Werwolfsgeheul. Melanie Ruschmeyer

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Werwolfsgeheul - Melanie Ruschmeyer

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Durst unter Kontrolle zu wissen. Es war eine weitere Vorbereitung auf meinen wahrscheinlich baldigen Aufbruch. Ich wollte so lange ohne Nahrung auskommen, wie nur möglich. Denn Niemand – allem vorweg ich nicht – konnte wissen, was mir dann bevor stand und ich wollte wenigstens ein kleines bisschen vorbereitet sein.

      ››Morgen werde ich natürlich etwas zu mir nehmen, versprochen. Ich möchte nur ausprobieren, wann mich mein Körper einzuschränken beginnt.‹‹

      Er drückte seine Lippen in mein Haar und roch instinktiv. ››Du hellst dich aber ziemlich wacker, fast als wenn du dich auf eine lange Durststrecke einstellen würdest.‹‹

      Ich passte genaustens auf, das alle Körperteile regungslos blieben. Mit einer geschmeidigen Bewegung drehte ich mich zu ihm herum, schlang die Arme um seinen Hals und sagte lässig: ››Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und ich denke, ich sollte diesbezüglich genau Bescheid wissen. Bisher geht es mir aber noch sehr gut.‹‹

      ››Du bist ja auch kein Frischling mehr‹‹, erinnerte er mich. Jahr für Jahr würde ich längere Zeit ohne Nahrung verbringen können, wenn ich es denn wollte und mich zu beherrschen wusste. Zwar war ich die letzte Woche nicht einmal aus dem Haus gegangen, um mich nicht unnötig auf die Probe zustellen, aber trotzdem hatte ich den umwerfenden Geruch der Packer vernommen, die unsere neuen Möbel in das Zimmer getragen hatten. Es war brennender Schmerz, der mich verrückt gemacht hatte. Ja, sogar fast innerlich in zwei Teile zerrissen hatte. Ein Verlangen und ein Instinkt des Tötens, der so tief verankert war, dass es weh tat. Trotz allem war ich eisern geblieben und war extrem stolz darauf. Allerdings hatte an diesem Tag eine weitere Fensterbank aus Marmor dran glauben müssen. Auf dem Flur vor unserer Zimmertür befand sich ein großes, langes Fenster. Ich hatte mich gewaltsam, als der Drang am Schlimmsten gewesen war, an der Platte festgehalten. Natürlich war meine körperliche Anspannung viel zu ruckartig gewesen, als mich eine dieser genüsslichen Düfte durch die Luft erreicht hatte und mit einem gewaltigen Knacken war die Fensterbank ein Teil der Geschichte des Hauses gewesen. Es war schon ziemlich makaber, dass ich immer wieder meine Gefühle an diesen teuren Marmorplatten auslassen musste. Die Packer vor allem hatten große Augen bekommen und Alexander, der ihnen geholfen hatte, mich aus entsetzten Augen angeschaut.

      ››Huch‹‹, hatte ich versucht mich rauszureden, ››die hatte schon immer einen Knacks gehabt!‹‹

      Heute konnte ich darüber lachen, Alex jedoch überhaupt nicht. Er hatte mir riesengroße Vorwürfe gemacht und tat es immer noch.

      Kurz darauf saßen wir im Auto und fuhren die Golden Gate Bridge von San Francisco entlang. Es gab noch eine Menge für die morgige Geburtstagsfeier einzukaufen und Josy in die Einkaufsmetropole zu schicken war reine Zeitverschwendung. Vermutlich hätte sie sämtliche Bekleidungsläden abgeklappert, aber sicherlich nicht die Sachen auf der Liste eingekauft, die dringend benötigt wurden!

      Ich öffnete das Fenster der Beifahrerseite und ließ mir den Fahrtwind ins blonde Haar wehen. Die rote Brücke zog sich unendlich weit in die Ferne. Früher, als ich noch ein Mensch gewesen war, hatte ich sie nur aus dem Fernsehen oder von Bildern gekannt. Selbst da war sie schon ein atemberaubendes Kunstwerk gewesen. Hier und jetzt bot sie einen Anblick von unglaublicher Werksarbeit.

      Meine Mundwinkel verzogen sich genervt. Der Verkehr wurde Meter um Meter dichter und das Gemüt der Fahrer schien darunter sehr zu leiden. Viele waren hektisch, brutal oder einfach nur dreist. Jeder war sich selbst der Nächste und die Fahrt glich eher einem Kampf, als einem Spaziergang.

      Alex blieb erstaunlicher Weise sehr ruhig. Vermutlich wäre ich schon an meine Grenzen gekommen und hätte wilde Flüche ausgesprochen. Doch er blieb regungslos und lässig, als wenn er dies zum hundertsten Mal erlebte.

      Am liebsten wäre ich dem ganzen Tumult aus dem Wege gegangen und auf den geschwungenen Halteseilen bis zur anderen Seite gerannt. Wenn ich eine Maske und Lederklamotten gehabt hätte, wäre ich vielleicht sogar als Catwoman durchgegangen. Bei der bloßen Vorstellung musste ich grinsen, war sie doch so süß wie Honig und so real!

      Neben uns schlängelte sich ein Motorrad vorbei und ich fixierte den frechen Fahrer. In wilden Linien drängelte er sich durch die Fahrzeuge und gewann stetig mehr an Distanz.

      ››Mit meinem zu fahren, hätte uns nicht viel gebracht. Wir brauchen ja leider Stauraum‹‹, sagte Alex, als er meinem Blick bemerkte.

      Als ich erneut einatmete und meinem Frust in einem tiefen Seufzer verwandelte, gewann etwas meine Aufmerksamkeit. Eine Begierde brodelte in mir empor wie Lava aus einem Vulkan. Klebrig und heiß griff sie nach allem, was sich ihr bot und ich stutzte. Nein! Nicht gerade jetzt! Der Motorradfahrer zog einen duftenden Faden hinter sich hier. Widerwillig stemmte ich mich wie ein Fels in der Brandung dagegen und kämpft um meine Fassung. Ich schluckte den Speichel hinunter und verbarg meine Verwirrung vor Alex. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen heute zum Einkauf mitzukommen. Ich hätte ihm eine Liste machen und zu Hause bleiben sollen. Aber nein, ich dachte – nein, ich war davon überzeugt – mich nicht von menschlichem Blut beeinträchtigen zu lassen.

      Meine rechte Hand ballte sich zur Faust und ich biss die Zähne zusammen. Auf keinen Fall durfte ich aufgeben! Dann glaubte ich von etwas sanftem berührt zu werden. Ein Streicheln ganz tief aus meinem Inneren, was an mich herantrat und mir Ruhe vorgaukelte. Meine Spannung verpuffte und ich dankte ihr.

      Doch leider blieb mein Vorfall nicht ohne Folgen. Mehrere Male blinzelte ich und wollte ihn vertreiben; nichts half. Der rote Schleier hatte die Oberhand über meine Augen wieder erlangt und würde so lange Standhaft sein, bis ich mich dem Durst ergab. Leicht verärgert war ich doch stolz auf mich, so lange durchgehalten zu haben. Ich wusste, dass ich morgen nachgeben musste und somit war es nicht allzu schlimm im Sehvermögen eingeschränkt zu sein. Ich hoffte sehr, dass Alexander von all dem nichts mitbekommen hatte, denn er war seit dem Packervorfall nicht wirklich gut darauf zu sprechen.

      Gelangweilt begann ich zu seufzten, als er abermals abbremsen musste und legte abwesend, als wäre nichts gewesen, den Kopf auf meinen Arm, der im offenen Fenster der Autotür ruhte. Dies würde wohl ein sehr langer Einkaufsbummel werden, so dachte ich jedenfalls in diesem Augenblick. Denn der Verkehr verdichtete sich stetig mehr und der Qualm der Abgase verpestete nicht nur die Luft und zog eine dicke, klebrige Suppe durch die Straßen, er kitzelte auch meine empfindliche Nase.

      Dann war es schließlich so weit, der Samstagmorgen war angebrochen und Flora war mit Marie zum Shoppen in der Stadt verabredetet gewesen.

      Wir hatten Marie vor ein paar Tagen abgefangen als Flora auf die Toilette gegangen war. Sie wurde zu unserer Komplizin und sollte dafür sorgen, dass ihre Freundin nicht an dem besagten Tag zu Hause war.

      Anfangs war sie total erstaunt warum Flora ihr nichts von ihrem Geburtstag gesagt hatte, doch gelang sie schnell zu einer falschen Schlussfolgerung, die wir ihr auch nicht ausreden wollten.

      Als Flora neu in ihre Klasse kam und sich die beiden angefreundet hatten, hatte Marie sie gelöchert, warum sie mitten im Schuljahr begonnen hatte und natürlich wo sie herkam. Ihr war ziemlich schnell aufgefallen, dass ihr Englisch nicht einwandfrei klang. Anstatt sich etwas Einfallsreiches auszudenken, war Flora nichts besseres eingefallen, als zu behaupten, dass ihre eigentliche Familie verarmt war und ihr aus diesem Grund auch keine großen Perspektiven offen standen. So hatten sie sie dann angeblich zu ihrer entfernten Verwandten Celest geschickt.

      Es hätte so viele andere Möglichkeiten geben können: Wir wären zum Beispiel einfach umgezogen. Da uns in dieser großen Stadt schließlich niemand wirklich kannte, mal abgesehen von den ortsgebundenen Vampiren. Oder vielleicht, dass sie eine Waise gewesen wäre und wurde adoptiert. Aber nein! War ihr sicher alles zu einfach gewesen. Wobei man gestehen muss, dass wir uns alle keinen Kopf darum gemacht

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