Adler und Leopard Gesamtausgabe. Peter Urban

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Adler und Leopard Gesamtausgabe - Peter Urban

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Welt vergnügt. Das ist nichts für mich. Außerdem sind die meisten Männer dumm, borniert und schrecklich langweilig.“ Sarah stockte. Ein Anflug von Misstrauen überkam sie. Jetzt wo sie darüber nachdachte; Arthur hatte sie den ganzen Abend über so sonderbar angesehen, irgendwie als ob er doch ein paar Hintergedanken mehr hatte, als er je offen zugeben würde. Sie war sich plötzlich nicht mehr ganz so sicher, dass dieser Sepoy-General, wirklich so ungefährlich war, wie sie angenommen hatte. Natürlich kannten sie und Arthur sich seit der Kindheit, aber das hieß nicht viel. Er hatte schon immer einen ganz eigenartigen Charme gehabt und er war so anders, als die anderen Männer, denen sie bis zu diesem Tag begegnet war. Sie spürte, dass sie anfing, eine beunruhigende Form der Zuneigung für ihn zu entwickeln. Als er ihr am Nachmittag aus dem Sattel geholfen hatte, hatte sie sich in ihrem Reitrock verheddert und war ihm in die Arme gefallen. Dabei hatte sie seine körperliche Nähe als sehr angenehm empfunden. Genauso, wie im Verlauf des Abends… Ihre kleine, schmale Hand verschwand in der Tasche ihres Rocks und sie zog eine goldene Uhr heraus. “Na so was.“, schwindelte sie unverfroren, „es ist bereits weit nach Mitternacht! Sei mir nicht böse, mein lieber Arthur, aber Ärzte sind Frühaufsteher!“ Es war die beste Idee die sie hatte, um schnell und unauffällig Abstand zwischen sich und diesen potentiellen Angreifer auf ihre heißgeliebte Freiheit zu bringen.

      Arthur schmunzelte. Er hatte Sarahs unterschwelligen Hinweis durchaus verstanden: „…Soldaten auch, Sarah. Ich danke Dir für diesen schönen Abend.“ Er stand auf, verbeugte sich leicht und ging dann zur Tür.

      Kapitel 2 Ein Offizier kann nur der Krone dienen.

      Ein paar Tage nach dem gemeinsamen Abend mit Sarah bat der britische Premierminister William Pitt Arthur in die Downing Street. Diese formlose Einladung zum Frühstück und zu einem Gespräch unter vier Augen verwunderte und beunruhigte den Offizier. Pitt nahm sich sogar die Zeit, ihm zu erklären warum man seinen Bruder als General-Gouverneur von Britisch-Indien abberufen hatte. Es klang fast wie eine Entschuldigung. Genauso wie Castlereagh versuchte auch Pitt ihn zu überzeugen, sich aus dem Konflikt zwischen Richard und der Ostindischen Kompanie herauszuhalten: "Wellesley, es wäre das Beste, diese Geschichte einfach auszusitzen. Der Kampf in der Leadenhall Street ist nicht Ihr Krieg!“ Arthur legte den Kopf schief und blickte den Premierminister misstrauisch an. Egal wem er über den Weg lief, jeder versuchte ihm auszureden, sich in Richards Ärger mit „John Company“ einzumischen. Lord Clive, der Gouverneur von Madras und Sir Alured Clarke, sein ehemaliger Vorgesetzter in Indien hatten damit angefangen. Castlereagh investierte viel Zeit und Energie in dieses leidige Thema. Sogar Georgiana, die Herzogin von Richmond versuchte ihn zu überzeugen, seinen ältesten Bruder dem Schicksal zu überlassen. Nicht etwa, dass Arthur, Richard innig liebte oder sich ihm in irgendeiner Weise verpflichtet fühlte. Eher das Gegenteil war der Fall. Aber er wollte trotzdem verstehen, worum es ging. Er wollte wissen, was zwischen Kalkutta und London gelaufen war, während er im Herzland des indischen Subkontinents mit den Marattha gekämpft hatte: “Sir, gestatten Sie mir ein Frage.“, unterbrach Arthur den Premierminister, „Bis zum heutigen Tage habe ich eigentlich keine Anstalten gemacht, mich in diese sonderbare Geschichte einzumischen. Wie können die Direktoren in der Leadenhall Street gerade dem Mann Misswirtschaft vorwerfen, der ihr Einflussgebiet in Indien in wenigen Jahren verfünffacht hat. Kalkutta und London trennen neun Monate beschwerlichen Seeweges. Es ist sicher nicht ganz einfach aus der Ferne zu verstehen, warum vor Ort ad hoc bestimmte Entscheidungen gefällt werden?“

      „General, halten Sie mir bitte nicht einen Ihrer berüchtigten gelehrten Vorträge über die politische Lage am anderen Ende der Welt“, bremste der Premierminister Arthur barsch. “ich weiß, dass die Entscheidung den Marattha den Krieg zu erklären richtig war und äußerst profitabel für die Ostindische Kompanie und die Krone. Doch außer Macht, Einfluss und Handelskonzessionen existieren auch noch andere wirtschaftliche Faktoren.“ Arthur sprang entrüstet aus seinem Sessel hoch:“Wirtschaftliche Faktoren? Gütiger Himmel! Mylord, als Soldat kann ich auf dieses Argument der Krämerseelen aus der Leadenhall Street nur enttäuscht und verbittert reagieren. Wir haben ‚kostendeckend‘ gearbeitet. Ich habe tonnenweise Beutegut nach Mumbai, Kalkutta oder Madras verschickt...“

      Der Premierminister brach in schallendes Gelächter aus. Er lachte so laut, dass Arthur zusammenschrak, augenblicklich verstummte und sich wieder ganz brav hinsetzte.

      „Kostendeckend. Natürlich waren Sie kostendeckend, mein lieber General. Und dann? Was ist dann geschehen? Denken Sie einmal nach. Benutzen Sie ihren Kopf und wenn das nicht weiterhilft, nehmen Sie einen Abakus zur Hand.“ Pitts Gesichtsausdruck hatte sich plötzlich verändert: Die Züge waren kalt und hart geworden. Eine böse Fratze starrte Arthur durch die ersten Strahlen der Morgensonne hindurch an. Der Premierminister hatte Englisch mit ihm gesprochen. Trotzdem verstand er nicht.

      „Wenn Sie sich schon unbedingt in diese traurige Geschichte einmischen müssen, ohne überhaupt zu verstehen, worum es geht, Arthur“, fuhr Pitt fort, “dann tun Sie es gefälligst in einer durchdachten Art und Weise, anstatt einfach blindlings und mit gezogenem Schwert vorwärts zu stürmen. Man kann nicht jedes Problem mit einem großen Holzknüppel lösen! Entweder Sie bemühen sich um einen Sitz im britischen Unterhaus und unternehmen etwas auf politischer Ebene mit Unterstützung einer Partei, oder Sie sitzen den Ärger, den Ihr Bruder hat einfach aus. Keiner, auch nicht der übelste Kritiker Lord Morningtons stellt Sie, Ihre Leistungen als Offizier oder Ihre Verwaltung der Provinz Mysore in Frage."

      Arthur versuchte Pitt zu erklären, dass er kein Politiker war. Er war davon überzeugt, dass Offiziere politisch neutral sein sollten und nur König und Vaterland dienen sollten. Doch der erfahrene ältere Mann widersprach seinem jüngeren Gegenüber heftig: "Sie müssen Ihre Seite wählen, General“, sagte er scharf, “die Whigs sind gegen den Krieg mit Frankreich. Sie wollen die Streitkräfte auf ein absolutes Mindestmaß reduzieren. Das Geld, das wir heute in eine Berufsarmee investieren, möchten sie lieber in die Weiterentwicklung und Verbesserung der Wirtschaft stecken. Dabei übersehen sie allerdings Bonapartes Kontinentalsperre. Wir tun uns im Augenblick schwer mit dem Zugang zum europäischen Markt und die Whigs tendieren traditionell zum Isolationismus. Das ist, wie Sie sich denken können, für eine kleine Insel mitten im Atlantik verhängnisvoll.“ Der Premierminister ließ seinem ganzen Unmut freien Lauf. Dann senkte er endlich die Stimme. “General, die Armee braucht einen energischen Fürsprecher im Unterhaus, einen Mann vom Fach, nicht irgendeinen interessierten Amateur. Dort könnte es Ihnen vielleicht sogar gelingt, mit den richtigen Argumenten die Kritiker der indischen Politik Ihres Bruders umzustimmen." Arthur sah Pitt lange an. Er hatte das Gefühl, dass sowohl Castlereagh, als auch der britische Premierminister versuchten ihn zu manipulieren. Den Streit zwischen Richard und der Ostindischen Kompanie benutzten sie dabei lediglich als Aufhänger.

      "General, ich kann Ihnen im Namen meiner Partei einen Wahlkreis anbieten und Ihnen so die Möglichkeit geben, im Unterhaus nicht nur für die Soldaten zu sprechen, sondern auch für eine konsequenten Politik gegen den französischen Erzfeind und Bonaparte."

      Pitt ließ wirklich nichts unversucht! Arthur schüttelte energisch den Kopf: "Keinesfalls, Sir. Das ist gegen die Ehre eines Soldaten. Ein Offizier kann nur der Krone dienen. Man darf die Armee nicht zu einer politischen Kraft in unserem Land machen. Sehen Sie nur, wohin es die Franzosen geführt hat…"

      Der Premierminister setzte sich hinter seinen schweren Mahagonischreibtisch und ließ den Kopf in die Hände sinken: "General, sind Sie weltfremd oder borniert?“

      "Weder das Eine, noch das Andere, Sir“, erwiderte Arthur ungerührt, „ich bin nur kein Politiker. Dafür besitze ich weder die Ausbildung, noch die notwendige Überheblichkeit. Ich bin Soldat!” Pitt zog seine Uhr aus der Tasche und öffnete sie. An der goldenen Kette hingen ein kleiner Stechzirkel und ein fein gearbeitetes Dreieck, mit einem Auge in der Mitte. Der Premierminister verbarg die seltsamen Anhänger nicht vor seinem Gegenüber. "Es ist bereits 11 Uhr, General! Ich muss den Außenminister und meinen

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