Trissa, Hexe von Eichstätt. Lars Gelting

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Trissa, Hexe von Eichstätt - Lars Gelting страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
Trissa, Hexe von Eichstätt - Lars Gelting

Скачать книгу

Hand fuhr den Linien des Kopfes und denen des Rückens nach. „Alleine diese sichere Linienführung entlang des Rückens ist schon eine Kunst.“ Wieder fuhr seine Hand geradezu liebevoll der Linie nach, „Der Griffel kann auf jeder Scheibe nur einmal angesetzt werden. Muss dann mit einem gewissen Schwung bis zum passenden Anschlusspunkt und so eben bis in die Schwanzspitze durchlaufen. Einen solchen Strich haben nur die Meister.“ Er wandte sich ihr direkt zu, lächelnd, aufgeräumt und gut einen Kopf größer als sie. „Aber ihr habt mir etwas mitgebracht, was die Grundvoraussetzung für unser reizendes Gespräch ist.“ Damit hob er die rechte Hand, in der er den Brief hielt. Das Siegel war erbrochen. „Setzen wir uns!“ Er wandte sich nach rechts zu einem großen massiven Tisch, bot ihr einen Platz an und saß ihr dann an der Längsseite des Tisches gegenüber.

      Die Unterarme auf den Tisch gelegt, die Hände übereinander, sah er sie ruhig an, musternd, überlegend. „Eine Frau kommt mit einem Empfehlungsschreiben meines jüdischen Freundes Izaak Goldberg zu mir. Das ist sehr erfreulich, aber auch sehr verwunderlich. Wie geht es meinem Freund Izaak? Ich glaube, wir haben uns jetzt gut drei Jahre nicht gesehen.“

      „Vermutlich werdet ihr ihn nur noch in Leipzig zur Messe treffen können. Die Unsicherheiten, die der Krieg mit sich bringt, haben ihm das Reisen verleidet, den Fernhandel hat sein Sohn Moshe übernommen.“

      „Ah. Ihr scheint Izaak und Moshe gut zu kennen!“ Pause. Er legte den Kopf etwas schräg nach rechts, blickte Therese nachdenklich an, die ihrerseits nichts anderes tun konnte, als seinem Blick ruhig stand zu halten. „Mich verwundert das sehr!“ Er änderte seine Haltung nicht, wirkte fast ein wenig misstrauisch. „Ihr müsst das verstehen: So lange ich Izaak Goldberg kenne, und wir miteinander Geschäfte machen, und das sind jetzt gut dreißig Jahre, hat er immer Geschäft und Frauen voneinander getrennt. Beides hat er geliebt, konnte ohne nicht sein, aber immer getrennt, wie Wein und Wasser.“ Sein Blick ruhte fest auf Therese als erwarte er eine Antwort.

      Therese senkte etwas den Kopf, ihr Blick parierte den seinen ruhig, aber zunehmend ernst, „Ich kann euch versichern: An dieser Maxime hat sich nichts geändert! Er folgt ihr wie eh und je. Und was mich betrifft, so folge ich, unter anderen Vorzeichen, dem gleichen Grundsatz.“ Dann langsamer, jedes Wort betonend: „Das Geschäft ist der gemeinsame Nenner!“

      Er beugte sich etwas vor, seine buschigen Augenbrauen waren jetzt leicht hochgezogen. „Ihr macht Geschäfte mit Izaak Goldberg!“ Eine Feststellung, die eher als Frage gedacht war und, Therese war sich nicht ganz sicher, Bewunderung oder Zweifel ausdrückte.

      „Ich mache hin und wieder Geschäfte mit ihm, und einige wenige Geschäfte machen wir gemeinsam,“ sie lächelte gewinnend, „zum Beispiel mit euch!“

      Jacob Loderer lehnte sich im Stuhl zurück, begab sich gewissermaßen in Lauerstellung, stützte dazu den linken Ellenbogen auf die Lehne und versenkte das Kinn zwischen Daumen und gekrümmtem Zeigefinger, „Ihr bietet mir ein Geschäft an? Ich bin neugierig!“

      Einen kurzen Augenblick sah ihn Therese mit leicht schräg geneigtem Kopf an, „Ihr steht im Ruf, über ausgezeichnete Verbindungen zum Domkapitel und zu Bischof Marquard zu verfügen.“

      Wie, um zu relativieren, öffnete er für einen Moment die vor dem Mund liegende Hand, zog die Mundwinkel etwas nach unten, schwieg.

      „Wir möchten bei einem Finanzhandel, der zu Lasten des Bistums Eichstätt abgeschlossen wurde, eure Hilfe in Anspruch nehmen. Wir möchten, dass Ihr eines der anstehenden Geschäfte über eure guten Verbindungen für uns abwickelt.“

      „Einen Finanzhandel?“ Seine Stirn schob sich ungläubig in Falten. „Ward ihr mal in Eichstätt?“

      Sie wirkte gleichgültig, zuckte mit den Schultern, „Vor langer Zeit.“ Seine Hand löste sich vom Kinn, „Das Eichstätt, welches ihr wohl noch gesehen habt, das gibt es nicht mehr! 34 ist die Stadt fast vollkommen ausgebrannt! Häuser, Kirchen, Klöster: Alles war verloren! Alles! Das Bistum benötigt also nichts so sehr, wie flüssiges Geld! Jeder Gulden, jeder Reichstaler ist hochwillkommen!“ Das Kinn verschwand wieder zwischen Daumen und Zeigefinger. „Ihr könnt vom Marquard vielleicht alles Mögliche bekommen, aber ganz sicher nicht einen Gulden!“ Mit einem Blick, der ihr Nichtwissen gegenüber dem zuvor Gesagten und dessen logische Konsequenzen in Wohlwollen einhüllte, saß er da, von der Sonne gönnerhaft verwöhnt, geduldig wartend.

      „Ich weiß, dass eure Darstellung von der schwierigen Lage Eichstätts zutrifft.“ Thereses Blick wanderte für einen Augenblick zum Erkerfenster. „Aber diese besondere Situation des Bistums ist Teil unseres Kalküls.“

      Seine Hand glitt langsam auf die Brust, sein Gesicht war eine Frage. „Ich fürchte, ich kann euch nicht verstehen!“ Jacob Loderer bewegte den Oberkörper entschlossen zum Tisch, „Sagt mir ganz offen und klar, um welche Art von Geschäft es geht! Ich kann mir aus dem, was ihr mir bisher gesagt habt, keinen Reim machen!“

      „Also. Es ist ganz einfach! Nach der Katastrophe von 34 hat der damalige Fürstbischof Westerstetten die Aufnahme eines größeren Kreditbetrages zum Juli 35 veranlasst, wohl um so die größte Not zu lindern. Dieser Kreditbetrag wurde in mehrere Einzelbeträge mit unterschiedlichen Laufzeiten aufgeteilt.“

      „Zuschläge?“

      „Je nach Laufzeit 36 und 40 vom Hundert.“

      Er schob die Augenbrauen nach oben, war erkennbar überrascht, „36 vom Hundert?“

      Sie zog leicht ihre Schultern hoch, öffnete gelassen ihre Hände, „Gutes Geld war und ist knapp und damit teuer! Jedenfalls konnten wir diese noch vom Westerstetten unterschriebenen Verträge und Wechsel erwerben, der erste Wechsel läuft im nächsten Monat ab. Das heißt: Das Bistum Eichstätt muss ihn wohl oder übel bedienen, will es nicht vertragsbrüchig werden.“

      Jacob Loderer legte sich langsam in seinen Stuhl zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute sie nun interessiert an, „Zugegeben, das wird den Marquard schmerzen, aber er wird zahlen müssen. Umso mehr erscheint mir euer Anliegen rätselhaft!“ Seine Augen verengten sich ein wenig, tasteten die Wand hinter ihr ab und fast sinnend, „Irgendetwas lauert hier im Hintergrund! Eine solche Wechseleinlösung ist heute der normalste Vorgang. Warum also der Umweg über mich?“ Seine Augen kehrten zurück, „Meine Dienste sind keineswegs umsonst? Und Izaak Goldberg zahlt nur, wenn er muss!“

      „Das gilt ebenso für mich! Aber ich sagte ja bereits: Eure guten Verbindungen nach Eichstätt sind für uns wichtig, und sie sind uns deshalb einiges wert. Im Übrigen trügt euch euer Instinkt keineswegs.“

      Bestätigendes, zufriedenes Lächeln, er wusste, dass er sich auf seine Erfahrung verlassen konnte.

      „Wir möchten den Darlehensbetrag dieses ersten Wechsels gar nicht zur Auszahlung bringen, sondern gezielt umwandeln in entsprechendes Gut. Dabei ist es von größtem Wert, dass diese Umwandlung so unauffällig und selbstverständlich wie möglich geschieht. Etwa wie ein Entgegenkommen, eine Gefälligkeit, welche ihr dem Marquard gewähren könntet. In der gekonnten Durchführung dieses Geschäfts liegt euer besonderer Wert für uns.“

      Das Schweigen fiel diesmal etwas länger aus. Jacob Loderer schaute sie aus leicht zusammengekniffenen Augen nachdenklich an, „Wie hoch ist die Wechselsumme?“

      „1170 Gulden zu sechsunddreißig vom Hundert auf sechs Jahre! Die Zuschläge sind in Gulden zu zahlen. Fünfzig vom Hundert der Zuschläge wären euer Gewinn!“

      Wieder eine lange Pause, in der seine Augen leicht zusammengekniffen etwa gleich lange auf ihrem Gesicht, auf der Tischplatte und dann wieder auf ihrem Gesicht ruhten.

Скачать книгу