Die Erbschaft. Elisa Scheer

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Die Erbschaft - Elisa Scheer

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holen wir zurück, umgehend. Sarah, du musst hart sein, mir scheint, der steckt alles ein, wenn man ihm nicht auf die Finger haut. Schau doch, wie er dich ausgebeutet hat!“

      „Anfangs konnte er mir nicht mehr zahlen!“

      „Wer seine Angestellten nicht anständig bezahlen kann, muss eben anderswo sparen. Kleinere Wohnung, einfachere Büroeinrichtung, nicht Golf spielen – er spielt doch Golf?“

      „Ja, er sagte, da käme man gut mit Mandanten ins Gespräch. Ich hätte es auch gerne gelernt, aber das war zu teuer.“

      „Na, typisch. Für dich war wohl alles zu teuer, oder?“ Ich heulte wieder los. „Cora, ich weiß, dass ich eine Idiotin war, reib es mir doch nicht auch noch unter die Nase!“ Cora nahm mich in den Arm. „Das will ich doch gar nicht, Süße. Ich will dir nur zeigen, dass er dich gar nicht verdient hat. Da kannst du leicht einen Besseren finden.“

      „Nie wieder! Einmal reingefallen genügt.“

      „Na komm, ab und zu braucht man schon ein bisschen Spaß. Aber wehe, wenn du einem Typen auch nur einen Kaffee zahlst! Wetten, Christian war der Typ, der dich zahlen lässt und dann die Rechnung einsteckt, weil er sie von der Steuer absetzen kann?“

      „Woher weißt du das?“, schniefte ich verblüfft. „Solche Typen machen das immer. Aber mit der Hälfte der Steuerersparnis kommen sie nicht rüber!“

      „Nein, natürlich nicht. Ach, Cora – was hab ich denn bloß falsch gemacht?“

      „Du hast gar nichts falsch gemacht, er ist der Arsch, vergiss das nicht. Warum glauben Frauen immer, es liegt an ihnen, wenn eine Beziehung nicht funktioniert? Werden wir schon mit Schuldgefühlen großgezogen? Du wartest jetzt ein bisschen, und dann suchst du dir einen Besseren und passt höllisch auf, dass er dich nicht über den Tisch zieht.“

      „So bald nicht, das sag ich dir.“

      „Ich hab doch gesagt, du wartest ein bisschen! Sarah, ich glaube, du gehst jetzt am besten ins Bett und schläfst dich richtig aus. Morgen frühstücken wir schön, und dann regeln wir alle Punkte auf der Liste.“ Sie tätschelte mir die Schulter. „Und wenn du Angst hast, mir lästig zu fallen, dann kannst du auch das Gästebad nehmen, das hast du ganz für dich alleine. Da ist auch eine anständige Dusche drin. Wenn du aber lieber ein Schaumbad willst, nimmst du eben das große Bad.“

      „Nein, Dusche ist toll, danke. Ich stelle meinen Kram gleich rüber, viel ist es ohnehin nicht. Ach, Cora – damit hätte ich heute Morgen auch nicht gerechnet. Alles hin...“

      „Nein, alles aufgedeckt, so musst du das sehen!“

      „Wenn du meinst...“ Ich tappte ins Gästezimmer und suchte eins meiner ordentlichen Nachthemden heraus, dann zog ich mich aus, schlüpfte ins Nachthemd und suchte mit meinem Kulturtäschchen unter dem Arm das Gästebad auf. Viel war wirklich nicht auszupacken – Shampoo und Duschbad, Deo, Gesichtswasser, Feuchtigkeitscreme, Kamm und Bürste, Zahnpasta und Zahncreme, Puder und Labello. Make-up hatte Christian als ordinär abgelehnt, genau wie farbigen Lippenstift. Wer fragte eigentlich danach, was er ordinär fand?, fragte ich mich ärgerlich und wischte mit einem Wattebausch über mein Gesicht. Und wenn ich weiterhin so aggressiv meine Zähne putzte, als versuchte ich, Christian mitten durchzusägen, dann brauchte ich schnell wieder eine neue Zahnbürste! Die Borsten standen schon ganz schief. Etwas Creme ins Gesicht, Toilette, Hände waschen und eincremen, zurück ins Gästezimmer. Cora hatte mir ein Buch auf den Nachttisch gelegt, eins von der Sorte, die Christian hasste. Es hieß Der Mann, das entbehrliche Wesen. Ich drehte es um, um die Rückseite zu studieren. Gott sei Dank, ein amüsanter Roman, nicht etwa ein ernsthaftes Sachbuch Marke Wenn Frauen zu sehr lieben. Ich streckte mich im Bett aus - sehr bequem! – und schlug den Schmöker auf. Es fing seltsam vertraut an, eine Frau wurde ziemlich abrupt aus ihrem gesicherten Leben gerissen, weil ihr Lover sich plötzlich als Totalflop entpuppte. Ach was?

      Cora klopfte und schaute noch herein. „Sag mal, wenn der werdende Vater anruft – bist du hier oder verschwunden?“ Ich überlegte kurz. „Verschwunden. Aber du bist bereit, mir etwas auszurichten. Geht das?“

      „In Ordnung. Schlaf gut!“

      „Danke – du auch! Und vielen Dank für das Buch, die Geschichte kommt mir teuflisch bekannt vor.“

      Cora lachte. „Deshalb hab ich´s dir hingelegt. Du bist kein Einzelfall, aber das wird dich nicht sehr trösten, fürchte ich. Also, gute Nacht!“ Ich las noch eine Weile und verfolgte, wie die am Boden zerstörte Heldin Rachepläne schmiedete und die ersten Schritte unternahm, um ihn in den Ruin zu treiben. Sollte ich versuchen, Christian zu ruinieren? Konnte ich das überhaupt? Ich löschte das Licht und schlief ein, bevor ich darüber richtig nachgedacht hatte.

      Kapitel 4

      Ich wachte auf, weil helles Licht durch das Fenster schien und es durchdringend nach Kaffee duftete. Wenigstens hatte ich nicht von Christian geträumt, sondern erstaunlich gut geschlafen, wenn man die Umstände bedachte. Ich räkelte mich wohlig und setzte mich langsam auf. Äh – Kopfweh. Das waren die drei Gläser purer Rum! Immerhin war mir nicht schlecht, es hämmerte nur in meinem Schädel. Ich erhob mich mühsam und schlurfte Richtung Bad, an der Küche vorbei. „Guten Morgen!“, rief Cora und reichte mir ein Glas, in dem es sprudelte und an der Oberfläche verdächtig seifigen Schaum bildete.

      „Was ist das?“, fragte ich misstrauisch. „Grapefruitsaft mit Aspirin-Brause. Sag bloß, das brauchst du nicht?“

      „Doch“, gab ich zu und leerte das Glas mit großen Schlucken. „Hab ich sehr lange geschlafen?“

      „Ganz normal, es ist noch nicht einmal acht. Dein Exmacker hat jedenfalls noch nicht hinter dir her telefoniert.“

      „Er weiß ja gar nicht, wo ich bin“, entschuldigte ich ihn schon wieder – wieso eigentlich?

      „Sarah, Dummchen, das ist doch egal! Oder hat er deine Handynummer nicht?“

      „Doch“, gab ich wieder zu, „aber das ist nicht an. Nach dem Duschen kann ich ja mal in die Mailbox gucken.“

      Das heiße Wasser prasselte köstlich auf mich herunter, und Coras kratzige weiße Frotteehandtücher waren zehnmal so saugfähig wie die superweichgespülten Dinger bei Christian, die hauptsächlich gut aussahen, sich beim Abtrocknen aber schmierig anfühlten. Ich rubbelte mich kräftig ab – so war das Peeling gleich miterledigt! – und kämmte meine nassen Haare durch. Schon besser, und ich bildete mir auch ein, dass das Kopfweh allmählich nachließ. In langem Tweedrock und seidener Bluse erschien ich zum Frühstück. Cora blinzelte. „Ist das nicht leicht übertrieben? Jeans täten es heute wahrscheinlich auch.“

      „So was hab ich nicht, Christian mag keine Jeans.“

      „Christian! Wer fragt den denn noch? Wir kaufen dir heute eine. Oder leih dir eine von mir, wir haben doch eh die gleiche Größe, oder?“

      „Gut, ich kauf mir nachher eine. Mensch, das hab ich seit Jahren nicht mehr gemacht! Und so ein Sweatshirt hätte ich auch gerne, für zu Hause“, gestand ich, über mich selbst überrascht. „Lieber zwei, man muss sie ja auch mal waschen. Übrigens, wenn du was zu waschen hast, die Maschine ist in der Küche.“ Cora schenkte Kaffee ein und schob mir Semmelkorb, Butter und Aufschnitt hin. Ich schmierte mir sorgfältig eine Schinkensemmel und kaute dann nachdenklich darauf herum. „Ich glaube, du siehst das Ganze als Chance für mich, oder?“

      „Vielleicht.“

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