Trissa, Hexe von Eichstätt. Lars Gelting

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Trissa, Hexe von Eichstätt - Lars Gelting

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das Schlimmste passieren, legte sie die Maus aus ihrem Maul zwischen die Pfoten und leckte sie dort zunächst einmal ab. Unvermittelt dann spießte sie das arme Wesen mit einer blitzschnellen Bewegung ihrer Krallenpfote auf, schlackerte es mit vor Verzückung schräg gelegtem Kopf einige Male rasch hin und her und warf es – sozusagen aus dem Pfotengelenk – in die Höhe. Spannungsgeladen wartete sie, bis sich die Maus in aufkeimender Hoffnung einige wackelige Mauseschritte in Richtung Misthaufen entfernt hatte, um dann den Fangvorgang wie auch das offenbar appetitanregende Spiel zu wiederholen.

      Fasziniert sah Therese, neben dem Hauseingang auf einer Holzkiste sitzend, diesem Tun zu. Es beeindruckte sie, dass alle Katzen, egal wo sie diese im Reich beobachten konnte, immer das gleiche Fang – Fressritual vollzogen.

      Jäh unterbrach die Katze ihr Spiel, spießte die Maus sachte auf ihre Daumenkralle und schaute konzentriert an Therese vorbei. Diese hatte ihr Umfeld vollkommen aus den Augen verloren und nahm erst jetzt den Jungen wahr, der in Höhe des Nachbarhauses direkt auf sie zuschlenderte.

      Er mochte 16 Jahre alt sein. In den zu großen Schaftstiefeln, und der ausgeblichenen roten Uniformjacke, wirkte er ärmlich – typischer Bauernjunge: schlaksig, zäh, wettergebräunt. Jedenfalls sah sich die Katze veranlasst, vorsorglich mit ihrer Beute im Hauseingang zu verschwinden.

      Therese richtete sich auf, lehnte sich zurück an die Hauswand und musterte den Näherkommenden.

      Einen guten Katzensprung von ihr entfernt blieb er stehen, streckte die geöffnete Hand aus und fragt mit der noch unjustierten Stimme des Halbwüchsigen, ob das ihr gehöre. Ein rascher Blick genügte „Pater Gregor?“ Sie blickte zu ihm auf, fragend, gespannt.

      Der Junge löste sich etwas „Er wartet auf euch.“

      „Wo?“ Therese erhob sich und streckte die Hand nach dem Kruzifix aus.

      „Außerhalb der Stadt. Es ist nicht weit, ich fahre euch hin!“ Therese sah an dem Jungen vorbei, sah einige Schritte entfernt den einfachen Karren warten. Sie hatte ihn nicht kommen hören.

      Der Junge lenkte den Wagen zügig durch die überfüllte Stadt, deren Straßen innerhalb weniger Tagen wieder so trocken geworden waren, dass sich hinter dem Wagen kleine Staubwölkchen bildeten.

      Sie verließen die Stadt durch das obere Tor. Fuhren vorbei am Hause Jacob Loderers, der, wie besprochen, in den vergangenen Tagen sowohl den Handel mit Eichstätt abgeschlossen hatte als auch ein Treffen mit Ferdinand Spenner, dem strengen Augsburger, vereinbaren konnte. Therese fühlte sich leicht, unbeschwert, am Ziel all dessen, was sie sich seit Jahren immer wieder vorgestellt und gewünscht hatte.

      Vor dem Wagen tauchten Zelte auf, zuerst nur vereinzelt direkt am Fluss, große, eindrucksvolle mit Wimpeln geschmückte Zelte. Auf den Wiesenflächen zwischen den Zelten grasten Pferde, gehalten von kurzen Stricken, die an einem der Vorderläufe befestigt waren.

      Bald aber änderte sich das Bild, schlängelte sich der schmale Fahrweg zwischen dicht stehenden, grauen Zelten hindurch. Die Sicht war eingeengt, es roch nach Feuer, nach Rauch. Und überall wieselten Kinder herum, kamen kreischend herbeigerannt, kaum dass der langsam fahrenden Wagen in ihre Nähe kam.

      Der Junge zügelte das Pferd, worauf sie augenblicklich von einer lachenden und kreischenden Kinderschar eingeholt und umringt wurden. Vor dem Wagen überquerte ein Soldat trunkentaumelig den Weg, strebte einer Gruppe von Soldaten zu, die vor einem Zelt auf Kisten saßen und Karten spielten. Nur kurz und ohne erkennbares Interesse zuckten deren Blicke herüber zum Wagen, Spiel und Fahrt konnten weitergehen. Wie Hühner stoben die Kinder vor dem Wagen auseinander, der wieder etwas zügiger fahren konnte und bald darauf das letzte Zelt passierte.

      Sie tauchten in die Kühle des Waldes ein. Rauch hing zwischen den Bäumen, verlor sich jedoch, je weiter sie sich vom Lager entfernten und in den Wald hineinfuhren. Therese schaute auf den Rücken des vor ihr stehenden Jungen, der, in jeder Hand einen Zügel, aufgerichtet und mit fliegenden Haaren sein Pferd in die Spur zwang. Schon bald nahm der Junge das Tempo zurück und folgte einem schmalen, zwischen Farnen und kleinen Sträuchern kaum erkennbaren Weg entlang einer großen Wiese.

      Ihnen fast gegenüber stand die Nachmittagssonne und Therese musste die Hand über die Augen legen, um über die Wiese hinwegsehen zu können. An ihrem oberen Ende, erkannte sie ein recht großes Haus. Zumindest war es das einmal, das Dach und mehr als ein Drittel des Hauses waren einem Brand zum Opfer gefallen. Die nicht verbrannten Holzbohlen standen angekohlt und leicht schräg in Rückenlage im Gelände.

      Der Einspänner bog jetzt unvermittelt ab auf eine kleine Lichtung, die wie eine Bucht von der großen Wiese abzweigte. Rundum von hohen Bäumen umgeben stand mitten auf dieser Lichtung ein Haus, ein Bollwerk aus dicken Baumstämmen. Links neben dem Haus stapelten sich in einer langen, hinter dem Haus verschwindenden Reihe frisch gespaltene Holzscheite. Auf der anderen Seite des Hauses: Ein längerer Holzschuppen, aus dessen geöffneter Mitteltür das schweifschlagende Hinterteil eines Pferdes herausragte. Der Junge drehte sich zu ihr herum, lachte sie mit blitzenden, braunen Augen an und deutete mit dem Kopf auf das Haus, „Wir sind da!“ Ohne den Blick vom Haus abzuwenden und auch in der Erwartung, dass jeden Augenblick jemand am Haus erscheinen müsse, stieg Therese vom Wagen herunter. Der Junge wartete bis sie neben ihm stand, und fuhr dann auf den Schuppen an der Hausseite zu.

      Abwartend, ein wenig verloren stand sie allein vor dem Haus. Ebenerdig gebaut ruhten die Balken in der Mitte und an allen vier Ecken auf dicken Steinen, wodurch das Haus, vom Boden abgehoben, etwas höher stand. Wie ein schützender Helm ragte das Dach mit seinen grün und braun bemoosten Schindeln an den Seiten gehörig über die Seitenwände hinaus. Sie machte langsam ein paar Schritte auf das Haus zu, die Eingangstür, rechts von der Haushälfte über einer dicken, abgeflachten Steinplatte, blieb geschlossen, ebenso die Fenster. Bis auf die Fliegen, die sie in zunehmender Anzahl hartnäckig umschwirrten, schien sie niemand zu erwarten.

      Der Junge hatte das Pferd ausgeschirrt und brachte es in den Schuppen, aus dem nun zwei Pferdehintern herausschauten und schweifschlagend die Fliegen abwehrten.

      Therese beschloss, nicht länger auf der Wiese zu warten. Sie sah sich um und steuerte dann kurzentschlossen auf eine dicke, mächtige Baumscheibe zu, die, von der Sonne beschienen, an der Hauswand auf drei Steinen ruhte.

      „Er kommt!“ Der Junge schaute grinsend hinter dem zweiten Pferd hervor und wies mit ausgestrecktem Arm nach hinten. Am Waldrand hinter dem Haus zwischen dicht stehenden Holunder- und Haselnusssträuchern tauchte Pater Gregor auf. Einen Moment blieb er stehen, blickte zum Haus herüber und hatte sie dann erkannt. Er winkte ihr mit der linken zu und drückte gleichzeitig mit der rechten Hand ein Gefäß gegen seinen Bauch, lachte über das ganze Gesicht.

      Am Schuppen begegnete er dem Jungen, der mit einer Axt auf der Schulter hinter den Pferden zum Vorschein kam, klopfte ihm auf die Schulter und sagte etwas zu ihm, was jedoch nicht bis zu Therese drang.

      „Da seid ihr ja endlich. Gott sei Dank!“ Außer Atem machte er die letzten Schritte. „Zum Glück hat Stefan euch gleich gefunden. Ich hatte schon Sorge, wir würden euch nicht mehr rechtzeitig aus der Stadt bekommen.“

      Sie legte die Stirn übertrieben in Falten „War ich denn in so großer Gefahr, Pater?“

      „Ah – nehmt das nicht zu leicht! Viel hat nicht gefehlt, dann ständet ihr jetzt nicht hier auf dieser Wiese, sondern läget vielleicht auf einer ziemlich harten Streckbank.“ Dann zog die Sonne über sein Gesicht, seine oft so ernsten grau-blauen Augen blitzten vor Freude „Ich freue mich sehr, euch nach so langer Zeit gesund und wohlbehalten wiederzusehen. Ihr seht, wenn ich das als Pater so sagen darf, wunderbar aus! Kommt! Setzen wir uns da rüber!“ Seine Linke zeigte etwas umständlich vor der Brust her auf

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