Sonnig mit heiteren Abschnitten. V. A. Swamp
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Mein Bruder ist jünger, er kam sechs Jahre nach mir zur Welt. Ich erinnere mich noch gut, i ch war nicht sonderlich begeistert. Es war ohnehin zu eng in unserem Haus. Das kleine Einfamilienhaus meiner Oma war nach dem Krieg total mit Zwangseinweisungen belegt. Meine Oma, deren hochbetagte Mutter, meine Eltern und ich mussten sich mit weniger als vierzig Quadratmetern begnügen. Und dann kam auch noch mein Bruder in diese Enge. Ich wollte einfach nicht diesen Schreihals, und als er mir einmal aus dem Kinderwagen fiel, bekam ich keinen Schreck, sondern war nur erstaunt, dass er sich nicht den Hals gebrochen hatte.
Sie waren nicht begeistert, einen Bruder zu bekommen?
Ich weiß bis heute nicht, warum meine Eltern sich noch für ein weiteres Kind entschieden haben. Ich habe später einmal meine Mutter gefragt, aber sie blieb mir die Antwort schuldig. Wahrscheinlich kannte sie den Grund selber nicht. Mir war mein Bruder immer gleichgültig. Das lag wohl am Altersunterschied von sechs Jahren. Ein Vierzehnjähriger kann mit einem Achtjährigen nichts anfangen. Ein Achtzehnjähriger mit einem Zwölfjährigen schon gar nicht. Meine Mutter sagte mir wiederholt, dass mein Bruder mich vergöttere. Das habe ich nie gespürt. Ich sah nur, dass er immer Sorge hatte, dass ich ihm vorgezogen würde und ich mehr bekommen würde, als er. Das war aber Blödsinn. Das Einzige, was ich mehr erhielt als er, war Prügel. Später ärgerte es ihn maßlos, dass unsere Mutter ihre gesamte Aufmerksamkeit ihren Enkelkindern widmete. Wenn Mona und ich mit den Kindern sie besuchten, war er stets verschwunden. Dabei hat mein Bruder sowohl von meiner Mutter als auch von meiner Großmutter am meisten profitiert. Er hat mit einer kleinen Unterbrechung immer im Elternhaus gewohnt und sich nach Herzenslust von den beiden Frauen verwöhnen lassen. Er zeigte aber die gleiche Undankbarkeit wie mein Vater.
Worin zeigte sich diese Undankbarkeit.
Kurz und bündig: Alles nehmen, nichts geben. Wenn die Frauen ihn um etwas baten, was sie selbst nicht bewerkstelligen konnten, hatte er nie Zeit für sie. Heute wohnt er schätzungsweise vier Kilometer von dem Friedhof entfernt, auf dem unsere Eltern und Großeltern in einem Gemeinschaftsgrab beerdigt sind. Er lehnt es ab, das Grab zu pflegen oder jemand mit der Pflege zu beauftragen, obwohl er jahrzehntelang sich von den Frauen hat verpäppeln lassen, und außerdem das Elternhaus geerbt hat. Ich finde diese Haltung unanständig.
Wie kommen Sie denn insgesamt mit Ihrem Bruder zurecht?
Wir haben ein Nichtverhältnis. Wir kommen gelegentlich zusammen. Das sind dann quälende Veranstaltungen, weil ich mir riesige Mühe geben muss, überhaupt eine sinnvolle Unterhaltung zustande zu bringen. Falls wir ein gemeinsames Thema gefunden haben, dann weiß er selbstverständlich alles besser. Das erinnert mich an unseren Vater. Er hat ohnehin viel von ihm. Er ist rechthaberisch und cholerisch. Außerdem muss er mir ständig beweisen, wie weit er es gebracht hat. Er fährt das größere Auto, hat die größere Wohnung, besitzt den größeren Fernseher und so weiter. Er akzeptiert nicht, dass mich das alles nicht interessiert.
Wie kam Ihr Bruder mit ihrem Vater zurecht?
Ich denke, mein Vater hat ihn nie richtig ernst genommen. Er war eben der Kleine. Er hat meines Wissens auch kaum körperliche Gewalt seitens meiner Eltern gespürt. Ich denke bei ihm waren sie schon kraftlos geworden. Wahrscheinlich war er auch wesentlich geschmeidiger als ich. Er zeigte weniger Eigensinn und wenn, dann tat er das, ohne meine Eltern zu provozieren. Vielleicht war er in dieser Hinsicht der Klügere.
Sie hatten demnach auch früher wenig Kontakt zu Ihrem Bruder?
Besonders, nachdem ich nach Berlin gegangen war. Allerdings sind wir einmal gemeinsam in Urlaub gefahren.
Gemeinsam in Urlaub?
Als mein Bruder zwanzig war, überredete er mich zu einem Trip nach Spanien. Er lebte damals noch bei meinen Eltern und er war noch nicht groß herumgekommen. Aber irgendwer hatte ihm von traumhaften Küsten und Stränden an Spaniens Costa Brava erzählt. Er wollte einen Campingurlaub machen. Ich hasste Camping. Bei meinem ersten Campingurlaub musste ich nachts und bei strömendem Regen ein Zelt aufbauen. Ich hatte das vorher nicht geübt und ich hatte keine Ahnung, was ich da tat. Das Ergebnis war dementsprechend verheerend. Überall, wo ich das regennasse Zelt von innen berührt hatte, tropfte später die ganze Nacht der Regen durch.
Mein Bruder meinte, als ich ihm die Geschichte erzählte, dass es im Sommer in Spanien nicht regnet. Wir fuhren in seinem Käfer zur Costa Brava und irgendwo bei Lloret de Mar fanden wir Platz auf einem völlig überfüllten Campingplatz. Es entwickelte sich genauso, wie ich es befürchtet hatte. In der Kühltruhe schwammen Butter, Käse und Wurst im Eiswasser, obwohl wir das Eis täglich erneuerten. Wir schmissen dann alles weg und ernährten uns von Pommes und Ähnlichem, was uns die Imbissbude bot. Jeder von uns schlief in einem Zwei-Mann-Zelt, weil ich keinesfalls mit meinem Bruder ein Zelt teilen wollte. Spanien quälte mich mit schier unerträglicher Hitze. Ich kroch meist morgens noch vor sieben Uhr auf allen Vieren aus dem Zelt. Da hatten die Temperaturen schon längst das erträgliche Maß überschritten. Mein Bruder ging mir tierisch auf den Senkel, weil er sich sowohl auf dem Strand als auch im Wasser wie ein Zwölfjähriger benahm, der es seinem großen Bruder mal so richtig zeigen wollte. Ich dachte die ganze Zeit, hoffentlich geht das hier bald vorüber.
Kein schöner Urlaub?
Nach ein paar Tagen hörten wir von einer Disco in der Nähe des Campingplatzes. Das roch endlich nach Abwechslung und so machten wir uns gegen Abend auf den Weg. Es war eine nette Disco mit großer nach oben offener Tanzfläche und einem Sternenhimmel, wie ich ihn bis dahin weder in Wuppertal noch in Berlin zu Gesicht bekommen hatte. Es waren ausreichend Mädchen da und wir landeten schließlich bei zwei netten Holländerinnen. Ich hatte mir zielsicher die Hübschere von den beiden an Land gezogen. Meinem Bruder war das ziemlich egal. Er stellte keine großen Ansprüche, zumindest was Mädchen betraf. Über mehrere Jahre hielt ich ihn ohnehin für schwul, weil ich ihn nie mit einem Mädchen gesehen hatte. Meine süße Holländerin und ich tanzten eng und die Atmosphäre heizte sich stark auf, trotz der kühlen Nachttemperaturen. Später gingen wir zum Strand und fanden einen Ort, der weit genug von den anderen Pärchen entfernt war. Meine kleine Holländerin war ein wirklich süßes Ding.
Ich erzähle Strawinsky nicht, was dann geschah. Das süße Hollandmädel war eine sehr liebevolle Fickerin und es ist mir selten so gut gekommen, wie in dieser Nacht. Als ich in sie eindrang, hatte ich das Gefühl, dass tausend kleine zarte holländische Händchen meinen Schwanz willkommen hießen und ihn verwöhnten. Ich hätte es danach gerne noch einmal gemacht, aber sie vertröstete mich auf den nächsten Tag.
Auf dem Campingplatz traf ich später meinen Bruder. Sein Mädchen hatte sich etwas spröde angestellt und außer Knutschen war nichts gewesen. Er fand das o.k.. Der nächste Abend würde es bringen. Ich denke heute, dass er eigentlich nichts mit dem Mädchen anfangen wollte, sondern lediglich nicht hinter seinem großen Bruder zurückstehen wollte. Der nächste Abend entwickelte sich für mich wie der Vorhergehende. Wir tanzten, tranken ein wenig, erzählten uns Geschichten und beschlossen schließlich, diesmal nicht zum Strand, sondern in die Zelte zu gehen. Das war kein Problem, unsere Zelte lagen weit genug voneinander.
Ich erinnere mich, dass unser Sex noch besser als am ersten Abend war, obwohl der schon eine kleine Sensation war. Ich bin ein Freund von liebevollem, langsamem Sex. Hektische Rammelei war nie mein Ding. Dieses süße Kind hat mir in dieser Nacht alles gegeben, was auf meiner Wunschliste stand.