Die Erbschaft. Elisa Scheer

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Die Erbschaft - Elisa Scheer

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      Ich schreckte hoch, als Cora zurückkam, mit einer Kanne Tee, aus der die Anhänger von zwei Teebeuteln heraushingen, und außerdem einem Teller mit aufgeschnittenem Baguette und grob gewürfeltem Käse. Ich goss mir einen Becher Tee ein und zerkrümelte ein Stück Baguette, dann musste ich zittrig lachen. „Christian hätte jetzt die Augenbrauen hochgezogen, weil du den Käse nicht ansprechend arrangiert hast, mit Weintrauben auf silberner Platte.“

      „Vollidiot“, knurrte Cora und setzte sich.

      „Recht hast du“, stimmte ich zu und nahm mir ein Stück Käse. Lecker, er zerging fast auf der Zunge. „Warum hast du so wenig Zeug?“, kam Cora kauend wieder auf ihr altes Thema zurück. „Weil Christian darauf bestanden hat, dass ich nur erste Qualität kaufen durfte. Und bei meinem Gehalt war nur alle halben Jahre ein Outfit drin."

      Cora schüttelte den Kopf. „Was hat er dir eigentlich gezahlt?“

      „Zuletzt zwölfhundert Euro netto, aber ich war ja auch am Haushalt beteiligt. Dafür sind locker acht-, neunhundert Euro im Monat draufgegangen. Und vom Rest habe ich versucht, einen Standard aufrecht zu erhalten, den ich mir eigentlich nicht leisten konnte. Alles, was ich für das Leben mit Christian nicht brauchte, hab ich verkauft. Ich konnte es ja ohnehin nicht unterbringen, für meinen unschicken Kram war kein Platz in seiner Wohnung.“

      Seltsam, dass ich das plötzlich so hart formulieren konnte! Das war die reine Wahrheit, erkannte ich jetzt, und meine fünf Jahre lang gehätschelte Überzeugung, dass Christians Geschmack ohnehin der bessere und sein Lebensstil der erstrebenswerte war, löste sich plötzlich in nichts auf. „Warum hast du dir das eigentlich bieten lassen?“, fragte Cora nun. „Ich hab ihn ja nicht oft gesehen – er mochte mich wohl auch nicht, oder? – aber ich sehe nicht, dass er nun so faszinierend gewesen wäre.“

      „Er sieht so edel aus, finde ich“, murmelte ich beschämt über meine eigene Dummheit. „Stimmt, er mag dich nicht. Und dass er mich finanziell überfordert hat, habe ich eben erst richtig verstanden. Komisch, nicht?“

      „Saukomisch“, bestätigte Cora trocken. „Zahlst du eigentlich auch was zu den Nebenkosten der Wohnung dazu?“

      „Natürlich. Halbe-halbe.“

      „Obwohl du nicht einmal ein eigenes Zimmer hattest? Wo hast du deinen Kram aufbewahrt, deine Dokumente, den Laptop und so?“

      „In der Küche, warum?“ Cora sprang auf und wühlte auf ihrem Schreibtisch herum. „Bist du eigentlich Aschenputtel oder was?“, schimpfte sie und kehrte mit einem Spiralblock und einem Kugelschreiber zurück auf das Sofa.

      „Wir planen jetzt!“

      „Was denn planen? Wie ich ihn zurückkriege? Ich will ihn nicht mehr. So wie er sich verhalten hat, ist alles Gefühl für ihn tot.“

      „Jaja. Du sollst ihn gar nicht zurückholen, du bist ohne ihn besser dran.“

      „Völlig tot!“, unterstrich ich wütend.

      „Ich hab´s kapiert, danke. Nein, wir müssen überlegen, wie wir dein Leben wieder in Ordnung bringen. Iss noch was!“ Gehorsam nahm ich noch ein Stück Käse.

      „Also“, fing Cora an, den Stift gezückt, „du zahlst Nebenkosten, ja? Einzugsermächtigung oder Dauerauftrag?“

      „Dauerauftrag“, gab ich brav Auskunft.

      „Gut, der wird morgen als erstes annulliert. Hast du eigentlich jemals was zurückbekommen, wenn die Nebenkostenabrechnung kam?“

      „Nein, ich weiß gar nicht, ob wir zuviel bezahlt haben.“

      „Ich gehe mal davon aus, dass er dich in der Beziehung über den Tisch gezogen hat. Was für eine Ratte! Als nächstes brauchst du einen neuen Job.“

      „Als nächstes brauche ich eine Wohnung“, protestierte ich, „ich kann dir doch nicht ewig zur Last fallen.“

      „Sarah, sei nicht so kleinlaut! Du hast noch keine Nacht hier verbracht, und ich hab doch genug Platz!“

      „Und wenn Freddy kommt?“

      „Du pennst doch nicht in meinem Schlafzimmer! Jetzt lass die Albernheiten, außerdem kannst du dir ohne neuen Job ohnehin keine Wohnung leisten. Job zuerst!“

      „Okay, Job zuerst. Wenn mir Christian meine Lohnsteuerkarte zurückgeschickt

      hat.“

      „Das kann dauern. Hol dir eine zweite Karte im Rathaus, gleich morgen. Und dann schauen wir, was wir für dich finden können. Buchhaltung, übliche PC-Kenntnisse, Führerschein, pumperlgesund und angenehme Umgangsformen. Wir finden schon was für dich.“

      „Ich kann ja wieder zu JobTime gehen, wie im Studium.“

      „Gute Idee. Meinst du, Christian schreibt dir ein anständiges Zeugnis?“

      „Kaum. Ich hab ihn Knall auf Fall sitzen gelassen.“

      „Aus gutem Grund. Wenn es ihm auch nur im Geringsten peinlich ist, dass er so ein mieses Schwein ist, dann schreibt er dir ein glänzendes Zeugnis.“

      „Ich glaube nicht, dass ihm das peinlich ist. Er hat gefunden, dass ich überzogen reagiert habe, als ich gegangen bin.“

      „Arschloch“, murmelte Cora, über den Block gebeugt, „was hättest du denn sonst tun sollen?“

      „Eben.“ Coras Verständnis baute mich wieder auf, aber bei dem Gedanken, wieviele Jahre ich für den Reichtum dieses treulosen Mistkerls gearbeitet und ihm ein komfortables Leben verschafft hatte, hätte ich vor Wut irgendwohin treten können. Stattdessen ließ ich meine Tränen wieder laufen.

      „Also, erstens Daueraufträge canceln, zweitens neue Lohnsteuerkarte, drittens JobTime. Hast du noch was in Christians Wohnung, was dir gehört? Oder sollen wir uns um einen Anwalt kümmern? Ich meine, du hast jahrelang für Peanuts gearbeitet, im Hinblick auf eine schöne Zukunft – soll er dir nicht eine Abfindung zahlen? Freddy kennt dafür die richtigen Leute, das ist überhaupt kein Problem.“

      „Nein, lass das. Und in der Wohnung hab ich auch nichts mehr, glaube ich. Aber mir ist noch was eingefallen – Nachsendeantrag. Kann ich erstmal dich angeben?“

      „Klar doch, wen sonst?“

      „Danke, Cora. Du bist wirklich meine einzige Rettung. Morgen gehe ich gleich an die Arbeit.“

      „Das machen wir zusammen, ich hab morgen sowieso frei, ich muss dringend Überstunden abfeiern. Wir könnten morgen Abend auch ein bisschen in die Kneipe gehen.“

      „Keine Lust“, murmelte ich.

      „Ausreden gibt´s nicht“, antwortete Cora streng. „Wie viel Geld hast du?“

      Ich überlegte. „Auf dem Konto wahrscheinlich nicht mehr als drei-, vierhundert Euro. Auf dem Sparbuch – naja, ich schätze etwa viertausend. Wie hätte ich mehr sparen können?“

      „Warum hat Christian dir nicht gesagt, wie du dein Geld intelligenter investieren kannst? Er wird doch sein Geld nicht auch so dumm angelegt haben, oder?“

      „Er

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