Die Vergessenen 02 - Kitsune. Sabina S. Schneider

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Die Vergessenen 02 - Kitsune - Sabina S. Schneider Die Vergessenen

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Verstört blickte er vom Reisverschluss zu Lina, die sich die Hand vor dem Mund hielt und Tränen lachte. Verärgert lief er in die andere Ecke des Zimmers und rollte sich beleidigt zusammen. Lina stand mit wackeligen Beinen auf, ging zur Tasche und öffnete den Reisverschluss. Entgegen sprangen ihr verschiedene kombini Plastiktüten mit onigiri - Reisbällchen, bento-Boxen, getrocknetem Tintenfisch, Chips, Wasser, Alkopops, Bier, Tee. Die ganze Tasche war voll mit allem, was das Herz begehrte.

      Lina packte sich den getrockneten Tunfisch, ein paar onigiri, Wasser und ein Bier. Dann wackelte sie wieder zu der Koje zurück, setzte sich in die Hocke und klopfte neben sich auf das Bett: „Oide – komm her!“ Van war immer noch beleidigt, doch sein Magen trieb ihn zu Lina und dem Essen.

      „Willst du etwas vom Tunfisch?“, fragte Lina. Ihre Stimme klang immer noch schwach und Van konnte ihr nicht mehr böse sein. Er nickte und wartete, bis Lina die Tüte mit leicht zitternden Händen aufgerissen hatte. Dann hielt sie ihm ein paar Streifen hin. Van legte sich auf den Bauch, streckte seine Vorderpfoten aus und ließ sich bedienen. Jeder in seiner kleinen Gedankenwelt gefangen, wurde ein zufriedener Van gefüttert, während eine schmunzelnde Lina sich aus der Hand fressen ließ. Sie selbst trank viel Wasser und es gelang ihr, eines der dreieckigen Reisbällchen bei sich zu behalten.

      Dann öffnete sie die Dose Bier und hielt sie leicht schräg, so dass Van daraus trinken konnte. Seine Zunge schleckte den Schaum ab und benetzte den Gaumen mit ein wenig Alkohol. Lina beäugte ihn neidisch, traute sich jedoch noch nicht an die Alkopops.

      „Geht es dir besser?“, erklang Vans Stimme in Linas Geist. Lina nickte schwach. Sie hing ja schließlich nicht mehr mit dem Kopf über dem Eimer. Sie war enttäuscht. Lina hatte immer geglaubt, dass, wenn sie seekrank werden würde, sie über einer Reling hängen und ihr Innerstes über dem Meer verteilen würden. Und nicht über einem alten Wascheimer in einer muffigen, dunklen Kajüte. Bei den Bildern, die Linas Geist Van zeigten, schüttelte er nur verständnislos den Kopf. Wo war bitte der Unterschied? Ob man nun über dem Eimer hing oder über der Reling. Schlecht ging es einem dabei in gleichem Maße.

      Bilder von Meereswind, der einem die Haare ums Gesicht peitschte, erfüllten Linas Geist. Wasser wohin das Auge reichte. Die Sonne schien von einem blauen Himmel herunter. Das Gefühl der Kopf würde sich drehen und man wusste nicht mehr, ob sich der Himmel im Meer spiegelt, oder das Meer im Himmel. Wären ihre Beine nicht so wackelig gewesen, wäre sie nach oben geeilt, um sich mit eigenen Augen an dem Schauspiel zu ergötzen. Sie schüttelte den Gedanken ab und fragte stattdessen: „Wo fahren wir eigentlich hin?“

      „Shanghai“, antwortete Van, während er an einem großen Stück Tintenfisch kaute.

      „Shanghai?“, fragte Lina überrascht und kraulte sich den verstimmten Magen, in der Hoffnung, sie würde den onigiri nicht sobald wiedersehen.

      „Shanghai!“ Van öffnete und schloss den Kiefer, als hätte er einen zähen Kaugummi im Maul. Bei dem Gedanken an eine Kaugummi kauende Katze musste Lina ein Lachen unterdrücken.

      „Und was wollen wir da?“, fragte sie, als Vans blaue Augen sie irritiert fixierten.

      „Von dort aus fliegen wir Nach Indien.“ Blaue Augen trafen auf fragende grüne.

      „Indien?“ Indien stand nicht auf Linas „Must have seen“ Liste von Ländern.

      „Indien!“, erklang es in Linas Kopf, während die Katze vor ihr weiterkaute.

      „Und was wollen wir da?“ Lina kannte sich mit der indischen Mythologie nicht aus. In einem Land in dem der Buddhismus geboren worden war, musste es vieles geben, dem Lina nicht begegnen wollte. Sie hatte genug von übernatürlichen Wesen und Göttern. Vielleicht würde plötzlich eine Kuh mit ihr sprechen. Kühe waren dort schließlich heilig. Bei dem Gedanken wurde jedoch Linas Neugier geweckt. Ihr Blick bohrte sich in die Katze vor ihr, die telepathisch mit ihr kommunizierte und sie stellte sich eine Kuh vor, die sie mit riesigen Augen anblickte und mit ihr sprach. Während sie kaute. Kühe taten schließlich den ganzen Tag nichts als Kauen.

      „Von dort aus fliegen wir nach Katmandu.“ Van war verärgert von dem Vergleich mit einer Kuh und hörte auf zu kauen, schluckte die zähe Masse auf einmal herunter und wäre beinahe daran erstickt. Versuchte jedoch, sich nichts anmerken zu lassen.

      „Katmandu?“ Nepal? Was zum Kuckuck wollten sie in Nepal?

      „Katmandu!“, bestätigte Van, während er hart daran arbeitete, seine Bemühung, nicht zu ersticken, zu vertuschen. Er konnte nicht seinen ganzen Stolz ihrem Altar opfern.

      „Was wollen wir in Katmandu?“ Lina durchforstete ihr Hirn nach Informationen über Nepal und seine Hauptstadt. Sie fand nur sehr wenig. Der Himalaya natürlich. Es grenzte an Indien. Gehörte zu den Ländern, die man abfällig als „dritte Welt“ bezeichnete. Indien sollte starken Einfluss auf Nepal ausüben. Ein Land, von dem man nur selten in den Nachrichten hörte. Jedenfalls im Westen.

      „Wir fliegen nach Lukla.“ Wie es sich nach dem Essen gehörte, begann Van, sich zu putzen, hielt jedoch inne, als ein leises Kichern an seine empfindlichen Ohren drang. Verärgert, verdrängte er das Bedürfnis, sich überall zu lecken.

      „Lukla?“, fragt Lina mit schlechtem Gewissen. Sie hatte Van nicht auslachen wollen. Aber es war so süß, wie sich seine blauen Augen zuerst auf seine Pfote konzentrierten, seine Zunge herausschoss, langsam über die Rückseite seiner Pfote leckte, er die Äugelein schloss, den Kopf schief hielt und mit der nassen Pfote über sein Ohr fuhr. Es plattdrückte, nur um die Augen wieder aufzureißen, seine Zunge dabei zu beobachten, wie sie das Fell erneut benässte, um von vorne zu beginnen. Sie musste an den gestiefelten Kater denken und ihr Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Das Atmen fiel ihr schwer. Braunes Fell durchtränkt von Blut und ihre eigene Stimme die MUKI schrie.

      „Lukla!“ Van spürte Linas Schmerz und ihre Trauer, war kurz davor, sich wieder zu putzen, nur um sie abzulenken.

      „Was machen wir in Lukla?“ Ungefragt sendete Van Lina Bilder von schneebedeckten Kuppeln, Hängebrücken über tiefen Tälern, zottigen Tieren mit abgeschnittenen Hörnern. Kleinen Fähnchen, die in den verschiedensten Farben aneinandergereiht im Wind wehten.

      „Wir suchen jemanden, der uns helfen kann.“ Van blickte verlegen zur Seite.

      „Im Himalaya?“ Eine romantische Vorstellung ergriff von Lina Besitz. Umgeben von Natur, Wäldern, Klippen, rauschenden Flüssen, entfernt von der Zivilisation. Eine kleine Hütte aus Stein und Holz mit eigenen Händen erbaut. Schnee auf den Gipfeln, der sich bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang golden färbte.

      „Im Himalaya!“ Auch Van wurde in dem Traum gesogen. Alleine in der Wildnis mit Lina. Doch er wusste, dass es nur ein Traum war. Denn der Berg wimmelte von dem schlimmsten Übel, das ein Land befallen konnte: Touristen.

      „Den Yeti?“, scherzte Lina und gefror, als Van unruhig seine Krallen in die Matratze versenkte und ihrem Blick auswich.

      „Den Yeti!“, hallte es verlegen in ihrem Geist.

      „Du kennst den Yeti?“ Linas Augen wurden groß. Sie war hin- und hergerissen zwischen Neugier und ihrer Abneigung gegen alles Übernatürliche. Doch der Yeti war ein anderes Kaliber. So fern und fremd, musste er eine längst vergessene Lebensform sein, wie Nessie, oder Drachen. Einst die Welt beherrschend, waren sie wie die Dinosaurier fast ausgestorben. Und Lina war sich sicher, das Nessie ein überlebender Dino war, wie auch Drachen, die letzten, überlebenden Dinosaurier, die von Rittern und

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