Carola Pütz - Verlorene Seelen. Michael Wagner J.
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Auf dem Weg dorthin wurde sie freundlich von einer jungen Frau gegrüßt. Carola grüßte ebenso freundlich zurück. Sie blickte auf das Buffet, welches wieder einladend an derselben Stelle wie am Vorabend aufgebaut war. Sie hatte die Kaffeetasse bereits in der Hand, als sie von der jungen, freundlichen Frau angesprochen wurde.
»Guten Morgen, Sie sind sicher neu bei uns. Darf ich mich vorstellen, mein Name ist Lara Kaiser. Ich bin hier die Diätassistentin. Mit wem habe ich die Ehre?« fragte sie und strahlte sie an.
Carola griff nach der Kaffeekanne.
»Guten Morgen, mein Name ist Carola Pütz. Sehr angenehm.«
Der braune Saft floss in die Kaffeetasse.
»Sie haben Ihren Diätplan sicher noch nicht erhalten, oder?«
»Nein«, antwortete sie wahrheitsgemäß, aber noch ahnungslos. Im Tonfall der jungen Frau schwang aber schon eine leise Drohung mit. Sie ignorierte sie noch, bis der folgende Satz an ihr Ohr drang: »Kaffee ist für Sie nicht vorgesehen. So lange, bis der Arzt sie untersucht hat und uns signalisiert, dass es unbedenklich ist.«
Sie legte ihren Kopf schief und machte ein scheinbar bekümmertes Gesicht.
»Oh, Frau Kaiser, wirklich? Ist das so?«, fragte Carola. Die Tasse schwebte in ihrer Hand zwischen Untertasse und Mund. Frau Kaiser nickte und rollte mit ihren Kuhaugen.
»Ach so, ja. Dann haben wir aktuell ein Problem. Ich bin morgens extrem schlecht gelaunt. Das Einzige, was da wirklich hilft, ist eine Tasse starker Kaffee. Denken Sie, dass Sie schlechte Laune verantworten können, junge Frau?«
Lara Kaiser blickte sie ungläubig an. Carola nahm einen Schluck Kaffee. Eine klitzekleine Zornesfalte tauchte zwischen den Kuhaugen auf.
»Frau Pütz, ich muss energisch protestieren. Die Patienten sind angehalten, sich an meine Anweisungen zu halten«, sagte sie. Carola befürchtete, dass sie jeden Moment mit dem Fuß auf den Boden stampfen würde.
»Frau Doktor Pütz, bitte. Ich kenne meinen Körper, junge Frau. Was nicht heißt, dass ich Ihre Bemühungen nicht zu schätzen weiß«, antwortete Carola Pütz.
»Sie müssen es ja wissen. Schließlich sind Sie hier als Patientin und ich als Ihre Unterstützung. Ich werde es so weitergeben. Noch einen schönen Tag«, sagte sie.
Die Falte zwischen den Augen schien noch gewachsen zu sein. Sie drehte sich um, blieb abrupt stehen und reichte Carola ein Papier. »Hier ist Ihr vorläufiger Diätplan, Doktor Pütz.«
Sie rauschte davon.
Carola nahm einen weiteren Schluck aus der Tasse, der Kaffee war köstlich.
»Jetzt haben Sie der Kleinen aber einen verpasst«, hauchte ihr jemand von der Seite ins Ohr. Sie drehte sich um. Neben ihr stand ein freundlich aussehender Mittsechziger. Er lächelte sie an. »Ach, ich vergesse ganz meine Manieren. Mein Name ist Theo Bartolomay, guten Morgen«, sagte er und machte eine tiefe Verbeugung.
»Sehr erfreut, Carola Pütz«, sagte sie, und reichte ihm die Hand. »die ist neu hier, und jetzt haben Sie ihr den Tag versaut.« Er griff nach einer Tasse und bediente sich.
»Das tut mir leid. Aber wie kann ich jemandem etwas verbieten, wenn ich seine Krankengeschichte gar nicht kenne?«, fragte sie.
»Kamillentee«, sagte er mit einer Betonung, als hätte er ihr ein Staatsgeheimnis verraten.
»Kamillentee?«
»Ja, Lara Kaiser steht auf Kamillentee. Alle Neulinge bekommen ihn.«
»Das klingt ja alles sehr engagiert und fürsorglich, aber einen Diätplan erstellt man besser erst nach erfolgter Untersuchung, oder?«, fragte sie den Mann, der gerade seinen Teller mit Brötchen volllud.
»Fürsorglich. Ja so ist sie, die Kleine. Woher kommen Sie denn, Frau Doktor?«, fragte er. Ihre Frage beantwortete er nicht. Verschmitzt legte er unglaubliche Mengen von Wurst und Käse auf einen weiteren Teller.
»Ich komme aus Frankfurt«, antwortete sie, nicht ganz bei der Sache. Ihr Blick wanderte über die Auslagen. Das Angebot war reichlich. Da fiel ihr der Zettel ein, den sie noch immer in der Hand hielt. Sie überflog den Inhalt.
Für ihr Frühstück waren Müesli und Knäckebrot mit Frischkäse vorgesehen. Sie hasste Knäckebrot. Müesli ging so gerade noch, aber zu ihren Präferenzen, was das Frühstück betraf, gehörte es sicher nicht. Carola frühstückte gerne deftig. Käse, Wurst, dunkel gebackenes Brot, mit Vollkorn am liebsten. Das alles lud sich gerade Theo Bartolomay auf seinen Teller. Sie tat es ihm gleich, ging mit zwei Tellern voller Leckereien zu ihrem Stuhl zurück. Geschickt balancierte sie dazu noch eine frische Tasse Kaffee.
Der Speisesaal hatte sich immer noch nicht weiter gefüllt. Sie blieb also an ihrem Tisch alleine. Genüsslich biss sie in ihr mit Käse und Wurst belegtes Brötchen. Ihr Blick strich ruhig durch den Raum, als sie aus der hinteren Ecke Unheil anrollen sah, in Gestalt von Lara Kaiser sowie einer ganz in weiß gekleideten untersetzten Dame mit dem Charme einer Catcherin. Carola bildete sich ein, sie könnten nicht ihretwegen unterwegs sein. Sie steuerten auf ihren Tisch zu und bauten sich bedrohlich vor ihrem Tisch auf.
Lara Kaiser atmete einmal tief durch. »Frau Doktor Pütz, ich muss protestieren. Ihr Verhalten ist kontraproduktiv«, stieß sie hervor.
»Frau Kaiser, Sie wieder. Im Vergleich zu was ist mein Verhalten kontraproduktiv?«
Sie schaute verwirrt. »Seien Sie nicht spitzfindig, Frau Doktor. Sie haben meinen Diätplan erhalten und Sie kümmern sich nicht darum. Was denken Sie, warum ich Ihnen den Plan aushändige?«, fragte Lara Kaiser.
»Frau Kaiser«, antwortete Carola weiter kauend, »ganz ehrlich, die Frage habe ich mir auch gestellt. Und wie Sie sehen, habe ich sie für mich bereits beantwortet. Solange es für mich keinen personalisierten Diätplan gibt, sehe ich keinen Sinn darin, einen generalisierten Plan zu akzeptieren.«
Frau Kaiser rollte wieder mit ihren Kuhaugen, Carola schaute sie fest an.
»Diese, wie Sie es nennen, generalisierten Pläne sind von unseren Ärzten vorgegeben. Sie basieren auf der Grundlage amerikanischer Studien«, antwortete sie.
»Hmh, ich wusste gar nicht, dass wir hier in Wellville sind. Lassen Sie mich mal überlegen. Kommt gleich Dr. Kellogg um die Ecke, und bringt mir ein Schälchen Corn Flakes vorbei?«, antwortete Carola mit einer Anspielung auf ein Buch von T.C. Boyle.
»Was?«, fragte Lara Kaiser.
»Ach, das hätte ich wissen sollen. Als das Buch auf den Markt kam, waren Sie noch nicht geboren. Bitte lassen Sie mich frühstücken. Nach meiner Vorstellung bei den Klinikärzten bin ich gerne bereit, einen Diätplan zu akzeptieren. Wissen Sie, falls Sie mir erklären, warum ich heute unbedingt diäten soll, wo ich gestern Abend noch schlemmen durfte, höre ich Ihnen noch eine Weile zu. Das macht keinen Sinn, oder?«
»Gestern Abend war ich