Wie das Leben so spielt. Karl Zbigniew Grund

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Wie das Leben so spielt - Karl Zbigniew Grund

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       nach dem Zufallsprinzip

      

       im Spiel der Elemente

      

       sind wir

      

       ich und du

      

       eine Laune der Natur

      

       es darf geträumt werden

      

       Freiheit, Glück

      

       und Liebe

      

       die perfekte Illusion

      

       einen Augenblick

      

       ein Leben träumen

      Das therapeutische Gespräch

      Ich betrete den Raum mit raschen und elastischen Schritten. In ungezwungener Haltung. Im Raum befinden sich ein Tisch und zwei Stühle. Ein dezent bräunlicher Vorhang bedeckt das einzige Fenster, lässt aber graues Licht herein. Die gelbgrauen Wände sind nackt. Kein Bild reizt oder verletzt hier die Augen. Hier richtet man den Blick auf die Schattenseiten der Seele.

      Diese reizreduzierte Umgebung beflügelt tatsächlich die Gedanken und die Phantasie. Nebenbei aber auch die Halluzinationen.

      Auf einem Stuhl sitzt meine neue Therapeutin und Fachfrau für geistige Defekte. Sie wird gleich einen letzten Blick in die Akten werfen und dann wird sie mir den Platz zuweisen. Ich werde mir den Platz auch zuweisen lassen. Das ist wichtig. Sie macht einen energischen und selbstbewussten Eindruck. Die etwas nach unten gezogenen Mundwinkel verraten eine ernste Lebensauffassung. Wahrscheinlich hat sie auch viel gelernt, war immer fleißig und verbissen, hat sich ihr Wissen und ihre gesellschaftliche Stellung erkämpft. Es ist ihr nicht zugeflogen.

      Ich glaube, langweilig wird es nicht.

      Die Kleidung habe ich einfach und unauffällig gewählt. Meine Haare sind geordnet und gepflegt. Ich werde mich als freundlich, höflich und zugänglich erweisen, werde mich situationsgemäß benehmen. Meine Ausdrucksbewegungen, Mimik und Gestik, werden keineswegs unnatürlich ausfallen. Die Stimme habe ich auf mittellaut geschaltet und ich werde mich um eine fließende Sprechweise bemühen. Meine Stimmungslage ist ausgeglichen, das Bewusstsein jederzeit klar, Orientierung unbeeinträchtigt, Gedankenablauf klar und geordnet. Selbstverständlich bin ich auch jederzeit bereit, problemzentriert mit zu arbeiten. Die Frage nach der Motivation darf gar nicht erst gestellt werden.

      So einfach wird sie mir nicht davon kommen. Ich möchte sehen, wie sie langsam die Beherrschung verliert. Die Letzte hat sich eigentlich recht lange gehalten.

      Auf der emotionalen Ebene wurde sie dann aber doch sehr unbeherrscht. Sie verlor zu schnell die Fassung und ließ sich sogar zu unkontrollierten Wutausbrüchen verleiten. Zuerst noch unter vier Augen. Später dann leider auch öffentlich bei der Visite. Da war sie auch nicht mehr zu retten.

      Entgleisungen in Anwesenheit der Kollegen und Vorgesetzten sind nicht förderlich für die Karriere. Zuletzt tat sie mir sogar richtig leid. Ich hätte sie gerne getröstet, aber dafür war sie auch nicht mehr empfänglich.

      Immerhin hat sie es zwischendurch geschafft, sogar mich ernsthaft zu verärgern. Sie war sich auch nicht zu schade, linke und unsaubere Mittel einzusetzen. Zum Schluss versprühte sie blanken Hass. Beim letzten Gespräch bekam sie richtig Farbe im Gesicht, schrie mich an, nachdem ich sie ruhig darum bitten musste, sich doch einer kultivierten Sprache zun befleißigen. Auch machte ich sie darauf aufmerksam, dass die Frustrationstoleranzgrenze bei einer Therapeutin ungleich höher liegen sollte als beim Patienten. Sie hat es nicht mal geschafft, ihr Gesicht zu wahren.

      Ach ja, das ist Schnee von gestern.

      Die Neue könnte aber eine harte Nuss werden. Ich täusche mich da selten. Ich warte, bis sie kurz zu mir aufblickt und mir den Platz zuweist.

      „Bitte setzen sie sich doch“. „Danke, sehr aufmerksam“, sage ich betont höflich und setze mich langsam auf den Stuhl ihr gegenüber. Es liegt an ihr, das Gespräch zu eröffnen. Sie stellt sich kurz vor, erklärt sich für zuständig und stellt mir dann die erste persönliche Frage.

      „Nun, wie fühlen sie sich jetzt?“

      Sie hat schöne und dunkle Augen, verflucht, und auch nicht den typischen Psycho-Blick, wahrscheinlich noch ziemlich neu im Geschäft. Das wird nicht einfach werden.

      „Tja, den Umständen entsprechend. Und ich muss gestehen, dass ich neugierig bin, neugierig auf sie und ihre therapeutischen Fähigkeiten“.

      Sie lächelt leicht dezent. „Muss mir auch erst mal ein Bild machen und dann die Frage beantworten, ob Vertrauen möglich ist, bevor wir uns ernsteren Problemen zuwenden“, fahre ich fort.

      „Wie fühlen sie sich denn so, wenn man überhaupt fragen darf?“

      Diese Gegenfrage ist nicht sonderlich beliebt bei den Psychos, sie untergräbt die notwendige Distanz.

      „Natürlich dürfen sie fragen. Also mir geht es gut, bin auch nicht hier untergebracht wie sie“.

      „Sie haben recht, es ist nicht freundlich hier, aber hier gedeiht auch alles, was ihr psychologisches Herz höher schlagen lässt. Hier schenkt man sich Neurosen, Depressionen und manchmal auch Psychosen. Ich kann mich leider noch nicht entscheiden“, antworte ich.

      Sie lächelt mich viel sagend an und schaut mir in die Augen. „Ich nehme alles an, bin da nicht sonderlich wählerisch“, sagt sie einfach so.

      Ich stelle sie mir plötzlich ganz anders vor. Ihre weiche Haut, ihre Rundungen, alles offen für mich. „Ich habe noch die Halluzinationen vergessen, die man hier so bekommen kann“, sage ich noch, ebenfalls leicht lächelnd.

      „Haben sie welche?“

      „Also, momentan stelle ich mir vor, wie sie mich begleiten in den tiefen dunklen Wald und mir helfen, dort mein Gesicht zu finden. Können sie damit was anfangen?“

      Sie schaut mich etwas ungläubig an.

      „Ich glaube auch so, dass sie Probleme haben“. „Ja, unterbreche ich sie, „und sie glauben gar nicht, wie schnell man sein Gesicht verlieren kann“.

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