Werwolfsgeheul. Melanie Ruschmeyer

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Werwolfsgeheul - Melanie Ruschmeyer

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in diesen Moment und schon bereits zum zweiten Mal waren wir einer Meinung gewesen. Das war nun wirklich extrem selten! Farbige Kontaktlinsen als Ersatz von lästigen Sonnenbrillen. Vielleicht könnten sie meine katzenhaften Vampiraugen überdecken. Das wäre ein riesiger Schritt, wenn ich Carlos jagen würde und mich unerkannt in der Öffentlichkeit zeigen musste.

      Für eine längere Zeitdauer war ich abwesend. Ich bemerkte nicht einmal wie ich zu einer Säule erstarrte und ins Leere guckte. Erst als Alex mich anstupste, um sich zu vergewissern, ob noch Leben in mir war, wachte ich auf.

      ››Äh, sorry‹‹, zitterte meine Stimme und Flora lachte über meine auftretende Scham.

      ››Ich mach uns erst einmal was zu essen, wir haben einen Bärenhunger!‹‹ Sie flutschten beide zwischen uns hindurch und mein Kopf folgte ihnen ruckartig wie ein Roboter. Aus irgendeinem Grund waren die Reflexe noch verkalkt und schwerfällig.

      ››Was war das denn?‹‹, fuhr Alex mich böse an und ich zuckte unwissend mit den Schultern.

      ››Ein Wunder, dass Marie deine funkelnden Augen nicht bemerkt hat!‹‹

      ››Ups.‹‹ Ich biss die Zähne zusammen. Mein überschwänglicher Gedanke musste eine leichte Erregung in meinen Augenhöhlen aufflammen lassen haben, die ich nicht einmal bemerkt hatte. Aber diese Begierde war auch einfach zu klar und süß gewesen, als dass ich ihr hätte entkommen können.

      Am späten Nachmittag befand ich mich in Lis Zimmer. Wie so oft herrschte das Chaos in diesen Räumen. Kabel und Drähte lagen auf dem Boden herum. Sie waren zu unzähligen Knoten verworren und machten es einem nicht gerade leicht einen Fuß vor den anderen zu setzen. Mehrere hohe Server standen an einer Wand und waren mit gläsernen Schränken umhüllt. Da Li sie oftmals hoher Auslastung aussetzte, lief das Kühlsystem stets auf Hochtouren. Das permanente Zischen kam schon einer Vergewaltigung der Ohren gleich. Eigentlich glaubte man wenigsten hier vor den Geräuschen von Marcs PC sicher zu sein und dann das! Wie hielt Li das nur aus?

      Selbst der Staub machte es sich in diesen vier Wänden sehr bequem. Wie Schnee bettete er seine Umgebung. Lediglich die Tastatur und die vielen Bildschirme vor mir blieben verschont. Unser Computerspezialist war nicht gerade ein Saubermann, aber ein gutes Sichtfeld durfte natürlich nicht fehlen. Allerdings war es schon recht fragwürdig warum er den riesengroßen Monitor, der fast die komplette Wand vor mir vereinnahmte, staubfrei halten konnte und den Rest nicht. Hier war mal wieder ein Frühjahrsputz angesagt!

      Unter dem Monster von Monitor waren kleinere in die Wand eingelassen. Da ich nicht wusste wie die anderen Bildschirme zu bedienen waren und ich auch nicht scharf auf eine Großaufnahme meiner Tätigkeit war, begnügte ich mich mit einem der kleineren Modelle. Voller Hast getrieben, tippte ich auf der Tastatur herum und durchbrach damit das Zischen zu meiner Seite.

      Ich hatte das Internet nach Kontaktlinsen durchforstet. Die Auswahl war unbeschreiblich groß und somit fiel die Wahl sehr schwer. Bei einem Händler, der sich nur auf farbliche Linsen spezialisierte, war ich schließlich fündig geworden. Bei der Betrachtung der unterschiedlichen Farben und Formen überlegte ich genau welche Augenfarbe am häufigsten auftrat. Ich entschied mich für ein dunkles Schokoladenbraun. In wenigen Tagen würden sie mit der Post eintreffen und ich freute mich schon riesig sie auszuprobieren. Überschwänglich rieb ich meine Handflächen aneinander und zeugte von unbändiger Ungeduld; und vielleicht auch ein bisschen von Wahnsinn.

      Am liebsten wäre ich in dieser Sekunde einem Winterschlaf verfallen und erst wieder erwacht, wenn der Postbote vor der Tür klingelte. Aber heute lag noch etwas anderes an und würde all meine Kraft verschlingen.

      Etwas vermischte sich mit dem Geräusch des Kühlsystems. Es waren leise, behutsame Schritte, die mein empfindliches Ohr empfing. Sie untermalten meine Gedanken und gaben ihnen einen Sinn.

      Schnell schloss ich das Internetfenster und drehte den Ledersessel langsam und geschmeidig zu ihm herum.

      Die Hände auf dem Schoß gefaltet und die Beine lässig übereinander geschlagen schaute ich ihm dabei zu, wie er die letzten Stufen nahm.

      ››Kann es los gehen?‹‹, fragte er mich und steckte die Hände in die Hosentaschen.

      ››Sicher.‹‹

      Ohne ein Wort führte er mich zum Waldrand. Ein tiefer Atemzug füllte seine Lungen und schien ihm die Energie zu verleiben, die letzten Meter zu nehmen.

      Plötzlich rannte er los und die Farbe seiner Kleidung hatte ein gewaltiges Problem ihm zu folgen. Für den Bruchteil einer Sekunde verharrten sie in der Luft und vermischten sich nur langsam mit der Umgebung. Hastig tat ich es ihm gleich und hatte Mühe ihn noch einzuholen.

      Die Stille um uns herum wurde nur durchbrochen von dem Knacken des Unterholzes. Es wurde getreten und aufgewirbelt. Tiere des Waldes lauschten der Gefahr, die sie in uns sahen. Hier und da schreckten sie auf und entschieden sich zur Flucht.

      Mir war nicht klar, was mich erwartete. Ein Grabstein? Eine versteckte Höhle?

      Egal, was es auch war, mir drängte sich die Frage auf, ob auch meine Mutter begraben worden war. Wie mein Verschwinden gewertet wurde und ob die Polizei womöglich noch versucht hatte hinter das Geheimnis zu kommen?

      In den letzten Wochen hätte ich die Zeit gehabt mich dieser Fragen zu entledigen. Mit Lis Hilfe wäre es sicherlich kein Problem gewesen, aber ich hatte Angst. Angst auf Gefühle zu stoßen, die in einen derben Zusammenbruch enden würden. Tief verschloss ich das Brodeln in mir und doch war mir eines gewiss: Wenn ich mir sicher war, dass ich den Mut aufbringen konnte, ohne Sorge in die Vergangenheit zu blicken, würde ich dieses tun! Das war ich meiner Zeit als Mensch und all meiner Verwandten, Freunden und Bekannten schuldig!

      Immer tiefer fegten wir wie zwei Blitze in den Wald hinein. Die Blätter wurden von unserer Luftzirkulation empor gehoben und tanzten in einem langsamen Rhythmus.

      Ich verlor mein Zeitgefühl, als wir zum hundertsten Mal die Richtung wechselten. Langsam lag die Vermutung nahe, dass sich Alexander verlaufen hatte, als sich plötzlich ein riesengroßer, majestätischer Baum vor uns erhob.

      Alex bremste prompt ab und der aufgewirbelte Staub drückte sich durch die Wucht weit in den Vordergrund. Tief atmete er durch und tastete den Riesen mit seinen Augen ab.

      Der dicke Stamm, der etliche Meter breit war, war überwuchert von unzähligen Blumenranken. Sie hüllten ihn in einem bunten Blütenkleid ein und verliehen im eine Schönheit von ungeahnter Größe. Durch das dichte Blätterdach des Waldes drangen nur vereinzelt kleine Sonnenstrahlen. Wie Lampenkegel fielen sie auf die Blütenpracht. Der angestrahlte Staub tanzte wie kleine Diamanten in der Luft. Ein Moment aus purer Magie!

      Die großen Wurzeln stachen aus dem Boden hervor und gruben sich hier und da wieder in den Untergrund ein. Es kam einen so vor, als würden sie den gesamten Umkreis beherrschen. Denn auch meterweit entfernt konnte man noch etliche Erhebungen sehen, die sie auslösten.

      ››Wow, das ist wunderschön‹‹, merkte ich an und näherte mich respektvoll dem Pflanzengeflecht. Nun verstand ich warum er keine Blumen mitgenommen hatte. In dieser Pracht würden sie wie ein Nichts erscheinen. Die Atmosphäre schien jeden Ton zu verschlingen und einer Frau zu gedenken, die ich nie kennengelernt hatte; die wir beide nie kennengelernt hatten!

      Um den Baumgiganten handelte es sich wohl um einen uralten Mammutbaum, denn seine Krone zu erfassen, war unmöglich. Reflexartig ging meine Hand an die Stirn und ich blinzelte in die Höhe. Der dicke Stamm wurde von den Baumkronen seiner Nachbarn umringt und ließ kein Ansehen

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