Wen oder was wir lieben. null michelle_werner

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Wen oder was wir lieben - null michelle_werner

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langsam von den Bäumen und Sträuchern verschlungen, aber noch sieht man ihn und er ist auch noch in Betrieb.

      Wenn nun der Briefträger etwas für Bewohner dieser Straße hat, so ist er nur selten bereit, den ganzen Berg hochzustapfen, überhaupt wenn er an diesem Tag schon reichlich unterwegs getankt hat. Selten ist sein Pegel unter einem Promille und dies sind dann die Tage, an denen man sagen kann, dass er nüchtern ist.

      Besagter Postbote deponiert die Schriftstücke in diesem Schaukasten. Dabei achtet er auch genau darauf, wem diese Post gehört. Bei einigen wenigen Adressen gibt es wunderbare Schnäpse – als Entlohnung für seine Mühen – und die lässt er sich natürlich nicht entgehen.

      Jeder der in der Straße wohnt, bleibt bei diesem Schaukasten stehen um zu sehen, ob für ihn oder sie Post dabei wäre. Die fremde Post wandert danach wieder in den Kasten. Dabei bekommen die Menschen natürlich – zufällig – auch mit, wer welche Post von wem bekommt. Da hat man dann schon etwas zu plauschen, wenn man mit dem Nachbarn mal ins Reden kommt. „Das Grundstück vom Gruber wird wahrscheinlich bald zu haben sein, der hat in diesem Monat schon eine zweite Mahnung bekommen, der packt es nicht mehr lang.“ Wenn dem Gruber nicht seine Außenstände Schwierigkeiten bereiten, so tun es bald die Gerüchte, die er nicht in den Griff bekommt. So ist es dann auch keine Überraschung, dass er ein Jahr später verkaufen muss.

      Das Grundstück des Kleingartenvereins sieht inzwischen ziemlich verwildert aus, weswegen es auch nicht zu unserem Spiel gehört. Eigentlich ist hier nur der Schaukasten von Bedeutung.

      STOP – kurze Unterbrechung – die Wahlmöglichkeit

      Dieses E-Book bietet Ihnen zwei Möglichkeiten. An dieser Stelle steht nun Ihre Entscheidung an, wie Sie dieses Werk genießen möchten.

      Die erste Möglichkeit besteht darin, es einfach zu lesen und sich daran zu erfreuen. Falls dies Ihren Vorstellungen am meisten entspricht, dann lesen Sie einfach weiter.

      Die zweite Möglichkeit, die hier geboten wird, ist eine Premiere. Sie können dieses E-Book auch als Spiel konsumieren. Das Spiel ist ab zwei Personen möglich, wobei auch mehrere Spieler teilnehmen können – es gibt also keine Begrenzung. Alleine zu spielen macht freilich nicht so viel Spaß.

      Für dieses Spiel gibt es bestimmte Regeln, die weiter hinten (siehe Inhaltsverzeichnis – das Spiel) genau beschrieben werden. Sie benötigen dazu nur Papier und Schreibzeug, aber keine sonstigen Utensilien. Ein bisschen Zeit wäre allerdings schon fein.

      Wenn man das E-Book allerdings vorher liest, dann macht das Spiel nicht mehr so viel Spaß, es sei denn man vergisst alles in ein paar Minuten.

      Sie werden bei dem Spiel mit verschiedenen Rollen konfrontiert und können für die Dauer des Spieles eine ganz andere Person sein. Dabei geht es aber nicht nur um ihr Wissen, sondern auch um Ihre Kombinatorik und das emotionale Einfühlen. Natürlich geht es auch darum Spaß zu haben, denn sonst wäre es kein Spiel.

      Sieger ist, wer die meisten Punkte am Ende des Spieles hat. Wenn es von zwei Personen gespielt wird, so kann man es 17 Mal spielen, ohne dass sich die gestellten Aufgaben wiederholen.

      Nun ist es an Ihnen, sich zu entscheiden. Weiterlesen – oder das Spiel beginnen – dann wechseln Sie bitte über das Inhaltsverzeichnis zu – ‚Das Spiel‘

      Die Nummer 3 - Hr. Oppolzer

      Besuchen wir nun Herrn Oppolzer (1). Er wohnt auf der linken Straßenseite, fast ganz am Anfang, auf Nummer 3. Unterhalb seines Grundstücks residierte früher nur der Kleingärtnerverband auf Wahnsinnsstraße 1.

      Herr Oppolzer war in seinem Beruf Ingenieur und arbeitete in einer Süßwarenfabrik, wo er für das Funktionieren der Maschinen zuständig war. Rund ums Jahr hegte und pflegte er seine Maschinen, denn ein Produktionsausfall war absolut unerwünscht. Seine Urlaube verbrachte er meist im eigenen Garten, um für seinen Arbeitgeber ständig erreichbar zu sein. Seit er im Ruhestand ist, kann er so wie in jungen Jahren, in Urlaub fahren. Zweimal im Jahr tut er dies auch.

      Als er etwa 40 war, verstarb seine Luise bei einem Verkehrsunfall und den Schmerz hat er wohl nie verwunden, denn sie war für ihn die Richtige und da konnte auch keine andere Frau mehr mithalten. Er unternahm niemals einen ernsthaften Versuch, so sicher war er, dass seine Luise einzigartig war.

      Seit er in Pension ist, fährt er nach Fernost, um sich dort erotisch auszutoben, oder auch etwas nachzuholen. Er überlegte einmal vor Jahren, sich von dort eine Frau mitzunehmen, wie manche Männer dies so machen, aber sein Kumpel, Herr Halmer redete ihm dies grundlegend aus.

      Außer für Gedanken an seine Luise, ist in seinem Leben nur für wenige Dinge Platz. Süßigkeiten kann er zum Beispiel nicht ausstehen und auch dem Alkohol steht er sehr kritisch gegenüber. Ihm ein Bier anzubieten wäre so, als würde man dem Papst eine Geliebte anbieten – einfach unmöglich!

      Es gibt aber schon etwas in seinem Leben, wofür er eine große Schwäche hat. Er besitzt seit ungefähr drei Jahrzehnten ein Auto. Es ist größer, als jenes von Herrn Halmer, denn es ist ein VW Käfer, also eine wirklich runde Sache. Da Herr Oppolzer am unteren Ende des Berges wohnt, braucht er auch nicht die steile Straße hochzufahren. Dennoch hat sich der Herr Ingenieur etwas überlegt. Ihm war aufgefallen, dass im Winter viel Streusalz auf der Straße ist, und all dies frisst Löcher in sein Fahrzeug. So etwas schmerzt ihn in der Seele. Sein ‚Murli‘ soll solche Qualen nicht zu erleiden haben. Es gibt allerdings keine Einfahrt in sein Grundstück und es steht auch keine Garage zur Verfügung. Also braucht er einen anderen Plan. Seit etwa 30 Jahren gibt es daher ein ganz anderes Szenario. Besuchen wir ihn einfach Mitte September.

      Murli steht auf der Straße, vor dem Grundstück des Herrn Oppolzer, ordentlich eingeparkt. Am nächsten Tag sieht man, dass die Räder fehlen und das Fahrzeug auf Ziegelsteinen aufgebockt ist. In den folgenden Tagen und Wochen fehlen immer mehr Teile am Fahrzeug.

      Obwohl das Fahrzeug schon ein Oldtimer ist, sind keine Diebe am Werk. Vielmehr ist es Herr Oppolzer, der hier Hand anlegt. Als Ingenieur ist ihm Technik vertraut, vor allem ältere Technik und daher zerlegt er seinen Murli in seine einzelnen Bestandteile. Auch Schweißnähte werden von ihm geöffnet, da hat er kein Problem damit! Teil für Teil wird in das Haus getragen. Dort werden die Teile eingeölt und dann in ein eingefettetes Spezialpapier verpackt. Danach hat jedes Teil seinen festen Platz, an den es verbracht wird. Einen exakten Plan, wo er was verstauen kann, hat er sich vor 30 Jahren gemacht. Jetzt ist klar, was auf dem Kasten liegt, was unter dem Bett und so weiter.

      Entdeckt er während dieser Arbeiten irgendwelche Schwachstellen oder drohende Defekte, so wird dies genau protokolliert. Auf diese Weise kann er zu einem späteren Zeitpunkt für die Behebung des Problems Sorge tragen.

      Für die schwersten Teile hat er ein kleines Wägelchen, welches er einmal aus einer Werkstatt erworben hat. Zuweilen kommt auch ein Freund, der ihm hilft. Dieser Freund hat früher mit ihm in der Fabrik gearbeitet und mit ihm gemeinsam fuhr Herr Oppolzer auch auf seine erotischen Urlaube.

      Im Frühjahr wiederholt sich dann das Szenario, nur in umgekehrter Reihenfolge. Bis dahin hat er auch die Ersatzteile für schadhafte Stellen besorgt. Auf diese Weise entsteht sein Murli jedes Jahr neu und dazu gehört dann natürlich auch das Lackieren. Die Erwartung der Siedlungsbewohner ist, dass dieses Fahrzeug irgendwann eine neue Farbe bekommen würde, doch es wird jedes Jahr wieder ‚Mausgrau‘, denn so hatte er es seinerzeit gekauft und so soll es auch bleiben.

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