in dem ausgeliehenen Smoking. Leise zog Mama die Tür

Скачать книгу