Herzbrecher. K.P. Hand

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Herzbrecher - K.P. Hand

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es einfach wäre, jemanden etwas nachzuweisen, der geradezu in Verbrechen schwimmt! Was ist mit dem Waffenhandel? Das ist sein größter Vertrieb. Es müsste allseits bekannt sein, was er tut. Irgendwer muss doch reden!«

      »Dein Bruder besitzt eben viel Geld. Er erkauft sich Schweigen.«

      Mehr sagte Norman nicht dazu, er starrte über die Gleise hinweg in die Dämmerung.

      Je mehr Alessandro sagte, je mehr fühlte Norman sich wie der größte Nichtsnutz.

      »Sieben Jahre, Norman!« Alessandro schüttelte missmutig den Kopf. »Wie viele hast du überprüft? Wie viele mögliche Zeugen nannte Franky dir? Wie viel Komplizen hat er verpfiffen? Und keiner will gegen Enio aussagen?«

      »Nein, verdammt noch mal!«, fuhr Norman ihn an. Dabei war er mehr auf seine eigene Unfähigkeit sauer, als auf Alessandro. »Denkst du, ich hätte nicht längst viel mehr unternommen, wenn ich gekonnt hätte?«

      Alessandro starrte ihn mit offenem Mund an, doch seine Augenbrauen waren ärgerlich zusammengezogen.

      Norman fuhr fort, immer noch mit erhobener Stimme: »Du musst mir nicht sagen, wie viel Zeit vergangen ist! Ich weiß es! Ich habe sieben verdammte Jahre damit verbracht, deinen Bruder zu jagen. Für dich! Nicht für mich. Für dich!«

      »Ich habe nie darum gebeten«, erinnerte Alessandro ihn. Seine Stimme war leise aber drohend. »Du sagtest, du regelst das. Ich habe dir dieses Versprechen nicht abgenommen. Also tu nicht so, als hätte ich dich dazu genötigt!«

      »Ich wollte dich beschützen!«

      »Schwachsinn!« Alessandro verschränkte wieder die Arme vor der Brust und sah Norman anklagend in die Augen. »Du wolltest ein Held sein! So wie immer.«

      Norman klappte der Mund auf. Denn dieses eine Mal war es tatsächlich nicht so gewesen. Alessandro täuschte sich. Er täuschte sich gewaltig.

      »Ich habe es für dich getan«, beharrte Norman. »Für dich. Und das, obwohl du nicht einmal bei mir bist!«

      »Und wessen Schuld ist das?«, fuhr Alessandro ihn an. Seine grünen Augen sprühten Feuer in Normans Richtung. »Bestimmt nicht meine.«

      Ausatmend schloss Norman die Augen. »Ich sagte, dass es mir leidtut.«

      »Klar, damit ist ja auch alles wieder gut«, konterte Alessandro ironisch.

      Norman breitete die Arme aus. »Was soll ich denn sonst tun?«

      Sie sahen sich an. Eine gefühlte Ewigkeit rührte sich keiner von beiden, Alessandro blinzelte nicht einmal während er Norman fassungslos anstarrte.

      Dann schnaubte Alessandro und fragte provozierend: »Wie geht’s deinem Freund, Norman?«

      Norman senkte schuldbewusst den Blick.

      »Was würde er wohl sagen, wenn er wüsste, dass du dich hier mit mir triffst?«

      »Das geht ihn einfach nichts an«, sagte Norman, obwohl er wusste, dass das nicht stimmte.

      Alessandro schüttelte über Norman den Kopf.

      Es entstand erneutes Schweigen zwischen ihnen. Norman nutzte die Gelegenheit und musterte Alessandro sehnsüchtig von oben bis unten. Dabei fiel ihm die Spitze eines weißen Briefumschlags auf, der gefaltet aus Alessandros Jeanstasche ragte.

      Norman runzelte die Stirn. »Was ist das?« Er nickte auf das Objekt, das ihn neugierig gemacht hatte.

      Alessandro sah an sich hinab. Dann schob er den Umschlag in die Hosentasche, bis Norman ihn nicht mehr sehen konnte.

      »Nichts. Nur Bargeld.«

      Norman nickte, obwohl es ihm doch etwas seltsam vorkam. Andererseits besaß Alessandro kein Konto, sein Gehalt bekam er schwarz auf die Hand, und das ließ er sicher ungern in seiner Bruchbude liegen, wo man leicht einbrechen konnte.

      Als die Stille zwischen ihnen anhielt und die Kluft zwischen ihnen immer größer und spürbarer wurde, hielt Norman es nicht mehr aus. Er wollte wegrennen oder auf ihn zu rennen, irgendetwas, nur damit die Situation sich änderte.

      Entschuldige dich, forderte er sich selbst auf. Sag ihm, wie sehr er dir fehlt! Fleh ihn an, zurück zu kommen! Tu endlich irgendetwas!

      Aber stattdessen brachte er nur kopfschüttelnd hervor: »Ich kann das nicht mehr.«

      Alessandro wirkte traurig, als wüsste er, was Norman nun explizit meinte.

      »Sie werden die Ermittlungen gegen Enio auf Eis legen«, beichtete er Alessandro und sah ihn entschuldigend an. »Ich fühle mich wie ein Versager. Ich habe nicht nur diesen Fall vermasselt, weil ich nichts gegen Enio vorweisen konnte, ich habe auch alles vermasselt, was dich betrifft. Ich hätte dich vor ihm retten sollen.«

      Alessandro runzelte ärgerlich die Stirn. »Norman ... Hör auf, dich selbst zu bemitleiden.«

      »Ich wünschte, ich könnte ...«

      »Zieh dir diesen Schuh nicht an.« Alessandro klang etwas einfühlsamer. »Er hat mich sieben Jahre lang nicht bekommen, er wird mich auch jetzt nicht in die Finger kriegen. Es ist nicht deine Schuld, du hast alles getan, was du konntest. Jetzt ist es mein Problem. Allein mein Problem! Ich kann auch auf mich selbst aufpassen. Du hättest nur früher sagen müssen, dass du mir nicht mehr helfen kannst. Trotzdem, danke, dass du es versucht hast.«

      Bei den letzten Worten verspürte Norman doch tatsächlich eine gewisse Erleichterung. Denn zwischen ihm und Alessandro waren zuletzt immer seltener nette Worte gefallen.

      »Wir fanden heute eine Kinderleiche. Einen Jungen.« Norman wusste nicht, warum er es Alessandro erzählte. Er hatte das Bedürfnis, jemanden davon zu berichten.

      Nein, nicht jemandem, sondern Alessandro.

      »Ermordet?« Alessandros Frage klang trocken. Er war nicht so sentimental wie Norman. Oder er konnte es zumindest immer gut verbergen. Vielleicht lag es auch daran, dass er einfach zu abgebrüht und abgehärtet war vom Leben als Killer. Norman wusste aber, dass trotzdem ein gutes Herz in Alessandros Brust schlug, auch wenn er es nicht zeigte.

      Norman nickte auf Alessandros Nachfrage hin nur stumm.

      Alessandro kaute nachdenklich auf der Unterlippe. »Wie alt?«

      »Fünf oder sechs.«

      Wenn jemand ihnen zuhörte, könnte dieser annehmen, sie würden über etwas Belangloses sprechen, über Zugfahrpläne oder den Sommerregen, aber gewiss nicht über ein ermordetes Kind.

      Alessandro zog den linken Mundwinkel mitleidvoll nach oben, als er begriff: »In Arnos Alter. Tut mir leid, Norman.«

      Norman senkte den Blick und schluckte laut, ehe er weitererzählte: »Als ich dort stand ... war ich wie gelähmt. Und dann ... dann sah ich, wie er einatmete.«

      Alessandro runzelte verwirrt die Stirn, er trat neugierig geworden etwas näher.

      Norman sah ihn verzweifelt an. »Er war tot und ich dachte ... Nein! Ich habe tatsächlich gesehen, wie er einatmete. Obwohl er tot war! Und ich bin vollkommen

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