Diamanten aus Afrika. Manfred Rehor

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Diamanten aus Afrika - Manfred Rehor

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style="font-size:15px;">      Lachend nahm Saban sein Bündel und wanderte umher. Dass er von den Wochenendausflüglern angestarrt wurde, machte ihm nichts aus. Er starrte zurück und wunderte sich, wie steif und hochgeschlossen die Berliner an einem so warmen Tag gekleidet waren. Die Damen trugen mit Rüschen verzierte Kleider, viele hielten einen lächerlich kleinen, weißen Schirm in der Hand, um sich gegen die Sonne zu schützen. Die Herren stolzierten in schwarzen Anzügen mit Westen einher und trugen alle einen Hut. Die meisten benutzten Spazierstöcke – aber keine, auf die man sich stützen konnte, sondern dünne, elegante. Sie rauchten Zigarren, wie um sich gegen die frische Luft zu schützen, die sie als Berliner kaum gewöhnt waren.

      Nun kamen ein paar junge Kerle auf Saban zugerannt, die etwa in seinem Alter waren. Sie blieben vor ihm stehen und zogen Grimassen. Saban sah zunächst zu, dann fragte er: „Was soll das?“

      „Hey, der kann reden!“, rief einer der Jungen.

      „Kann gar nicht sein, das hat ihm einer andressiert“, antwortete ein anderer. Er trat vor und gab Saban einen Knuff. Dann fuhr er ihm mit dem Finger durchs Gesicht. „Der ist echt. Ich dachte, der tut nur so.“

      Saban wollte sich diese Behandlung verbieten, aber da mischte sich schon ein junger Erwachsener ein: „Verschwindet, aber schnell!“

      Sein befehlender Tonfall ließ die Jungs erst herumfahren, dann trollten sie sich, als sie sahen, dass der Mann zwar klein war, aber einen sehr athletischen Körperbau hatte.

      „Freche Bande. Mach dir nichts daraus, die meinen es nicht böse. Wer bist du?“

      „Saban.“

      „Ich heiße Dirk. Dirk Müller aus Berlin. Du kommst aus Afrika?“

      „Ja, aus der Kolonie Südwestafrika.“

      „Das ist interessant. Ich habe mich immer für Afrika interessiert, sozusagen von Berufs wegen.“ Der Mann lachte kurz, ohne dass Saban gewusst hätte, warum. Dann fuhr er fort: „Komm mit rüber in das Gartencafé. Ich lade dich ein. Ist es bei euch in Afrika auch so heiß wie heute hier?“

      Sie gingen in das Café. Saban bestellte sich ein Selterwasser, Dirk Müller Kaffee und für beide je ein Stück Kuchen.

      Dirks Neugierde auf alles, was mit Afrika zu tun hatte, war so enorm, dass Saban fast eine Stunde seine Fragen beantwortete, ohne selbst dazu zu kommen, eine Frage zu stellen. Vorsichtshalber sagte Saban natürlich nichts über den Grund seiner Reise nach Europa, und auch über die Zustände in Afrika sprach er sehr allgemein, ohne auf seinen Stamm und die deutsche Siedlung in Lüderitz genauer einzugehen. Aber das waren sowieso Themen, die Dirk weniger interessierten. Er wollte etwas über Wüsten und Savannen hören, über wilde Tiere und exotische Pflanzen.

      Allmählich wurde es leerer um sie herum, die Berliner kehrten in die Stadt zurück. Der schöne Sonntagnachmittag ging zu Ende.

      Dirk winkte dem Kellner und bezahlte die Rechnung. „Ich könnte dir noch stundenlang zuhören“, sagte er. „Aber morgen früh ruft die Arbeit, ich muss nach Hause. Sag mir, wo du in Berlin wohnst, ich komme dich besuchen.“

      „Ich war bis gestern auf einem Rummelplatz und hatte einen Wohnwagen. Leider musste ich dort aufhören. Ich muss mir in Berlin erst eine passende Bleibe suchen.“

      „Verstehe ich das richtig, du hast keine Wohnung und auch keine Arbeit?“ Dirk schien sich darüber zu freuen.

      „Stimmt“, gab Saban zu.

      „Dann komm mit mir mit“, schlug Dirk vor. „Ich suche schon länger einen kräftigen Helfer. Ich nehme an, du bist schwindelfrei? Dachte ich mir. Zu meiner kleinen Werkstatt im Hinterhof gehört ein möbliertes Zimmer, das für einen Gesellen gedacht ist. Da kannst du wohnen. Meine Frau freut sich bestimmt auch über die Abwechslung. Ich lerne dich als Helfer an, so verdienst du Geld und kannst mir noch mehr über Afrika erzählen. Irgendwann fahre ich mal dorthin, das ist mein Traum, seit ich ein Kind war. Wahrscheinlich bin ich deshalb Schornsteinfeger geworden.“

      Saban folgte dem gutgelaunten Dirk zur Haltestelle der Dampfstraßenbahn. Nun wusste Saban endlich, warum sich Dirk so für ihn interessierte: wegen Afrika und weil Dirk als Schornsteinfeger normalerweise auch ganz schwarz durch die Gegend lief!

      Am folgenden Morgen begleitete Saban bereits Dirk auf dessen Tour zu den Häusern, deren Schornsteine gefegt werden mussten. Saban zog den kleinen Wagen, auf dem Dirks Handwerkszeug und die Klappleiter lagen. Von Dirk hatte er einen schwarzen Anzug aus dickem Stoff und einen schwarzen Hut bekommen. Gegen Mittag waren beide so voller Ruß, dass man nur noch an der breiten Nase hätte erkennen können, welcher von beiden aus Afrika stammte. Es war die perfekte Tarnung!

      Benjamin in Berlin

      Berlin begrüßte Benjamin und seinen Vater, den Legationsrat Liersch, mit einem Wolkenbruch. Sie rannten aus dem Bahnhof heraus durch den Platzregen zu einer freien Droschke. Es war eine Droschke Erster Klasse, teurer als die normalen, aber mit einem besseren Pferd und vor allem mit einem Verdeck, das dicht war. Die beiden Kofferträger, die sie sich im Bahnhof gesucht hatten, rannten laut fluchend mit dem schweren Gepäck hinter ihnen her. Sie bekamen ein Extratrinkgeld, schimpften aber trotzdem, während sie zum Bahnhof zurücktrotteten. Da sie nun schon nass waren, hielten sie es wohl nicht für nötig, sich zu beeilen.

      Dem Droschker, der auf dem Kutschbock im strömenden Regen saß, schien das Wetter dagegen nichts auszumachen. Das Wasser floss von der Krempe seines Zylinders herunter auf seinen schweren Mantel und von dort über die Sitzbank in den Matsch der Straße. „Wird kein schöner Sommer!“, rief er seinen Fahrgästen zu. „Wohin?“

      Legationsrat Liersch nannte das Hotel und die Droschke fuhr los. „Ich hoffe, das Wetter ist kein schlechtes Vorzeichen für unseren Aufenthalt“, sagte er zu Benjamin.

      In der Eingangshalle des Hotels, das sie nach zwanzig Minuten langsamer Fahrt über aufgeweichte Straßen erreichten, erwartete sie ein junger Mann aus dem Ministerium. Adrett gekleidet saß er in einer Ecke der Empfangshalle, wo er Kaffee trinkend und eine Zigarre rauchend aus dem Fenster hinaus in das Schmuddelwetter sah. Nachdem Legationsrat Liersch sich in das Gästebuch des Hotels eingetragen hatte, stand der Mann auf und kam heran geschlendert.

      „Heinrich von Winterhoff“, stellte er sich vor. „Willkommen in Berlin, Herr Legationsrat. Danke, dass Sie Ihre Ankunft telegraphisch angekündigt haben, das erspart uns langes Hin und Her. Darf ich Sie kurz unter vier Augen sprechen?“

      Die beiden gingen in eine Ecke, wo Herr von Winterhoff leise auf Benjamins Vater einredete. Benjamin fand den jungen Mann unsympathisch, aber das ging ihm häufig so bei Höheren Beamten. Er beurteilte sie immer noch nach seiner jahrelangen Erfahrung auf den Rummelplätzen Deutschlands, wo diese Sorte Mensch als mäkelig, arrogant und geizig verschrien war.

      „Schlechte Nachrichten“, sagte sein Vater zu Benjamin, als er zurückkam. „Fürst Bismarck hat sich nach Friedrichsruh zurückgezogen, der Gesundheit wegen und weil er dort weitere politische Schritte planen will. Es scheint, als wäre wieder einmal der Frieden in Europa in Gefahr. Ich soll sofort zu ihm kommen. Aber alleine.“

      Benjamin, der sich auf die Tage in Berlin gemeinsam mit seinem Vater gefreut hatte, spürte einen Stich im Herzen. Auch in London war er viel alleine gewesen, weil sein Vater in politischen Geschäften ständig unterwegs gewesen war. Was andererseits aber auch bedeutet hatte, dass Benjamin ohne väterliche Aufsicht einige spannende Abenteuer in England erleben konnte.

      „Wie

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