Die Erbschaft. Elisa Scheer

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Die Erbschaft - Elisa Scheer

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auf die Nachbarn Rücksicht nehmen? Im Erdgeschoss ging prompt eine Tür auf.

      „Frau Ulitz? Ist etwas passiert?“

      „Aber nein, Frau Öttinger“, lächelte ich die zierliche alte Dame an, „ich ziehe nur aus. Herr Lichting hat mir heute gesagt, dass er heiraten wird – aber nicht mich.“

      Sie schnaufte empört. „Jammerschade, Sie waren eine so reizende Nachbarin.“

      „Ach“, tröstete ich sie, „das wird die Neue sicher auch werden. Sie ist noch jung und lebhaft. Und ich glaube, sie hört gerne Rockmusik“, flüsterte ich Frau Öttinger ins Ohr, die darauf ein ganz finsteres Gesicht zog. „Wehe! Das ist ein ruhiges Haus!“

      „Ein Kind kriegt sie auch“, setzte ich noch eins drauf, „stellen Sie sich nur das Geschrei vor! Leben Sie wohl, Frau Öttinger.“ Zufrieden riss ich am Briefkasten und am Klingelschild meine Karten ab. Eine Nachbarin würde der stilvollen Charlotte jedenfalls keinen freundlichen Empfang bereiten! Draußen nieselte es, und den Schirm hatte ich natürlich oben vergessen. Na, dann war er eben weg, sollte Christian ihn doch wegschmeißen! Ich sah mich einen Moment lang unschlüssig um, dann nahm ich meine Taschen wieder auf und wandte mich mit steifer Oberlippe und hoch erhobenem Kopf nach rechts.

      Kapitel 3

      Cora öffnete sofort, als ich bei ihr Sturm klingelte. „Sarah? Was ist passiert?“

      „Kann ich vorübergehend bei dir wohnen?“

      „Klar, im Gästezimmer. Aber komm doch erstmal rein und erzähl, was passiert ist. Hast du dich mit Christian gezankt? Ich dachte, dazu ist eure Beziehung zu friedlich?“

      Ich stellte meine Taschen ab und ließ mich im Wohnzimmer aufs Sofa fallen. „Beziehung? Ich kann fünf Jahre meines Lebens streichen! Es ist aus.“

      „Ach komm, man wirft doch fünf Jahre nicht einfach so weg. Was hat er denn angestellt?“

      „Eine andere geschwängert, und die will er heiraten.“

      „Scheiße!“ Cora sah mich entsetzt an, dann stand sie wieder auf und holte zwei Gläser und eine Flasche. „Ich hatte bei der Kälte an Tee mit Rum gedacht, aber ich glaube, Rum ohne Tee passt jetzt besser. Hier, trink!“

      Ich kippte den Rum auf ex und keuchte, als sich die Hitze in mir ausbreitete. „Danke, jetzt geht´s mir besser!“

      Cora schenkte sofort nach. „Komm, jetzt leg alle Einzelheiten auf den Tisch!“

      „Sie ist jünger als ich, fertige Betriebswirtin, aus guter Familie, stilvoll – und sie hat er immerzu gebumst, wenn er angeblich Mandanten angeworben hat. Von ihr will er ein Kind, von mir wollte er keins, wahrscheinlich war ihm meine Herkunft zu windig. Sicher hat sie auch die Superbeziehungen für sein Büro, die beiden werden zusammenarbeiten.“

      Ich begann zu heulen und kippte gleich das nächste Glas Rum. „Er wollte doch heute mit mir reden, und ich blöde Kuh dachte, er sagt, dass wir jetzt heiraten können. Oder ein Baby haben. Oder dass er mir wenigstens ab jetzt ein anständiges Gehalt zahlen kann! Und dann sagt er, er hat was Besseres gefunden. Jetzt hab ich alles verloren.“

      „Na, alles?“, sagte Cora, die mich wohl trösten wollte.

      „Sicher alles!“ Ich schenkte mir selbst noch einmal nach. „Ich hab keinen Mann mehr, kein Dach über dem Kopf und keinen Job mehr. Geld hab ich auch nicht, keinen Uniabschluss, kein gar nichts. Ich kann mich doch gleich unter eine Brücke verziehen, sobald ich eine Pappkiste gefunden habe. Die drei Taschen sind alles, was ich besitze!“ Ich schluchzte wieder los. „Sarah, das kann doch gar nicht sein“

      „Doch! Ich hab alles eingepackt, sogar die Schmutzwäsche, ich wollte doch keine Spuren hinterlassen. Lange genug habe ich seine Wohnung mit meiner stillosen Gegenwart entweiht.“ Ich schluchzte auf. „Jetzt wird mir das erst klar – es war immer seine Wohnung, nie unsere. Nichts war von mir, weil mein Kram nicht zu seinen eleganten Möbeln passte.“

      „Ich fand ihn ja immer schon etwas seltsam“, sagte Cora langsam, „aber dass er so diktatorisch war? Warum hast du nie protestiert?“

      „Er hatte immer überzeugende Argumente. Seine Möbel sind wirklich edel, die hat er ja geerbt. Und sein Geschmack ist besser als meiner. Und ich hatte ja ohnehin wenig Zeug, da reichte eine Schranktür und im Wohnzimmer ein verstecktes Regalfach. Was hätte ich sonst noch haben sollen? Meine Kindheit steckt in der Kiste in deinem Keller, in seinem wurde sie ja nicht geduldet.“

      „Ja, habt ihr denn nichts gemeinsam angeschafft?“

      „Doch“, murrte ich und warf ihr einen verschwommenen Blick zu. Dieser Rum zog ziemlich rein! „Aber das wollte ich jetzt auch nicht mehr haben, ich hab ihm nur mein Foto weggenommen, das braucht er jetzt ja nicht mehr. Soll er die stilvolle Charlotte in den Rahmen klemmen.“

      Cora stand auf. „Komm, jetzt richten wir dich ordentlich im Gästezimmer ein. Du musst ja auch mal deine Sachen wieder aufhängen, oder? Beim nächsten Job brauchst du deine Kostüme vielleicht wieder – oder hast du die auch dort gelassen?“

      „Nur das blaue, das er mir mal geschenkt hat, und den grauen Cocktailfetzen. Und den Schmuck natürlich. Gehörte mir ja alles nicht, war sozusagen Dienstkleidung. Dieses verlogene Schwein, er hat schon seit Wochen mit ihr rumgemacht, und mich schickt er seine Sachen aus der Reinigung holen!“

      „Komm jetzt mit. Du hast ja Recht, aber du bist ganz schön besoffen.“

      „Bin ich nicht. Soll ich meinen Kram wirklich auspacken? Stört es dich nicht, wenn meine Sachen herumliegen?“

      „Ich bin nicht so bescheuert wie dein verflossener Ästhetikpapst. Breite dich nur aus. Jetzt komm schon!“

      Während Cora mir das Gästebett bezog und die Kissen liebevoll zurechtklopfte, hängte ich meine zerdrückten Kostüme, Röcke und Blusen in den schmalen IKEA-Schrank, legte die Wäsche daneben, reihte die Schuhe ordentlich auf und stellte meine Bücher und den einzigen Ordner in ein weiteres Fach. Der Laptop kam auf das kleine Tischchen, der Morgenmantel über die Stuhllehne, die Schmutzwäsche auf den Schrankboden. Morgen würde ich Cora fragen, ob ich ihre Waschmaschine benutzen durfte. Ich stellte meinen Kulturbeutel auf den Schrank und faltete die Reisetaschen zusammen, bevor ich sie auch im Schrank verstaute. „Fertig!“

      Cora wandte sich von der Nachttischlampe ab, deren Funktionstüchtigkeit sie gerade getestet hatte. „Unglaublich – da hab ich ja mehr Kram dabei, wenn ich übers Wochenende verreise. Wieso hast du so wenige Klamotten?“

      Ich zuckte die Achseln und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Cora folgte mir und sperrte den Rum mit energischen Bewegungen in ein Fach in der Schrankwand. „Jetzt kriegst du Tee ohne Rum und etwas zu essen!“

      „So spät noch? Dann kann ich nicht schlafen.“

      „Quatsch. Du hast hübsch einen sitzen, darauf kannst du allemal pennen. Aber du hast garantiert nicht viel zu Abend gegessen, stimmt´s? Oder hat er mit seinem geschmacklosen Geständnis gewartet, bis ihr mit dem Essen fertig wart?“

      „Er hat sogar gewartet, bis ich hinterher aufgeräumt hatte. Aber ich war so nervös, weil ich immerzu dachte, er fragt mich, ob ich ihn heiraten will, also hab ich wirklich fast nichts gegessen.“

      „Diese Schweinebacke! Du

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