Herzbrecher. K.P. Hand

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Herzbrecher - K.P. Hand

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»Da ich nicht weiß, was mein Kollege schon gefragt hat, beginne ich einfach von Anfang an, auch wenn Gefahr besteht, dass du dich wiederholen musst. Wie heißt du?«

      Der Junge rührte sich nicht.

      Jan seufzte unglücklich und klappte den Notizblock zu. »Gib dir keine Mühe, er spricht nicht, sieht nicht einmal auf. Er reagiert nicht. Ich habe bereits einen Psychologen angefordert, der Kollege müsste bald Zeit haben.«

      Norman dachte gar nicht daran, auf einen Polizeipsychologen zu warten, er selbst würde aus dem Jungen schon etwas rausbekommen. Einatmend lehnte sich Norman etwas über den Tisch, legte die Arme auf den weißen Lack der Platte und sagte vertrauenswürdig: »Wir wollen mit dir nicht darüber reden, weshalb du vor uns weggelaufen bist. Wir wollen nur von dir wissen, ob du irgendetwas über diesen Jungen weißt. Vielleicht ist dir etwas aufgefallen, bevor du in den Sandwichladen kamst?«

      Der Junge zeigte noch immer keinerlei Reaktion, aber Norman wartete noch einige Minuten geduldig ab. Er konnte gut verstehen, dass er verstört war. Auch er bekam das Bild der Leiche nicht aus seinem Kopf. So etwas sollte kein Mensch jemals sehen müssen!

      »Wir wollen dir nichts Böses«, sprach Norman weiter auf ihn ein, dabei klang er erschreckend genau wie der Arzt zu dem er selbst immer ging. »Wenn du etwas gesehen hast, irgendetwas, bevor du den Laden betreten hast, könnte uns das helfen, den Schuldigen zu finden.«

      Jan verlor die Geduld, als der Junge nach fünf weiteren Minuten noch immer eisern schwieg. Er holte etwas hervor, dass er die ganze Zeit gut vor den Augen des Jungen unter dem Tisch versteckt hatte, und legte es auf dem Tisch. Es war die Schreckschusspistole.

      »Was ist hiermit?«, fragte Jan und zog die Hand wieder zurück. »Was hattest du damit vor?«

      Damit machte Jan Normans ganze Strategie kaputt. Norman sah Jan sauer an.

      Dieser Blick entging dem Jungen nicht. Und das war schlecht. Er durfte nicht wissen, dass Jan und Norman gegeneinander arbeiteten und er sie gegeneinander ausspielen konnte.

      Der Junge sah die Pistole an und seine Augen verharrten lange darauf.

      Plötzlich fragte er: »Ist er tot?«

      Überrascht sahen Norman und Jan sich an.

      Gleichzeitig setzten sie sich in ihren Stühlen aufrecht hin.

      »Ja«, bestätigte Norman traurig. Er versuchte, dem Jungen ins Gesicht zu sehen und glaubte, Tränen zu entdecken. Da dämmerte es ihm: »Kanntest du ihn? Den Jungen?«

      Neben Norman wurde Jan immer neugieriger, sein Körper beugte sich immer mehr über den Tisch zu dem Jungen, als befürchtete er, etwas zu überhören, wenn er nicht nahe genug an dem Verhörten dran war.

      Mit nach Boden gerichteten Blick nickte der Junge. Norman beobachtete, wie er schwer schluckte, doch er weinte nicht. Er war einfach zu geschockt.

      »Wer ist er?«, fragte Norman vorsichtig.

      Der Junge schniefte und sah Norman dann gefasst ins Gesicht. »Mein kleiner Halbbruder.«

      ***

      »Er war gestern Nacht wieder in diesem Club, ich habe gesehen, wie er reingegangen ist, aber in der Menge ging er mir verloren.«

      Florenz Bernardi klappte eine Ecke seiner Zeitung runter und sah darüber hinweg zum Arbeitstisch seines Chefs: Enio Martin saß hinter seinem imposanten Tisch, aus dunklem Holz und mit Gold verzierten Schnitzereien, der eines Königs würdig gewesen wäre, während Brian vor ihm stand und wütend die Arme vor der Brust verschränkte.

      »Ich hätte ihn töten können!«, sagte Brian zornig zu Enio. »Warum willst du diesen Verräter überhaupt lebend wiederhaben? Wir sollten ihn eliminieren, bevor er gegen uns aussagt.«

      »Das wird er nicht«, mischte sich nun auch Florenz ein. »Wenn er sich stellt, werden sie ihn ebenfalls einbuchten, alle suchen nach ihm, wegen dem Gewehr, das am Tatort gefunden wurde, als man Franklin verhaftete. Seine Fingerabdrücke waren darauf und mit der Waffe wurden mehrere von Franklins Handlangern getötet. Sie werden ihn einbuchten, wenn er sich an die Polizei wendet. Und seine Freiheit riskiert er nicht.«

      Brian warf Florenz einen genervten Blick zu. »Du bist ein echter Klugscheißer, was?«

      Seufzend meldete sich Enio zu Wort, bevor es Streit gab. »Brian«, begann er mit bedächtiger Stimme, die deutlich zeigte, dass er seine nächsten Worte todernst meinte. »Wie ich mit meinem Bruder verfahre, ist immer noch meine Entscheidung!«

      »Aber er ist ein Verräter! Und er hat uns belogen! All die Jahre lang, diese kleine, dreckige Schwuchtel!« Brian fluchte ordentlich. »Wenn ich überlege, wie oft wir ihm den Arsch gerettet haben, und so dankt er es uns?«

      Als sie vor wenigen Wochen durch reinen Zufall Alessandro gesehen haben, wie er einen Club für Homosexuelle besuchte, war das für sie alle ein Schock gewesen. Aber nur Brian hatte eine deutliche Abneigung gezeigt, als er hörte, dass Enios kleiner Bruder, ihr aller Freund, homosexuell war. Aber Enio interessierte es eigentlich wenig, wen sein kleiner Bruder fickte, aber der Verrat war nicht hinnehmbar. Zumal hinter Alessandro die gesamte Branche her war. Hinter ihm und Franklin. Was würde es für ein Licht auf Enio werfen, wenn er Alessandro nur verschonte, weil sie Brüder waren?

      Kein gutes, er würde schwach erscheinen. Und als Boss einer so großen Organisation konnte er sich Schwäche nicht leisten.

      »Lebend!«, betonte Enio. »Das ist mein letztes Wort.«

      »Wir verlieren ihn aber immer wieder!« Brian lehnte seinen schlanken Körper nach vorne und stützte sich mit den Handballen auf die Kante von Enios Arbeitstisch. »Wir wissen nur, welchen Club er hin und wieder mal besucht, aber in der Menge kann er schnell verschwinden, als wüsste er, dass er verfolgt wird.«

      »Er rechnet sicher damit«, stimmte Florenz von seinem Sessel aus zu. Er hatte die Zeitung zusammengefaltet und auf der Lehne liegen lassen.

      Enio betrachtete ihn musternd mit seinen blauen Augen. »Und du hast beim letzten Mal wirklich nicht herausgefunden, wo Alessandro derzeit wohnt?«

      »Nein«, log Florenz. »Er ging mir ebenso verloren.«

      Enio nickte bedauernd und wandte sich schließlich wieder ausatmend seinen Unterlagen zu. Wertpapiere, wenn Florenz es von seinem Platz aus richtig erkannte.

      »Versucht es weiter«, sagte Enio nur zu Brian und schickte ihn dann mit einem Wedeln seiner rechten Hand nach draußen, in der er bereits einen goldenen Kugelschreiber hielt.

      Brian fuhr sich noch einmal über den braunen Bart, der um seinen Mund herum gewachsen und sorgsam gepflegt war. Dann wandte er sich ab, und stampfte sauer aus dem Raum.

      »Was ist mit dem anderen, diesem Valentin?«, fragte Florenz und erhob sich aus seinem Sessel.

      Als er vor Enios Schreibtisch trat, konnte er gut erkennen, dass der Stuhl, auf dem sein Boss saß, zu klein für dessen imposante Statur war. Enio war ein gut gebauter Mann, groß, gebräunte Haut, dunkles Haar, das ihm in der Stirn hing, blaue strahlende Augen und kräftige Muskeln, wie bei einem Mittelklasse Boxer.

      Enio sah nicht auf, als er erwiderte: »Ich habe mich bereits darum gekümmert.«

      »So?«

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