Sag mal, Lara. Jasmin Schneider
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Robert Altmann, ein mittelgroßer, breitschultriger Mann Ende Dreißig mit vollem Haar und grünblauen Augen, würde sich verspäten. Es war schlimm mit ihm. Er kam immer zu spät zu seinen Verabredungen mit der Frau neben seiner Frau. Gut, dass seine Geliebte sich heute um den kleinen Jungen dieses Flittchens kümmerte. Robert schien, als rege sie sich dann weniger auf.
Gegen Acht klingelte er an ihrer Tür. Er besaß zwar Schlüssel für diese, ebenso wie für das äußere Tor und die schwere Metalltür des alten Backsteingebäudes, aber er mochte die Begrüßungszeremonie, die ihn erwartete, wenn er seine Schlüssel nicht benutzte.
Er war etwas außer Atem, weil er die vierundachtzig Stufen wie jeden Donnerstag viel zu schnell hinauf gehechtet war. Meistens blieb er auf dem letzten Treppenabsatz noch einmal stehen, um Luft zu holen.
Lara öffnete die Tür wie immer sehr weit, ihr Lächeln breit über das ganze Gesicht verteilt, und wartete. Er schluckte, sog das Bild ihrer korpulenten Schönheit in sich auf, und ging sehr langsam auf sie zu. Wenn sie ihre langweiligen Zweiteiler wie heute durch ein hübsches Kleid eintauschte, sah sie in ihrer üppigen Form einfach umwerfend aus.
Laras Wangen glühten rosig, ihre Hände zupften abwechselnd an der komplizierten Hochsteckfrisur und dem Bund ihrer festen Strumpfhose. Robert wusste, sie zog ihren Bauch ein, bekam kaum noch Luft. Erst gleich – in seinen Armen – würde sie sich entspannen und ihr schönes weiches Fleisch an seinen Körper schmiegen.
Sie küssten sich in der noch offenen Tür. Bis auf eine Wohneinheit in der zweiten Etage bestand der Rest des Gebäudes nur aus kleineren und größeren Büros, deren Mieter das Treppenhaus mit dem alten Lastenaufzug auf der anderen Seite benutzten. So konnte niemand ihre Intimität stören.
Als sie endlich voneinander ablassen konnten, bewunderte Robert Laras Kleid. Es war feuerrot und erlaubte einen tiefen Einblick in ihr üppiges Dekolletee. Er lächelte und streichelte sanft die nussbraune Haut. Das blumige Parfüm, das er ihr zum Geburtstag im Frühling geschenkt hatte, rundete ihre Erscheinung perfekt ab.
Lara bat um seine Jacke, hängte sie an die Bauhaus Garderobe im Vorraum und schwebte durch den runden Durchgang ins Wohnzimmer. Dort steuerte sie die Hausbar hinter einer der zahllosen Türen des Systemschranks an. Während sie zwei Gläser mit schon bereitstehendem Eis füllte, erkundigte sie sich nach seinem Tag. Robert bemerkte den leisen Vorwurf in ihrer Stimme, und seine Miene verfinsterte sich für einen Augenblick.
»Es gab wirklich viel zu tun«, erklärte er ausweichend, sah ihr zu, wie sie in eines der Gläser eine Olive, in das andere eine Zitronenscheibe gab, »lass uns von was anderem reden, ja!?«. Er küsste sanft die Rundung, wo ihr Hals ganz weich in die rechte Schulter überging und freute sich über den wohligen Schauer, den er auf ihrer Haut sehen konnte. Sie gab sich jedoch Mühe, keine Reaktion zu zeigen. Enttäuscht sank Robert aufs Sofa.
Die hellgrünen, durchscheinenden Rollos vor den Panoramafenstern, durch die man die sicherlich 30 Quadratmeter große Terrasse betreten konnte, waren gerade so weit herunter gelassen, dass die Abendsonne ihn nicht blendete. Wieso war alles an dieser Frau so perfekt? Wieso musste er ihr weh tun? Er fühlte sich schuldig. Donnerstag war doch der einzige Tag, an dem seine Frau bis gut 23 Uhr mit dieser therapeutischen Pilates Gruppe beschäftigt war!
Als Lara sich schließlich zu ihm umdrehte, lächelte sie wieder – wenn auch etwas angespannt. Sie reichte ihm einen trockenen Martini, sich selber schenkte sie die süßere Variante ein.
»Es tut mir leid«, sagte er kleinlaut und nahm einen großen Schluck.
Lara schüttelte leise den Kopf und setzte sich neben ihn. »Es ist nur«, suchte sie nach den richtigen Worten, »ich gehöre überhaupt nicht zu deinem Leben, Robert«.
Um nicht darauf einzugehen, nahm er ihr Glas, stellte es zu seinem auf den Tisch und versuchte sie mit Küssen abzulenken. Er wusste ja selbst nicht, wie man das Problem lösen sollte. Simone und Lara zusammen ergaben die perfekte Frau für ihn, nur konnte er das den beiden schlecht erklären.
Lara bemühte sich nach Kräften, ihren Ärger zu unterdrücken. Nicht nur seine Verspätung brachte sie auf die Palme, es war seine Ignoranz ihren Wünschen gegenüber. Das schöne Essen, das sie mit Jonas vorbereitet hatte, wollte sie am liebsten nicht mehr mit Robert teilen. Dabei hatte sie den Nachmittag damit zugebracht Schmetterlinge aus Zuckermelone auszuschneiden, die sie später auf einem Bett aus Ruccola mit Pinienkernen und einem Klecks Himbeerbalsamico anrichten würde. Jonas Hilfe hatte übrigens darin bestanden, die überflüssigen Schnitze zu verzehren und als es keine mehr gab, sich über einige der Schmetterlinge herzumachen. Nur drei von ihnen hatte sie retten können, zwei für Robert, einen für sich. Die Erinnerung entspannte sie und sie gab Roberts Küssen nach.
Wenig später machte er Musik, während sie das Essen auftrug. Sie redeten ganz unverfänglich über die CD- Neuerscheinungen der letzten Woche, Robert bewunderte wie üblich ihren Geschmack und versprach, sich diese oder jene Sängerin einmal genauer anzuhören. Lara wusste ganz genau, dass er das nicht tun würde, freute sich aber über seine Bemühungen, den Rest des Abend angenehm zu gestalten.
Nach dem Essen überraschte er sie mit seiner Frage nach dem Stand der Adoption. Ihr stand der Mund offen.
»Was ist?«, fragte er und wandte sich wieder der Wand mit den Musik-CDs zu.
»Ich wundere mich nur über deine Frage«, stellte Lara perplex fest. Sie biss sich auf die Lippe. Ihre Kinderwunschpläne führten üblicherweise zu schlechter Stimmung.
Robert schob die Hände in die Taschen, ohne sich nach ihr umzusehen. »Du weißt, was ich davon halte.« Er räusperte sich.
»Ich werde nicht kinderlos sterben«, erklärte sie seinem Rücken.
Exkurs II: Junkie
[aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie]; http://de.wikipedia.org/wiki/Junkie
Als Junkie [?d???ki] (von engl. junk = Müll, Abfall) wird umgangssprachlich ein Mensch bezeichnet, der im fortgeschrittenen Stadium drogenabhängig ist.
Der Begriff bezeichnet weniger sozial unauffällige Süchtige als vielmehr stark von ihrem Drogenkonsum gezeichnete Süchtige. Das typische Erscheinungsbild eines Junkies ist oft geprägt von starker Gewichtsabnahme, begleitet von allgemeiner Verwahrlosung des äußeren Erscheinungsbildes und der inneren Gefühls- und Gedankenwelt. Eine zusätzliche Belastung erfolgt auch durch Strafverfolgung und Verunreinigung der häufig aus dubioser Quelle bezogenen Drogen, aber auch durch deren psychische und physische Auswirkungen selbst.
Die Beschaffung von Rauschmitteln (zum Beispiel Heroin oder das aus dem Kokain gewonnene Crack) nimmt für einen Junkie oft die höchste Priorität im täglichen Leben ein. Junkies begehen dadurch oft Straftaten (Beschaffungskriminalität) oder prostituieren sich, um ihren Drogenkonsum zu finanzieren. Sucht und Kriminalität haben gravierende Folgen, beispielsweise soziale Entwurzelung; viele Junkies verkehren nur noch in der Drogenszene. Viele Langzeitabhängige leiden unter verschiedenen gesundheitlichen Problemen, dazu gehören Abszesse an Einstichstellen, neurologische Störungen und Infektionen (beispielsweise Hepatitis C oder AIDS). Neben der Infektionsquelle Geschlechtsverkehr (Prostitution) ist auch durch die gemeinsame Nutzung von Spritzen mit anderen Junkies die Übertragung von Infektionskrankheiten möglich.
Jackie Baehr wurde dieses Jahr im Dezember zweiundzwanzig. Danach würde sie