Der Auftrag. Ralf Wider
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"Identify enemy targets!", bellte Ferry ins Mikrofon seines Helms und das Suchraster in seinem Visier begann fieberhaft zu arbeiten und die Datenbanken mit den Objekten abzugleichen. Fast sofort bekam Ferry die Bestätigung, dass es sich bei den Objekten auf dem Radar um vier gewöhnliche Ein-Mann-Kampfjets der Grauen handelte, wie er sie schon häufig im Gefecht gesehen hatte.
"Da staunt ihr, was?", murmelte er finster. Er konnte sich selbst nicht vorstellen, wie eine Transferkapsel wohl von aussen aussehen mochte. Er kannte sie nur von innen. Er nahm an, dass sie wohl ein gewisses Signal ausstrahlte und als feindliches Objekt erkannt werden konnte. Da sie jedoch kein normales Fluggerät war, konnte sie vielleicht nicht klar identifiziert werden? Die vier grünen Punkte auf dem Radar, die mittlerweile alle mit einem Fadenkreuz als feindlich markiert worden waren, schienen sich nicht mehr zu bewegen. Dieses Zögern musste er ausnutzen!
Ein schneller Seitenblick auf die Bewaffnungskachel reichte ihm, um sich zu vergewissern, dass seine beiden bescheidenen Waffensysteme einsatzbereit waren. Er griff hoch und drückte den Knopf IMPULS. Ein hohes Summen setzte ein und er hörte ein feines Klacken. In seinem Visier erschien unten rechts die Meldung "weapon armed". Der weisse Knopf auf dem Joystick begann pulsierend zu leuchten.
Ferry löste den Daumen vom Joystick, hob ihn an und drückte den Knopf, worauf ein elektrisches Zischen zu hören war. Gleich darauf drückte er den Steuerungshebel mit Wucht nach vorne und zog ihn sachte nach links, sobald die Toilette Fahrt aufgenommen hatte. Er würde versuchen, mit einem schnellen Spiralflug in Bodennähe zu kommen und so schnell wie möglich zu landen. Ein Standart-Ausweich-Manöver.
Vier kurz aufeinanderfolgende grüne Blitze auf dem Radar meldeten, dass die feindlichen Jets vom elektromagnetischen Impuls getroffen worden waren und abstürzten. Keine zwei Sekunden später waren die vier Maschinen vom Bildschirm verschwunden.
Von den weiter aussen befindlichen Objekten schienen alle abgedreht zu haben, nur ein einziges schien Kurs in Richtung der verschwundenen Kameraden zu nehmen. Es war nicht sehr schnell und würde einige Minuten brauchen, bis es an der Abschuss-Stelle angekommen war.
Der Countdown hatte wieder begonnen herunterzuzählen und war nun bei 8 angekommen. Ferry wiegte den Joystick zurück nach rechts, um den Spiralflug abzufangen und zog ihn leicht nach hinten, um Fahrt wegzunehmen. Als der Countdown bei 5 angekommen war, gingen plötzlich alle Lichter aus. Schlagartig wurde es dunkel in der Toilette, kein Bildschirm und kein Knopf leuchtete mehr.
Nur Ferrys Helmvisier schien noch zu funktionieren und meldete: "ALL SYSTEMS DOWN."
Es war gespenstisch ruhig geworden. Es gab kein Surren und kein Ventilieren mehr, gar nichts. Wiederum hörte Ferry nur sein eigenes Blut in den Ohren rauschen, begleitet von einem dumpfen Pochen in seinen Schläfen. Seine Augen waren in der Dunkelheit weit aufgerissen und suchten die Kapsel nach einem Lebenszeichen ab.
Er begann laut zu zählen "…drei…zwei…eins..."
Die Kapsel schlug heftig auf und ein hässliches, brechendes Geräusch hallte durch die enge Toilettenkabine. Ferry wurde wieder in die Gurte geschleudert und diesmal wurden sein Kopf und sein Helm erst nach vorne geworfen, um gleich darauf nach hinten katapultiert zu werden, wo der Helm mit voller Wucht gegen die Rückenlehne knallte. Benommen blieb er einige Sekunden sitzen und versuchte das Gefühl von Benommenheit und Desorientierung loszuwerden, was nicht einfach war, angesichts der Tatsache, dass es im Innern der Transferkapsel stockdunkel war.
Langsam hob er die rechte Hand und fühlte auf seinem Helm herum, bis er den Schalter für die Stirnlampe fand und sie aktivierte. Sofort erhellte der gebündelte, blauweisse LED-Strahl die Toilette. Ferry drehte den Kopf nach rechts und schaltete die Notaggregate ein. Ein dumpfes "Klonk-klonk" dröhnte durch die Enge des Raumes und die äusserst dürftige Notbeleuchtung ging an. Um gleich darauf wieder zu erlöschen.
"Saubere Landung, Commander…", presste Ferry zwischen zusammengepressten Kiefern hervor, "alle Systeme im Arsch. Willkommen in Atlantis…"
Kapitel 5 - Die fremde Welt
Ferdi war zehn geworden diesen Sommer. Er war jetzt gross. Eigentlich schon erwachsen, aus seiner Sicht, wenigstens fast. Er wusste, er würde Raumpilot werden. Er war bereit dafür, fand er, denn - er war ja jetzt gross. Zu Geburtstag hatte er von seinem Vater ein Buch über das Space Shuttle geschenkt bekommen. Es waren viele Bilder drin und viele technische Daten, die er alle auswendig konnte. Wie bei einem Quartett. Darauf war er sehr stolz. Er war der einzige der Klasse, der dieses Buch hatte.
Im April 1981 war die Columbia zum ersten Mal gestartet, war in die Umlaufbahn um die Erde gegangen und nach rund zwei Tagen wieder sicher gelandet. Ferdi war sich sicher, dass das Space Shuttle eigentlich für ihn gebaut worden war und jetzt probegeflogen wurde, damit er es übernehmen konnte. Der Test war geglückt und Ferdi war bereit. Er würde übernehmen und das Shuttle erst zum Mond und dann ans Ende der Galaxis fliegen. So wie Luke Skywalker und Han Solo. Natürlich hatte er die ersten zwei Filme der Star Wars Saga nicht sehen dürfen, doch die Filme und die Figuren waren omnipräsent. Es gab Comics, Sammelhefte und überall Plakate. Ein echtes Filmplakat hing über seinem Bett. Seine Schwester hatte es ihm geschenkt. Sie hatte es aus ihrer BRAVO. Damit hatte sie massig Punkte bei ihm gesammelt und er war mindestens zwei Wochen nett zu ihr gewesen. Er hatte sogar für sie Geschirr abgetrocknet, was sie hasste. Ferdi auch.
Ausserdem hatte er von seinem Taufpaten ein Buch über die Planeten bekommen. Auch die konnte er alle auswendig. Als sie in der Schule ein Planeten-Modell bauen mussten, wusste er von jedem Planeten, welche Farbe er hatte.
Von seiner Mutter hatte er einen Anhänger geschenkt bekommen. Einen Citrin, der an einer Goldkette hing. Der Citrin ist ein gelblicher Schmuckstein, eigentlich ein Quarz mit gelber Färbung. Sie hatte Ferdi erklärt, dass er im Sternbild des Löwen geboren sei, und dass der Citrin der Stein der Löwen sei. Sie selbst war auch Löwe. Der Stein würde ihm helfen, seine Stärken zu verstärken, hatte sie erklärt. Als Löwe sei er ein Kind der Sonne und seine Materialien seien Gold und Citrin. Sein Element war das Feuer. Ferdi war fasziniert. Die Sonne. Die Sterne. Das Weltall… Das war seine Welt! Er trug den rundgeschliffenen Anhänger Tag und Nacht. Er fühlte, dass der Stein ihm spezielle Kräfte verlieh.
Seit zwei Jahren spielte er nun schon fast täglich beim Ganz zur Toilette mit den bunten Knöpfen und den lustigen Sachen, die es da gab. Einmal hatte er eine Kachel ganz hinten bei der Badewanne geöffnet und in dem Fach dahinter hatte eine Banane gelegen. Ferdi hasste Bananen. Er hatte sie nicht angerührt und die Kachel wieder geschlossen. Er hatte sich zwar gefragt, was die Banane zu bedeuten hatte, doch die Neugier war schnell erloschen. Er war sich sicher, dass es ein Fehler des Computers gewesen war. Immer wieder hatte er auf der Navigationstastatur Zahlen eingegeben, doch immer war ERROR erschienen. Bis heute.
Ferdi hatte wie jeden Tag sein Geschäft verrichtet und dabei ein bisschen auf den Knöpfen und Tastaturen herumgedrückt. Er hatte Zeit, er war allein zu Hause. Sein Vater arbeitete, seine Mutter war einkaufen gegangen und seine Schwester war bei einer Freundin. Seit er zehn war, liessen sie ihn öfters mal allein. Er war ja jetzt gross und konnte auf sich selbst aufpassen.