Das Paradies ist zu Ende. Louis Lautr

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Das Paradies ist zu Ende - Louis Lautr

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allen Mädchen am längsten und am besten. Seit ich dich kenne mag ich dich, ich liebte dich schon, als wir noch keinen Sex hatten und habe mich immer auf die Sonntage gefreut, weil ich dich treffen und sehen konnte. Von Katharina weiß ich fast nichts.“ „Du sagsch mir schon nette Sache, on wenn mir jetzt im Bus allei wäret, dät i dir en Kuss gebe, aber du glotzt d' Katharina halt oft an“, sagte Linde. Ich antwortete: „Aber Linde, das ist nur Neugier, sonst nichts.“ „Louis, wenn ich nicht wüsste, dass du so schwindeln kannst, würde ich es dir vielleicht glauben, aber des isch bei dir nit nur Neugier, sondern vielleicht Gier. Wenn du mi anlügsch, dann beiße ich dich mal ganz fürchterlich.“ Wir hatten leise gesprochen und die damaligen Busse waren ziemlich laut. Ich hatte trotzdem den Eindruck, dass Katharina, die vor uns saß, versuchte unsere Unterhaltung zu verstehen. An einer Waldwegeinfahrt die für Langholzfahrzeuge war, hielt der Bus kurz nach Wolltach. Es lagen schöne geschälte Holzstämme am Waldrand. Ein idealer Platz zum Rasten, wir stiegen aus. Einige wollten auf die Holzstämme klettern. Frau Kofer sagte: „Louis, du kennst dich mit Holzstämmen aus, schau bitte, ob sie stabil liegen.“ Um Erhard keine Gelegenheit für seine Bosheit zu geben, bat ich ihn, mit mir die Stämme zu testen. Wir kletterten vorsichtig über die Stämme. An manchen Stellen hüpfte ich ein wenig, um zu sehen, ob sie stabil waren. Erhard testete ebenfalls und freute sich, dass ich ihn mitgenommen hatte. Wir stellten fest, dass die Lage der Stämme stabil war. Ich rief: „Ein schöner Rastplatz, wir sollten aufpassen, die Stämme liegen sicher schon länger, aber sie harzen vielleicht noch. Harz gibt braune Flecken, deshalb sollten vor allem die Mädchen beim Hinsetzen auf ihre schönen Kleider achten. Ich bedankte mich für das Vesper, das Linde mir mitgebracht hatte und nahm es mit der Feldflasche aus meinem Brotbeutel. Ich sagte: „Linde, du kannst dich auf den Brotbeutel setzen, dann bekommt dein schönes Dirndl keine Flecken.“ Linde setzte sich neben mich und sagte ganz leise zu mir: „Du bist sehr lieb zu mir und wenn wir alleine sind, küsse ich dich, meine Küsse gebe ich dir in Gedanken.“ Frau Kofer rief: „Wenn eine oder einer von euch pissen muss, wie schon gesagt, die Jungs sind höflich und gehen über die Straße, während die Mädels auf dieser Seite in den Wald springen.“ Da sich von den Mädels zunächst keine traute, ging unsere Lehrerin zuerst in Wald. Der Busfahrer, stellte sich auf die Straße, und rief: „Ihr Jungs rennt jetzt alle gemeinsam über die Straße.“ Als wir gepinkelt hatte, warteten wir, auf die anderen Jungs, dann stellte sich der Busfahrer wieder auf die Straße und rief: „So lauft jetzt alle los.“ Neben meinem Brotbeutel saß Katharina. Lindtraud nahm ihn und legte ihn neben Rosa und Reinhild. Rosanna fragte mich: „Jetzt, wo i weiß, dass mir demnächst Tante Helga treffet, han i a komischs Gfühl, denksch du heut au an sie?“ Frau Kofer hatte den letzten Satz gehört und sagte, „Ihr sollt doch hochdeutsch reden.“ Rosanna sprach weiter und redete hochdeutsch: „Obwohl sie uns mal so fürchterlich verhauen hat, fand ich sie nett.“ Ich antwortete: „Rosanna, ich dachte heute auch oft an Helga und überlegte, wie sie inzwischen aussieht und wie es ihr geht. Frau Kofer hat erzählt, dass sie in einer sehr netten Familie lebt.“ Unser Busfahrer rief uns und sagte: „Damit ihr mich ansprechen könnt, ich heiße Gerhard, ihr könnt Onkel Gerhard sagen, bitte lasst keinen Abfall zurück, nehmt das Einpackpapier wieder mit, manche haben hartgekochte Eier gegessen, bitte lasst keine Eierschalen herumliegen. Wir wollen alle den Platz so verlassen, wie wir ihn angetroffen haben. So und jetzt bitte alle wieder einsteigen. Ich nahm meinen Brotbeutel und packte das Einpackpapier, das Vesperbrot, das wir nicht gegessen hatten und mein kleines Päckchen wieder ein. Als wir zum Bus gingen, fasste mich Katharina am Arm und fragte: „Warum sprichst du heute nicht mit mir, hab ich etwas falsch gemacht, oder habe ich dir etwas getan?“ „Nein, alles ist unverändert, Linde will nicht, dass ich mit dir rede.“ „Und“, fragte Katharina, „warum machst du alles was sie sagt, ist sie deine Frau?“ „Ach Quatsch“, antwortete ich, „nur heute möchte ich sie nicht ärgern, ich versuche, dass wir alle gut miteinander auskommen.“

      Der Busfahrer schaute sich noch mal den Platz an und stieg ein. Er war zufrieden, dass wir keinen Abfall zurückgelassen haben. Frau Kofer nahm das Mikrofon, sie drehte sich zu uns um und lehnte sich an ihren Sitz, sie sagte dem Busfahrer, er könne anfahren. Sie erklärte uns die Fahrtroute und erzählte, dass wir demnächst nach Ofterburg kämen, dort wäre der Bulde-Verlag zu Hause, der mit einigen Zeitschriften immer größer würde. Sie sagte: „Glücklicherweise dürfen unsere Zeitungen und Zeitschriften heute über alles berichten und alles schreiben, wir haben in unserer Demokratie, Pressefreiheit. Sie dürfen allerdings nicht lügen oder die Unwahrheit berichten, sonst kann man sie vor Gericht verklagen. Pressefreiheit gibt es in Deutschland noch nicht lange. Dank der Pressefreiheit könnt ihr euch im Radio, in Zeitungen, Zeitschriften und Magazine über alles informieren. Bevor wir unser jetziges Grundgesetz hatten, waren unter Hitler die gesamte Presse und alle Rundfunkanstalten gleich geschaltet. Journalisten durften nur schreiben, was Hitler und seinem Propagandaminister gefiel. Künstler durften nur das Malen, was die Nazipartei erlaubte, alles andere nannten die Nazis entartete Kunst. Sogar Bücher von bekannten Schriftstellern wurden öffentlich verbrannt. Bitte seid wachsam und achtet immer darauf, dass unsere Pressefreiheit und die Kunst niemals eingeschränkt, oder verboten werden.“ Als wir durch Ofterburg fuhren, erklärte uns Frau Kofer wie die Rheinebene entstand und wie sich der Rhein, durch das Mittelgebirge einen Flusslauf gebahnt hat und das Gebirge, das wir rechts und links sehen konnten, durchtrennt hat. Deshalb haben wir auf der deutschen Seite den Schwarzwald und auf der französischen Seite die Vogesen. Die Berge der beiden Mittelgebirge sind fast gleich hoch, der höchste Berg der Vogesen heißt Grand Ballon und ist 1424 m hoch, der höchste Berg des Schwarzwaldes ist der Feldberg, er ist 1493 m hoch. Der Rhein, bildet die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich. Man sagt der Rhein hätte schon viele Kriege zwischen Deutschland und Frankreich erlebt. Liebe Kinder, dem Rhein waren unsere Kriege gleichgültig, er hat das Blut der Menschen mitgenommen und ins Meer gespült, es waren immer Menschen die Kriege angefangen und darunter gelitten haben. Leider wurden die meisten Kriege von Deutschland begonnen. Bitte hört mir jetzt zu, glaubt keinem Politiker und keinem General, der sagt, ein Krieg wäre notwendig. Kein Krieg hat Probleme gelöst, sondern immer neue Probleme geschaffen. Bitte bleibt wachsam, Deutschland darf nie wieder einen Krieg beginnen. Wenn ihr euer ganzes Leben lang an diesen Satz denkt, dann dürft ihr alles Andere was ihr bei mir gelernt habt, vergessen. Trotzdem möchte ich euch noch etwas über diesen schönen Fluss erzählen, den ihr gerade seht. Der Rhein entspringt in den Schweizer Alpen im Gotthard Massiv auf einer Höhe von 2345 m. Er fließt durch die Schweiz und Liechtenstein. Nach dem Rheinfall bei Schaffhausen fliest er durch Basel. Bei Lörrach fliest er nach Deutschland. Er wird immer größer und breiter und bildet wie erwähnt, die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich. Insgesamt ist der Rhein 1320 km lang. -Diese Erklärung unserer Lehrerin blieb mir in Erinnerung, als ob es gestern gewesen wäre, dabei sind inzwischen Jahre vergangen.- Er mündet bei Leine in die Nordsee. Frau Kofer erklärte uns die wunderschönen Landschaften. In der rheinischen Tiefebene sahen wir Weintrauben. Sie erklärte uns wie aus den Trauben Wein gekeltert wird und wie man früher mit den Füßen Wein kelterte. An der Rheinbrücke in Kerblingen hielt unser Bus, zunächst schaute ein deutscher Zöllner in Bus und zählte die Schüler. Er stempelte die Namensliste und ging mit unserer Lehrerin in das französische Zollgebäude dort legte sie die Namensliste erneut vor. Ein französischer Zöllner kam in unseren Bus. Er war sehr nett und sprach mit unserer Lehrerin. Ich hörte zum ersten Mal, dass sie französisch sprach. Wir bemerkten, dass unsere Lehrerin dem französischen Zollbeamten gefiel. Er war überrascht, dass sie französisch sprach und wünschte uns auf Deutsch: „Einen wunderschönen Tag in Frankreich und eine gute Fahrt mit unserer netten Lehrerin“. -Der Grenzübertritt zwischen Deutschland und Frankreich war damals noch etwas Besonderes. Als ich 1968 in Mulhouse Geschäftsführer einer kleinen Firma wurde, erinnerte ich mich jedes Mal bei der Einreise nach Frankreich an unseren Schulausflug. Wenn ich heute über die Rheinbrücke fahre, freue ich mich einerseits über das vereinte Europa, andererseits vermisse ich das Ritual des Grenzübertritts. Frankreich hatte in den 50er und 70er Jahren noch gelbe Leitlinien auf den Straßen, sowie gelbes Scheinwerferlicht, sowie bunte französische Francs. Das alles gehörte lange Zeit für mich zu Frankreich. In einem friedlichen Europa, ohne Feinde zu leben ist wohl die größte Errungenschaft unserer Generation. An die Besonderheiten der Straßen und der Fahrzeugbeleuchtung erinnere ich mich gerne zurück.- Der nette französische Zöllner gab uns noch einen Tipp, wo wir in Straßburg gut

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