Trissa, Hexe von Eichstätt. Lars Gelting

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Trissa, Hexe von Eichstätt - Lars Gelting

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gar nicht hier am Ort gewesen.“

      „Sicher! Das war die Zeit, in der er mir auf den Fersen war! Klar!“

      „Das ist gut möglich. Jedenfalls ist er seither ein gebrochener, verbitterter alter Mann. Aber er ist jetzt wieder Scharfrichter. Der Wolff, unser Schultheiß, hat ihn begnadigt.“ Er beugte sich ihr zu, eindringlich: „Seht euch also vor! Wenn der euch sogar quer durchs ganze Reich verfolgt und bis heute keine Ruhe gibt, seid ihr ganz sicher sein letztes und einziges Ziel!“

      Fast ein wenig abrupt lehnte er sich zurück bis an die Wand, schaute sie nachdenklich an, legte eine bedeutungsvolle Kunstpause ein. „Das Kruzifix! Was ist aus Johannes geworden? Ihr müsst ihn tatsächlich getroffen haben!“

      Gerade noch aufgebracht und im Zorn gespannt, sackten Ihre Schultern jetzt nach unten, ließen ihren Blick auf die raue Tischplatte fallen. Die Lippen zusammengepresst nickte sie langsam vor sich hin „Ja! Ich habe ihn getroffen. Bitte Pater, jetzt nicht! Darüber möchte ich jetzt nicht reden.“ Als sie ihn wieder ansah, wusste er: Er hatte die schmerzende Wunde ihres Lebens berührt. Unversehens wirkte sie müde. Sie erhob sich langsam, ging bedächtig um den Tisch herum, verschränkte die Arme und zog sich zusammen, als fröre es sie plötzlich. „Ich habe versucht, nach all diesem Wirrwarr mein Leben noch einmal neu zu ordnen. Es war vergebens! Was nutzt da aller Reichtum, wenn Krieg und Wahn uns Lebensinhalt und Lebensziel rauben und zerstören? Leben wird so sinnentleert, ist nur noch Überleben.“

      „Das hört sich so an, als hättet ihr euch aufgegeben!“

      „Das hatte ich mal, und wie! Aber das ist lange her!“ Ruhig drehte sie sich herum, wandte sich ihm zu, „Nein! Ich habe mich nicht aufgegeben! Es gibt für mich keinen Grund mehr, aufzugeben. Aber, mein lieber Pater, genau deshalb, weil es solche Gründe gab, die mich bis an den Abgrund getrieben haben, habe ich jetzt Gründe, hier zu sein! Die Zeit der Duldsamkeit ist zu Ende!“

      Ruhig, fast leise als spräche er zu sich selbst, „Genau das habe ich befürchtet, und ihr habt es eben ja auch schon einmal bestätigt!“

      „Was habt ihr befürchtet und was habe ich bestätigt?“

      „Ihr seid also nur zurück gekommen, um euch für das, was euch angetan wurde zu rächen!“

      So als habe er aus allem endlich die zutreffende Schlussfolgerung gezogen, hob sie nur bestätigend die Schultern.

      „Und ihr seid euch absolut sicher,“ er drehte sich herum und stand ihr jetzt genau gegenüber, „dass sich eure Ziele nicht mehr ändern und euer Lebensweg doch noch eine andere Richtung einschlagen könnte als diese fürchterliche, endgültige, die ihr euch vorgenommen habt?“

      „Ich habe es eben schon gesagt: Ich sehe dafür keinen Grund mehr!“

      Mit lautem Splittern und Krachen und einem dumpfen Aufschlag ging irgendwo hinter ihr ein Baum zu Boden.

      „Glaubt nicht, dass ich euch nicht verstehe.“ Er hatte seine nachdenkliche Haltung eingenommen, sah überlegend kurz an ihr vorbei in die Richtung, in der gerade der Baum gefällt wurde, „Nach allem, was euch widerfahren sein muss, kann ich eure Haltung gut verstehen. Aber ihr versteht mich nicht!“

      Sie blickte an ihm vorbei, hinaus auf die Wiese. Gleichgültig, „Da gibt es nicht viel zu verstehen! Es sind immer die gleichen Sprüche, ich kann sie nicht mehr hören – auch nicht von euch!“

      Einen Moment schwiegen sie beide. Vorsichtig wagte er dann einen erneuten Versuch „Gut: Ihr habt so ziemlich alles verloren ...“

      Ruckartig wandte sie sich ihm zu, den Zeigefinger drohend erhoben, „Richtig! Aber ich habe nichts, aber auch gar nichts verloren! Genommen haben sie es mir! Sie haben mir alles genommen, haben alles zerstört, einfach so! Und kein höheres Wesen hat ein Einsehen gehabt und sie oder mich vor diesem Schicksal bewahrt! – Versteht das endlich!“ Sehr eindringlich, etwas zu laut und mit energischer Gestik hatte sie ihm diese Sätze um die Ohren gehauen und sich danach sofort wieder der Wiese zugewandt.

      Ganz langsam, so als habe er Sorge, ihren Ärger noch einmal zu entfachen, ging er um sie herum und stellte sich vor sie hin, sah ihr direkt in die immer noch glühenden Augen „Euren Sohn, den Franz, hat euch niemand genommen!“

      Ihr Blick bekam etwas Lauerndes, „Sondern?“

      Er änderte seine Haltung, ließ die Arme sinken und wies mit dem Kopf in Richtung Wiese „Kommt! Ich bring euch zu ihm!“

      Mit einem Schlag erlosch das lodernde Feuer in ihren Augen. Ihr Kopf fuhr zurück, etwa so, als hätte sich die Halswirbelsäule jäh versteift und mit dem Gesichtsausdruck plötzlichen Misstrauens gegenüber dem eigenen Gehör fragte sie „Ihr bringt mich wohin?“

      „Ich bringe euch zu Franz!“, dabei wies sein Kopf noch einmal zur Wiese.

      Sie sah an ihm vorbei über die Wiese hinaus und dann wieder zurück, immer noch ungläubig. „Wo ist er?“

      Er drehte sich nun ebenfalls vollständig zur Wiese herum, zeigte mit der Linken am Waldrand entlang „Er wird dort sein, wo er den Baum gefällt hat, ihr habt das ja sicher auch gehört. Gehen wir!“

      Indem sie sich gleichzeitig in Bewegung setzten, suchten ihre Augen konzentriert den Waldrand ab, drückte ihr Gesicht Unsicherheit und Erregung aus. „Weiß er, dass ich hier bin?“

      „Nein, das weiß er nicht! Stefan sollte schweigen.“ Sie folgten einem schmalen Fußweg genau an der Nahtstelle zwischen Wald und Wiese, dort wo das Gras schon trocken war, wo heruntergefallene trockene Äste zur Stolperfalle werden konnten.

      Unvermittelt blieb sie stehen „Franz war gerade zwölf als ich ihn zurück lassen musste.“

      „Ich weiß!“ Er stand direkt neben ihr, schaute über das ausgetrocknete Wurzelgeflecht einer umgestürzten Fichte hinaus auf die Wiese.

      „Pater, wie ist er heute?“

      Er lachte und ging weiter, „Franz? Ihr müsst nichts befürchten, Franz ist ein Prachtkerl! Ihr werdet sehen. Er sieht genauso aus wie Johannes, genauso groß, genauso kräftig und ist ebenso kaum zu erschüttern. Kommt, wir sind gleich da!“ Sein Kinn deutete die Richtung an.

      „Pater!“ sie verlangsamte den Schritt, blieb etwas zurück, „Wie denkt er über mich? Versteht ihr? Ich muss das wissen, bevor wir uns gegenüber stehen!“

      „Ach, macht euch doch keine Gedanken!“ Er war weitergegangen, reckte suchend den Hals, war nicht ganz bei der Sache, „Franz hat niemals an euch gezweifelt. Er hat eure Flucht als richtig akzeptiert. Aber,“ wartend, ihr zugewandt, „er hat in all den Jahren immer auf ein Lebenszeichen gewartet und da hat er in den letzten Jahren wohl resigniert.“

      „Es war mir unmöglich ...“ Sie unterbrach, blickte ihn erwartungsvoll an. Vor ihnen waren Stimmen zu hören, eine tiefe Männerstimme und eine hohe Stimme, die sie sofort als die Stimme des Jungen erkannte, der sie mit dem Einspänner abgeholt hatte.

      „Franz!“ Der Ruf des Pater verschwand ohne Hall zwischen den Bäumen. Keine Reaktion, nichts! Die Stimmen waren weiterhin zu hören, dazwischen rasche, kurz hackende Axtschläge.

      Als wolle er die Spannung erhöhen, die Zeit des Wiedersehens hinauszögern, lief der Wald an dieser Stelle um gut zwanzig Schritte wie eine Zunge in die Wiese hinein. Die beiden Stimmen arbeiteten auf der anderen

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