Das Paradies ist zu Ende. Louis Lautr

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Das Paradies ist zu Ende - Louis Lautr

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in meinem Himmelbett.“ An der Wand, neben dem Schreibtisch war ein helles Bücherregal. Sie hatte in ihrem Himmelbett eine indirekte Beleuchtung. Am Schrank hatte sie kleine Spiegelleuchten. Da die Schulwohnung große und hohe Räume hatte, war das Schlafzimmer sehr groß, sie hatte deshalb den Schrank etwas von der Wand weggerückt und hinter dem Schrank eine Sprossenwand anbringen lassen. Sie lachte und sagte: „Hier mache ich Gymnastik, um nicht einzurosten und um meine Turnübungen zu sehen zu sehen, ließ ich auf der Schrankrückseite zwei Wandleuchten und Spiegel anbringen.“ Das hübsche Gästezimmer, hatte sie zwei Betten mit Nachttischchen, einen hellen, großen Schrank und ein Regal, auf dem einige Kinderbücher standen. Es war derzeit Lindtrauds Zimmer. Frau Kofer hatte ihr zwei Puppen, einen Kaufladen und einige Bücher geschenkt. Lindtraud knipste die Lichter an und sagte: „Tante Martha un Louis, mit Licht sieht mr die schö Lampe no besser. Es isch s‘ schönste Zimmer, fascht wie im Paradies, i find es ganz toll, dass i manchmal hier wohnen darf.“ Frau Kofer zeigte uns noch die kleine Dunkelkammer, die sie eingerichtet hatte um ihre Fotos zu entwickeln. Ein Klo und ein Bad das kaum von dieser Welt sein konnte. Das Klo roch überhaupt nicht, denn es hatte, für die damalige Zeit eine außergewöhnliche Wasserspühlung. Das Bad war groß, Esther Kofer hatte eine Dusche, eine große Badewanne und ein Bidet das ich damals noch nicht kannte. Ich brachte meine Mutter in Verlegenheit, weil ich fragte, ob es zum Füße waschen wäre. Lindtraud sagte: „Louis, das han i au denkt, aber weisch des isch zum Po un zum Kätzle wäsche“. Es rettete meine Mutter aus ihrer Verlegenheit. Meine Mutter fragte: „Frau Kofer, ist ihre schöne Wohnung, durch die Schule nicht sehr laut?“ Frau Kofer antwortete: „Frau Lautr, über mir ist eine riesige Bühne, unter mir sind Klassenzimmer, in denen ist es nur laut, wenn die Schüler in der Schule sind. Abends, nachts und am Wochenende ist es so ruhig wie auf einem Friedhof. Es ist nur etwas umständlich, meine Einkäufe die Treppe hochzutragen. Seit Lindtraud manchmal hier ist, habe ich beim Tragen eine Hilfe.“ Ich sagte: „Frau Kofer, ich helfe ihnen nach der Schule ebenfalls gerne.“ Meine Mutter freute sich über meine Hilfsbereitschaft. Während sich Frau Kofer mit meiner Mutter unterhielt, spielte ich mit Lindtraud Mühle. Es gelang mir, einige Male einzusperren, was sie gemein fand. Als meine Mutter in unser Zimmer kam, sah ich, dass sie geweint hatte und war erschrocken. Meine Mutter sagte: „Louis es sind Freudentränen, weil du eine so nette Lehrerin hast.“ Frau Kofer sagte: „Liebe Frau Lautr, Ich bin Lehrerin aus Berufung, deshalb möchte ich, dass die Kinder gerne lernen. Es ist eine Nachhilfe, ohne Zwang und es ist freiwillig.“ Ich war überrascht, dass Frau Kofer meine Mutter beim Verabschieden umarmte und auf die Wange küsste. Dies kannte ich nur von Mutters Kusinen aus Hamburg, bei uns waren Umarmungen damals unüblich. Meine Lehrerin beugte sich zu mir herunter und sagte: „Louis, wir treffen uns künftig öfters bei mir, um zu lernen.“ „Ha toll“, sagte Lindtraud, „dann könnet mir au manchmal Mühle schpiele.“ Auf dem Heimweg sagte meine Mutter: „Louis, du hast eine wunderbare Lehrerin, sie erzählte mir, sie könne sich bei fast vierzig Schülern leider nicht intensiv um einzelne Schüler kümmern. Sie hätte die Schüler und Schülerinnen ihrer Klasse lange beobachtet. Ich wäre sozial, lieb und intelligent. Sie würde mich deshalb gerne mit einigen andern aus meiner Klasse nachmittags zusätzlich unterrichten. Dies wäre natürlich kostenlos. Sie würde gerne testen, wie man spielerisch lernen könne, damit es den Kindern gefallen würde.“ Meine Mutter war von unserer Lehrerin begeistert. Sie war so gerührt, dass sie erneut weinte und Frau Kofer erzählte: „Mein Louis hatte mit ständigem Lehrerwechsel Pech. Endlich sind meine Gebete erhört worden, er bekam eine Lehrerin, die ihn für die bisherige Schulzeit entschädigt.“ Meine Mutter bedankte sich in ihrem Abendgebet bei Gott für diese Fügung, und schloss unsere Lehrerin in ihr Gebet ein. Ich dachte wie langsam Gottes Mühlen mahlen würden und betete wieder. „Esther Kofer wurde aus Berufung Lehrerin“, sagte meine Mutter, „sie opfert sogar ihre Freizeit, um Schüler lebensnah zu unterrichten. Sie versprach mir, dass sie euch helfen würde, das Gymnasium zu schaffen.“ Als Frau Kofer mit meiner Mutter und Lindes Eltern über Nachhilfeunterricht gesprochen hatte, sprach sie mit Reinhilds Mutter und mit Rosannas Eltern. Reinhilds Mutter und Rosannas Eltern waren ebenfalls von unserer Lehrerin begeistert, wie alle Kinder unserer Klasse. Dies übertrug sich auf die Eltern und schließlich auf die Menschen in unserem Dorf. Es war geplant, dass wir am Mittwoch und am Donnerstag von 14:00 bis 17:00 unserer nette Lehrerin besuchen würden. Wir waren zu viert und fühlten uns privilegiert, weil wir auserkoren waren und von unserer Lehrerin privat unterrichtet wurden. Am Mittwoch gab ich mir in der Schule besondere Mühe, um bei Frau Kofer positiv aufzufallen. Auch Lindtraud, Reinhild und Rosanna meldeten sich häufig. Als die Schule aus war, sagte Lindtraud zu mir: „Schade, dass du nicht hier bleiben kannst, sondern erst nach Hause musst.“ Ich war sehr aufgeregt als ich kurz vor zwei klingelte. Lindtraud und Frau Kofer öffneten mir gerade die Türe als auch Rosanna und Reinhild die Treppen rauf sprangen. Frau Kofer zeigte uns ihre schöne Wohnung, die ich schon mit meiner Mutter gesehen hatte. Sie sagte: „Jetzt wisst ihr wo meine Toilette ist und wie meine Zimmer aussehen, deshalb müsst ihr meine Wohnung nicht heimlich anschauen. Wenn ihr etwas wissen wollt, könnt ihr mich ungeniert fragen. Wenn ich euch noch etwas zeigen kann, fragt mich bitte. Meine Dunkelkammer, in der ich meine Fotos entwickle, ist für alle verboten, denn wenn meine Filme falsch belichtet werden, sind sie wertlos. Ich sage euch immer zuerst, wie wir unseren Nachmittag gestalten und was wir uns beim nächsten Mal erarbeiten werden. Wir setzen uns am besten in mein Esszimmer an den großen Tisch und schreiben zunächst ein Diktat, dann üben wir das Einmaleins und danach erzählt jeder von euch eine kleine Geschichte. Heute seid ihr noch ein schüchtern, weil ihr das erste Mal hier seid, aber ihr könnt mir gerne Vorschläge machen, wenn euch etwas interessiert. Vielleicht interessiert euch ein Thema und ihr geniert euch, mich zu fragen. Deshalb steht im Flur eine Schale, dort könnt ihr anonym einen Zettel einwerfen, dann unterhalten wir uns bei eurem nächsten Besuch darüber. Wenn ich eure Schrift, die ihr verstellen könnt, erkenne, erfährt niemand, von wem die Frage stammt. Bevor ihr nach Haus geht, trinken wir eine heiße Schokolade und essen den Marmorkuchen, den ich mit Lindtraud gebacken habe. Lindtraud ist eine tolle Hausfrau, sie kann gut kochen und seit sie manchmal bei mir wohnt, ist meine Wohnung immer sauber und aufgeräumt.“ Das Diktat war nicht besonders schwierig, ich glaube wir hatten wenig Fehler. Rosanna hatte nie Fehler, dafür konnte sie nicht so gut rechnen wie Lindtraud. Ich war im Rechnen und beim Diktat immer der Schlechteste. Ich schrieb gute Aufsätze, konnte interessante Geschichten erzählen und gut Zeichnen. Das Fach Biologie interessierte mich ebenfalls. Frau Kofer sagte: „Louis, du hast vielleicht nicht immer das Wissen, das die Schule verlangt, aber du bist ein Junge mit viel Fantasie und mit einer Begabung, die dir in deinem Leben nützlich sein kann. Du musst dir einen Beruf suchen, bei dem dir deine instinktive Sicherheit, mit der du Menschen erkennst, etwas nützt. Du hast immer passende und gute Ausreden und gute Argumente. Mir gefällt, dass du dich für andere einsetzt, sogar für Mädchen und Jungs, die zu dir nicht immer nett sind. Ich glaube, dass du mit Menschen gut zurechtkommst. Alle Lehrer haben dir gute Beurteilungen geschrieben, obwohl du ein Lausbub bist und mit Schulwissen nicht immer glänzen kannst. Es ist dir wichtig, dass Menschen gerecht behandelt werden, deshalb mögen wir dich. Meine liebe Lindtraud, du bist ein kluges Mädchen, du liebst Tiere und kannst gut mit ihnen umgehen, du könntest Tierärztin werden, ich glaube dies würde deinen Eltern ebenfalls gefallen. Du bist ein kräftiges Mädchen und könntest sicher auch Kühe und Pferde behandeln. Ich glaube, dass wir bei deinen Eltern Überzeugungsarbeit leisten müssen, damit du ins Gymnasium darfst.“ Linde lachte und sagte: „Aber Frau Kofer, Tierärzte sind doch Männer.“ „Linde, mein Schatz“, antwortete Frau Kofer, „das bleibt nicht so, vielleicht wirst du in Larenbuch die erste Tierärztin, das wäre doch toll. Bei Reinhilds Mutter und bei den Eltern von Rosanna ist es leichter. Wenn ich mal weit in die Zukunft blicke, glaube ich, dass in künftigen Generationen viele Mädchen Abitur machen und studieren. Jetzt setzen wir uns gemütlich hin, trinken heißen Kakao und essen Marmorkuchen. Es ging uns himmlisch, Frau Kofer erzählte von Kriegserlebnissen und der Flucht. Sie hat erlebt wie ihre Eltern und ihre Schwester starben. Ich fragte: „Frau Kofer, dürfen wir sie lange als Lehrerin behalten? Leider hatten wir schon so viele verschiedene Lehrer, wir würden uns sehr freuen, wenn wir endlich eine so nette Lehrerin behalten dürfen.“ Sie lächelte und sagte: „Es gefällt mir in Larenbuch, euer Schwarzwald ist fast ein Paradies. Ihr hattet Glück, dass euer Dorf im Krieg nicht zerstört wurde. Ich mag eure Klasse und bleibe gerne an eurer Schule, ich begleite euch zur Prüfung ins Gymnasium. Ich lerne

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