Du hast es mir versprochen!. Wilma Burk

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Du hast es mir versprochen! - Wilma Burk страница 9

Автор:
Серия:
Издательство:
Du hast es mir versprochen! - Wilma Burk

Скачать книгу

ihm auftauchen, was das solle, wollte er wissen.

      „Warum? Ich dachte ... Du bist so lange nicht gekommen“, Vera war verstört.

      „Ja, denkst du, ich habe sonst nichts zu tun?“ Sichtlich in die Enge getrieben reagierte er zornig darauf.

      Das konnte nur bedeuten, Bernd lebte hier mit einer anderen Frau zusammen. Er hatte sie hintergangen. Ganz klar sah sie es jetzt. Es gab keinen Vorwand mehr, es zu verdrängen. Das schmerzte, zog ihr die Brust zusammen. Die Knie wurden ihr weich. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt, so dass sie glaubte, kein Wort mehr herausbringen zu können. Hilflos wies sie auf die Frauenkleider. „Das ist der Grund, weshalb du nicht gekommen bist, nicht wahr?“ Ihre Stimme gehorchte ihr nicht und zitterte.

      „Willst du mir jetzt eine Szene machen? Ich dachte, du hast das längst kapiert. Du hast doch nicht etwa geglaubt, du wärst die große Liebe für mich, für alle Ewigkeit.“ Das klang kalt und ablehnend.

      Vera sah ihn an, als hätte sie ihn nie gekannt. „Doch, ich habe daran geglaubt. Du hast es gesagt, und ich dachte, du stehst dazu, hältst dein Wort.“ Leise, ganz leise brachte sie das hervor.

      „Welches Wort? Mädchen, ich habe dir nichts, aber auch gar nichts versprochen. Es war schön mit dir, aber nun ist es vorbei. Kapier das endlich!“

      Ungläubig sah Vera ihn an, wie er da erregt vor ihr stand. Dann erkannte sie sein wahres Gesicht. Alle Liebe zu ihm brach in ihr zusammen. Tief ging der Schmerz und ließ sie nur noch wütende Verachtung spüren, so, wie damals vor vielen Jahren bei dem Vater. „Du Lügner! Du verdammter Lügner!“ schrie sie ihn an, drehte sich um und rannte zur Tür. Weg strebte sie, weg von ihm. Genauso wie den Vater damals wollte sie ihn nicht mehr sehen. Doch ehe sie an der Tür war, wurde die geöffnet. Daniela trat ein. Fast wäre sie mit ihr zusammengestoßen. So war das also! Sie stolperte an ihr vorbei und jagte wie gehetzt aus der Wohnung. Sie rannte und rannte, als wäre der Teufel hinter ihr her. Erst langsam fand sie wieder zum ruhigen Schritt zurück. Was war nur geschehen? Alles war so wund in ihr vor Schmerz. Sie konnte kaum noch die Tränen zurückhalten, als sie zwischen all den Menschen auf der Straße ihren Weg nach Hause lief. Er schien kein Ende zu nehmen. Ach, könnte sie sich doch verkriechen, wie sie es als Kind im Schuppen bei den Kaninchenställen getan hatte.

      *

      Vera lief wie blind die Straßen entlang. Sie litt, es tat so weh, dieser Sturm in ihr, dieses Aufbäumen gegen die Wahrheit. Zugleich spürte sie die Leere, die sich in ihr auszubreiten begann. Warum nur, warum hatte Bernd sie so belügen können? Auf was sollte sie vertrauen, wenn nicht auf das Wort eines Menschen? Was hatte sie falsch gemacht? Es musste doch einen Grund geben. Verstand sie es nicht, einen Menschen liebend zu halten? Auch der Vater war gegangen, obgleich er wissen musste, was das für sie bedeutete. Nein, auch er hatte nicht einmal zögernd daran gedacht, ihretwegen bei ihnen zu bleiben. Sie war wohl nicht wert, geliebt zu werden. Was sollte sie jetzt ohne Bernd machen? Sie hatte doch getan , was er von ihr verlangte. Nie hatte sie sich dagegen gewehrt, auch wenn sie es lieber abgelehnt hätte. Schon aus Angst, ihn zu verlieren, hatte sie ihm stets nachgegeben. Sie war zwanzig Jahre alt und zweifelte an sich und der Welt, die ihr so etwas antun konnte.

      Den ganzen weiten Weg nach Hause kämpfte sie gegen die Tränen. Doch kaum dort angekommen, brachen sie hervor. Sie sah die Mutter nicht an, bemerkte nicht ihren besorgten Blick, als sie die Wohnung betrat. Sie lief an ihr vorbei in ihr Zimmer, warf sich aufs Bett und rührte sich den ganzen Abend nicht mehr heraus.

      Es war schon spät, als die Mutter zu ihr hereinkam. Sie fragte nichts, sie sagte nichts. Es war, als wisse sie alles. Sie brachte ihr ein belegtes Brot und Tee, drängte es ihr aber nicht auf, stellte es nur neben sie hin. Vera wandte sich ab und versteckte ihr Gesicht in ihr Kissen, um die Mutter nicht ansehen zu müssen. Aber das war nicht nötig, ihre auf dem Bett in ihrem Schmerz zusammengekrümmte Gestalt sagte mehr, als ihre Augen hätten verraten können. Die Mutter setzte sich still zu ihr. Kurz hörte Vera auf zu atmen, presste ihr Gesicht noch tiefer in die Kissen und verkrampfte sich in Ablehnung. Leise, vorsichtig war die erste Berührung der Hand der Mutter auf ihr Haar. Sacht tröstend strich sie darüber, wieder und wieder. Vera ließ es geschehen. In all ihrem Schmerz gab sie sich dem Gefühl hin, das die Mutter mit dieser Geste auf sie übertrug. Die Mutter, die Vera immer nur als fordernd empfunden hatte, ließ sie ihre tiefe Zuneigung spüren, was sie sonst kaum zu zeigen vermochte. Und Vera nahm sie an. Langsam, ganz langsam entkrampfte sich ihr Körper, drehte sie ihr Gesicht aus dem Kissen der Mutter zu. Wie ein Kind drängte sie ihrer tröstenden Hand entgegen und ließ sich die Tränen aus den Augen wischen. Noch nie hat sie eine so starke Verbindung zu ihrer Mutter empfunden, als in diesem Augenblick ihrer Not. Behutsam neigte sich die Mutter nieder und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Kein verbittert mahnendes Wort sagte sie wie sonst, nur: „Vielleicht isst du doch noch etwas. Das wäre gut“, ehe sie aus dem Zimmer ging.

      Ganz still lag Vera, lauschte ihrem warmen Gefühl nach, das sie für ihre Mutter empfand. Es tat gut, in diesem Moment Zuneigung zu spüren, da sie sich ungeliebt und zur Liebe untauglich glaubte. Aber dann überwältigte sie wieder die ganze Wahrheit, Bernd gab es für sie nicht mehr. Er hatte sie verstoßen, verlassen, wie einst der Vater. Ihre Gedanken kreisten darum die ganze Nacht, die ihr kaum Schlaf brachte. Erst gegen Morgen weinte sie sich in den Schlaf.

      Danach weinte sie nicht mehr. Sie ging ins Büro und machte ihre Arbeit. Dabei war ihr, als müsse sie schreien, so wund vor verzweifeltem Schmerz. Doch dieser sich aufbäumende Schrei in ihr wurde leiser. Als er verstummte, wich er der Resignation. Ihre Schultern sanken herab und sie blickte aus glanzlosen Augen verstört in die Welt. Nicht einmal hassen konnte sie Bernd wie damals ihren Vater. Warum auch? Es lag doch sicher an ihr, dass man sie nicht lieben konnte, sonst hätten sie weder der Vater noch Bernd verlassen.

      4. Kapitel

      Es dauerte lange, bis sie wieder mit Marita lachen konnte. „Verkriech dich nicht! Das hilft nichts. Komm mit zu dem Motorradverein von meinem Freund. Die sind eine vergnügte Truppe. Das wird dich aufmuntern.“ So redete Marita auf sie ein. Sie hatte längst einen neuen Freund. Den wievielten? Und jeder war für sie wunderbarer als der, den sie vorher hatte. Sie verstand nicht, wie Vera einem wie Bernd nachtrauern konnte.

      Als auch die Mutter Vera zuredete, gab sie nach und ging mit. Ehe sie es sich versah, saß sie als Sozius hinter einem Detlef auf einem Motorrad und fuhr mit ihm und den andern durch die Gegend. Wenn Rast gemacht wurde, ging es lustig zu. Bald steckte sie das Lachen der anderen an. Sie spürte auch, wie Detlef sich um sie bemühte und ihr gerne näher gekommen wäre. Aber sie wich ihm aus. Es ging nicht, obgleich es sie schmerzte, wenn sie sah, wie glücklich Marita mit ihrem Freund war oder wie verliebt die anderen Pärchen miteinander umgingen. Wie gern hätte sie auch jemanden gehabt, an den sie sich anlehnen konnte. Doch sie war unfähig, sich zu verlieben oder dem Werben von Detlef nachzugeben. Zu tief saß noch die Verletzung, die Bernd ihr zugefügt hatte. Bald zog sie sich aus dem Verein wieder zurück.

      „Was ist los, Vera? Ich dachte schon, mit dir und Detlef, das wird etwas.“ Marita begriff es nicht.

      Vera war einundzwanzig Jahre alt und wollte von Männern am liebsten nichts mehr wissen. Doch sie litt darunter, ihre Sehnsucht nach Liebe war groß.

      In ihrer Ratlosigkeit trieb es sie nach langer Zeit wieder zu Onkel Achim. Er hatte sie immer verstanden, ohne dass sie viel sagen musste. Es tat ihr gut, als sie ihm gegenüber in seiner kleinen Küche bei einer Tasse Kaffee saß und über all ihren Kummer und ihre Zerrissenheit reden konnte.

      Ruhig hörte er ihr zu. Danach schwieg er kurz, nahm seine Brille ab, putzte sie nachdenklich, setzte sie wieder auf und sagte: „Was hast du erwartet? Dass man seinen Schmerz so bald betäuben kann? Zurückgewiesene und verletzte Liebe heilt nicht so leicht.

Скачать книгу