Trissa, Hexe von Eichstätt. Lars Gelting

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Trissa, Hexe von Eichstätt - Lars Gelting

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sich platschend der Inhalt eines Waschzubers mit kräftigem Schwall auf die Straße und bildete dort in den kleinen und großen Vertiefungen des Morasts milchige Pfützen. Ein wuchtiger Kerl mit blankem Oberkörper, vorquellendem Bauch und pludriger Uniformhose stand leicht vorgebeugt in der engen Tür, spuckte ungeniert hinter dem Wasser her, und verschwand dann mitsamt seinem Zuber im Inneren des Hauses.

      Sie erreichte das Rathaus und den Salzmarkt.

      Eine Krämerbude reihte sich an die andere und in der Luft lag eine Unruhe gleich dem Summen in einem Bienenkorb. Ohne Eile schlenderte sie zwischen den Buden und Ständen hindurch, atmete das Bild voller Buntheit und Emsigkeit geradezu begierig ein.

      Die Gasse der Schuhmacher fand sie, wie vom Bäcker beschrieben, hinter dem Spital, schräg gegenüber dem Rathaus. Die Gasse war eng, vielerorts stießen die vorstehenden Erker fast gegeneinander. Trotz der nun scheinenden Sonne war es ein wenig duster. Muffig und modrig atmeten die Häuser die Feuchtigkeit der letzten Wochen aus.

      Unmerklich etwas ansteigend mündete die Gasse schon bald auf einen kleinen, gepflasterten und von der Sonne beschienenen Platz. Und wieder veränderte sich ihre Umgebung radikal: Statt Muff und Moder atmete dieser Platz lichte Vornehmheit. Anders als im unteren Teil der Stadt waren die Häuser, die den Platz in einem überschaubaren Oval umgaben, aus behauenen Steinen und in der Mehrzahl in drei Stockwerken übereinander gebaut. Die zum Teil großen Fenster und die schweren, durch allerlei Schnitzwerk und Auflagen gestalteten Eingangstüren ließen den Reichtum ihrer Besitzer erahnen. Sie war am Ziel.

      Einen Augenblick blieb sie stehen, sah sich um. Die breite Straße, die rechts von ihr den Platz verließ, musste zum oberen Tor der Stadt führen. Immer wieder kamen von dort einfache Bauernkarren, wurden von schwerfälligen Ochsen gemächlich über den Platz gezogen, um auf der gegenüberliegenden Seite in den Morast der Stadt einzutauchen. Mit ihnen kamen vom Leben aufgeraute Männer und Frauen, die den Platz überquerten und von den Gassen am Rande verschluckt wurden. In der Mitte des eher länglichen Platzes und nur wenige Schritte von ihr entfernt stand ein vornehmer, aber vollkommen schmuckloser, geschlossener Wagen. Der Fahrer des Wagens wartete offenbar auf jemanden, lehnte mit übereinander geschlagenen Beinen lässig gegen das große Hinterrad und genoss ebenso wie der angespannte Braune die wärmenden Sonnenstrahlen.

      Therese musterte die Häuser der Reihe nach, brauchte aber nicht lange zu suchen. Das Kaufmannshaus des vornehmen Tuchhändlers Jacob Loderer lag unübersehbar schräg gegenüber auf der anderen Platzseite. Sie war beeindruckt: Es war nicht unbedingt größer als die anderen Häuser, die den Platz im Rund begrenzten. Aber durch die hellen, glattgeschliffenen Sandsteinquader wirkte es auffallend herrschaftlich.

      Ihre Betrachtungen wurden unterbrochen: Zwei zottige, kraftvolle Kaltblüter zogen ein Fuhrwerk, hochbeladen mit Fässern, knirschend und polternd durch ihr Blickfeld in Richtung Weinmarkt. Dichtauf folgte ein zweites mit dicken Holzbalken beladenes Gespann. Schnaubend und stampfend, bei jedem Schritt angestrengt mit dem Kopf nickend, legten sich auch hier die beiden Kraftpakete mächtig ins Geschirr, verloren große Schaumflocken, die ihnen vom Maul rissen und aufs Pflaster tropften. Nach und nach wurden die gegenüberliegenden Häuser wieder sichtbar.

      Dort im Lodererhaus hatte sich jetzt die Eingangstür geöffnet. Aus der dunklen Öffnung traten nacheinander zwei Männer - beide wohl in der Mitte des Lebens und sehr vornehm gekleidet. Offensichtlich gab es nicht mehr viel zu sagen: Nur einen Augenblick später trennten sie sich, und der offensichtlich Ältere strebte in sehr strenger, gebieterischer Haltung dem wartenden Wagen zu. Der andere stand noch in der Türöffnung, ließ seinen Blick einen Moment ruhig über den Platz wandern, dann schloss sich die Tür hinter ihm.

      Der Fahrer, gerade noch die Sonnenstrahlen genießend, war schon dabei, seine Kleider zu ordnen, um dann den Einstieg des dunklen Wagens zu öffnen. Ohne ein Wort zu verlieren, bestieg der Strenge den Wagen. Der Fahrer schwang sich vorn auf das karge Brett und der Braune zog den Wagen in Richtung Stadttor.

      Einen Augenblick stand sie unentschlossen vor der breiten, in der Art eines Portals gearbeiteten Eingangstür, sie fürchtete, den Zeitpunkt ihres Besuches schlecht gewählt zu haben. Entschlossen betätigte sie dann den schweren, bronzenen Türklopfer, der etwa in Brusthöhe auf der Tür angebracht war.

      Unwillkürlich wich sie ein wenig zurück, als die Tür schon im nächsten Augenblick geöffnet wurde. In der Tür stand ein anderer als der, der sie gerade erst geschlossen hatte. Riesig, kahlköpfig und abweisend füllte dieser andere den Türrahmen aus: Ein eindrucksvoller Wächter des Hauses! Hier waren Worte ohne Wert! Therese erkannte das auf den ersten Blick und reichte dem Abweiser betont langsam ihr versiegeltes Schreiben. Wortlos, so als wäre sie ein Laufbursche, schloss dieser die Tür, und sie konnte erneut den Türklopfer betrachten. Allerdings reichte die Zeit gerade, um die Augenbrauen besorgt etwas nach oben zu ziehen und die Lippen aneinander zu pressen; die Tür öffnete sich erneut. Der Abweiser stand nun, gewissermaßen als Verlängerung der Tür, im Raum, wies wortlos und um keinen Taler höflicher mit einer knappen Handbewegung ins dunkle Innere des Hauses. Für die Dauer eines Atemzuges verharrte Therese, schaute ihn ruhig und gelassen an, ging dann schweigend an ihm vorbei und wartete, bis er die Türe geschlossen hatte. Unbeeindruckt ging er voraus und sie musste sich beeilen, um ihm durch einen langen, schmalen Flur und eine Treppe hinauf zu folgen.

      Und dann stand sie zum ersten Mal in ihrem Leben vor einer riesigen, geteilten Eingangstür, in deren Hälften Glasscheiben eingesetzt waren. Dort wo in andern Häusern hinter Holztüren Dunkelheit herrschte, brach sich hier hell funkelnd das einströmende Sonnenlicht. Der Hüne öffnete den rechten Türflügel, ließ sie eintreten und schloss die Tür wieder.

      Einen Moment verharrte sie gleich hinter der Tür. Genau ihr gegenüber befand sich ein Erker, durch dessen Fenster das herein quellende Licht den Raum verschwenderisch ausleuchtete und erwärmte. Sie war allein in diesem recht großen Raum, dessen aufwendig gearbeitetes Parkett und eine helle Stuckdecke vom Reichtum seines Besitzers zeugten. Schwere, aufgeraute Stoffe verbargen die Steinwände, und verbreiteten mit einem warmen Rostrot Wärme und Behaglichkeit.

      Die Glastür! Sie wandte sich um. Das untere Drittel der beiden Türflügel war jeweils aus mattglänzendem, dunklem Holz, welches auch den kräftigen Rahmen für die vier klaren Glasscheiben der oberen zwei Drittel bildete.

      Tausende kleiner Stippen, eingeschlossen in feinen Linien und Bögen, ließen auf den großen Glasfeldern jeweils einen im Sprung begriffenen Löwen entstehen, dessen Kopf zur Türmitte wies. Beeindruckt beugte Therese sich vor, wollte die eingelassenen Glasscheiben nur schnell einmal berühren, als sich seitwärts von ihr eine weitere Tür öffnete und Jacob Loderer den Raum betrat.

      Wie sein Hausdiener von beeindruckender Gestalt, zierte sein Haupt jedoch dichtes, dunkles und offensichtlich schwer zu bändigendes Haar.

      „Euch gefällt die Tür?“ Ohne sich lange bei Begrüßungsfloskeln aufzuhalten, ging er auf den Gegenstand ihres Interesses ein.

      „Ich beneide euch darum, besonders das Glas hat es mir angetan. Ich habe so etwas noch nie gesehen!“ Sie wandte sich wieder zur Tür, „Nicht in einer Tür.“

      Seine Stimme übertrug den ehrlichen Besitzerstolz, „Das glaube ich euch gern! Glas in dieser Qualität wird zur Zeit nur in Italien, in Venedig und auf Murano gefertigt. Nirgendwo sonst in Europa werdet ihr solche Glasarbeit bekommen.“ dabei umriss seine rechte Hand, aus der ihr Schreiben zusammengerollt hervorschaute, ruhig und im großen Bogen eine der Löwengravuren.

      Therese sah zu ihm auf, „Wie entsteht solch ein Kunstwerk? Ich meine: Wie kommt ein Bild, noch dazu solch ein großes wie dieses, auf das Glas?“

      Sein Lächeln, welches die eigene Bewunderung für diese kunstvolle Arbeit deutlich ausdrückte und das angedeutete Kopfnicken zeigten

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