Sonnig mit heiteren Abschnitten. V. A. Swamp

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Sonnig mit heiteren Abschnitten - V. A. Swamp

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zum Campingplatz suchte ich meinen Bruder und fand ihn leise schnarchend in seinem Zelt. Da war es dann definitiv zu spät für Gutenachtgeschichten. Am nächsten Morgen war ich schon wieder früh unterwegs. Ich duschte jeden Morgen zur Abkühlung. Nach dem Duschen setzte ich mich wie gewöhnlich an die Imbissbude. Mein Bruder kam immer später, ihm machte die Hitze nicht so viel aus. Außerdem hatte er mit seinem Zelt einen Platz unter einem Pinienbaum ergattert. Da gab es wenigstens ein bisschen Schatten. An diesem Morgen kam er zunächst nicht und ich fing an, mir Sorgen zu machen. Ich wollte gerade losgehen, um nach ihm zu schauen, dann kam er. 198 Zentimeter Elend. Er sah schrecklich aus und ich tippte auf eine akute Erkrankung. Er wollte sich zunächst nicht zu seinem Zustand äußern. Er kaute lustlos auf seinem Weißbrot und starrte gequält in die Gegend. Dann brach er sein Schweigen.

       Was war geschehen?

       Er hatte sich bei dem Versuch, in seine Holländerin einzudringen, die Vorhaut eingerissen. Er war eben ein ungeschickter Blödmann. Jedenfalls jammerte er rum, als wenn die Kleine mit dem Messer auf ihn losgegangen wäre. Mein Bruder hatte nun die Nase voll von Spanien und wollte auf dem schnellsten Weg nach Hause. Damit war auch mein Urlaub zu Ende. Ich verabschiedete mich noch von meiner kleinen Holländerin. Wir waren beide sehr traurig und ich versprach ihr, sie in Holland zu besuchen. Dann fuhr ich meinen leidenden Bruder nach Hause.

       Haben Sie die Holländerin wiedergesehen?

       Die Hollandmieze hat mir nette Briefe geschrieben. Damals gab es ja noch kein Email und Telefonieren war teuer. Ich habe mich immer über ihre Briefe amüsiert, weil sie in einem ulkigen Deutsch abgefasst waren. Immerhin war ihr Deutsch wesentlich besser als mein Holländisch.. Bei meinem nächsten Besuch in Wuppertal habe ich dann meinen Bruder überredet, die beiden Holländerinnen zu besuchen. Er stimmte nur sehr zögernd zu. Er fand keinen Draht zu seiner „Vorhaut-Einreißerin“. Als wir bei den beiden Mädchen waren, wich er mir nicht von der Seite. Dadurch wurde der Hollandtrip für mich zum Fiasko. Ich hab nur ein bisschen knutschen können. Meine Hollandmieze flüsterte mir zum Abschied ins Ohr: „Komm das nächste Mal ohne Deinen Bruder, dann haben wir mehr Zeit für uns.“ Ich wusste, was sie meinte. Leider habe ich sie nie mehr wiedergesehen.

      Wärme, Zärtlichkeit und erste Leidenschaft

      Wo ist SCHÖNSTE HÄNDE? Ich würde mich gerne an ihren Beinen erfreuen, falls sie einen Rock tragen würde. Strawinsky kommt gleich zur Sache.

       Waren Sie ein guter Schüler?

      Du kannst Witze machen, Strawinsky, denke ich, aber ich verkneife mir jede unpassende Bemerkung.

       Die Volksschule durchlief ich ohne besondere Vorkommnisse. Das änderte sich dann auf dem Gymnasium. Mein Vater steckte mich in ein altsprachliches Gymnasium. Ich glaube, er besuchte auch so eine antiquierte Schule. Mit Latein konnte ich mich noch anfreunden, weil ich Schwammborns Fünfminutenwalzer unbeschadet überleben wollte.

       Schwammborns Fünfminutenwalzer?

       Schwammborn war unser Lateinlehrer. In meiner Erinnerung war er ein großer, vierschrötiger Mann. Er versuchte, trotz seines bulligen Körpers, sich immer leichtfüßig und tänzelnd durch das Klassenzimmer zu bewegen. Das fanden wir alle sehr komisch, aber in seiner Gegenwart trauten wir uns nie, darüber unsere Witze zu machen. Man erzählte sich, dass er nach dem Krieg zunächst als Boxer gearbeitet hatte. Dann spülte ihn die akute Lehrernot in den Schuldienst. Wir mussten damals noch samstags in die Schule gehen. In der letzten Stunde hatten wir Schwammborn. Die meisten von uns hatten sich gedanklich schon ins Wochenende geflüchtet. Das war Schwammborn ein Dorn im Auge. Deshalb praktizierte er seinen Fünfminutenwalzer. Er suchte sich aus unseren Reihen einen Delinquenten aus und der musste sich in militärischer Haltung neben sein Pult stellen. Dann begann der Walzer. Schwammborn schaute auf seine Armbanduhr. Jetzt galt es, die nächsten fünf Minuten zu überstehen. Er rief Vokabeln auf, wahllos in Deutsch oder Latein, und wir mussten ihm das entsprechende Pendent laut und deutlich entgegen rufen. Schwammborn machte Notizen. Versagte der Prüfling nach seiner Meinung zu oft, tänzelte ihm Schwammborn entgegen. Half die nahende Gefahr immer noch nicht dem Gedächtnis des Prüflings auf die Sprünge, nahm Schwammborn das Ohr des Delinquenten in seine fleischigen Finger und drehte dies langsam im Uhrzeigersinn. Es gelang ihm meines Wissens nie, ein Ohr abzudrehen oder einzureißen. Aber der Schmerz genügte auch so, um uns davon zu überzeugen, bei dem Vokabelstudium nicht allzu nachlässig zu sein.

      Ich hasste Schwammborn, aber ich muss zugeben, dass meine Lateinkenntnisse aus Schwammborns Zeit bis heute gehalten haben.

       In der Untertertia kriegten wir zu meinem Unglück auch noch Griechisch. Wieder bei Schwammborn. Ich sah nicht ein, dass ich zunächst ein mir völlig unbekanntes Alphabet lernen musste, um mich dann mit einer nutzlosen Sprache zu beschäftigen. In der zweiten Hälfte des Schuljahres war klar, dass meine Versetzung wegen unzureichender Leistungen in Griechisch, aber auch in Chemie und Physik ernstlich in Gefahr war. Mein Vater rastete aus aufgrund dieser Schwächen. Hinzu kam dann noch mein aufsässiges Verhalten in der Schule.

       Haben Sie ihm das erzählt?

       Natürlich nicht. Ich sprach zuhause nie über die Schule und das trieb meinen Vater zur Weißglut. Er hat sich aber in der Untertertia gewundert, dass wir so wenig Arbeiten schrieben. Ich habe ihm die schlechten Noten nicht mehr gezeigt. Das ging nicht lange gut. Einige Lehrer waren in der gleichen Studentenverbindung wie mein Vater. Die alten Herren trafen sich einmal vierteljährlich. Nach diesem Treffen wurde es meist ungemütlich für mich. Mein Vater zerrte mich nachts aus dem Bett und brüllte seinen Ärger raus, dass die Wände wackelten. Da haben sich die Nachbarn beschwert und von da an nahm mich mein Vater bei solchen Ereignissen mit in den Keller in die Waschküche. Da konnte er dann ungehört brüllen und prügeln. Ich war immer ziemlich verstockt und reagierte äußerlich nicht. Innerlich sah das natürlich anders aus. Aber das bemerkte mein Vater nicht. Deshalb schlug er mir mehrmals kräftig ins Gesicht, um eine Reaktion bei mir hervorzurufen. Je mehr er mich schlug, umso verstockter wurde ich.

       Was sagte Ihre Mutter dazu?

       Nichts. Zum einen hatte sie Angst vor ihrem gewalttätigen Mann. Zum anderen hatte sie auch kein besseres Rezept, um mich auf Linie zu bringen. Wahrscheinlich dachte sie wie mein Vater, auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil.

       Waren Sie ein grober Klotz?

       Nein, innerlich war ich weich und empfindsam. Aber von meinem Vater hatte ich gelernt, meine Gefühle zu verbergen. Ich wollte nicht, dass er mich schwach sah.

       Wie ging es weiter?

       Mein Vater löste das Problem, indem er mich auf eine andere Schule schickte. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, mich die Klasse wiederholen zu lassen. Für meinen Vater kam ich als Sitzenbleiber nicht infrage. Eine solche Schande wollte er nicht ertragen. Nach dem altsprachlichen schickte er mich auf ein naturwissenschaftliches Gymnasium. Da war ich natürlich mit meinen Lateinkenntnissen König, aber nun hatte ich in den naturwissenschaftlichen Fächern beträchtliche Lücken. Im nächsten Schuljahr drohte dann wieder ein Sitzenbleiben. Das veranlasste meinen Vater erneut, meine Schule zu wechseln. Das war nicht mein letzter Schulwechsel. Bis zur zwölften Klasse habe ich noch zweimal Gelegenheit bekommen, mich auf anderen Gymnasien zu bewähren. Jedes Mal, um drohendem Sitzenbleiben zu entgehen. Dann hatte ich die Schnauze voll.

       Sie haben die Schule ohne Abschluss verlassen?

       Nun

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