Der Verachtete. Marieke Hinterding

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Der Verachtete - Marieke Hinterding

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anzufangen! Er wollte damals nur endlich dazugehören und seinen Außenseiterstatus beenden, aber selbst mit Fluppe im Mund war ihm das nicht gelungen. Aber zumindest im privaten Umfeld hatte er ein paar Bekanntschaften gemacht, die sich mit ihm abgaben.

      Sie rauchten alle und tranken auf Partys Unmengen von Alkohol und Udo hatte jahrelang so nach Zuwendung gelechzt, dass er alles getan hätte, den Respekt seiner zweifelhaften Freunde zu erwerben! Und so hatte er sich später sehr oft hervorgetan im Konsum von Alkohol und Tabak und leider auch im kostenlosen Erwerb dieser Genussgifte! Es war zu der Zeit nicht selten vorgekommen, dass er seiner Mutter heimlich ins Portmonee gegriffen oder im Einkaufsladen eingekauft hatte, ohne zu bezahlen! Und er hatte Glück! Nie war er erwischt worden! Das hatte ihm im Bekanntenkreis den Ruf eines Helden eingebracht und Udo hatte diese Rolle sichtlich genossen. Mit sechzehn rauchte er dann schon ein Päckchen Zigaretten am Tag und bis zum heutigen Tag konnte er die Finger nicht vom Nikotin lassen! Von seiner Mutter, die immer noch in unmittelbarer Nachbarschaft zu seinen ehemaligen Freunden lebte, hatte Udo allerdings schon vor einem Jahrzehnt erfahren, dass niemand von ihnen mehr rauchte und alle einen gutbezahlten Job ausübten. Der Gedanke, dass er der Einzige aus der Clique war, aus dem nichts geworden war und der immer noch seine Gesundheit ruinierte, ärgerte Udo und er biss sich, wieder mal wütend auf sich selbst, auf die Lippe.-

      Einige Tage später

      war auf seiner Etage eine neue Familie eingezogen. Eine junge Frau, ca. 30 Jahre alt und vermutlich alleinerziehend, glaubte Udo, denn er sah sie immer nur in Begleitung ihrer beiden kleinen Kinder, einen dazugehörigen Mann konnte Udo nirgends ausmachen.

      Udo beschloss, sich bei der Familie vorzustellen, vielleicht würde sich ja in der Zukunft das eine oder andere nette Gespräch daraus ergeben...

      Und so klingelte er am Mittwochabend Punkt 20 Uhr dort an. Es dauerte einige Augenblicke, ehe sich etwas tat hinter der Wohnungstür, schließlich wurde sie einen Spalt breit geöffnet und die junge Frau steckte ihren Kopf aus der Tür.

      „Guten Abend“, sagte Udo und hielt ihren abschätzenden Blicken nur mühsam stand. „Ich heiße Udo S, und will mich nur kurz vorstellen“, stotterte er nun. „Ich bin ihr Nachbar.“

      „Ja, und?“ fragte die hübsche Dunkelhaarige nun und ihr angewiderter Gesichtsausdruck bohrte sich in sein Herz wie ein Messer.

      „Wenn Sie einmal Hilfe benötigen oder den Treppendienst tauschen möchten, können Sie jederzeit bei mir anklingeln.“ Die Frau sagte kein Wort und Udo beendete schließlich das aufgekommene, peinliche Schweigen: „Ich will Sie auch nicht länger stören und wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.“ Dann drehte er sich um und suchte seine Wohnung auf.-

      Getroffen lief er ins Schlafzimmer und stellte sich dicht vor den großen Spiegel: Woran hatte es gelegen, dass er so unmissverständlich abgeblitzt war? War er zu forsch aufgetreten? Oder hatte es mal wieder an seinem schäbigen Outfit gelegen, dass diese Frau, ohne ihn zu kennen, so ablehnend reagiert hatte?

      Kritisch prüfend besah er sich sein Spiegelbild nun ganz genau: Da waren die Haare! Viel zu lang und ungepflegt hingen sie ihm bereits bis zu den Ohrläppchen zottelig herunter! Udos Blick wanderte nun weiter hinunter zu seiner wenig modischen Bekleidung. Der Pullover war noch gut, den hatte er selten getragen, aber die ausgebeulte, verwaschene Jeans und die abgetragenen Schuhe, an denen sich vorne die Sohle gelöst hatte machten schon einen verdammt ärmlichen Eindruck...!

      Nicht mal für ein paar gebrauchte Klamotten von eBay reichte sein Budget! Immer das verfluchte Geld! Kein normaler Mensch und schon gar nicht einer vom anderen Geschlecht, wollte etwas mit einem armen Schlucker zu tun haben! Udo setzte sich ins Wohnzimmer und hing Kette rauchend wieder seinen Gedanken nach:

      Seit er denken konnte, hatte er mit den Frauen Pech gehabt! Schon seine erste Freundin hatte ihn nach einiger Zeit für einen Geldverdiener sitzenlassen. „Geh arbeiten, sonst bist Du mich los!“ hatte sie ihn aufgefordert und: Er hatte es versucht. Ohne Berufsausbildung hatte er sich als Hilfsarbeiter auf dem Bau verdingt, aber er war dort kläglich gescheitert. Nicht nur, dass er die Akkordarbeit nicht geschafft hatte, er war auch noch ununterbrochen den Zoten seiner Kollegen ausgeliefert!

      Er war nicht geachtet und nicht für voll genommen und als man für den Knochenjob jemand Anderen gefunden hatte, wurde er entlassen! Wie ein Versager war er sich vorgekommen, aber seine Freundin hatte kein Verständnis für seine Lage. Klammheimlich hatte sie sich einen neuen Freund gesucht und ihn dann vor vollendete Tatsachen gestellt. Später hatte Udo dann erfahren, dass seine Freundin von dem Neuen schwanger war und wohl geheiratet hatte..

      Ja, sie hatte einen Ernährer gefunden, dachte Udo jetzt und immer noch kam Wut auf bei dem Gedanken an seine Erste.

      Ein andermal hatte er geglaubt mehr Glück zu haben. Er hatte eine Freundin gefunden, von der er meinte, dass wohl so einige Männer ihn darum beneideten, doch kaum hatte sie ihn bei ihren Eltern vorgestellt, war alles aus! Ungeniert hatten sie sich darüber mokiert, dass er keine Berufsausbildung hatte und als Udo erwähnte, dass er sehr gern eines Tages heiraten würde und Kinder haben, war dem Vater der Kragen geplatzt: „Wie stellen Sie sich das eigentlich vor? Wollen Sie von Luft und Liebe leben oder wovon wollen Sie die Familie ernähren? Leisten Sie erst mal was, damit Ihre Kinder später mal mithalten können und nicht Däumchen drehen müssen, während andere Kinder in den Urlaub fahren.“

      „Udo hat nur das Geld nicht, sich eine anständige Garderobe zuzulegen“, hatte schließlich seine Freundin gemeint, „sonst hätte er bestimmt schon eine Arbeit gefunden!“

      Das war`s dann für Udo gewesen. Er zündete sich jetzt seine letzte Zigarette an. Scheinbar waren alle Frauen darauf erpicht, irgendwann in ihrem Leben gut versorgt zu sein, dachte er. „Und darum komme ich wohl in diesem Leben für keine Frau als Partner in Frage. Mein Gott, in wie vielen Jobs muss ich mich denn noch versuchen?“, schoss es ihm durch den Kopf und wieder mal war die Bilanz, die er aus seinem bisherigen Leben zog, mehr als bitter. Und um sich ein wenig abzulenken, schaltete er wie fast täglich, irgendwann den Fernseher ein, aber irgendwie schweiften an diesem Abend seine Gedanken immer wieder ab...

      „Es muss doch auch für mich irgendwo in Deutschland einen Job geben, in dem ich mich etablieren kann“, sinnierte er und schaltete nun den Computer ein. Er klickte sich mal wieder bei der Jobbörse der Arbeitsagentur Mönchengladbach ein, doch es waren nur wenige Angebote, die dort ausgeschrieben waren.

      Ein Hausmeister wurde in Düsseldorf gesucht. Neugierig las Udo die Stellenbeschreibung: Die Grünanlagen eines Wohnparks sollten gepflegt werden und es wurden kleine Instandsetzungsarbeiten in den Gebäuden erwartet, außerdem Reinigungsarbeiten. Ob das was für ihn war?

      Udo träumte nun mit offenen Augen: Hausmeister in Düsseldorf. Er sah sich im blauen Kittel durch eine riesige Wohnanlage schreiten und überall für Ordnung und Sauberkeit sorgen. Junge Frauen mit Kinderwagen traten auf ihn zu und Alte, die sich darüber beschweren wollten, dass ihr Nachbar gegenüber nachts zu laut gefeiert hatte. Udo war Respektsperson und überall beliebt...

      Ja, das wäre was für ihn! Gleich morgen früh wollte er dort anrufen. Er holte nun Kugelschreiber und Papier, notierte sich die Telefonnummer und fuhr dann den Rechner herunter. Neue Hoffnung war in ihm aufgekeimt und er schlief an diesem Abend nicht mit ganz so viel Missmut in der Seele ein, wie sonst üblich.-

      Acht Uhr morgens schien Udo eine gute Zeit zu sein, in Düsseldorf anzurufen um sich nach der Stelle als Hausmeister zu erkundigen und so hatte er den Wecker auf 7 Uhr dreißig gestellt, um ja nicht zu verschlafen...! -

      Heute

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