Adler und Leopard Gesamtausgabe. Peter Urban

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Adler und Leopard Gesamtausgabe - Peter Urban

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gefasst. Er würde genau das Gegenteil von dem tun, was man ihm geraten hatte und in erster Linie seinen eigenen Weg weitergehen. Er wollte sich weder beugen, noch einschüchtern lassen. Sollte er sich allerdings doch irgendwann einmal entscheiden, dann wollte er den Tories seine Bedingungen nennen. Sollte man versuchen ihn zum Gehorsam zu zwingen, wo es nur um persönliche Überzeugung ging, hatte er beschlossen, sich einfach aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen. Sollte es unvermeidbar sein, dann war Arthur sogar bereit seinen Abschied aus der Armee zu nehmen. Sie hatte ihn in Indien nicht mit Geld kaufen können, sie würden ihn in England nicht mit Einfluss und Macht korrumpieren.

      Sarah legte ihren Arm um seine Schulter. Er hatte einen schweren Weg gewählt. Sie befürchtete, dass man einen von Englands begabtesten Soldaten so lange auf einem langweiligen militärischen Posten würde schmoren lassen, bis er entweder nachgab, oder den Abschied nahm. Arthur legte den Kopf zutraulich an ihre Schulter. Er schloss die Augen. Er fühlte sich in diesem Augenblick einfach nur todmüde und erschöpft. Alles war ihm so gleichgültig: seine Karriere, sein nächstes Kommando, der Krieg gegen Frankreich, Bonaparte, Richard. "Verzeih mir bitte, Sarah, aber außer Dir habe ich niemanden, mit dem ich offen reden kann. Es ist sonst nicht meine Art, andere mit meinen Sorgen zu belästigen.", seufzte er leise. Sarah zog ihn fester an sich: „Du belästigst mich nicht mit Deinen Sorgen. Freunde sind dazu da, einander in schwierigen Augenblicken beizustehen. Du hast Dich sehr verändert, Arthur …und nicht zu Deinem Nachteil. Als Du damals mit Deinem Regiment aus Europa fortgegangen bist, hat Papa sich große Sorgen um Dich gemacht. Er war sich nicht sicher, ob Du in der indischen Schlangengrube auch nur einen Tag überleben würdest. Und dann kamen die ersten Nachrichten aus der Kolonie: mein Vater und viele andere haben sich gewundert. Niemand hatte Dir je etwas zugetraut und dann warst Du plötzlich der Einzige, der keine Fehler machte, der nur siegte, dessen Provinz blühte. Weißt Du, Papa hat mir sogar erzählt, dass es einflussreiche Männer in der Regierung und in der Ostindischen Kompanie gab, die an Richards Stelle Dich zum Generalgouverneur von Britisch-Indien ernennen wollten. Doch dann besannen sie sich darauf, dass ‚General Wellesley‘ ja nur ein Soldat sei und der steinalte, todkrank Cornwallis wurde übers Meer geschickt. Den Rest der Geschichte kennst Du." Als Sarah geendet hatte, stand Arthur auf und nahm ihre Hand in die Seine. Langsam gingen die Beiden durch den St.James‘ Park nach Richmond Palace zurück.

      Am 21.Oktober 1805 wurde Frankreich von den Briten in der Seeschlacht bei Kap Trafalgar vernichtend geschlagen. Doch England bezahlte für diesen Erfolg einen hohen Preis: das Leben von Admiral Lord Horatio Nelson. Es hatte kaum eine Woche gedauert, bis diese Nachrichten den Kriegsminister und die Regierung erreichten. Arthur befand sich im Kartenraum des Generalstabs der englischen Landstreitkräfte. Er betrachtete gerade eine große Karte. Am 5.August 1796 hatte in der Anfangsphase des Italien-Feldzuges den Österreicher Wurmser geschlagen, weil dieser sein Heer geteilt hatte, um die französischen Kommunikationslinien zu unterbrechen.

      „General Wellesley, ein Befehl des Kriegsministers,“, riss ihn ein Ordonnanzoffizier aus seinen Gedanken, “man wünscht, Sie umgehend zu sehen!“ Arthur nahm dem Mann den Umschlag ab und lass. Wenn Castlereagh ihm gegenüber das Wort unverzüglich benutzte, dann war irgendetwas Schlimmes geschehen. Er ließ seine Notizen und die Karte liegen und ließ sein Pferd aus dem Stall holen. Nur zehn Minuten später übergab er die Zügel eines aufgeregten und schweißnassen Tieres einem der Wachposten vor dem War Office in Whitehall und betrat das Büro des Kriegsministers ohne anzuklopfen.

      "General, die französische Flotte existiert nicht mehr! Es wird nie eine Invasion Englands geben. Wir haben sie vor Kap Trafalgar geschlagen und die meisten Schiffe der Frösche versenkt!", überfiel der Kriegsminister Arthur mit den letzten Neuigkeiten. Dann zögerte er einen kurzen Moment. “Nelson ist gefallen. Kurz vor dem Ende traf ihn die Kugel eines französischen Scharfschützen ins Rückgrat.“

      Arthur nahm die Nachricht vom Tod seines Kameraden ohne einen Kommentar hin. Die Überlebenschancen hoher Offiziere im Fronteinsatz waren nicht besonders hoch. Doch der Verlust eines so brillanten Soldaten, wie Horatio Lord Nelson war für die Kriegsmarine des Landes natürlich tragisch. "Dann werden wir Bonaparte jetzt endlich in die Defensive zwingen?", fragte er den Kriegsminister. Castlereagh nickte. Er erhob sich und ging um seinen Schreibtisch herum. Freundschaftlich legte er Arthur die Hand auf die Schulter: "Aber Nelson und Trafalgar waren nicht der Grund, warum ich Dich gerufen habe, alter Freund. Du hättest diese Neuigkeiten morgen zum Frühstück in der Times lesen können. Es geht um Deinen Bruder. Wir müssen uns ernsthaft miteinander unterhalten."

      "Was ist jetzt schon wieder mit diesem Unglücksraben Richard los?“, fragte Arthur frustriert.

      "Nichts, mein Freund! Du solltest nur endlich damit aufhören, von Hinz zu Kunz zu Rennen, um für ihn gut Wetter zu machen. Damit schaffst Du Dir im Augenblick nämlich eine Menge Feinde, die Du nicht brauchen kannst. Heute hast Du drei Trumpfkarten und einen Schwarzen Peter in der Hand: Zum einen hat Premierminister Pitt einen hervorragenden Eindruck von Dir. Euer Gespräch Ende September ist äußerst positiv verlaufen. Du hast ihm bewiesen, dass nichts und niemand Dich einzuschüchtern können. Dann ist ganz England Dir für Deine indischen Siege immer noch verpflichtet. Dass Du der jüngste General des Stabes bist, spielt im Augenblick nicht gegen Dich. Drittens kommt noch, dass der Untersuchungsausschuss gegen Richard Dich nicht vorladen möchte. Doch der Herzog von York, Sohn unseres Königs und als Oberkommandierender unserer Streitkräfte Dein großer Chef, kann den Namen Wellesley nicht hören. Er macht dabei auch keinen Unterschied zwischen Dir und deinen Brüdern! Der fette Freddie hat sich also in den Kopf gesetzt, Dich irgendwo in die finstere Provinz zu verschicken auf einen gottverlassenen Außenposten und mit einem absolut unwichtigen Kommando."

      Arthur schien von Castlereaghs Ausbruch völlig ungerührt. Anstelle einer Antwort zuckte er die Schultern. Obwohl er sich mit seinem ältesten Bruder Richard nie vertragen hatte und ihr Verhältnis zueinander seit Jahren schon äußerst gespannt war, gebot ihm sein Sinn für Gerechtigkeit, zumindest auf beruflicher Ebene ein paar Entscheidungen zu verteidigen, die der Unglücksvogel während seiner Zeit als Generalgouverneur von Britisch-Indien getroffen hatte. Ob die Politikerclique in London Arthur für seine Siege auf dem Subkontinent dankbar war, war ihm gleichgültig. Er diente seinem Land und der Krone und erfüllte seine Pflicht als Soldat. Und Frederick von York war dafür bekannt, dass er niemanden im aktiven Dienst leiden konnte, der politisch konservativ und Freimaurer war. Damit befand Arthur sich in allerbester Gesellschaft: Der fette Freddie hatte mit rund achtzig Prozent der britischen Offiziere im Generalsrang erhebliche Probleme. Doch seine Reaktion brachte Castlereagh endgültig aus der Fassung: "Dein verdammtes Ehrgefühl und Deine Gleichmut gehen mir auf die Nerven!“, keifte er Arthur an,“ Da planen wir, ein britisches Expeditionskorps auf den Kontinent zu schicken und mein fähigster General beschließt genau in diesem Augenblick, sich mit dem gesamten Londoner Establishment anzulegen. Du bist gerade dabei, das einzig vernünftige Kommando zu verspielen, dass wir dem Sieger von Assaye anbieten können. Man wird es also irgendeinem steinalten Knochen anvertrauen, der sich vor lauter Gicht nicht mehr im Sattel halten kann, dafür aber politisch korrekt eingestellt ist!"

      "Wem denn?", erkundigte Arthur sich neugierig und etwas belustigt.

      "Cathcart!“,antwortet Castlereagh frustriert.

      "Was für ein Unsinn!“, Arthur grinste, “Der hat als junger Leutnant noch in der letzten Schlacht des Siebenjährigen Krieges mitgemacht. Cathcart muss inzwischen schon fast achtzig Jahre alt sein." Arthur drehte Castlereagh den Rücken zu und sah aus dem Fenster in den Park: " Es tut mir leid, doch ich kann mich nicht beugen. Bitte, versuche es zu verstehen. Im Augenblick geht es hier nicht um meine Karriere als Soldat oder um meinen Ruf. Du kennst meine Einstellung. Es geht nur um Recht und Unrecht. Mein Bruder hat das alles nicht aus reinem Eigennutz gemacht, sondern zum Besten Englands… so wie Richard dieses Beste eben interpretiert hat." Castlereagh schüttelte energisch den Kopf. "Arthur, hör endlich auf zu Träumen. Du kannst doch nicht so weltfremd sein. Das grenzt ja fast an kindliche Naivität. Dein Bruder Richard hat seine gesamte indische Politik darauf zugeschnitten, als ein Sprungbrett in die britische

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