Von Vampiren, Kriegern und Dieben. Heike Möller

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Von Vampiren, Kriegern und Dieben - Heike  Möller

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von Jan und Helena. Da habe ich prophezeit, dass du und Ben eines Tages noch Freunde werdet. Ich habe meinen Arsch darauf verwettet.“

      Tristan erinnerte sich. An diesem Tag hatte er Frieden mit Benjamin van Güldensteen geschlossen. Aber Freundschaft?

      „Wir sind weit davon entfernt, Freunde zu werden, Tobi. Wir arbeiten lediglich gelegentlich zusammen. Wegen der Legionäre.“

      Tobias zuckte kurz mit einer Braue, dachte sich seinen Teil. „Gibt´s was Neues von den `Kriegern des reinen Glaubens´?“

      „Seit vier Monaten ist alles ruhig. Keine Übergriffe, keine Aktionen welcher Art auch immer.“

      Tobias rieb sich sein glatt rasiertes Kinn. „Das kommt in etwa hin. Vor fünf Monaten hatte ich meine letzte Vision, als die Kerle Zenobia erwischt haben. Gott sei Dank haben unsere Truppen sie noch lebend rausholen können.“

      Tristans Augen wurden schwarz, als er an den Augenblick dachte. Er selbst hatte die Frau, die schlimm gefoltert worden war, mit einigen anderen aus den Fängen der religiösen Fanatiker befreien können. Seine Beteiligung an der Befreiungsaktion hatte Tristan Tobias gegenüber verschwiegen.

      Bisher.

      „Grundgütiger!“ Tobias starrte in das Gesicht des Freundes, seine Augen wurden tellergroß und hellbraun mit goldenen Sprenklern. „Ich wusste ja, dass du dich damals im Ausland warst. Aber ich wusste nicht, dass du in Griechenland warst.“

      Tristan stand mit einem genervten Seufzer auf. „Ich bin dir keine Auskunft über meine Aufenthaltsorte schuldig, Tobias“, knurrte er und ging zu dem metallenen Aktenschrank, das einzige Möbelstück in diesem Raum, das fehl am Platze wirkte. Wahllos nahm er einen Aktenordner heraus und blätterte ziellos darin herum.

      Tobias setzte seine Tasse hart auf den antiken Schreibtisch ab. „Verdammt, meine Vision hat ganz klar gezeigt, wo sich Zenobia aufhielt, als sie entführt wurde. Aber das war eigentlich keine Überraschung, denn sie hat seit beinahe 500 Jahren in Griechenland gelebt. Es war kein Zufall, dass du ebenfalls dort warst, habe ich Recht?“

      „Zenobia und ich hatten ein geheimes Treffen. Sie hatte ein paar Informationen für mich. Tatsächlich hatten sich auf Kreta einige Legionäre versammelt und Zeni hat ihre Augen und Ohren offengehalten. Aber da sie nicht besonders erfahren in Spionage ist, hat sie sich selbst in Gefahr gebracht. Ein paar Stunden nach unserem Treffen war sie entführt worden. Den Rest kennst du ja.“

      Tobias war von einer fürchterlichen Vision heimgesucht worden. Er hatte gesehen, wie die im syrischen Palmyra um 240 nach Christus geborene Frau von den Legionären gefoltert und vergewaltigt worden war. Sie hatten sie kahlgeschoren, zwei Finger der linken Hand abgeschnitten und noch viele andere unaussprechliche Dinge getan.

      Tobias hatte sofort das Konzil alarmiert und die Rettungseinheit hatte sie in einem grauenhaften Zustand gefunden.

      Inzwischen waren die körperlichen Wunden längst verheilt und die Haare wuchsen wieder. Aber die zwei Finger würden unwiderruflich fehlen und die Erinnerung an das überstandene Martyrium würde ebenfalls bleiben.

      „Vor knapp 700 Jahren hatte Zenobia in Oberitalien gelebt“, erzählte Tristan leise. „Eine unglaublich faszinierende Frau, die Rom hat fallen sehen. Rom!“

      Tristan klappte den Ordner wieder zu und stellte ihn langsam und vorsichtig in den Schrank zurück. „Wusstest du, dass sie einmal eine Königin war?“

      Tobias nickte. „Ja. Ich kenne die Geschichte der Zenobia. Sie ist dann als Kriegsbeute nach Rom gebracht worden und in einem Triumphzug vorgeführt worden.“

      Tristan lächelte. „Das hat aber nicht ihren Stolz gebrochen. Im Gegenteil, sie ist mit erhobenen Haupt durch die Menschen gegangen und keiner, nicht ein einziger hat es gewagt, sie mit faulem Gemüse zu bewerfen, wie es damals üblich war. Man wollte die Gefangenen demütigen, indem man sie dem Volk zur Schau stellte, aber Zenobia flößte allen Angst und Respekt ein, obwohl sie eine Gefangene war.

      Kaiser Aurelian gestattete es ihr, in einem kleinen Landhaus zu leben und sich innerhalb dieser Grenzen frei bewegen zu können. Er war von ihr fasziniert, wie so viele vor und noch mehr nach ihm. Sie durfte Besuch empfangen und so lernte sie Sesostris kennen.“

      Tobias runzelte die Stirn. „Klingt altägyptisch.“

      Tristan nickte. „Ein Pharao. Mittleres Reich, 12. Dynastie. Sesostris I gehörte zu einem der bedeutenden Könige. Feldzug gegen Unternubien, in dessen Verlauf er bis zum zweiten Nilkatarakt vorstieß und die dortigen Gebiete unter seiner Herrschaft zwang. Der erste Pharao, der ein Gebiet außerhalb Ägyptens kontrollierte. Jedenfalls war dieser Sesostris, wie du es dir denken kannst, einer von uns. Er verliebte sich ernsthaft in Zenobia, sie wurden ein Paar. Heimlich, wegen Aurelian. Sesostris wandelte Zenobia mit deren Einverständnis und bis zu seinem Tod im 10. Jahrhundert blieben sie zusammen.“

      „Traurig und schön zugleich“, sagte Tobias leise.

      „Ja. Als ich Zenobia kennen lernte, begannen wir eine kurze, aber leidenschaftliche Affäre. Es war keine Liebe, wirklich nicht. Aber es war immer mehr als Sympathie. Als ich sie in diesem Folterkeller sah, brach mir das Herz, Tobias. Es war schon schlimm, was mit Jannik geschehen war. Und auch die Bilder aus Helenas Erinnerung wegen Leclerc waren grausam. Aber die Sache mit Zenobia hat mich in dem Wunsch bestärkt, diese Organisation ein für allemal zu vernichten. Restlos!“

      Tristans Wangenmuskeln arbeiten heftig und seine Augen glommen in einem unheil­vollen schwarzen Feuer. „Sie haben sie gebrochen, Tobi. Die stolze Frau, die ein ganzes Weltreich hat fallen sehen, ist gebrochen, nur noch ein Schatten ihrer Selbst. Weißt du, was das für einen von uns bedeutet?“

      Tobias nickte erschüttert. „Das Ende.“

      Tristans Lippen waren zusammengekniffen. „Das Ende“, sagte er rau.

      Tobias sah seinem Freund in die Augen. „Deswegen ist es wichtig, dass du nicht vergisst, dass es Menschen gibt, die dich lieben, Tristan.“

      Verwirrt sah Tristan seinen Freund an. „Wie meinst du das?“

      „Du hast dir selbst eine zermürbende Aufgabe auferlegt, die sehr viel von dir abfordert. Das ist wichtig für uns, das weiß ich. Und ich kenne niemanden, der besser für diese Aufgabe geeignet wäre als du.“

      „Aber?“

      Tobias zog die Brauen zusammen. „Wir machen uns Sorgen! Du bist nicht allein, Tristan. Selbst wenn wir dir nicht auf dem Schlachtfeld folgen können, weil wir nicht deine Fähigkeiten haben, so sind wir dennoch für dich da. Hanna und ich lieben dich, und das weißt du.“

      Tristans Herz schlug ihm bis zum Hals, er verspürte einen dicken Kloß in seinem Hals. „Tobias, ich bitte dich, dass …“

      „Nein, Tris. Jetzt hörst du mal zu. Seit Rowena mit Erik in den Sonnenuntergang gefahren ist – entschuldige die kitschige Metapher -, seit diesem Augenblick hast du dich von uns zurückgezogen. Du scheinst die offene Konfrontation mit dem Gegner zu suchen, als ob auch du ein Ende herbeisehnst.“

      Erschrocken sah Tristan seinen Freund an. „Das … das habe ich nicht vor, Tobi.

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