Paracelsus. Erwin Guido Kolbenheyer

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Paracelsus - Erwin Guido Kolbenheyer

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Ochsner sah Brot und Käse, und beides trug vielfach Zeichen des schürlischen Gewerbes. Allein er wußte, daß Frömmigkeit leicht über unschuldigen Erdenschmutz hinwegkommt. Er schnitt von der gereichten Speise ein wenig ab, um den Geber nicht zu kränken, und gab ihnen von dem Rauchspeck des Ochsnerhauses, was sie freudig nahmen.

      „Kummt, satzet üch ze üns“, sagte Rudi Ochsner.

      Sie taten es gern und hielten sich in bescheidener Nähe, sie genossen den Speck unter Augenzwinkern und beifälligem Gemurmel.

      Den gleichfalls angebotenen Wein wies aber Baltisar mit Haltung von sich, während sein Sohn Heini ein deutliches Verlangen kaum bezwang. Baltisar meinte:

      „Er ist des Tüfels.“

      „Er ist mit nichten des Tüfels, sundern Rapperswiler“, berichtigte der alte Ochsner.

      „Er ist dannocht des Tüfels, dann er hat min Leben vom rechten Weg abtrieben.“

      „Des züget din frumber Rüssel“, brummte der Hans.

      So hatte eine Vermutung, die von den Einsiedlern an die blaugesprenkelte Nase des Baltisar geknüpft wurde, ihre Bestätigung erfahren.

      „Hans Ochsner, du sollt eim Mann, der büeßt, ohngeschmächt sin Buoß verschärfin. SinGlouben solltu nit bespein.“

      Der Hans sah auf, als habe er nicht recht gehört, er runzelte die Stirn. Baltisar hob beschwichtigend die Hand und fuhr schlicht und leise fort:

      „Ich hab ein erschlahen im Rausch. Hab all das Meinig vor Wergeid gelan und muoß als dienen, bin hörig worden und muoß Kohlen brinnen, indem mir nit ist gelossen, was ouch die Kirchenbueß künnt decken. Als ist all min Leben der einen Schuld verpfändt. Und ist mir das Wib verschmacht’ unter der Armuet. Bi Gott, ich hab nit gelobet miner Schmach ze geschwiegen, dannocht ich hab es ton, do es der Bueß frommt. Das ich red, machet allein, weil einer hat an diesem Tag erkennt, wir sänd nit zwen verloren Narren beid, sundern tuends umb Gottswillen.“

      Der Hans lugte mißtrauisch hinüber.

      „Du hast ein erschlahn?“

      „Ich hab den Matz Ploch ze Schaffhusen erschlahn unde all min Fröid mit ihm. Ich kunnt ni sagin, wie es ist beschechn, dann der Win wandlet mich ganz. Er ist vor mir gelegen, min Messer in der Brust bis an das Heft. Alle hänt uf mich gewiesen und geschrien: er hat den Matz Ploch erschlahn. – Und ist min Fründ gsi.“

      Sie schwiegen eine Weile, dann fragte der Hans:

      „Was aller Gestalt machet ihr üch ze Narren beid vor üns?“

      „Mit nichten vor allen! Indem der Ruodi Ochsner hat ünser Bueß angesehen. So üns einer gloubet, werdind wir kein Narren nit sin.“

      „Was schweigst nit uf der Straßen ganz und gar, sundern redest als ein hütziger Fraterzell, so du din Moul uftuest? All müssend lachen, es sige dann, daß eim der Zorn ufwischet, darumb daß du tuest als ein Hund, welicher den Fuoß leckt, der ihn tritt.“

      Der Baltisar starrte weithin.

      „Das ist ein schwer Frag, so du tuest. Aber ich muoß min Rousch han. Ehedem ist er im Win gelegen, jetz aber in der Schmach. Wolle Gott, daß dieser ein frumber sije. Ich weiß nit. Mir ist uf diese Stund, als sije ich von Grund us nüchteren. Das machet allein des Ruodi Ochsner Vertrouen. Mir ist, als künnt ich vor üch Ochsner beiden nit meh büeßen, indem mine Buoß in der Schmach leit und daß ich ganz sige zertreten. Ich nit weiß, ist es Himmel oder Höll: daß Gott mich hat vor üch der Buoß erlediget, oder daß der Tüfel mir wolle den Weg wehrin. Ich weiß nit, was es ist.“

      Rudi Ochsner sah, wie die Hände des Baltisar vor innerer Erregung zitterten, er hörte, und er glaubte dem Sonderbaren. Der Hans aber schüttelte den Kopf, doch sah er stumm zu Boden.

      Heini Schürli legte seine Knochenfinger auf des Vaters Arm.

      „Loß ihnen sin“, flüsterte er, „wir wöllends zwingen.“

      „Das ist es nit, Heini. Hot anher keiner geruofen und gewinkt, darumb so ist es still beschechn. Der Ruodi Ochsner hat aber geruofen. Er hat von dem geringen Brot gessen, indem wir sin Gemüet versuochet hänt. Nu gilt ein Frag, was Hochmuet sije oder nit. Dich hänt die Brüederen vom gemeinsamen Leben us Sindelfingen geschickt, uf daß du des Vaters Buoßwerk teilist. Willtu nun Zäun unde Muren ufrichtn?“

      So sahen die Ochsner, daß nicht sie die Wählenden waren, und das verdroß beide nach eines jeden Art.

      Der Rudi meinte: „Sollich Zweifel mügen dich nit bedrucken, Baltisar Schürli. Gang diner Weg nach dem Glouben ohngeschorn umb mich oder ein andern.“

      „Ich habs ton und wills furthin ton. Allein es ist härter, dann du vermögest es ze glouben.“

      Der Hans winkte ab. Er stützte sein Kinn in die Fäuste und genoß die Ruhe. Im Rudi Ochsner stritt Für und Wider. Fast gereute es ihn, daß er sich in den Handel gemengt und den Sohn beim Eid gemahnt hatte. Er wurde eher darüber zufrieden, daß der Hans die scharfe Mahnung bei den wunderlichen Worten des Baltisar verschmerzt zu haben schien, als daß er die Zunge dieses Mannes gelöst hatte. Die Reden des Baltisar fingerten ihm zu nahe bei seinem eigenen Wesen herum, und das stand keinem zu. Der Hans hatte das Richtige erwittert: Halts Maul! Arbeit’ und laß eines Mannes Herz unbeleckt! – Aber es blieb im Rudi Ochsner ein ungeklärter Rest. Er war zu dieser Stunde der unruhigste unter den vier Männern. Die beiden Schürli wichen wieder in ihre Dämmerung zurück. Der Baltisar hatte endlich gesprochen und damit mehr gestillt, als sein Gehaben eigentlich vermuten ließ.

      Da sie die Arbeit wieder aufnahmen, sagte der Hans:

      „Tuet ihr nach ürem Bedünken, ich will üch nit hetzen.“

      „Wir wöllends ton.“

      Sie schafften jedoch nicht weniger als zuvor, da der Wille des starken Mannes über ihnen gestanden war. Sie mühten sich im Schweiße des Angesichtes bis an den Rand ihrer Kräfte. Das tilgte den leisen Verdruß der Ochsner, denn sie sahen, daß die beiden nicht unwert seien. Rudi Ochsner konnte zufriedener den Tag beschließen, als er gehofft hatte, allein weder er noch der Hans sprachen, als sie gegangen waren, während die beiden anderen am Arbeitsplätze rasteten, vom Baltisar Schürli und seiner Buße.

      So ging die Fronzeit zu Ende, ohne daß die ungleichen Männer mehr mit einander geredet hätten, als nötig war. Doch am letzten Abend, da der Klostervogt die getane Arbeit besah und sie der Pflicht ledig geheißen wurden, hing eine leise Spanung den beiden Alten an.

      „So du in einer Not sollt sin, gang ins Ochsnerhüsli an der Tüfelsbruck“, sagte Rudi Ochsner dem Baltisar.

      „Du weißt mine Not, lieber Bruoder, es möcht mir kum eine härter zuostoßen.“

      „Wir hangend all am Leben, Baltisar Schürli.“

      „Das sije Gott geklagt.“

      „Des sije er gepriesen, dann es ist von ihme.“

      „Wohl dir, du hast kein Toten nit vor dir liegen und din Messer steckt ihme in der Brust bis ans Heft.“

      „Ich han als ouch min Toten, Baltisar Schürli.“

      So schieden

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