Die Sagen und Volksmärchen der Deutschen. Friedrich Gottschalck

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Sagen und Volksmärchen der Deutschen - Friedrich Gottschalck страница 7

Автор:
Серия:
Издательство:
Die Sagen und Volksmärchen der Deutschen - Friedrich Gottschalck

Скачать книгу

eben gebrauchen können. Wenn sie aber dennoch

       der Poesie, als einer angenehmen Zugabe, eines

       herkömmlichen Luxus des Lebens, etwa zur Uebung

       des Urtheils und Witzes, oder zu gelegentlicher Er-

       wärmung der Empfindung nicht ganz hätte entbehren

       wollen; so würde sie doch gewiß nicht unterlassen

       haben, derselben eine neue angemessene Richtung zu

       ertheilen. Sie würde also zuvörderst das Alterthümliche

       und hauptsächlich alles Wunderbare daraus verbannt,

       und sie sodann angewiesen haben, sich in allen

       Stücken, so viel wie möglich, an die wirklichen Zustände

       des Lebens, an die sogenannte Natur und

       Wahrheit zu halten, und sich in Form und Inhalt einer

       getreuen Nachahmung derselben zu befleißigen,

       indem es ja nur darauf abgesehen sey, durch die erdichteten

       Darstellungen zu einer recht täuschenden,

       schnellen und vielseitigen Berührung mit der geliebten

       Wirklichkeit zu gelangen.

       Wir kennen sie; und haben sie zum Theil erlebt,

       eine solche eigenliebige, an sich selbst verschwendete

       und zersplitterte Zeit, und ein großer Meister hat es

       übernommen, uns das Bild derselben und ihrer buntscheckigen,

       nach den verschiedenen Aeußerlichkeiten

       des Lebens aus einander gerichteten, selbst gefälligen

       Thätigkeit in Darstellungen »aus seinem Leben« lehrreich

       und warnend vor die Augen zu führen, und an

       seinem eigenen Beispiele zu zeigen, wie selbst ein

       großes Talent und ein gesundes Naturell in solcher

       Zeit verleitet werden können, die Dichtung ganz in

       das wirkliche Leben herab zu ziehen, und sie zu augenblicklichen

       und bloß persönlichen Zwecken zu

       verbrauchen, so daß sie am Ende, obgleich immer

       ihrer eigenthümlichen hülfreichen Natur gemäß, nur

       als ein »Hausmittel« dienen muß, um über innere

       peinliche Verwickelungen oder kleine moralische

       Verlegenheiten glücklich hinweg zu helfen.

       Daß nun ein solches Zeitalter der Wunderwelt der

       Volkssagen eben nicht günstig gewesen seyn könne,

       läßt sich leicht erachten. Auch hat man darin nicht unterlassen,

       sie bald als kindisch zu verspotten, bald als

       abergläubisch und gefährlich zu verwerfen; und da

       ein, eben dieser Zeit angehöriges, sonst achtbares Bestreben,

       die Zustände des Volks zu verbessern und

       dasselbe an sich heran zu bilden, hinzugekommen ist;

       so hat man vielfältig sogar gesucht, die alten wunderbaren

       Sagen und Mährchen ganz zu verdrängen, und

       an ihre Stelle eine Reihe sogenannter natürlicher und

       vernünftiger, kurz zeitgemäßer Erzählungen unterzuschieben,

       so, daß, wenn es gelungen wäre, in kurzer

       Zeit Nachbar Velten und Vetter Michel die Stellen

       eingenommen haben würden, welche Kaiser Friedrich

       und der Ritter Siegfried so lange glänzend behauptet

       hatten.

       Und in dieser Beschaffenheit der vorletzten Zeit

       liegt nun auch der Hauptgrund, warum die Sagen und

       Mährchen, wie ihre Sammler jetzt häufig klagen,

       unter dem Volke selbst so selten geworden sind. Hernach

       ist die Noth und der Druck der jüngsten Zeit hin-

       zugekommen, und so haben nach und nach die seltsamen

       Wesen und Gestalten der alten Sagenwelt sich

       von der unfreundlichen Wirklichkeit in ihre Wälder,

       Burgen, Klüfte und Höhlen, oder in ihre luftige Heimath

       auf eine Zeitlang zurückziehen müssen.

       Aber sie werden wiederkehren, und die glorreiche

       Zeit, welche uns angebrochen ist, und worin Alles

       ehrwürdig- Alte in erneuerter Form wieder auferstehen

       muß, wird auch sie wieder, und hoffentlich in

       noch besserer und verjüngter Gestalt, zurückführen

       und in ihr altes schönes Recht einsetzen; ja, es ist zu

       erwarten, daß diese Zeit selbst dereinst als der Beginn

       eines neuen würdigen Sagenkreises und einer großen

       nationalen Poesie, von den kommenden Geschlechtern

       werde betrachtet werden.

       Dritte Frage:

       Wie lassen sich die Volkssagen ordnen und

       eintheilen?

       Diese Frage, welche wohl nur von ordnungsliebenden

       Sammlern aufgeworfen werden möchte, läßt sich auf

       mannigfaltige Weise beantworten.

       Volkssagen lassen sich ordnen e i n m a l auf gleiche

       Weise, wie die einzelnen Dichtungsarten selbst

       klassifiziert worden sind, insofern dieß nämlich nicht

       nach der Form der Darstellung, sondern nach der Art

       des Inhalts geschehen ist, und so bekommen wir komische

       und tragische, elegische und satyrische, idyllische

      

Скачать книгу