Der Herr des Krieges Gesamtausgabe. Peter Urban

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Der Herr des Krieges Gesamtausgabe - Peter Urban Warlord

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Tag überqueren. Lord Wellington war seinem Feldheer vorausgeritten und befand sich wieder in seinem ehemaligen Hauptquartier in Coimbra. Er zog seinen gesamten Nachrichtendienst ab und schickte Robertson, das Quartett und alle Mitarbeitern über die Uferstraße, entlang des Atlantiks nach Tomar.

      „Jack, ich bin sicher, daß der Prior Sie aufnehmen wird. Ich brauche Sie hinter den französischen Linien. Unsere Kommunikation mit der spanischen Guerilla muß weiter aufrechterhalten werden.” Er winkte Colin Campbell zu sich.

      Der Adjutant übergab dem Benediktiner eine große, mit Papieren gefüllte Tasche: „Die haben wir Massena bei Bussaco abgenommen, Vater Robertson. Viele sind verschlüsselt ...”

      Der Schotte nahm die Dokumente an sich und schmunzelte zu Donna Ines hinüber, die in einer Ecke des Raumes dicht an ihren Gemahl Don Antonio geschmiegt stand. Sie war glücklich und erleichtert über den Ausgang der Schlacht bei Bussaco und konnte ihre Gefühle nicht verbergen. Wie alle Soldatenfrauen, hatte sie den ganzen 27. September lang gezittert, denn der Wind hatte den Donnerhall der Kanonen durch die Serra bis nach Coimbra getragen.

      Wellington lächelte seinen Nachrichtendienstchef an und legte den Kopf schief: „Kann ich mir für ein paar Tage die junge Lady ausleihen, die so hervorragend feindliche Depeschen entschlüsselt?”

      „Ich glaube, mein Sohn, diese Frage müssen Sie dem schneidigen Hauptmann an ihrer Seite stellen.”

      „Major! Er hat sich bei Talavera und Bussaco tapfer geschlagen! All unsere Portugiesen sind einen Dienstrang nach oben gerutscht. Sie hätten sie gestern sehen müssen, Jack!“ Der Ire klopfte dem Benediktiner auf die Schulter und bedeutete ihm, den Raum zu verlassen. Dann trat er zu Donna Ines und Don Antonio hinüber und verbeugte sich leicht vor dem Portugiesen und seiner jungen Frau: „Antonio, mein Freund, ich habe eine große Bitte an dich!”

      „Was kann ich für dich tun, Jefe?”

      „Du! Dieses Mal gar nichts! Es geht um Ines. Würdest du ihr gestatten, einen Auftrag für mich auszuführen. Aber es ist nicht ganz ungefährlich!”

      „Da mußt du meine Perle schon selber fragen, Arturo! Ich bin nur der Glückspilz, dem sie ihr Herz geschenkt hat!” Don Antonio drückte fest die zarte Hand seiner hübschen Frau.

      Wellington nickte seinem Adjutanten verständnisvoll zu. Auch Portugal hatte das finstere Mittelalter bereits weit hinter sich gelassen und die Ladys taten, was sie wollten. Ihm gefiel das Prinzip gut: Gleiche Rechte, gleiche Pflichten! Und das schwache Geschlecht war meist sowieso viel stärker und belastbarer, als die Herren an ihrer Seite. Sarah bewies ihm das regelmäßig: „Also Ines, du müßtest nach Coimbra reiten. Erkläre deinem Schwiegervater, dem Alcalden, daß wir die Stadt nicht verteidigen können. Er muß sie also unbedingt räumen und soviele Zivilisten wie nur irgend möglich evakuieren. Am besten wäre es, die Padres von Santa Clara und von San Antonio dos Olivais am anderen Ufer des Mondego würden helfen und natürlich ihr! Die Brücken zwischen Coimbra und den Stadtteilen auf der anderen Flußseite müssen unbedingt zerstört werden. Sorge dafür, daß die Stadtbevölkerung sich nicht dagegen auflehnt. Der Alcalde muß verstehen! Ich will Massena zwingen, durch die Serra da Estrela über Lousa zu marschieren und nicht entlang der Atlantikstraße über Pombal und Leiria. Die Brücke bei Penacova hat Hill schon hinter seiner Division gesprengt. Und jetzt das Schwierigste: Ihr müßt alle Vorräte, die nicht aus der Stadt, fort in die Berge gebracht werden können, unbedingt vernichten. Dann werden die Franzosen schnell wieder aus eurer Stadt abziehen, denn sie können ihre Truppen nicht versorgen.”

      Die junge Frau nickte dem Iren zu: „Und dann, Arturo?“

      „Dann setzt du dich auf ein Pferd und verschwindest, so schnell du kannst, nach Tomar. Deinen Schwiegervater mußt du entweder mitnehmen, oder in einem tiefen Keller bei Don Manuele verstecken, ansonsten läßt Massena ihn, mitsamt den Stadtältesten, aufknüpfen! Er soll bitte nicht dickköpfig sein! Wenn die Franzosen fort sind, dann kann er ja wieder nach Hause zurück!”

      „Ich ziehe mich nur schnell um! Verlaß dich auf mich! Die Brücken werden zerstört und wir hinterlassen den Adlern hier nur noch verbrannte Erde!”

      Wellington umarmte die junge Frau fest: „Danke, Ines!” Dann wandte er sich seinem Adjutanten zu: „Ich warte draußen auf dich, Antonio!”

      Vier Tage lang verlor die französische Armee das anglo-alliierte Feldheer völlig aus den Augen. Nachdem sie in Coimbra hatten feststellen müssen, daß alle Brücken über den Mondego zerstört waren und es kein Stück Brot in der Stadt und ihrer näheren Umgebung mehr gab, schwenkte Massena nach links, zog den Fluß entlang bis kurz vor Tabua und überquerte die einzige unzerstörte Brücke, um aufs andere Ufer zu kommen. Dies hatte ihn viel Zeit gekostet. Als er sich endlich in der Serra Estrela befand, waren die Portugiesen und Briten schon weit hinter Bathala und Nazare. Der französische Marschall mußte fast all seine Verwundeten in Coimbra zurücklassen, denn von einem Tag auf den anderen setzten wasserfallartig Regenfälle ein, die vom herannahenden, harten Winter in Nordportugal kündeten. Arthur hatte in den Bergen Oberst Trant mit der Luisitanischen Legion und portugiesischer Ordonanza stehen. Trant stellte fest, daß die französische Portugalarmee außer Sichtweite war und kaum Soldaten zum Schutz ihrer Verwundeten zurückgelassen hatte. Er beschloß in einer Nacht- und Nebelaktion, auf leichtem Wege eine große Anzahl Gefangener zu machen. Als Massena schließlich mehrere Tage später durch Späher von diesem verwegenen Akt informiert wurde, befanden die französischen Gefangenen sich bereits auf dem Weg nach Oporto und die Luisitanische Legion außerhalb der Reichweite der französischen Kavallerie.

      Am 8. Oktober 1810 kamen die ersten Einheiten von Wellingtons Feldheer vor den Wällen von Torres Vedras an. Wie Noah auf die Arche, geleitete Sir Arthur seine Soldaten im strömenden Regen, aber noch vor der großen Flut in ihre neuen Stellungen hinter den Befestigungslinien. Durch die Verschnaufpause von fast neun Monaten war es Oberst Fletcher und den Ingenieuren des Feldheeres gelungen, die Befestigungsarbeiten weiter voranzutreiben, als der Oberkommandierende je zu hoffen gewagt hätte. Drei Wälle schützten Portugals Hauptstadt vor einem französischen Angriff. Lediglich Bob Craufurds bewährte Leichte Division und Freddy Ponsonbys britische und portugiesische Husaren befanden sich am 10. Oktober noch außerhalb der schützenden Mauern. Nur die Stellungen von der Mündung des Zizandre am Atlantik bis Mafra und Quintella hielten über 30 Meilen, entlang der ersten Befestigungsanlage, vorläufig die Briten. Die beiden inneren Bollwerke waren bereits mit portugiesischer Miliz und Ordonanza besetzt. Arthur glaubte nicht, daß die Franzosen jemals so weit kommen würden, als daß die Hilfstruppen seiner Verbündeten auch nur einen Kanonenschuß abgeben müßten. Und auch an den vordersten Wällen würde das anglo-alliierte Feldheer sich gerade einmal lange genug aufhalten, um nach dem Wettlauf von Bussaco nach Südportugal hinunter ein bißchen Atem zu schöpfen. Dann sollten auch sie durch 25.000 portugiesische Milizangehörige, 8000 Spanier unter Arthurs Freund de la Romaña und 2500 britische Marineinfanteristen und Artilleristen ersetzt werden. Die Wälle von Torres Vedras verfügten über ein hervorragendes Kommunikationssystem: Fletcher hatte Semaphoren errichtet, die in weniger als sieben Minuten eine Nachricht von der Atlantikküste bis hinunter zum Tejo übermitteln konnten. Eine schriftliche Nachricht brauchte von Arthurs Hauptquartier in Pero Negro zu jeder beliebigen Einheit seines Feldheeres weniger als eine Stunde. Der Ire hatte über mehrere französische Angriffsvarianten spekuliert und in Anbetracht aller nur erdenklichen Möglichkeiten seine Divisionen aufgestellt. Die Befestigungsanlagen waren so sicher, daß er es sich ausnahmsweise erlauben konnte, riesige Frontabschnitte mager zu bemannen. An der östlichen Flanke, am Tejo, stand nur Hills Zweite Division, zwischenzeitlich um portugiesische Einheiten verstärkt. Als nächstes kam Craufurd. Er hatte den längsten Frontabschnitt, aber auch die größte Erfahrung mit einer solchen Situation. Bei Torres Vedras lag die Dritte Division von Sir Thomas Picton. Das restliche Gros des Feldheeres hatte Wellington links und rechts von seinem eigenen Hauptquartier gesammelt.

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