Die Sagen und Volksmärchen der Deutschen. Friedrich Gottschalck

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Die Sagen und Volksmärchen der Deutschen - Friedrich Gottschalck

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fleißiger Köhler in seinem Meiler plötzlich einen reichen

       Schatz ausgeschmolzen findet, der ihm zur Herzogswürde

       verhilft; wenn wunderbare Bergfräulein

       Kleinodien verschenken; wenn ein armer Schäfer

       Goldhöhlen entdeckt, und wenn wohlthätige Zwerge

       zu Hochzeiten dienstfertig das Tischgeschirr herleihen:

       wer erkennt nicht in allen diesen freundlichen

       Mährchen die erlaubten und nicht hoffnungslosen

       Wünsche bedrängter, um den Unterhalt des Lebens

       oftmals besorgter Menschen? Wenn aber die Burg

       eines grausamen Raubrittes von der Erde verschlungen;

       wenn ein unersättlicher Jäger bis zum jüngsten

       Gericht fortzujagen verdammt wird; wenn ein habsüchtiger

       Edelmann, der Schätze heben will, die ihm

       nicht bestimmt sind, dabei elendiglich zu Schaden

       kommt; wenn verbrecherische Mönche mit ewiger

       Unruhe bestraft werden; und selbst wenn ein schelmi-

       scher Berggeist die kleineren Unbilden des Lebens

       scherzhaft, aber derb berichtigt oder bestraft: zeigt

       sich dann in diesen ernsteren oder heiteren Sagen

       nicht neben dem stillen Unmuth über die ungerechten

       Ungleichheiten des Lebens auch das tröstende Vertrauen

       auf eine höhere ausgleichende Gerechtigkeit?

       Oder wenn ein kluger und mächtiger, aber übermüthiger

       König endlich in Ketten und Banden geschlagen

       wird; wenn in den Pallästen der Fürsten und Großen

       eine weißverschleierte Ahnfrau Jahrhunderte hindurch

       Unglück weissagend umherwandelt; wenn eine Riesentochter,

       mit ihrer goldenen Krone auf dem Haupt,

       den drei Mal wiederholten frevelhaften Sprung über

       die grause Felsenschluft mit ihrem Leben bezahlt, und

       eine arme Jungfrau dagegen, die, von einem frechen

       Jäger verfolgt, sich den Felsen hinabstürzt, unbeschädigt

       von den Engeln in die Tiefe getragen wird: scheinen

       solche Erzählungen nicht auf das Mißliche und

       Gefahrvolle der irdischen Hoheit hinzudeuten, und

       das Lob der unbekannten Niedrigkeit mit dem Troste

       der überall verbreiteten göttlichen Hülfe zu enthalten?

       Und wenn endlich wohlbekannte nahgelegene Felsen,

       Wälder, Hügel, Thäler und Quellen mit wunderbaren

       Bewohnern bevölkert, oder durch seltsame Begebenheiten

       und Abenteuer aus lange verflossenen Zeiten

       merkwürdig erscheinen, strahlt dann nicht ein Theil

       ihres Rufes auch auf die Anwohner zurück, und giebt

       ihnen selbst einen wundersamen Anstrich, oder setzt

       sie wenigstens mit einer geheimnißvollen Vorzeit in

       ehrenvolle Verbindung?

       Und so wandeln dann alle diese seltsamen Sagen

       und Mährchen neben dem mühseligen und einförmigen

       Leben des beschränkten, gedrückten und belasteten

       Volks freundlich, tröstend, hülfreich und oftmals

       erhebend einher, und helfen die wenigen Stunden verkürzen

       und erheitern, welche dem harten Dienste der

       Nothdurft abgewonnen worden sind. Gutmüthige

       Mütter aber übernehmen das dankbare Geschäft der

       Dichter, indem sie entweder den überlieferten Stoff

       nach ihrer Art bald mehr bald weniger ausführlich

       und lebendig darstellen und ausschmücken, auch wohl

       verändern und umgestalten, oder aus eigener Erfindung

       und gelegentlicher Veranlassung neue Erzählungen

       hinzufügen. Und diese Bewandniß nun scheint es

       überall mit den Volkssagen anjetzt zu haben. Ich

       sage: a n j e t z t , wo ein so auffallendes Mißverhältniß

       in Bildung, Ansichten und Sitten unter den einzelnen

       Theilen derselben Nation Statt findet. In alter Zeit

       freilich, als das sogenannte Wiederaufleben der antiken

       Kultur noch nicht dem einen Theile der Nation

       den bevorzugten Namen des gebildeten beigelegt

       hatte; mag auch kein großer Unterschied zwischen

       Volksdichtungen und der Poesie der höheren Stände

       gewesen seyn. Dieselben Sagen und Erzählungen, von

       welchen sich Fürsten und Ritter angezogen und erfreut

       fühlten, ergötzten auch den Knappen und den

       Knecht, und die Lieder und Gesänge, welche in

       Schlössern und Burgen ertönten, hallten in Häusern

       und Hütten wieder, so, daß in jener vollständigern

       Zeit Volkssagen schwerlich in dem Sinne angetroffen

       werden möchten, worin hier versucht worden ist, ihr

       Wesen und ihre Bedeutung zu beschreiben und zu erklären.

       Volkssagen also machen die Poesie des Volkes

       aus, und, indem dieses hier hat sollen gezeigt werden,

       ist auch die mögliche

       Zweite Frage:

       Woher stammen die Volkssagen? und wo sind

      

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