Das Geheimnis des Gedenksteins. Hans Nordländer

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Das Geheimnis des Gedenksteins - Hans Nordländer

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blickte Cornelia amüsiert an.

      „Das hast du schön gesagt, aber du hast Recht. Viel mehr als vorher wissen wir auch jetzt noch nicht. Du sagtest, Johannes hat auf den Gedenkstein gezeigt.“

      „Ja, und ich finde es schade, dass es ihm nicht gelungen ist, uns mitzuteilen, was er wollte.“

      „Ich bin sicher, er hat es nicht ohne Grund getan“, meinte Theo nachdenklich. „Irgendetwas wollte er uns mitteilen, aber was? Anscheinend ist es ein besonderes Merkmal unserer geisterhaften Freunde, dass es ihnen nicht gelingt, mit uns verbal in Verbindung zu treten. Bei Hannah ist es schließlich genauso.“

      Unvermittelt blieb Cornelia wie angewurzelt stehen und hielt Theo am Ärmel zurück.

      „Was ist jetzt?“, fragte er erstaunt und blickte sich um. „Sind sie wieder da?“

      „Wir sind blind“, stellte sie fest, ohne auf seine Fragen zu antworten. „Dabei lag es spätestens, seit du deinen Traum hattest auf der Hand, dass Heinrich und Johannes nicht nur irgendwie in Verbindung stehen, sondern ein und dieselbe Person sind.“

      Theo blickte seine Freundin verdutzt an.

      „Ach ja? Wie kommst du jetzt darauf?“

      „Hatte ich dir die Erscheinung von Johannes nicht ziemlich genau beschrieben? Den Hut, den Vollbart, das rote Halstuch, sein Humpeln. Denk an deine vielleicht nicht ganz ernst gemeinte Behauptung, er wäre bestimmt ein Holzfäller. Und wie hast du mir Heinrich beschrieben?“

      Theo überlegte, dann nickte er.

      „Stimmt. Die Ähnlichkeit hätte mir auch auffallen müssen.“

      „Ja, Johannes und Heinrich sind ein und dieselbe Person. Jetzt verstehe ich, was er uns an dem Gedenkstein mitteilen wollte. Dass nämlich er der Heinrich Kreutzner war, zu dessen Gedenken der Stein aufgestellt wurde.“

      [Dass sie sich mit dieser Deutung seiner Geste irrte, konnte Cornelia zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen. Unter den gegebenen Umständen musste sie zu dem Schluss kommen, dass er einen Hinweis auf sein Erdenleben geben wollte. Sein wahrer Grund, und es war ein überaus schauriger, sie auf diese Weise auf den Stein aufmerksam zu machen, war ihnen vorerst noch verborgen. Aber wenn sie ihn gekannt hätten, hätten sie Heinrichs Trauer verstanden.]

      „Das hieße ja, Heinrichs Geist wäre schon 260 Jahre alt, vielleicht sogar noch älter“, sagte Theo.

      „Wenn Zeit für ihn überhaupt eine Rolle spielt.“

      „Warte. Du weißt, dass mein Traum in dem Fall noch mysteriöser wäre. Ich glaube nicht, dass er über mich kam, weil ich mich besonders intensiv mit Heinrichs Schicksal beschäftigt habe. Inzwischen scheint ja vieles möglich und so, wie ich mich nach dem Aufwachen gefühlt habe, war es am Ende mehr als ein Traum. Du hast mir vorgeworfen, dass ich dir deine Aussagen nicht in vollem Umfang geglaubt habe, und du hattest Recht damit. Mal sehen, ob du mir jetzt glaubst. Das, was ich denke, verlangt einiges an Vorstellungskraft.“

      Theo unterbrach sich kurz und ließ seine Worte auf Cornelia wirken. Sie sah ihn erwartungsvoll an.

      „Was hältst du von meiner Vermutung, dass ich den letzten Tag im Leben des Heinrich Kreutzner miterlebt habe? Dass ich es mir gar nicht aus meiner Phantasie heraus vorgestellt habe, sondern es eine Seelenreise durch die Zeit war, und ich am Tag seines Todes sozusagen Kopilot in seinem Körper war, er am Ende aber stark genug war, um mich wieder `rauszuschmeißen. Deshalb habe ich nur sehr verschwommene Erinnerungen an die letzten Stunden in seinem Leben.“

      Cornelia sah Theo verblüfft an. Plötzlich fing er an zu lachen.

      „Jetzt solltest du dein Gesicht einmal sehen“, meinte er vergnügt. „Ich glaube, jetzt sind wir quitt. Ich meine es ernst. Dieser Traum war kein gewöhnlicher Traum. Ich glaube nicht einmal, dass es überhaupt ein Traum war. Ich werde dir etwas verraten, was dir vielleicht sogar den Atem verschlägt. Hinter all den Erscheinungen und unseren Erfahrungen steckt viel mehr. Das alles ist ein Teil der Botschaft, die uns die Geister mitteilen wollen. Sie müssen es gar nicht in Worten ausdrücken. Wir müssen das Puzzle nur richtig zusammensetzen, um die Botschaft zu verstehen.“

      „Du glaubst, hinter allem steckt mehr als das zufällige Zusammentreffen von übersinnlichen Erscheinungen?“, fragte Cornelia zweifelnd.

      „Davon bin ich überzeugt, obwohl ich noch weit davon entfernt bin, die Zusammenhänge zu begreifen.“

      „Das ist doch völlig verrückt“, meinte Cornelia. „Aus welchem Grund sollten die Geister versuchen, uns eine Botschaft zu übermitteln?“

      Dass Hannah schon mehrmals versucht hatte, ihr etwas mitzuteilen, war Cornelia durchaus klar, aber der Gedanke an eine tiefsinnige Botschaft war ihr noch nicht gekommen.

      „Ich sagte doch, dass ich es noch nicht begreife. Aber genauso muss es sein. Und irgendwo gibt es eine Verbindung zwischen ihnen und uns.“

      Schweigend und nachdenklich gingen sie nebeneinander her. Jeder von den beiden hing seinen Gedanken nach.

      Plötzlich begann Cornelia zu frieren und rieb sich die nackte Schulter. Es war ein warmer Tag und beide trugen nur leichte Sommerbekleidung.

      „Was hast du?“, fragte Theo.

      „Mir ist kalt.“

      „Dir ist kalt? Ich schwitze mich halb tot und du frierst?“

      „Es ist aber so. Nein, jetzt ist es wieder vorbei. Was war das?“

      „Bestimmt der Anflug einer Sommergrippe“, vermutete Theo scherzhaft. „Sozusagen eine Sekundengrippe.“

      „Unsinn, mir fehlt nichts. Und eine Sekundengrippe gibt es nicht.“

      Theo lachte, aber Cornelia schüttelte sich noch einmal unwillkürlich, dann gingen sie weiter. Kurz darauf war dieser kurze Vorfall vergessen.

      Die plötzliche Kälte, von der Cornelia ergriffen wurde, war keine Einbildung, und ihre Ursache war eine wahrlich schaurige. Seit einiger Zeit war der dunkle Schatten, vor dem Cornelia solche tiefe Furcht empfand, nicht mehr in Erscheinung getreten und beinahe in Vergessenheit geraten. Aber er war nicht verschwunden und befand sich in diesem Augenblick auf der Suche nach Hannah, die er schon bei seinem ersten Auftauchen in der Blockhütte verfolgt hatte. Während Heinrich am Gedenkstein sichtbar geworden war, befand sich Hannah unsichtbar in seiner Nähe und war von einer furchtbaren Angst erfüllt. Sie wusste, dass der Schatten hinter ihr her war, und nur in der Nähe von Heinrich war sie vor ihm sicher. Deshalb hielt sie sich möglichst immer bei ihm auf. Beide kannten die Identität des dunklen Schattens und wussten, von welch furchtbarer Art dieses Wesen tatsächlich war. Es handelte sich nicht um einen Menschen, nicht einmal um den Geist eines verstorbenen Menschen, sondern um einen Dämon, einen echten Dämon. Wenn er auch nicht unmittelbar mit Heinrich in Verbindung stand, auch wenn er gelegentlich gemeinsam mit ihm auftauchte, so hatte er doch einen unheilvollen Einfluss auf das Schicksal von Hannah, die in Wirklichkeit Walburga war, die irdische Tochter von Heinrich, und nicht einmal nach ihrem irdischen Tod wollte der Dämon von ihr ablassen.

      Von diesen Zusammenhängen ahnten Cornelia und Theo nichts. Sie bekamen nur gelegentlich ihre Auswirkungen in die irdische Welt zu spüren und eine davon war der kurze Augenblick, als Cornelia von der Kälte des Schattens gestreift wurde, der nicht weit von ihr zwischen den Bäumen

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