Mit dem Bumsbomber nach Bangkok. Dr. Robert Tiefenbach

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Mit dem Bumsbomber nach Bangkok - Dr. Robert Tiefenbach

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style="font-size:15px;">      Sie hätte tatsächlich alles umsonst gemacht, ich war erstaunt und geschmeichelt – und beschämt. Nachdem nun geklärt war, dass der heutige Tag uns beiden gehören sollte, konnte überlegt werden, was wir machen würden. Ich hatte vor meinem Urlaub etwas von einem Tower gelesen, von dessen Aussichtsplattform man einen wunderbaren Blick über Bangkok haben sollte, dorthin wollte ich.

      Bevor wir uns zu dem Turm aufmachen sollten, wollte ich noch aus meinem Hotelzimmer den Fotoapparat holen, Kat könne im Lokal auf mich warten. Sie hatte starke Zweifel, ob ich wirklich wiederkäme. Wie oft mussten die Ladys versetzt worden sein, dass sie derart misstrauisch sind? Ich versicherte ihr, dass es so ok sei und ich sie bestimmt nicht sitzen ließe. Das beruhigte sie etwas, trotzdem blieb bei ihr eine gewisse Restunsicherheit. Ich verließ Kat, holte aus dem Hotel meinen Fotoapparat und ging zu ihr zurück. Als sie mich kommen sah, bemerkte ich, dass sie bis zu diesem Moment unsicher war, ob ich sie nicht doch versetzen würde. Nun, da war ich und sie freute sich riesig, mich wiederzusehen. Zum Ausklang tranken wir noch ein Bier und machten uns dann mit dem Skytrain auf zum Baiyoke-Tower, so der Name des Hochhauses wie Kat in der Zwischenzeit herausbekommen hatte.

      In dem Moment, wo man den Tag mit einer Lady verbrachte, wurde das Leben gleich doppelt so teuer, da der Farang immer für beide bezahlte. So lautete das ungeschriebene Gesetz in Bangkok.

      Im Skytrain betrachtete ich mir die übrigen Fahrgäste. Viele der Einheimischen wiesen gefärbte Haare auf, allerdings meist in Braun- oder Rottönen. Blond war hier offensichtlich gar nicht angesagt – und ich war blond. Wir mussten von der Haltestelle bis zum Baiyoke-Tower noch zirka einen Kilometer Fußmarsch zurücklegen, vorbei an einem großen modernen Einkaufszentrum, Unmengen von Händlern säumten die Bürgersteige. Zwei Welten prallten aufeinander; die modernen, westlichen, klimatisierten Konsumtempel und die traditionelle, thailändische Enge der Straßenverkäufer. Die Bürgersteige waren durch diese teilweise derart zugestellt, dass keine zwei Passanten aneinander vorbeikamen. Alte Plastikplanen waren als Schutz gegen die Sonne und Regen über den Waren aufgespannt. Trotzdem gefiel es mir auf der Straße viel besser als in den Luxusbauten. Diese erschienen mir wirklicher und gaben den Charakter des Landes besser wieder.

      Wir erreichten den Baiyoke-Tower, entrichteten unseren Obolus für die Liftfahrt und gingen zum Aufzug. Gleichzeitig mit uns wartete eine Gruppe polnischer Touristen, die größtenteils aus Frauen bestand auf die Reise nach oben. Kat und ich waren das einzige europäisch-asiatisch gemischte Paar in der großen Runde der Wartenden. Die Polinnen sahen uns, vor allem mich mit einem skeptischen Blick an. Gut, das konnte ich ihnen nicht verübeln, schließlich war es auch das, wonach es aussah – ich war ein Sextourist. Diese Blicke und die dahinter vermuteten Gedanken musste ich aushalten können, ich habe mich schließlich selbst in diese Situation gebracht. Fest habe ich ihre Blicke erwidert, nicht beschämt weg geschaut, sondern mit meinen Augen signalisiert: „Wo ist dein Problem, würdest du auch gerne diese Erfahrung machen?“

      Das wirkte, sie waren es, die beschämt wegschauten.

      Vom 84ten Stock, 250 Meter über der Erde hatten wir einen wunderbaren Blick über Bangkok, die großartige Stadt lag uns zu Füßen. Wolkenkratzer über Wolkenkratzer waren zu sehen, dazwischen kleine, einfache Behausungen. Lange standen wir an den Fenstern, konnten uns gar nicht sattsehen. Wir alberten herum, blödelten und scherzten viel, haben Unmengen an Fotos geschossen. Der Großteil der Konversation bestand aus Lachen. Wir waren eine Thai-Lady, die nur begrenzt englisch sprach und ein deutscher Tourist, der ebenfalls nur begrenzt englisch sprach, das schränkte die Möglichkeiten eines wirklich intellektuellen Austausches ein und trotzdem klappte die Verständigung ganz gut.

      Es dauerte einige Zeit bis ich mich an den Thai-Dialekt im Englischen gewöhnt hatte. Die Thailänder sprachen manche Wörter sehr hart aus (zum Beispiel „wock“ statt „walk“), manchmal wurden einzelne Buchstaben weggelassen („o'cock“ statt „o'clock“ oder „dink“ statt „drink“) bis hin zu einer völlig falschen Aussprache („no compain“ statt „no problem“ oder „own“ statt „old“). Sie wiederholten häufig in einem Satz ein einzelnes Wort, so dass es zweimal, manchmal auch dreimal direkt nacheinander gesprochen wurde („It's the same same“). Eine Besonderheit des Thailändischen war, dass durch Wiederholung eines Wortes, dessen Bedeutung verstärkt wird („I walk“ bedeutete „Ich gehe“, „I walk walk“ bedeutete „Ich gehe eine große Strecke“ und „I walk walk walk“ bedeutete „Ich gehe eine sehr große Strecke“), dieses Phänomen hatten sie auf das Englische übertragen. Präteritum, Perfekt und Futur spielten überhaupt keine Rolle, alles wurde im Präsens wiedergegeben. Ebenso wurden die Hilfsverben nur spärlich eingesetzt. Aber die Verständigung wurde mit jedem Tag ein Stückchen besser und ich gewöhnte mich an die extravagante Aussprache der Thailänder.

      Spätnachmittags machten wir uns auf den Rückweg, wurden durch den Besuch eines Bazars aufgehalten. Dieser Bazar fand in einer großen Halle, direkt unterhalb des Baiyoke-Towers statt, in der sehr viele kleiner Stände – teilweise bestanden sie nur aus einer Wäschestange mit Kleidern, die mitten im Weg stand – aufgebaut waren. Kat brauchte neue Kleidung, Thailänder und vor allem Thailänderinnen gingen unheimlich gern shoppen und kauften sich ständig neue Sachen. Kat erstand einen heißen Jeans-Minirock und ich schenkte ihr das dazu passende ärmellose T-Shirt. Hierüber geriet sie ganz aus dem Häuschen, überhäufte mich mit Küssen als ich es ihr gab. Auf dem weiteren Weg zum Skytrain kaufte Kat bei einem fliegenden Händler für mich frisch gepressten Orangensaft. Warum macht sie das? Lautete das Gesetz nicht, dass der Customer alles zu kaufen habe? Sie musste für ihr Geld doch um so vieles härter arbeiten als ich. Ich war irritiert und gerührt – und der Orangensaft schmeckte hervorragend.

      Beware of the ladyboys! Recht viele der „Frauen“ hatten eine auffallend tiefe Stimme und das nicht nur in Nana, sondern auch in ganz normalen Geschäften. Wenn man sich dann die dazugehörigen Beine ansah, tauchten ausgeprägte Waden auf. Hier gab es offensichtlich mehr Ladyboys als ich gedacht hatte. Ich müsste meinen Blick schärfen, um nicht irgendwann abends im Hotelzimmer eine Überraschung zu erleben.

      Gefühlt war jedes zweite Auto in Bangkok ein Taxi. Diese farbenfrohen in rot, rosa, gelb, blau und grün gehaltenen Fahrzeuge hoben sich deutlich von den üblicherweise weiß, silberfarben oder schwarz gehaltenen „normalen“ Autos ab und bestimmten das Straßenbild. Sie parkten überall am Straßenrand, der Fahrer stand davor und reihte sich bei den Händlern und Ladys um die Gunst der Touristen ein, fragte jeden Vorbeikommenden: „Taxi?“

      Im Hotel mussten wir erst einmal duschen, den Schmutz der Straße und den klebrigen Schweiß der Hitze abspülen. Neu erfrischt konnten wir uns zum Abendessen aufmachen. Kat kannte ein Restaurant, das recht gut sein sollte und sie hat damit eine gute Wahl getroffen. Es handelte sich um kein Lokal im europäischen Sinne. In einer großen, offenen Halle befanden sich viele einfache Esstische, rote und gelbe Klappstühle standen vor ihnen. Das Essen konnte man in mehreren verschiedenartig ausgerichteten Küchen bestellen, die den Raum gemeinsam nutzten. Die Beleuchtung war alles andere als romantisch, grelle Neonröhren erhellten den Raum. Dem Thai-Food gegenüber war ich noch ein wenig reserviert, konnte mich noch nicht dazu durchringen und wählte den sicheren Weg – einen Thunfischsalat, der mir sehr gut schmeckte. Kat bestellte sich eine heimische, pürierte Suppe, die wir gemeinsam auslöffelten. Ich wusste zwar nicht, was ich da aß, begann aber, mich mit dem Thai-Food immer mehr anzufreunden.

      Während des Essens besah ich mir einige der anwesenden, gemischten Pärchen. Komische Menschen tummelten sich in Thailand. Einerseits offenbarte ihre Kleidung (T-Shirt straff in Hose mit Gürtel gesteckt, Slipper mit Strümpfen bis kurz unter die Knie oder extra hohen Halbschuhe bei 35 Grad Celsius) sie als Spießer, andererseits machten sie in Thailand Sexurlaub. In meinen Augen ein krasser Widerspruch und wenn er das nicht sein sollte, dann wäre es eine gewaltige Doppelmoral.

      Gut gesättigt wechselten wir die Lokalität, suchten uns eine Bar, in der wir ein Bier trinken und die Menschen beobachten konnten. Es war

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