DÄMONEN DER STEPPE. Michael Stuhr

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DÄMONEN DER STEPPE - Michael Stuhr

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er ihn mit Bissen und presste ihn mit groben Stößen gegen das Gatter. Jomo war vor Angst halb wahnsinnig; offenbar wusste er nicht, was er tun sollte, denn Arkas verstieß gegen alle Regeln. Schließlich machte er sich mit einer verzweifelten Anstrengung wieder von dem Angreifer frei und floh mit schäumendem Maul quer über das Gelände. Ysell erkannte, dass er genau auf die Lücke im Zaun zuhielt, hinter der sie stand. Sie wollte fortlaufen, aber ihre Beine gehorchten ihr nicht. Verzweifelt riss sie die Arme hoch, damit die Tiere sie nicht überrannten. Entsetzt sah sie, wie Jomo zum Sprung über die beiden unteren Querbalken ansetzte, und erst im letzten Moment schaffte sie es, sich zur Seite zu werfen, aber da flogen auch schon zwei riesige Schatten über sie hinweg und der Boden erzitterte unter dem Aufprall zweier schwerer Körper. Jomo war schlecht aufgekommen und gestürzt, und Arkas war voll in ihn hineingerannt. Nun wälzten sich beide Tiere in einem wirbelnden Knäuel aus Zähnen, Beinen und zotteligem, sandfarbenen Fell auf dem Boden.

      Plötzlich war Nekoi da. Ungeachtet der Gefahr rannte die ältere Trossfrau auf die Tiere zu, die sich gerade wieder aufrappelten; in der Hand hielt sie den dünnen Strick mit der Schlinge, das Hauptwerkzeug der Trossleute.

      Ysell richtete sich auf und sah, wie Nekoi versuchte, die Schlinge um beide Vorderbeine von Arkas zu bringen, sie erwischte jedoch nur eines davon und der Hengst riss ihr mit einer unwilligen Bewegung den Strick aus den Händen. Es schien Ysell, als werfe Arkas dem fliehenden Jomo noch einen letzten abfälligen Blick zu, dann setzte er sich wieder in Trab und sprang mit einer hochmütig-eleganten Bewegung in das Gehege zurück. Die Schlinge um sein linkes Vorderbein saß fest und das Seil schrammte mit einem sirrenden Geräusch über das Holz.

      Plötzlich stutzte Arkas. Drei andere Trossleute waren auf der Koppel aufgetaucht und stellten sich ihm im Halbkreis entgegen.

      Ysell konnte erkennen, dass das Geschlecht des Hengstes angeschwollen war. Wütend starrte er die Männer an und scharrte unruhig im Staub.

      „Er will zu den Stuten!“, rief Nekoi aufgeregt den anderen zu. „Bringt ihn zu Fall! Er darf sich nicht paaren!“

      „Aber er hat doch gewonnen“, wandte Ysell halblaut ein. Niemand achtete auf sie. Langsam ging sie zum Zaun, um den Fortgang des Kampfes zu beobachten.

      Arkas hatte keinesfalls die Absicht, sein Recht auf Paarung aufzugeben. Zögernd machte er ein paar Schritte auf die Trossleute zu. Das Seil ringelte sich im Staub wie eine Schlange, die sich in sein Bein verbissen hatte. Nekoi schwang sich eilig durch die Lücke im Gatter - und dann ging plötzlich alles ganz schnell.

      Arkas wandte den Kopf Nekoi zu, die sich ihm von hinten näherte, und wich tänzelnd zur Seite aus. Darauf hatten die anderen Trossleute nur gewartet, zwei Schlingen flogen heran und legten sich um seinen Hals. Arkas schnaubte zornig auf und stieg steil nach oben. Seine Beine wirbelten in wilder Abwehr durch die Luft, da legte sich eine weitere Schlinge um das andere Vorderbein. Nun konnte auch Nekoi ihr Seil wieder aufnehmen und das Schicksal des Hengstes war besiegelt; es dauerte nur noch Augenblicke, bis er mit einem dumpfen Laut zu Boden stürzte.

      „Hol Bogan!“, rief Nekoi Ysell zu „Beeil dich!“

      Wenig später stand Ysell keuchend vor Bogan und berichtete ihm in kurzen Worten, was geschehen war.

      „So, Arkas also.“ Bogan nickte grimmig - „Nun, das haben wir schon lange geahnt.“ Ein böses, kurzes Schnaufen ausstoßend ging er zu einem Wandschrank, dem er eine längliche Metallkassette entnahm. Mit schnellen Bewegungen stellte er den Kasten auf den Tisch, öffnete ihn und überprüfte den Inhalt. Ysell sah ein Messer mit kurzer, nach innen gebogener Klinge und einige Flaschen, die Bogan jetzt anhob, in der Hand wog und kurz schüttelte. Offenbar war er mit dem Ergebnis zufrieden, denn er verschloss den Kasten wieder und klemmte ihn sich unter den Arm. „Weißt du, was ich gleich tun werde?“, fragte er Ysell.

      „Ich - ich glaube ja.“

      „Du musst es nicht mit ansehen“, sagte Bogan im Hinausgehen. „Du kannst auch hier bleiben.“

      Ysell war es übel vor Aufregung. Nichts hätte sie im Moment lieber getan, als möglichst weit von dem Gehege fortzubleiben. „Kann ich dir dabei helfen?“, fragte sie unsicher.

      „Vielleicht“, antwortete Bogan „Aber ich will zusehen, dass ich allein zurechtkomme.“

      „Ich komme mit!“, sagte Ysell mit entschlossener Stimme, die nur ein ganz klein wenig belegt war, und setzte sich in Bewegung „Ich will mich nicht drücken.“

      „Wie du willst.“ Bogan sah sie seltsam an und hielt ihr die Tür auf. Dann ging er mit schnellen Schritten hinaus zu den Gehegen. Ysell musste fast rennen, um mit ihm Schritt zu halten.

      Bogan bestand nicht darauf, dass Ysell ihm half, denn es waren mittlerweile genug andere Trossleute dazugekommen. Arkas´ Vorderbeine waren inzwischen zusammengebunden worden und er lag mit rollenden Augen und schäumendem Maul auf der Seite. Zwischen seinen Hinterbeinen hatte man ein etwa drei Ellen langes Stück Holz angebracht, das auf beiden Seiten gabelförmig auslief. In jedem Gabelende steckte eines der Hinterbeine, die mit Stricken unverrückbar fest an das Holz gebunden waren.

      Es schnürte Ysell die Luft ab, als sie das stolze Tier so hilflos daliegen sah. Ihr Schritt verlangsamte sich, und als Bogan das Gehege betrat, blieb sie am Zaun stehen.

      Bogan kniete bei dem Tier nieder und öffnete die Kassette. Ysell musste sich fest halten. Er nahm eine der Flaschen und benetzte die Stelle, an der er den Schnitt setzen würde. Arkas tobte in seinen Fesseln wie wahnsinnig und Ysell hielt sich an dem Zaun fest, als hinge ihr Leben davon ab.

      Jetzt griff Bogan wieder in die Kassette und brachte das Messer zum Vorschein. Arkas wand sich, versuchte, auf die Füße zu kommen und Ysell stöhnte leise auf. Sie krallte die Fingernägel in das Holz des Gatters, dass es schmerzte, aber sie konnte nicht loslassen. Es schien ihr, als würde die Welt um sie herum verschwimmen und nur ein einziger Fleck trete in gnadenloser Schärfe und Helligkeit hervor. - Bogans Messer zwischen den Schenkeln des Hengstes, der sich verzweifelt gegen die Stricke wehrte, so als ahne er, was ihm bevorstehe. Als Bogan das Messer ansetzte, und Arkas´ panisches Keuchen unvermittelt zu einem dumpfen, stoßweisen Brüllen anschwoll, knickten Ysell die Knie ein und es wurde dunkel vor ihren Augen.

      „Es war nötig!“ Nachdem alles vorüber war, saßen Nekoi und Ysell auf dem Rand des Wassertrogs am Gatter. Die Trossfrau hatte eine Hand auf Ysells Schulter gelegt und beide beobachteten Arkas, der mit hängendem Kopf in der am weitesten entfernten Ecke des Geheges stand.

      „Er hatte doch gewonnen!“, protestierte Ysell schwach und sah zu Boden. Sie schämte sich entsetzlich, dass sie schlappgemacht hatte. „Er hatte Jomo besiegt, und es waren seine Stuten!“

      „Mir wäre es auch lieber gewesen, er hätte sich mit seinem Sieg zufrieden gegeben.“ Nekoi seufzte. „Aber er wollte Jomo für immer vertreiben, und sie hätten nie wieder zusammen im Tross gehen können.“

      „Es wären bestimmt schöne Fohlen geworden“, beharrte Ysell auf ihrem Standpunkt. Arkas war der stärkste und stolzeste Hengst deiner Gruppe - der schönste im ganzen Gehege!“

      „Wir züchten Tragtiere, Ysell, keine Kampfhähne“, erklärte Nekoi geduldig. Stell dir vor, Arkas´ Hengstfohlen hätten sein Temperament geerbt und seine Stutenfohlen hätten nach ein paar Jahren ebenso unverträgliche Hengstfohlen hervorgebracht.

      „Hm.“ Ysells Widerstand wurde schwächer. Sie sah ja ein, dass ein Hengst wie Arkas über seine Nachkommen die ganze Zucht verderben konnte.

      „Wir brauchen

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