Wen oder was wir lieben. null michelle_werner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Wen oder was wir lieben - null michelle_werner страница 7

Автор:
Серия:
Издательство:
Wen oder was wir lieben - null michelle_werner

Скачать книгу

Mann keine Sorgen machen.

      In der Siedlung ist Herr Dr. Strauchwieser bestens vernetzt, denn hier wohnen auch einige Leute, mit denen er Geschäfte macht. Einmal im Monat, nach Einbruch der Dunkelheit, gibt der Chirurg seine mondänen Partys, bei denen man sich nicht nur blendend unterhält, sondern auch alles Mögliche erwerben kann. Leider stehen gerade jetzt zwei Bodyguards vor der Türe, die nur ausgewählten Personen den Zutritt gestatten.

      Man kann aber Stunden später Menschen die Villa verlassen sehen, die eingehüllte Gemälde und manchmal auch Statuen heraustragen, alles schön eingewickelt, dass man als ungeladener Passant nichts zu erkennen vermag.

      Es ist kaum anzunehmen, dass Dr. Strauchwieser die Menschen liebt, oder auch nur einzelne von ihnen. Die Liebe seines Lebens gilt wohl den Geldscheinen, von denen er gar nicht genug bekommen kann. Dass er diese Liebe mit vielen Menschen teilt ist klar, nur dass nicht alle Menschen dafür bereit sind, krumme Wege zu gehen.

      Da in dieser Straße viele haarklein über das Geschehen informiert sind, ist auch aufgefallen, dass immer wieder Gegenstände dieser Art von Herrn Loibner, dem Bewohner der Wahnsinnsstraße 21 angeliefert werden. Angeblich soll Herr Loibner gar nicht so heißen, denn bei der Post für diese Adresse – die im Schaukasten des ehemaligen Sparvereins liegt - sieht man immer wieder andere Namen, so als ob dort 60 oder 70 Leute wohnen würden. Sehen wir doch einfach mal nach.

      Die Nummer 21 – Herr Karl Loibner

      An der Türklingel der Nummer 21 steht jedenfalls Karl Loibner (1). Das Gebäude ist für diese Gegend unverhältnismäßig lang und es gibt eine Vielzahl an Kameras, die das Gebäude und das Grundstück bewachen. Abends, wenn es hier mehr Verkehr gibt, schlägt die Alarmanlage auch sehr oft an, macht dann einen Riesenlärm, der die ganze Nachbarschaft nervt, und spätestens nach dem dritten Fehlalarm wird die Alarmanlage abgestellt, um nicht zu viel Aufsehen zu erregen.

      Jetzt gelangt man über den unteren Teil des Grundstücks, über ein Loch im Zaun, halbwegs bequem auf das Grundstück. Ein Nachbar hat Herrn Loibner einmal gut gemeint auf diese Lücke in seinem lebenden Zaun hingewiesen, fing sich aber nur deftige Worte ein, wie er möge sich doch um seinen eigenen Kram kümmern. Offenbar ist die Lücke nicht für Eindringlinge von außen gedacht, sondern als versteckte Möglichkeit für einen schnellen Abgang aus dem Grundstück.

      Das Grundstück selbst wirkt eher langweilig, obwohl sich Herr Loibner als Gärtner ausgibt. Er hatte ursprünglich nur einen sehr kleinen Garten mit einem bescheidenen Häuschen, doch nach und nach kaufte er immer wieder frei werdende Grundstücke dazu, wie jenes vom bereits erwähnten Herrn Gruber, der Pleite gegangen war. Inzwischen hat er etwa fünf Mal so viel Grund wie ursprünglich.

      Dann geschieht etwas Sonderbares. Auf der oberen Seite des Grundstücks gibt es ein etwas größeres Haus, welches plötzlich rundum durch plakatartige Wände verhüllt ist. Herr Loibner erklärt dies damit, dass er seine Nachbarn während des Umbaus nicht behelligen wolle. Diese künstlichen Wände sind auch unglaublich hoch, aber es gibt keine Lücke um zu sehen, was vor sich geht. In den nächsten zwei Jahren hört man nur Handwerker an der Arbeit, welche scheinbar auch dort wohnen, denn man sieht abends niemanden, der das Grundstück verlässt.

      Erst später erfährt man aus der Gerüchteküche, dass dieses Grundstück auch einen Hinterausgang hat, über den man aber nicht zur Wahnsinnsstraße kommt, sondern über einen Fuß- und Radweg in das dahinter liegende Tal, wo eine normale Straße verläuft. Über diese Hintertür kann praktisch jeder Handwerker, als auch sonst wer, ungesehen kommen und gehen.

      Als drei Jahre später die Schutzwände entfernt werden, steht da nicht mehr ein Haus mit 7 Meter Länge sondern eines mit der dreifachen Länge und Herr Loibner tut so, als wäre dies immer schon genauso hier gestanden. Neidische Nachbarn finden bald heraus, dass Herr Loibner jemanden in der Baukommission sitzen hat. Einblicke in den Akt werden jedem Anrainer verwehrt, obwohl das Gesetz eigentlich etwas anderes besagt.

      Herr Loibner liegt nun öfter mit zwei jungen Damen im Garten, die leicht seine Töchter sein konnten, es allerdings nach seinem Verhalten zu urteilen nicht sind. Die Frau, die früher an seiner Seite lebte, scheint nicht mehr zu existieren. Niemand hat sie abreisen gesehen und auch ein Möbeltransporter ist nicht gesichtet worden. Der Postbote kann dann später Auskunft geben, aber natürlich nur jenen, die sein Wissen auch mit einem Schnäpschen honorieren. Frau Loibner (2) hatte einige Zeitschriften abonniert und diese fanden sich bald wieder im Schaukasten ein mit einem handschriftlichen Vermerk.

      „Unbekannt verzogen“ stand dort, ein anderes Mal las man „verstorben“ und Ähnliches. Es waren auch einige Male plattfüßige Kripobeamte hier, die sich in der ganzen Umgebung nach dem Verbleib von Frau Loibner erkundigten, weil sie auch nirgendwo anders aufgetaucht ist. Herr Loibner selbst lässt die Beamten ohne Durchsuchungsbefehl nicht ins Haus, was in dieser Gegend schon ein sehr ungewöhnliches Verhalten ist.

      Bald spricht man davon, dass vor der Eheschließung Frau Loibner die Vermögende war, da sie aus einer reichen Familie kommt. Das Gerücht, dass die gute Frau wohl unter dem neuen Prachtgebäude ruhen würde, verstummt nicht wieder.

      In den Abendstunden gibt es öfter Besucher für Herrn Loibner und die Nachbarn mit ihren Feldstechern würden diesen finsteren Gesellen nur ungern allein begegnen. Sie kommen meist mit einem Kleintransporter um Dinge abzuliefern, als auch abzuholen. Teilweise geschieht dies in der Garage am unteren Teil des Grundstücks, teils aber auch auf der Straße, wenn Loibners Transporter die Garage blockiert. Offenbar werden hier Bilder angeliefert und dafür sonderbare Pflanzen mit auffallend schmalen und spitzen Blättern abgeholt. Diese werden in dem länglichen Teil des Hauses gezüchtet. Also eine Art Tauschhandel, Kunst gegen diese sonderbaren Pflanzen.

      Herr Loibner reagiert zunehmend unfreundlicher auf Kontaktversuche seiner Nachbarn und inzwischen möchte er sich nicht einmal mehr über das Wetter unterhalten. Er vermeidet jeden Kontakt zu seiner Umgebung. Auch die jungen Damen wechseln immer wieder gegen andere ebenso junge Damen.

      Vor einigen Wochen gab es einen Einbrecher auf diesem Grundstück. Dieser Bösewicht wurde von den Nachbarn gesichtet, wie er mit zwei prall gefüllten Taschen das Grundstück wieder verließ. Die Alarmanlage heulte und so kam es auch, dass die Nachbarn die Polizei alarmierten. Offenbar waren sie gerade in unmittelbarer Nähe und daher drei, vier Minuten später hier. Herr Loibner stritt ab, dass man bei ihm eingebrochen hätte, wollte auch nicht, dass die Beamten sich im Haus umsahen. Herr Loibner erstattete nicht einmal eine Anzeige. Die Polizeibeamten zogen sich auffällig schnell wieder zurück, so als ob sie eine verdeckte Ermittlung nicht gefährden wollten.

      Einige Tage später gibt es dann eine große Razzia auf diesem Grundstück und dabei kommen die Beamten von beiden Seiten auf das Grundstück, wodurch alle Fluchtwege versperrt sind. Diesmal haben sie auch eine richterliche Erlaubnis zur Durchsuchung des Gebäudes und Grundstücks, inklusive Garage. Die Beamten werden in hohem Maße fündig. Die Aktion dauert bis spät in die Nacht und die Nachbarn bekommen eine interessante Abendunterhaltung geboten.

      Die meisten Bewohner der Siedlung stehen direkt auf der Straße, um sich nichts entgehen zu lassen. Für den Abtransport der beschlagnahmten Dinge werden Lastkraftwagen angefordert. Da die LKWs aber für die schmale Straße viel zu breit sind, müssen die Fahrzeuge ganz unten stehen bleiben und alles muss von den Beamten über die Straße nach unten getragen werden. Auf diese Weise entgeht den Nachbarn nichts. Man kann sich ausreichend über diesen bösen Menschen entsetzen, denn man hat ja sonst nichts zu tratschen. Natürlich halten die Beamten nicht dicht. So etwas geht auch nicht, wenn viele Beamte ganz viele Objekte durch die Gegend tragen. Es geht aber nicht nur um gestohlene Kunstwerke. Es geht auch um Pflanzen für

Скачать книгу